Das Human Factors and Medicine (HFM) Panel der NATO Science and Technology Organization (STO) – Historie, Struktur und Aufgaben1
Aus dem Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe, Köln¹ (Leiter und Generalarzt der Luftwaffe: Generalarzt Prof. Dr. Rafael Schick), dem Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie, Wachtberg² (Institutsleiter: Prof. Dr. Peter Martini), der Fakultät für Maschinenwesen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen³ (Dekan: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen) und der Sanitätsakademie der Bundeswehr, München⁴ (Kommandeurin: Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger)
Stefan Sammito¹, Frank O. Flemisch²/ ³, Kai Kehe⁴, Rafael R. Schick¹
Zusammenfassung
Innerhalb der North Atlantic Treaty Organization (NATO) ist die Science and Technology Organization (STO) für das Wissenschaftsprogramm innerhalb des Bündnisses verantwortlich und fokussiert dabei neben der Vernetzung der nationalen Wissensträger auch auf die Weiterentwicklung der Verteidigungsfähigkeit der NATO Partner. Die STO blickt dabei auf eine nahezu identisch lange Historie wie die NATO zurück und hat ihre Wurzeln in der 1952 gegründeten „Advisory Group for Aerospace Research and Development“ (AGARD).
Die STO wird vom Science and Technology Board (STB) unter Vorsitz des NATO Chief Scientist geführt. Das STB ist die höchste Instanz innerhalb der STO (Level 1) und untersteht dem Nordatlantikrat sowohl über die „Conference of National Armaments Directors“ (CNAD) als auch über das „Military Committee“ (MC). Insgesamt sechs Panels und eine Group beschäftigen sich auf der Fachebene mit den verschiedenen Themen und initiieren unterschiedliche Wissenschaftsaktivitäten, denen eine für die NATO und ihre Partnernationen relevante Fragestellung zugrunde liegt mit unterschiedlicher Zielsetzung und entsprechend unterschiedlicher zeitlicher Dauer. Seit 1998 fanden insgesamt 363 (einschließlich der aktuell noch laufenden 77) Aktivitäten statt, wobei es in den letzten Jahren im Durchschnitt mehr als 15 Aktivitäten waren, die pro Jahr beendet wurden. Auch hat sich über die Jahre der Schwerpunkt von anfänglich einer größeren Zahl von Workshops und Symposien hin zur Durchführung von Exploratory Teams und Research Task Groups verlagert.
Der vorliegende Übersichtsartikel zeigt neben einem historischen Rückblick auf die Geschichte die aktuelle Struktur und Arbeitsweise innerhalb der STO auf und gibt einen zahlenmäßigen Überblick über die seit 1998 durchgeführten Aktivitäten. Ferner ist eine Übersicht über die abgeschlossenen Aktivitäten seit 2016 (in der Onlineversion seit 1998) themensortiert enthalten.
Schlüsselwörter: Wissenschaftsmanagement, Netzwerk, von Karman, NATO, STO
Keywords: Science management, network, von Karman, NATO, STO
Historische Entwicklung – von AGARD über RTO zur STO
Die North Atlantic Treaty Organization (NATO), gegründet 1949 während des Kalten Krieges, feiert in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen. Die heutige „Science and Technology Organization” (STO), als Teil der NATO, baut ebenfalls auf einer langen und erfolgreichen Geschichte auf.Bereits im Jahr 1952 wurde als erste Vorläuferorganisation die AGARD (Advisory Group for Aerospace Research and Development) mit Sitz in Neuilly-sur-Seine bei Paris und insgesamt vier Untergruppen (sogenannte Panels: „Combustion“, „Aero-Medicine“, „Flight Test and Instrumentation“ und „Wind Tunnel and Model Testing“) gegründet [4]. Schon damals gehörten diesen Untergruppen Mitglieder der teilnehmenden Nationen aus wissenschaftlichen Forschungsinstituten und Universitäten sowie der Industrie an.
Im Laufe der 1960er- bis 1990er-Jahre stieg sowohl die Anzahl der Panels (maximal neun, nach einer Reorganisation in 1994 nur noch sieben) wie auch die Anzahl der Panelmitglieder bis hin zu 500 in den 1990er-Jahren an. Schwerpunkt der Arbeit der AGARD-Panels waren Themen der Luft- und Raumfahrt.
Das Leitbild der AGARD lautete:
„Bringing together the leading personalities of the NATO nations in the fields of science and technology relating to aerospace.” [4]
Die Mitglieder wurden von ihren Heimatländern für jeweils drei Jahre zur Mitarbeit in das betreffende Panel entsandt. Die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen wurden in entsprechenden Berichten (Abbildung 1) zusammengefasst, teilweise umfassten diese 70 – 90 Publikationen in einem einzelnen Jahr [3].
