21.05.2013 •

DAS KOMMANDO SANITÄTSDIENST DER ­BUNDESWEHR IM ÜBERBLICK

Das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr in Koblenz ist die höhere Kommandobehörde des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und gleichzeitig Sitz des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Herrn Generaloberstabsarzt Dr. Ingo Patschke.

Das Kommando mit Sitz in Koblenz ist das truppendienstliche Führungskommando des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr,  und als Fachkommando für den Sanitätsdienst der Bundeswehr in seiner Gesamtheit fachvorgesetztes Kommando zuständig für alle sanitätsdienstlichen Fragestellungen. Bedingt durch die Verkleinerung des Bundesministeriums der Verteidigung im Rahmen der Neustrukturierung der Bundeswehr, übernahm das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr viele der bisher im Bundesministerium der Verteidigung wahrgenommenen Aufgaben. Zugleich wurden mit der Auflösung des Sanitätsamtes der Bundeswehr die meisten der dort bislang wahrgenommenen Fachaufgaben in das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr verlagert.
Das Kommando Sanitätsdienst als die dem Bundesministerium der Verteidigung unmittelbar nachgeordnete Kommandobehörde unterstützt den Inspekteur des Sanitätsdienstes bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben. Sämtliche Planungs-, Führungs-, Kontroll- und Steuerprozesse für den Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr, liegen erstmalig mit der fachlichen Führung der Sanitätsdienste in den anderen Teilstreitkräften und militärischen Organisationsbereichen zusammen in einer Hand. Gleichzeitig nimmt das Kommando die Funktion einer Überwachungsbehörde für die Bundeswehr auf dem Gebiet der Öffentlich Rechtlichen Aufsicht wahr, soweit diese durch Rechtsvorschriften dem Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr übertragen worden sind.
Die Vielzahl herausforderungsvoller Aufgaben sowie die Präsenz hochrangiger Vertreter des Sanitätsdienstes der Bundeswehr machen die Komplexität des Auftrages, aber auch die Bedeutung des Kommandos Sanitätsdienst deutlich.
Die Entstehung des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr hat seinen Ursprung in der Neuausrichtung der Bundeswehr und reicht zurück bis in das Jahr 2011, als die ersten Überlegungen zur Ausplanung vorgenommen wurden. Ziel dieser Strukturreform war und ist die Anpassung aller zivilen und militärischen Bereiche von Bundeswehr und Ministerium an die veränderten sicherheitspolitischen Herausforderungen sowie die Steigerung deren Effektivität und Effizienz.
Mit dem Dresdner Erlass vom 21. März 2012 wird die Führungsorganisation der Bundeswehr grundlegend neu gestaltet:
Im Bundesministerium der Verteidigung erhält der Generalinspekteur eine zentrale Stellung. Ihm obliegt sowohl die truppendienstliche Führung und Planung der Streitkräfte als auch die ministerielle Verantwortung für die Einsätze.
Die Inspekteure der Teilstreitkräfte und militärischen Organisationsbereiche tragen nun ihre Verantwortung als Führer ihrer Organisationsbereiche außerhalb des Ministeriums. Ihr Sitz ist die jeweilige höhere Kommandobehörde.
Wesentliches Augenmerk des Inspekteurs des Sanitätsdienstes liegt jetzt auf der Fortschreibung der allumfassenden Verantwortung für die Gesundheitsversorgung der Bundeswehr. Aufgrund der fachlichen Gesamtverantwortung ist der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr der fachliche Vorgesetzte der Sanitätsdienste aller Teilstreitkräfte und militärischer Organisationsbereiche. Diese fachliche Gesamtverantwortung für die gesamte Bundeswehr wurde ihm durch den Dresdner Erlass zuerkannt.
Innerhalb des Bundesministeriums der Verteidigung sind neben drei kompletten Referaten, deren Hauptaufgabengebiet sanitätsdienstliche Themen beinhaltet, in verschiedenen Referaten weitere Sanitätsoffiziere vertreten.
Die Führung des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr stützt sich neben dem eigenen Kommandostab auf vier weitere Säulen (Abb. 1). Neu dabei ist das zentrale Management der Bundeswehrkrankenhäuser sowie der Zentralen Institute der Bundeswehr, jetzt direkt durch eine Abteilung des Kommandos Sanitätsdienst. Die Führung obliegt dem Stellvertretenden Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in seiner Funktion als Kommandeur Gesundheitseinrichtungen.

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System Sanitätsdienst.


