ORALCHIRURGISCHE FORTBILDUNG AN DER MEDIZINISCHEN HOCHSCHULE HANNOVER
M. Stoetzer
Unter dem Motto „Gelebte Partnerschaft im Kopfzentrum ein zivil/militärischer Austausch“ trafen sich in der Zeit vom 06. März bis zum 07. März 2014 insgesamt 13 Sanitätsoffiziere Zahnarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Dabei folgten sie der Einladung von Oberstabsarzt Dr. Marcus Stoetzer und Oberfeldarzt der Reserve Prof. Dr. Dr. Nils-Claudius Gellrich zu einer gemeinsamen zivil-militärischen Weiterbildung. Kernpunkt dieser Veranstaltung war das Vermitteln von einsatzrelevanten Techniken der Erstversorgung von Patienten.
Bereits am Tag der Anreise konnte Prof. Dr. Dr. Gellrich die Teilnehmer in entspannter Atmosphäre begrüßen. Fachlich wurde die Fortbildung am Vormittag des 06. März 2014 in den Räumlichkeiten der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie mit den theoretischen Grundlagen begonnen und am Nachmittag mit Präparationsübungen an Humanpräparaten fortgeführt.
Mitarbeiter der Medizinischen Hochschule Hannover referierten über einsatzrelevante Themen zur Akut- und Primärversorgung von Patienten. Prof. Dr. Dr. Gellrich zeigte sehr ausführlich Strategien, Techniken und Akutmaßnahmen für die Versorgung von Weichgewebsverletzungen sowie die Markierung/Tätowierung von pathologischen Raumforderungen und deren Entfernung. Als nächstes konnte Herr Dr. Spalthoff aus der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie mit seinem Vortrag über die Inzision und Drainage von Abszessen einen theoretischen Überblick über die gängigen Abszesse aus dem Fachgebiet geben. Herr Oberfeldarzt der Reserve Dr. Dr. Rana, ebenfalls aus der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, referierte über Maßnahmen zur Stillung von relevanten Blutungen aus der orofazialen Region. Dabei zeigte er nicht nur die Anatomie auf, sondern gab auch Tipps und Handlungsabläufe mit in das Plenum, wie solche Blutungen zu stillen sind. Es folgte der Vortrag von Herr PD Dr. Dr. Tavassol, auch aus der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, zur Entstehung und Therapie des Retrobulbärhämatoms. Den Vormittag rundete der sehr interessante Vortrag von Dr. Carsten Stoetzer, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, über die Alternativen zum intravenösen Zugang ab. Die Möglichkeit der Applikation aller Medikamente über einen intraossären Zugang war vielen Teilnehmern nicht bewusst. Eindrucksvoll zeigte Dr. Stoetzer die Relevanz dieser Technik für die Notfallmedizin und damit auch für die Einsatzmedizin. Abschließend konnten sich alle Teilnehmer von der einfachen Handhabung der Technik durch praktische Übungen mit der Bohrmaschine EZIO über die Möglichkeiten dieses „alternativen“ Zugangsweges überzeugen.
Die Nachmittagsveranstaltung fand nach soviel geballter Theorie in der Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover statt. Hier konnten an Humanpräparaten die zuvor vermittelten Techniken angewandt werden. Unter fachkundiger Anleitung der Referenten vom Vormittag hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit, die verschiedenen Eingriffe zu üben, unter anderem die unterschiedlichen Zugangswege zu den Abszessen, die Tracheotomie, den submandibulären Zugangsweg inklusive der submandibulären Tubusausleitung sowie die Entlastung von Retrobulbärhämatomen. Alle Teilnehmer waren begeistert von der Möglichkeit, das zuvor vermittelte theoretische Wissen nun auch praktisch umsetzen zu können. Gegen 17 Uhr konnte ein äußerst interessanter Tag sehr erfolgreich beendet werden.
Der letzte Tag (07. März 2014) stand im Fokus des Hartgewebsmanagements im Kieferbereich. Herr Prof. Dr. Dr. Gellrich konnte durch einen herausragenden Vortrag dazu beitragen, diesen gelungenen Kurs abzurunden.
Alle Teilnehmer zeigten sich sehr beeindruckt von dieser hochkarätigen Veranstaltung mit den ausgewählten Referenten und den thematischen Schwerpunkten, die für die Einsatzaspekte der Fachzahnärzte für Oralchirurgie der Bundeswehr absolut „maßgeschneidert“ waren.
Die praktischen Übungen konnten deutlich zeigen, wie unkompliziert und effizient zivil-militärische Zusammenarbeit, gerade mit den Hochschulen, zum Nutzen unserer Patienten und unter Berücksichtigung von einsatzrelevanten Inhalten „gelebt“ werden kann. Es bleibt zu hoffen, dass auch in Zukunft weiterhin derartige Fortbildungen möglich sind und dann vielleicht einige Kolleginnen/Kollegen mehr den kleinen Umweg über Hannover einplanen könnten.
Datum: 18.09.2014
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2014/2