1996 wurden AGARD und die NATO Defence Research Group (DRG), welche ihrerseits 1967 gegründet worden war und die gesamte Bandbreite der nicht-nuklearen Verteidigungsforschung umfasste, zur NATO Research and Technology Organization (RTO) zusammengeschlossen [1]. Hauptsitz der RTO war weiterhin Neuilly-sur-Seine in Frankreich. Bereits innerhalb der RTO bestand mit dem Research and Technology Board (RTB) und insgesamt sechs Panels [1] eine ähnliche Struktur wie in der heutigen „Science and Technology Organization“ (STO). Im Jahr 2012 fusionierten die RTO und das „NATO Undersea Re-search Centre“ (NURC), welches seinerseits 2003 aus dem „Su-preme Allied Commander Atlantic (SACLANT) Undersea Research Centre“ entstanden war und fortan als „Centre for Maritime Research and Experimentation” (CMRE) bezeichnet wurde, zur STO. Eine Übersicht über die zeitliche Entwicklung zur STO ist in Abbildung 2 dargestellt.
Die Science and Technology Organization (STO)
Auftrag und Leitbild der STO lauten:
“Generate and exploit a leading edge S&T program of work, delivering timely results and advice that advance the defense capabilities of NATO Nations, Partner Nations, and NATO in support of collective defense, crisis management, and cooperative security.”
Die STO ist eine NATO-Organisation mit dem gleichen rechtlichen Status wie die NATO selbst. Die Einordnung in die Organisation der NATO zeigt Abbildung 3.
An der Spitze der STO stehen das „Science and Technology Board“ (STB) und der „Chief Scientist“, denen die folgenden drei Exekutivorgane nachgeordnet sind:
- „Office of the Chief Scientist” (OCS) im NATO Hauptquartier in Brüssel (Belgien),
- „Collaboration Support Office“ (CSO) in Neuilly-sur-Seine bei Paris (Frankreich) sowie
- “Centre for Maritime Research and Experimentation” (CMRE) in La Spezia (Italien, ca. 100 km östlich von Genua) [4].
Die Steuerung der STO-Arbeit erfolgt in 3 Stufen (Levels):
- Level 1: Das Science and Technology Board
- Level 2: Die Panels und eine Group
- Level 3: Die Aktivitäten-Gruppen (Activity Groups)
Das Science and Technology Board (STB – Level 1)
Das STB, unter Vorsitz des NATO Chief Scientist, ist die höchste Instanz innerhalb der STO (Level 1) und untersteht dem Nordatlantikrat (NAC[1]) sowohl über die „Conference of National Armaments Directors“ (CNAD) als auch über das „Military Committee“ (MC), (siehe Abbildung 3). Wesentliche Aufgabe des STB ist die Bereitstellung strategischer Empfehlungen für zu behandelnde wissenschaftliche Themen und die jeweiligen Arbeitsprojekte innerhalb der NATO. Das STB billigt auch das Arbeitsprogramm und damit alle neue Aktivitäten, die aus den Panels/Groups (Level 2) vorgeschlagen werden.
Sechs Panels und eine Group (Level 2)
Auf der fachlichen Ebene (Level 2) befassen sich sechs Panels und eine Group mit spezifischen Themenbereichen, die für die Weiterentwicklung der NATO von hoher Relevanz sind. Hierbei handelt es sich im Einzelnen um folgende Panels bzw. Groups:
- Applied Vehicle Technology (AVT)
- Human Factors & Medicine (HFM)
- Information Systems Technology (IST)
- System Analysis and Studies (SAS)
- Systems Concepts and Integration (SCI)
- Sensors and Electronics Technology (SET)
- NATO Modelling & Simulation Group (NMSG)
In jedes Panel können bis zu drei Experten je NATO-Mitgliedsstaat entsandt werden, von denen ein Mitglied als sogenanntes „Principal Member“ das Stimmrecht für seine Nation ausübt (= Voting Member). Darüber hinaus können auch Partnernationen (Partnership for Peace, Enhanced Opportunity Partners, Global Partners) Panel-Mitglieder (allerdings ohne Stimmrecht) nominieren.
Das Collaboration Support Office (CSO)
Das Fundament der wissenschaftlichen Arbeit innerhalb der NATO STO ist die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen NATO-Nationen und ihren Partnern. Zur Koordination der kollaborativen Projekte wurde das CSO etabliert, das von einem Direktor geleitet wird und in dem für jedes Panel ein Office mit einem oder einer Panel Executive und einem oder einer Panel Assistant eingerichtet ist. Das jeweilige Panel Office unterstützt die Arbeit des betreffenden Panels administrativ.