Neuaufgestellt wurden auch zwei Fähigkeitskommandos, zum einen das Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung mit Standort Weißenfels und das Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung, stationiert in Diez an der Lahn. Als Nukleus für diese beiden neuen Fähigkeitskommandos dienten das Sanitätskommando III für das Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung und das Sanitätskommando II für das Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung.
Die Sanitätsakademie der Bundeswehr in München bleibt zentrale Ausbildungs- und Forschungsstätte des Sanitätsdienstes, untersteht aber nun auch direkt dem Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr.
Am 1. Oktober 2012 wurde das neue Kommando mit einem feierlichen Aufstellungsappell am Deutschen Eck in Koblenz in Dienst gestellt (Abb. 2).
Durch die Aufstellung des Kommandos des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Koblenz, der Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Mosel, sind Teile des Führungsstabes des Sanitätsdienstes aus dem Bundesministerium der Verteidigung in Bonn, des Sanitätsamtes in München und des Sanitätsführungskommandos in Koblenz miteinander verschmolzen.
Derzeit ist das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr noch an den drei Dienstorten Koblenz, Andernach und München stationiert. Ziel ist es in absehbarer Zeit die Anteile aus München an den Standort  Koblenz zu verlegen.

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Aufstellungsappell am Deutschen Eck.


Die Neuausrichtung der Bundeswehr spiegelt sich auch in der Struktur des neuen Kommandos wider (Abb. 3):
Das Format der bekannten Stabs- bzw. Generalstabsabteilungen wurde verlassen, da im Rahmen der Zusammenlegung von fachlicher, fachdienstlicher und truppendienstlicher Füh­rung eine prozessorientierte Wahrnehmung von Aufgaben zielführender ist.
Die Bündelung von Aufgaben, Verantwortung und Kompetenz, um dadurch eine prozessorientierte Ausgestaltung zu erlangen, war der Kerngedanke der Reform.
Der Personalumfang des Kommandos zur Erfüllung der gebündelten Aufgaben umfasst insgesamt rund 600 Dienstposten.
An der Spitze des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr steht der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, welcher in fachlichen Fragen durch die Inspizienten beraten wird. Neben den Inspizienten für Zahnmedizin, Veterinärmedizin und Wehrpharmazie wurde ein weiterer Inspizient für Medizinalfach- und Assistenzberufe ausgebracht. Erstmals wird so die Gleichstellung wichtiger Berufsgruppen im Sanitätsdienst der Bundeswehr betont.
Beratende Funktion hat auch die Rechtsabteilung, allerdings nicht nur für den Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, da sie den gesamten Stab bei rechtlichen Fragestellungen unterstützt.
Der Stellvertreter des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ist zugleich Kommandeur der Gesundheitseinrichtungen. In dieser Funktion führt dieser die Bundeswehrkrankenhäuser direkt aus dem Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr heraus. Die Führung der Überwachungsstellen der Öffentlich Rechtlichen Aufsicht und der Zentralen Institute des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr wird in Zukunft ebenfalls aus dem Kommando heraus durch den Kommandeur Gesundheitseinrichtungen.
Wie in der klassischen Struktur führt und koordiniert der Chef des Stabes die Stabsarbeit im Kommando.
Zur Unterstützung steht ihm unmittelbar die Spezialstabsabteilung für die Wahrnehmung zentraler Angelegenheiten zur Verfügung. Dazu gehört zum Beispiel die Erfassung und Bewertung führungsrelevanter Informationen aus dem politisch-parlamentarischen Raum, dem Bundesministerium der Verteidigung, anderen militärischen Organisationsbereichen und dem Kommandobereich für die Kommandoführung. Des Weiteren die Koordination aller Angelegenheiten der Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Verteidigung und der Wahrnehmung der fachlichen Gesamtverantwortung des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Oder die Mitarbeit bei der Überwachung, Aufbereitung und Bewertung der Arbeitsergebnisse des Stabes sowie Planung, Lenkung und Kontrolle zentraler Aufgaben, alles im Auftrag des Chefs des Stabes.

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Organigramm des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr.


