Affenpockendiagnostik am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr – am Puls der Zeit
Rosina Ehmann, Sabine Zange, Roman Wölfel, Joachim J. Bugert
Zusammenfassung
Ausbrüche neuartiger oder bei uns sonst nicht heimischer, sich aber stetig ausbreitender Erreger sind ein fester Bestandteil unserer globalisierten und eng vernetzten Welt geworden. Nach der SARS-CoV-2-Pandemie haben die Affenpocken 2022 bewiesen, dass sich nicht nur neuartige, agile, kleine RNA-Viren in Windeseile auf dem gesamten Erdball ausbreiten können, sondern auch eher konservative DNA-Viren, denen man bisher ein sehr festes Verbreitungsgebiet zugeordnet hatte. Die Palette an Erregern, die vom endemischen zum epi- oder pandemischen Ausbruchsgeschehen führen und schwerwiegende Krankheitsbilder verursachen können, ist groß und steigt durch die ständige Entstehung neuartiger Krankheitserreger noch weiter an. Die Überwachung des weltweiten Infektionsgeschehens und die Entwicklung und Anpassung zeitgemäßer Diagnostikverfahren als Vorbereitung oder rasche Antwort auf Ausbruchsgeschehen kann von der Routinediagnostik nicht geleistet werden, sondern ist Aufgabe spezialisierter Nischeninstitute mit besonderem Auftrag, wie es das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) als Ressortforschungseinrichtung des Bundes ist. Nachfolgend wird dargestellt, wie das IMB auf den Affenpockenausbruch vorbereitet war und wie die Diagnostik bedarfsorientiert abläuft.
Einführung
Der weltweite Affenpocken-(Mpox-) Ausbruch 2022 war in vielen Aspekten überraschend und hat deutlich unterstrichen, wie wichtig es ist, auch auf Nischenerreger diagnostisch adäquat vorbereitet zu sein. Was im Mai 2022 noch mit einigen wenigen Fallberichten begann, weitete sich schnell auf eine bisher nie gesehene Anzahl von diagnostischen Meldungen außerhalb Afrikas aus. Im Januar 2023 meldete die WHO weit über 84 000 bestätigte Fälle aus 110 Ländern, davon allein über 3 600 Fälle in Deutschland.
Einordnung des Virus
Das Affenpockenvirus (monkeypox virus, MPXV) gehört zur Gattung der Orthopocken und verursacht eine virale Erkrankung, die ursprünglich nur auf dem afrikanischen Kontinent beheimatet war. Affenpocken gehen klassischerweise mit einem bläschenbildenden Hautausschlag einher, der später verkrustet. Als zusätzliche Symptome können geschwollene Lymphknoten, Kopf- und Gliederschmerzen und ein reduziertes Allgemeinbefinden auftreten [8]. Die Virulenz verschiedener Affenpockenstämme variiert abhängig von der phylogenetischen Zugehörigkeit. Während früher die zentralafrikanischen Stämme mit einer ausgeprägteren Klinik den milderen westafrikanischen Stämmen gegenübergestellt wurden, unterscheidet man inzwischen zwei Hauptkladen mit vielen unterschiedlichen Subtypen [3] (siehe <https://www.who.int/news/item/12–08–2022-monkeypox--experts-give-virus-variants-new-names>). Allen Affenpockenstämmen gemein ist jedoch, dass das klinische Bild deutlich milder als bei den heute ausgerotteten Pocken (verursacht durch das Variolavirus) abläuft und tödliche Verläufe bei entsprechender medizinischer Versorgung äußerst selten vorkommen. Im aktuellen Ausbruchsgeschehen wurden nur 80 Todesfälle bei über 84 000 bestätigten Erkrankten gemeldet (< 0,1 %).
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Wehrmedizinische Monatsschrift 3/2023
Für die Verfasser
Oberstabsveterinär Dr. Rosina Ehmann
Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr
Neuherbergstr. 11, 80937 München
E-Mail: rosinaehmann@bundeswehr.org