Das Human Factors and Medicine (HFM) Panel (Level 2)
Das Leitbild des HFM-Panels lautet:
“Optimizing health, human protection, well-being and performance of the human in operational environments”.
Aufgrund der großen Bandbreite der zu bearbeitenden Themen ist das Panel in zwei Unterarbeitsgruppen (sog. „Areas“) organisiert. Die Unterarbeitsgruppe „Health Medicine & Protection (HMP)“ beschäftigt sich u.a. mit den Feldern Militärmedizin und (persönlicher) Schutzausstattung von Soldatinnen und Soldaten, die Unterarbeitsgruppe „Human Systems and Behavior (HSB)“ u.a. mit Themen wie kognitive, psychosoziale, organisatorische und kulturelle Aspekte, Human Factor und Human Systems Integration.
Innerhalb des HFM-Panels, aber auch in den anderen wissenschaftlichen Panels der STO, werden im Rahmen halbjährlicher Treffen (Panel Business Meetings/PBM) jeweils aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen und Erkenntnisse erörtert, sich daraus ergebende Fragestellungen diskutiert sowie Projektskizzen für neue Aktivitäten vorgestellt und bei entsprechender Relevanz in das jeweils aktuelle Arbeitsprogramm aufgenommen. Im HFM-Panel wird darüber hinaus über die Fortschritte bzw. den Abschluss der Aktivitäten (Level 3, siehe unten) von denjenigen Panel-Mitgliedern berichtet, für die sie als Panel-Mentoren fungieren.
Nach Abschluss jeder Aktivität und Vorliegen des Abschlussberichtes, der von der STO-Website (www.sto.nato.int) abrufbar ist, erfolgt im Panel-Plenum eine Evaluation der Aktivität in Form einer sogenannten Mentor Appreciation. Ferner schlagen die stimmberechtigten nationalen Panel-Mitglieder die Mitglieder für die einzelnen Level 3-Aktivitäten vor, welche dann von den nationalen Koordinatoren[2] nominiert werden. Um der Zielsetzung der NATO-internen Kollaboration gerecht zu werden, ist für jede einzelne Aktivität eine Mindestanzahl von Expertinnen und Experten aus vier teilnehmenden Nationen erforderlich (Ausnahme: Für Exploratory Teams sind drei Nationen ausreichend).
Die für den Sanitätsdienst der Bundeswehr relevanten Themen können inhaltlich größtenteils dem HFM-Panel zugeordnet werden. Aus diesem Grund besteht auch eine enge Verbindung zwischen dem HFM-Panel auf der einen Seite und dem Committee of the Chiefs of Military Medical Services (COMEDS) auf der anderen Seite. In einem gemeinsam von COMEDS und HFM-Panel der STO im Oktober 2016 in Prag durchgeführten Workshop unter dem Titel „HFM-RWS-282 NATO Medicine and Human Domain Futures“ wurden zukünftige Schwerpunkte möglicher wissenschaftlicher Fragestellungen erarbeitet. Als Ergebnis dieses Workshops wurde das COMEDS Future Advisory Board (C-FAB) gegründet, welches im ständigen Austausch mit dem HFM-Panel steht (siehe auch Abbildung 3).
Gelegentlich finden sich thematische Überschneidungen mit den Projekten anderer Panels. Bei gleich starkem Interesse zweier Panels an einer Fragestellung können sogenannte Cross-Panel Aktivitäten auf den Weg gebracht werden. Oftmals genügt es aber auch, wenn ein oder mehrere Experten eines bestimmten Panels bei der Aktivität eines anderen Panels mitarbeiten, wie etwa kürzlich bei einer Aktivität des SET-Panels über Lasertechnologie, zu der ein Sanitätsstabsoffizier der Bundeswehr die medizinische Expertise beitragen konnte.
Von April 2017 bis April 2019 war mit Generalarzt Prof. Dr. Rafael Schick zudem erstmals ein deutsches Mitglied gewählter Chairman des HFM-Panels. Im Rahmen des Frühjahrsmeetings im April 2019 in Berlin wurde der Vorsitz im HFM-Panel von seiner bisherigen Stellvertreterin, Alison Rogers aus Großbritannien, übernommen. Neuer Vice Chair des HFM-Panels wurde Dr. Janet Blatny aus Norwegen.
