04.01.2021 •

Akademie für Krisenmanagement Notfallplanung und Zivilschutz stellt sich vor

E. Langer, R. Trebbe, M. Weber

Gansen

Die AKNZ als zentrale, nationale Bildungseinrichtung für den Bevölkerungsschutz

Mit der Gründung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) im Jahr 2004 wurde auch die Akademie für Krisenmanagement Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) neu als Abteilung IV des BBKs am Standort Ahrweiler aufgestellt. Im Gegensatz zur thematischen Ausrichtung an den Ausbildungsstätten der Bundesländer im Katastrophenschutz liegt der Focus der AKNZ auf Schadensereignissen von nationaler Bedrohungsgröße, bzw. wie es der Name der Akademie beschreibt im Zivilschutz und somit bezogen auf den Spannungs- bzw. Verteidigungsfall.

Die AKNZ ist als Bildungseinrichtung anerkannt als Drehscheibe für Fragen der staatlichen und nichtstaatlichen Sicherheitsvorsorge und hat sich darüber hinaus im Rahmen des nationalen Krisenmanagements sowie der Notfallvorsorge und –bekämpfung etabliert als Integrationsstelle für alle einschlägigen Stellen in Bund, Ländern und der Wirtschaft. Die Übungsreihe LÜKEX, die an der AKNZ ihren Beginn in der Anlage und Durchführung hatte,  hat seit 2004 maßgeblich zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Risiko- und Krisenmanagement von Bund und ­Ländern auf der administrativ-politischen Entscheidungsebene beigetragen. Sie verfügt damit sowohl über die umfassende Kompetenz als auch über die für eine Vernetzungsfunktion unabdingbare Akzeptanz bei allen Beteiligten. Aufgrund der uneingeschränkten Einbindung unseres Staates in die Bündnisse der NATO und EU ist es selbstverständlich, dass sich die Führungsausbildung für die Bewältigung von Lagen in Katastrophen und dem Zivilschutz auch an den Standards der genannten Organisationen messen muss und somit auch NATO und EU Kurse durch die AKNZ angeboten werden. Neben u. a. Bereichen wie Führungs- und Stabslehre, Gefahren- und Risikoanalyse haben die Zivil-Militärische Zusammenarbeit (ZMZ) und das Gesundheitswesen einen wesent­lichen Stellenwert in der Seminarlandschaft der AKNZ.

Luftbild AKNZ
Luftbild AKNZ
Quelle: OTL M. Wiese

Die AKNZ stellt aufgrund eines bilateralen Abkommens zwischen dem Bundesministerium des Inneren (BMI) und dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) seit 2003 einen der vier Ausbildungsstandorte für die ZMZ dar. Neben der Basisausbildung der ZMZ, die in Nienburg Weser am Multinational CIMIC Command vermittelt wird, der Stabsarbeit in der ZMZ, die an der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover gelehrt wird, führt die Führungsakademie der Bundeswehr ZMZ Lehrgänge für höhere Führungskräfte durch.

Besonderes Alleinstellungsmerkmal der ZMZ Seminare an der AKNZ ist es, dass in zivil-militärisch gemischten Hörsälen Soldaten gemeinsam mit Vertretern der zivilen Administration, der Hilfs- und der BOS-Organisationen interdisziplinär lernen und üben können und somit Ausbildung, Erfahrungen und Sozialisation der beiden Seiten ZIVIL und MILITÄR gemeinsam miteinander in der Bewältigung von Katastrophen und schweren Unglücksfällen ihre Fähigkeiten einbringen können. Dabei werden die Verfahren der kompetenzorientierten Ausbildung und das pädagogische Leitbild der AKNZ stets berücksichtigt. Dies führt nicht nur zu sehr praxisorientierten Ausbildungssituationen, sondern zeigt auch oftmals offen Verbesserungspotential an den jeweiligen Schnittstellen auf. Weiterhin ist es natürlich auch die Zielsetzung der ZMZ-Seminare an der AKNZ die unterschiedlichen Verfahrensweisen der Organisationen aufzuzeigen, Hilfestellung bei der Kooperation zu geben und einen gemeinsamen Zeichenvorrat für die Auftragserfüllung zu schaffen. Neben dem bereits inhaltlich beschriebenen Aufbauseminar, wird im Bereich ZMZ ein Vertiefungsseminar angeboten mit den derzeitigen Themenschwerpunkten Resilienz und langanhaltende, großflächige Stromausfälle.

Gemäß der Konzeption Zivile Verteidigung (KZV) ergänzt „der Bund […] die Maßnahmen der Länder mit Blick auf die besonderen Anforderungen eines Massenanfalls von Verletzten im Zivilschutz.“ Dazu ist u. a. die Teilfähigkeit Krankenhausalarm- und Einsatzplanung (KAEP) sicherzustellen. Die KAEP ist als Themenbereich in der KZV verankert und wird als Teilkonzeption umgesetzt (Rahmenkonzept Krankenhausalarm- und –einsatzplanung in der Zivilen Verteidigung (RK KAEP ZV)).