Für die Presse und Öffentlichkeitsarbeit ist nach wie vor das Presse und Informationszentrum (PIZ) zuständig. Die Fortführung der Aufgaben zeigt sich auch in der weiteren Nutzung des bekannten Namens „PIZ Sanitätsdienst“.
Außerdem verfügt das Kommando über ein Stabsquartier als Unterstützungselement des Stabes. Die Leiterin/der Leiter Stabsquartier verfügt über die Disziplinarstufe 1 und ist somit Disziplinarvorgesetzte/Disziplinarvorgesetzter aller Mannschaften und Unteroffiziere.
Dem Organigramm folgend entspricht die Struktur bis hierher noch weitgehend der traditionellen Organisation einer Kommandobehörde. Die prozessorientierte Ausrichtung spiegelt sich im weiteren Aufbau des Kommandos wider.
Neben den drei eben genannten Abteilungen Rechtsberater, PIZ und Spezialstabsabteilung gliedert sich der Hauptteil des Kommandos in drei weitere Abteilungen A, B und C:
Die Abteilung A verfügt zur Wahrnehmung der Aufgaben über sieben verschiedene Unter- bzw. Fachabteilungen. Insbesondere zur Wahrnehmung der fachlichen Führung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sind in der Abteilung alle vier Approbationen abgebildet. Die Aufgaben der Abteilung umfassen die Führung, Planung, Konzeption und Weiterentwicklung des Sanitätsdienstes und der Gesundheitsversorgung, reichen über die internationale Zusammenarbeit bis hin zu den Bereichen des klassischen Führungsgrundgebietes 3. Darin ist auch der Bereich Führung und Einsatz enthalten. Zwar  liegt die Federführung für den Einsatz von Personal und Material des Sanitätsdienstes beim Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung in Weißenfels, das Kommando Sanitätsdienst behält jedoch weiterhin die Gesamtverantwortung. Darüber hinaus ist es selber Truppensteller, das heißt stellt Personal für den Einsatz, aus dem eigenen Stab und den unterstellten Bundeswehrkrankenhäusern und Zentralen Instituten.
Am Beispiel der Gesundheitsversorgung zeigt sich die Prozessorientierung in der neuen Struktur, denn in der Abteilung A wird der gesamte Prozess der Gesundheitsversorgung gebündelt.
In der Abteilung B sind in fünf Unterabteilungen die Unterstützungsaufgaben im Sinne der übrigen Führungsgrundgebiete 1 bis 6 und der ehemaligen Abteilung Verwaltung zusammengefasst. Angefangen bei Organisation und Infrastruktur, geht es über das Personalwesen, die Logistik und die IT-Unterstützung bis zur Verwaltung.
Wie bereits eingangs erwähnt, sind sämtliche Bundeswehrkrankenhäuser dem Kommando in Koblenz unterstellt. Die fachliche Führung wird durch die Abteilung C des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr wahrgenommen. Das von dort praktizierte Krankenhausmanagement ist das Instrument für die zentrale Führung der Krankenhäuser. Innerhalb der Abteilung C des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr ist zur Wahrnehmung der fachlichen Beratung in allen Fragestellung betreffend der Medizinalfach- und Assistenzberufe der neu geschaffene Dienstposten des Inspizient für Medizinalfach- und Assistenzberufe abgebildet worden.
Drei Monate nach der Indienststellung des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr ist die räumliche Aufstellung in Koblenz bei Weitem noch nicht abgeschlossen, da noch infrastrukturelle Gegebenheiten zu berücksichtigen sind, vakante Dienstposten noch zu besetzen sind und sich neu zu versetztes Personal einarbeiten muss. Vor allem gilt es nun im Zusammenwirken mit den neuen Fähigkeitskommandos Verfahren und Abläufe so zu gestalten und einzufahren, dass die Ziele der Bundeswehrreform bei gleichzeitiger Weiterentwicklung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr erreicht werden.
Der nächste Schritt wird die Ausplanung und Aufstellung der neuen regionalen Sanitätseinrichtungen sein. Hierbei war und ist zunächst die Stationierung von Heer, Luftwaffe, Marine und Streitkräftebasis abzuwarten, denn nur wenn klar ist, wo die zu versorgende Truppe ist, können entsprechende Sanitätseinrichtungen ausgebracht werden.
Geschuldet der Notwendigkeit der Neuausrichtung der Bundeswehr und den daraus resultierenden notwendigen Strukturreformen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, ist mit der Aufstellung des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr, unter Zentralisierung der truppen- sowie fachdienstlichen Führung, ein zentraler Ansprechpartner für alle Belange des Sanitätsdienstes der Bundeswehr geschaffen worden. Die konsequente Ausrichtung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr an die Vorgaben der Verteidigungspolitischen Richtlinien des Jahres 2011 wird in der näheren Zukunft die Arbeit des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr bestimmen. Mit der Bündelung von truppendienstlicher und fachdienstlicher Kompetenz und Verantwortung sind die Voraussetzungen für die Erfüllung der anstehenden Aufgaben geschaffen worden.

Gliederungsbilder erstellt von M. Wellnitz.

 

Datum: 21.05.2013

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2013/1

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