Formen der kollaborativen Aktivitäten (Level 3)
Auf dem Level 3 findet die eigentliche wissenschaftliche Arbeit der einzelnen kollaborativen Aktivitäten statt. Allen Aktivitäten liegt stets eine für die NATO und ihre Partnernationen relevante Fragestellung zugrunde. Aufgrund unterschiedlicher Zielsetzung und entsprechend unterschiedlicher zeitlicher Dauer werden diese Aktivitäten wie folgt untergliedert:
Ein Exploratory Team (ET) analysiert ein neu erkanntes Themenfeld und wird üblicherweise für die Dauer von maximal einem Jahr eingerichtet. Ziel eines ET ist es, u.a. den Informa-tionsaustausch über ein identifiziertes Arbeitsfeld zwischen den teilnehmenden Nationen herbeizuführen und durch Netzwerkbildung zu vertiefen sowie den Schwerpunkt und die Zielsetzung für eine mögliche tiefergehende Bearbeitung des Themas, z. B. im Rahmen einer Research Task Group, festzulegen.Eine Research Task Group (RTG) schließt sich häufig – aber nicht obligat – an ein ET an und arbeitet in der Regel über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren. Die Mitglieder einer RTG fassen in dieser Zeit das Wissen zur aufgeworfenen Fragestellung sowohl aus der weißen (frei verfügbaren), wie aus der grauen (u.a. Vorschriften, die in der Regel nicht freiverfügbar sind) Literatur zusammen, arbeiten Empfehlungen für die NATO-Nationen heraus und zeigen ggf. die notwendigen Forschungsfelder für die Zukunft auf. Eine RTG schließt mit der Veröffentlichung eines Berichtes (Technical Report), der allen NATO-Nationen zur Verfügung gestellt wird und die Erkenntnisse der RTG zusammenfasst. Im Falle des HFM-Panels sind zudem die meisten Berichte nicht-klassifiziert und damit auch öffentlich im Internet abrufbar (Public Release). Für militärische Nutzer können alle Berichte über das Fachinformationszentrum der Bundeswehr (FIZBw) abgerufen werden.
Als Sonderform existiert auch die Aktivität einer sogenannten Long-Term Scientific Study (LTSS), die ein Thema über einen deutlich längeren Zeitraum bearbeitet und immer wieder aktualisiert.
Im Rahmen einer Research Lecture Series (RLS) werden relevante Wissensmodule oder Forschungsergebnisse, z. B. die Ergebnisse einer RTG, in Form von zumeist drei Vortragsreihen von jeweils ein bis zwei Tagen Dauer von den beteiligten Experten einer interessierten Zuhörerschaft präsentiert. Üblicherweise werden hierbei zwei Vortragsreihen in Europa und eine auf dem nordamerikanischen Kontinent durchgeführt.
Im Unterschied zur RTG ist die Teilnehmerzahl bei einen -Research Workshop (RWS) deutlich größer, und es findet lediglich ein einzelner, zumeist mehrtätiger Termin statt. Ziel ist der Austausch von Informationen, die Erarbeitung neuer Erkenntnisse und die Netzwerkbildung von Expertinnen und Experten.
Beim Research Specialist Meeting (RSM) treffen sich Expertinnen und Experten der Nationen in Analogie zu einem RWS. Während an einem Workshop interessierte Wissensträger ohne Nominierung durch eine Anmeldung auf der STO-Website teilnehmen können, müssen für ein RSM die Teilnehmenden von ihren jeweiligen Nationen benannt werden.
Vom Grundsatz zwar ebenfalls eine Vortragsaktivität, werden die Vorträge bei einem Research Symposium (RSY) aus eingereichten Beiträgen nach einem Call-for-Papers ausgewählt. Ein Programmkomitee entscheidet über die Annahme oder Nicht-Annahme der eingereichten Abstracts und erstellt das Vortragsprogramm für das Symposium. Ein RSY unterscheidet sich damit nicht wesentlich von einem wissenschaftlichen Symposium außerhalb der STO-Struktur. Die vorgestellten Beiträge werden jeweils als vollständige Manuskripte in einem Sammelband publiziert.
Als Sonderform einer Konferenz existiert der sogenannte -Research Technical Course (RTC), in dem neben Vorträgen auch praktische Inhalte vermittelt werden.
