INFORMATIONSVERANSTALTUNG ZUR EINWEISUNG IN DIE KÜNFTIGE STRUKTUR DER BUNDESWEHR DURCH DEN INSPEKTEUR DES SANITÄTSDIENSTES
"Hinter uns liegt ein ereignisreiches Jahr und vor uns liegt eine Zukunft, die weitreichende und einschneidende Veränderungen mit sich bringen wird."
Mit diesem kurzen und treffenden Resümee eröffnete Generaloberstabsarzt Dr. Kurt-Bernhard Nakath am 14.12.2010 die Informationsveranstaltung vor mehr als 170 Entscheidungsträgern des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und Angehörigen der Personalvertretung an der Sanitätskademie der Bundeswehr in München.
Mit den "weitreichenden und einschneidenden Veränderungen" sprach der Inspekteur des Sanitätsdienstes die anstehende Strukturreform der Bundeswehr an (Abb. 1). Diese befindet sich weiterhin in einem politischen Entscheidungsprozess, zahlreiche Entscheidungen stehen noch aus. Folglich konnte der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Dr. Nakath auch auf die für den Sanitätsdienst wesentlichen Fragen, wie zum Beispiel die Eigenständigkeit des Sanitätsdienstes oder gar zu Stationierungsentscheidungen, noch keine Antworten geben. Unabhängig davon konnten aber bereits Informationen zur Struktur des zukünftigen Sanitätsdienstes als Vorschlag des Führungsstabes im Rahmen der Veranstaltung präsentiert werden.
Abb. 1: Inspekteur zur Zukunft des Sanitätsdientes
Herkulesaufgabe
Der Inspekteur erläuterte zunächst Grundlagen und Ziele der Strukturreform. Schwerpunkte hierbei sind die Haushaltskonsolidierung, die demografische Entwicklung, und die Notwendigkeit die Streitkräfte noch mehr als bisher einsatzorientiert zu gestalten. Als eine "Herkulesaufgabe" bezeichnete es Dr. Nakath, "die Streitkräfte in noch stärkerem Maße als bisher an den Erfordernissen des Einsatzes auszurichten und Auftrag, Aufgaben und Fähigkeiten der Bundeswehrmit der finanziellen Ausstattung in Einklang zu bringen." Hierfür wurden wichtige Vorarbeiten erbracht. Bereits seit 2008 wurde in verschiedenen Workshops und Projektgruppen "intensive konzeptionelle Grundlagenarbeit" geleistet, auf deren Basis die jetzige zielgerichtete und praxisorientierte Planung erfolgt.
Keine Einschränkungen können bei der medizinischen Versorgung akzeptiert werden. Hier zitierte Dr. Nakath den Generalinspekteur: "Bei der sanitätsdienstlichen Versorgung im Einsatz und in der kurativen Inlandsversorgung unserer Soldaten dürfen wir auch weiterhin keine Kompromisse eingehen."
Die Bedeutung einer "Führung aus einer Hand" für den Erhalt der Qualität der medizinischen Versorgung aller Truppenteile konnte der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr mit der Aussage "Nur ein in seiner Gesamtheit als Systemverbund funktionierender Sanitätsdienst ist ein starker Sanitätsdienst!", unterstreichen.
Im Anschluss an die Einführung des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr informierten die Referatsleiter des Führungsstabes des Sanitätsdienstes im Bundesministerium der Verteidigung über die Details der Überlegungen und Planungen des Führungsstabes.
Grundlage und Maßstab für alle getroffenen und noch zu treffenden Entscheidungen ist der Einsatz. Bis zu 10.000 Soldatinnen und Soldaten sollen künftig gleichzeitig entsandt werden können. Der Gesamtumfang der Streitkräfte wird ca. 185.000 Soldatinnen und Soldaten betragen. Die Wehrpflicht wird ausgesetzt. Stationierungsentscheidungen sollen bis Mitte 2011 getroffen werden. Der Personalumfang des zukünftigen Sanitätsdienstes ist noch offen.
Die Aufgaben des Führungsstabes des Sanitätsdienstes, des bisherigen Sanitätsführungskommandos und des Sanitätsamtes der Bundeswehr werden zukünftig in einem "Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr" übernommen. Der Umfang der sanitätsdienstlichen Aufgabenwahrnehmung im neuen BMVg ist noch nicht abschließend festgelegt. Das Kommando Sanitätsdienst führt nach derzeitiger Planung die Bundeswehrkrankenhäuser und die Zentralinstitute unmittelbar (Abb. 2: ).
Abb. 2: Struktur der Zukunft
Die vier regionalen Kommandos werden aufgelöst und gehen in einem Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung (KdoSanEinsUstg) und einem Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung (KdoReg- SanUstg) auf. Ersterem werden die Sanitätstruppe einschließlich der Versorgungs- und Instandsetzungszentren unterstellt, letzterem die regionalen Sanitätseinrichtungen. Diese bestehen aus Sanitätsunterstützungszentren (SanUstgZ), welche auch über Fachärztliche Fähigkeiten, sowie Ausbildungs- und Einsatzelemente verfügen. Sanitätsversorgungszentren (SanVersZ) sollen im Schwerpunkt der ambulanten truppenärztlichen Versorgung stehen. Die Sanitätsakademie der Bundeswehr (neu) wird neben ihrem bisherigen Auftrag zusätzliche Aufgaben erhalten. In ihr werden Forschung, Lehre und Weiterentwicklung sowie die Führung der Fachinstitute zusammengefasst.
Zum Abschluss forderte Dr. Nakath die Entscheidungsträger auf, den eingeschlagenen Weg gemeinsam zu gehen und die Mitarbeiter offen und umfassend zu informieren.
Abb. 3: Gedenkwand des Sanitätsdientes
Zentrale Gedenkstätte
Am Rande der Informationsveranstaltung weihte Generaloberstabsarzt Dr. Nakath eine Gedenkstätte des Sanitätsdienstes in Anwesenheit von Lehrgangsteilnehmern der Sanitätsakademie der Bundeswehr und den hochrangigen Teilnehmern der Informationsveranstaltung ein. Die Gedenkwand ist all denjenigen Angehörigen des Sanitätsdienstes gewidmet, die in Ausübung ihrer Pflicht ihr Leben ließen. Sie schließt damit Gefallene wie auch im Dienst verunfallte Angehörige des Sanitätsdienstes ein. Exemplarisch nannte Dr. Nakath einige Namen und Ereignisse. Unter anderem Oberstabsarzt Dr. Thomas Broer und den Rettungssanitäter Oberfeldwebel Florian Pauli, die im Jahr 2010 bei Gefechten in Afghanistan ums Leben kamen (Abb. 3). Die Kranzniederlegung zu Ehren aller Gestorbenen erfolgte unter musikalischer Begleitung des "Lied vom guten alten Kameraden" und dem militärischen Gruß aller Soldaten in ehrenvollem Andenken an ihre Kameraden.
Datum: 01.10.2010
Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2010/4