Das BBK hat gemeinsam mit Expertinnen und Experten von medizinischen Fachgesellschaften, insbesondere der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Krankenhauseinsatzplanung e. V. (DAKEP) und der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) sowie weiteren Fachleuten aus den Bundesländern und aus dem Bundesgesundheitsministerium ein Handbuch „Krankenhausalarm- und -einsatzplanung“ erstellt. Dieses Handbuch befindet sich zurzeit in der finalen redaktionellen Überarbeitung und wird anschließend veröffentlicht. Es hat empfehlenden Charakter und bildet die Basismaßnahmen einer KAEP ab, auf denen die Maßnahmen der Zivilen Verteidigung fußen. Im April 2020 erfolgte eine Vorab-Teilveröffentlichung des Handbuchs, um Krankenhäuser in der Vorbereitung auf die Covid19-Pandemie zu unterstützen, Die Vorab-Teilveröffentlichung steht auf der BBK-Website zum Download bereit (https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/BBK/DE/Downloads/GesBevS/Handbuch_KAEP.pdf?__blob=publicationFile ).

Entsprechend wird das Seminarangebot an der AKNZ sowohl an die Empfehlungen des Handbuchs KAEP sowie des Rahmenkonzeption KAEP ZV angepasst. Dabei werden auch weitere, bislang weniger berücksichtigte Themenfelder behandelt, wie z. B. die Steuerung von Ressourcen, der Umgang mit Engpassressourcen in der klinischen Versorgung, medizinische Versorgungsstrategien bei Mangel von Ressourcen und die Einordnung von Krankenhäusern in privater Trägerschaft in die Prozesse und Strukturen im Falle eines festgestellten Spannungs- oder Verteidigungsfalles.

Die Schulungen im Bereich der KAEP betrachten dabei das Krankenhaus als zentrale Struktur in einem komplexen Geflecht von Abhängigkeiten und Schnittstellen der polizeilichen und nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr, die bedacht werden müssen, um die Struktur Krankenhaus in Krisen operativ einsatzbereit zu halten. Ziel ist es dabei auch, das Thema Sicherheit in der Kritischen Einrichtung Krankenhaus zu beleuchten und hinsichtlich der komplexen Zusammenhänge zu sensibilisieren. Das Risiko- und Krisenmanagement KRITIS sowie ganzheitliche Sicherheitskonzepte werden – insbesondere auch im Hinblick auf die aktuelle SARS-CoV2-Lage – als strukturierte Verfahren vorgestellt. Erste Lösungsmöglichkeiten und die praktische Anwendung z. B. im Rahmen von Krankenhausübungen werden durch Praxisvorträge aufgezeigt.

Weitere Aktivitäten am Beispiel RERE 20

Die Plattform AKNZ und die an der Akademie vorhandene Expertise werden auch in weiteren Fachdisziplinen und über die deutschen Grenzen hinweg wahrgenommen.

So ist aktuell (Stand Oktober 2020) das Wargame RESILIENT RESPONSE 2020 (RERE 20) in Vorbereitung. Die AKNZ arbeitet dabei als ein Partner zusammen mit dem Multinational Medical Coordination Centre /European Medical Command (MMCC/EMC). Zusätzlich unterstützt das MMCC/EMC, als nationale Einrichtung mit multinationaler Beteiligung, in einsatzbezogenen Fragen die militärischen Hauptquartiere und Agenturen von NATO und EU. Ein weiterer multinationaler Partner für das Wargame RERE 20 ist das European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats (Hybrid CoE) in Helsinki. Die RERE 20 findet Ende November 2020 als eines der Vorzeigeprojekte im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in Koblenz statt.

Als Grundszenario wurde – auch auf Grund der aktuellen SARS-CoV-2-Situation – eine Pandemie-Lage mit hybriden Einflüssen und Auswirkungen auf den medizinischen Sektor gewählt. Im Rahmen des Wargame soll die internationale grenz- und organisationsübergreifende Zusammenarbeit zwischen den zivilen und militärischen Stakeholdern und Einrichtungen analysiert werden. Nach aktuellem Stand werden bis zu sechzehn EU-, bzw. NATO-Staaten an der Übung teilnehmen. Ein Teil der Übenden wird dabei vor Ort in Koblenz sein, andere Teilnehmer werden sich virtuell aus ihrer Nation an der Übung beteiligen.

Wie kann man an Seminaren der AKNZ teilnehmen?

Im Oktober des jeweilig vorhergehenden Kalenderjahres gibt die AKNZ ihr Jahresprogramm in Form eines Buches, einer CD und als Download heraus. In diesem Jahresprogramm der AKNZ sowie auf der Homepage finden Sie das Anmeldeformular. Die Anmeldung erfolgt grundsätzlich durch das entsendende Unternehmen bzw. Dienststelle / Organisation. Der Teilnehmerkreis ist der jeweiligen Seminarbeschreibung zu entnehmen.

InfoLink: https://www.bbk.bund.de/DE/AufgabenundAusstattung/AKNZ/aknz_node.html 

 

 

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