RTO- und STO-Aktivitäten und deutsche Beteiligung
Seit Gründung der RTO (1998) fanden im Rahmen der RTO und STO insgesamt 363 (einschließlich der aktuell noch laufenden 77) Aktivitäten statt, wobei es in den letzten Jahren im Durchschnitt mehr als 15 Aktivitäten waren, die pro Jahr beendet wurden. Auch hat sich über die Jahre der Schwerpunkt von anfänglich einer größeren Zahl von Workshops und Symposien hin zur Durchführung von Exploratory Teams und Research Task Groups verlagert. Abbildung 5 zeigt eine grafische Übersicht über die Aktivitäten im Zeitraum von 1998 bis heute.In Tabelle 1 sind abgeschlossene Aktivitäten der letzten drei Jahre (2016+) nach Themen geclustert aufgeführt. Eine vollständige Auflistung wird im Downloadbereich der Wehrmedizinischen Monatsschrift (www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de) veröffentlicht; diese enthält alle seit 1998 durchgeführten Aktivitäten der RTO bzw. der STO. Sofern bei den einzelnen Aktivitäten deutsche Beteiligungen vorlagen, ist dies entsprechend in der Tabelle gekennzeichnet. Ferner ist auch angegeben, ob entsprechende Berichte (Reports) entweder bei FIZBw oder direkt auf der STO-Website (www.sto.nato.int) vorliegen.
Seit 1998 lag die deutsche Beteiligung an allen Aktivitäten bei zwei Dritteln (240 von 363 Aktivitäten = 66 %). Aktuell finden über die Hälfte aller laufenden Aktivitäten (43 von 77 = 56 %) mit deutscher Beteiligung statt. Kriterien für eine deutsche Beteiligung sind neben strategischen Überlegungen stets auch Fragen der Verfügbarkeit von Experten oder Wissensträgern in einem bestimmten Themenfeld, und zwar nicht nur innerhalb, sondern gegebenenfalls auch außerhalb der Bundeswehr. Die Mitarbeit in einer solchen Aktivität ist zumeist im Nebenamt und zusätzlich zu den jeweils eigenen Hauptaufgaben zu erfüllen. Für nicht dem Geschäftsbereich des BMVg angehörige externe Wissensträger steht aus dem F&T-Bereich für internationale Kooperationen ein eigenes Budget beim BAAINBw zur Verfügung.
Blick in die Zukunft
Im HFM-Panel, wie im Übrigen auch in den anderen wissenschaftlichen Panels, hat sich Deutschland aufgrund seiner regelmäßigen und engagierten Beteiligung an einer großen Zahl von Level 3-Aktivitäten über die Jahrzehnte als hervorragend engagierter und verlässlicher Kooperationspartner innerhalb der NATO STO erwiesen.
So bedeuten die Wahl eines deutschen Panelmitglieds zum Vice Chair (2015-2017) und Chair (2017-2019) ebenso wie die aktuellen deutschen Area-Leads in beiden Unterarbeitsgruppen (Areas) des HFM-Panels (siehe Abbildung 4) auch eine Anerkennung des langjährigen und engagierten deutschen Beitrags zum kollaborativen Arbeitsprogramm der NATO RTO und STO. Dieses ist auch als Wertschätzung für den Beitrag der Bundeswehr insgesamt und des Sanitätsdienstes im Besonderen zum NATO-Forschungsprogramm zu sehen.
Die internationale Vernetzung war, ist und wird auch zukünftig eine wesentliche Stärke sein, um mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen die Streitkräfte im Allgemeinen und auch den Sanitätsdienst der Bundeswehr im Besonderen mit dem Ziel der Aufrechterhaltung, Optimierung und Verbesserung der Gesundheitsversorgung in der Bundeswehr gezielt weiterentwickeln zu können.
Literatur
- Gardner KL, Franks TA: NATO’s new Research and Technology Organization. NATO Review 1997; 45(1): 20-21.
- NURC: Taking the Future to Sea – 50th Anniversary 1959-2009. La Spezia, Italy; 2009.
- STO: About the STO. (Onlineabfrage: 27. April 2019).
- STO: From Agard to RTO. (Onlineabfrage: 27. April 2019).
- Wattendorf F, Willaume RA: The AGARD History 1952-1981, AGARD Publishing 1982.
Oberfeldarzt Priv.-Doz. Dr. Stefan Sammito
Zentrum für Luft- und Raumfahrmedizin der Luftwaffe
Flughafenstraße 1, 51147 Köln
E-Mail: stefansammito@bundeswehr.org
[1] Die ersten drei Autoren dieses Beitrags sind die derzeitigen deutschen Mitglieder im HFM-Panel der STO; Schick war von 2017-2019 Panel--Chair.
[2] North Atlantic Council
[3] Für den Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) liegt die Zuständigkeit hierfür beim Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Beschaffung (BAAINBw) Referat T1.5.
Datum: 12.06.2019