17.11.2011 •

    MÖLNLYCKE – DIE PHILOSOPHIE DER MODERNEN WUNDVERSORGUNG

    Millionen Menschen mit chronischen Wunden leiden oft unnötig unter Schmerzen und schweren Krankheitsverläufen. Trotz großer Fortschritte in der Forschung entspricht die Versorgungslage in Deutschland noch nicht flächendeckend den jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Folgen sind erhöhte Komplikationsraten, Mehrkosten und hohe Einbußen an Lebensqualität der betroffenen Patienten. Ein zentraler Geschäftsbereich der Firma Mölnlycke ist eine moderne Wundversorgung, die solche Defizite gezielt angeht. Wir sprachen mit Michael Wagemann, General Manager & Business Director Wound Care der Firma Mölnlycke Healthcare in Erkrath.

    Wehrmedizin: Wir beginnen Firmenportraits in der WEHRMEDIZIN gern mit ein wenig Firmengeschichte. Was ist der Ursprung von Mölnlycke? Und wie hat sich das Unternehmen bis heute im Markt entwickelt?

    Mölnlycke: Der Firmenname Mölnlycke leitet sich von dem Ort Mölnlycke östlich von Göteborg in Schweden ab, wo das Unternehmen im Jahre 1849 als Textilhersteller gegründet wurde. In den 1940er Jahren begann Mölnlycke mit der Herstellung von Wundversorgungsprodukten. Seitdem haben wir unsere Aktivitäten im OP- und Wundversorgungsbereich kontinuierlich ausgebaut. Unser Hauptsitz befindet sich auch heute noch in Göteborg. Das heutige Healthcare Unternehmen wurzelt im Bereich OP-Bekleidung, von dort führte der Weg relativ schnell zur Herstellung von Verbandsstoffen. Die über hundert Jahre unserer Existenz sind von einem enormen Wachstum geprägt, das im nordischen Markt begann. Deshalb sind wir bis heute in Norwegen, Schweden und Dänemark sehr stark vertreten, aber auch in Deutschland, UK und Frankreich, wo unser Markt gegenwärtig am schnellstens wächst. Mölnlycke entwickelt sich heute zum Global Player, für den Wachstum in Europa nur ein Aspekt ist neben weltweitem Wachstum insbesondere in den USA und der Asia Pacific Region einschließlich China und Australien.
    Weltweit beschäftigen wir 6.200 Mitarbeiter verteilt auf 19 Niederlassungen in Europa, Nahost und Afrika, zwei in Nordamerika und vier weiteren im asiatisch-pazifischen Raum. Unsere Produktionsstätten befinden sich in Belgien, der Tschechischen Republik, Finnland, Frankreich, Malaysia, Thailand und in Großbritannien.
    Unser Vorteil sind gute Strukturen, sehr effizientes Arbeiten und dass wir über genug Investitionskapital für neue Geschäftsideen und Märkte verfügen. Unser Ziel ist, Schritt für Schritt, also nachhaltig, die starke Position von Mölnlycke weiter auszubauen.

    Wehrmedizin: Einem Außenstehenden fällt die Produktvielfalt von Mölnlycke auf, die einen fast verwirren könnte. Was bietet Ihr Unternehmen eigentlich alles an?

    Mölnlycke: Vom Portfolio aus betrachtet verfügen wir einmal über das Standbein OP-Abdeckung und Einmalbekleidungssysteme, wo wir übrigens in Deutschland als Marktführer mit über 40 Prozent positioniert sind. Das andere wichtige Standbein ist die Wundversorgung - sozusagen das Zugpferd von Mölnlycke in den letzten Jahren.
    Der Geschäftsbereich Surgical entwickelt und vertreibt ein breites Sortiment an Einweg- OP-Produkten, die das Risiko postoperativer Wundinfektionen sowohl für den Patienten als auch für das medizinische Personal zuverlässig minimieren. Unsere wichtigsten Produkte sind dabei BARRIER, Biogel, HiBi und ProcedurePak.
    Dabei werden unsere Hautantiseptika unter dem Markennamen HiBi zusammengefasst. Wir haben sowohl wasser- als auch alkoholbasierte Produkte zur Hautdesinfektion und zur chirurgischen Desinfektion der Hände im Angebot. Die meisten unserer HiBi-Produkte enthalten den wichtigen Inhaltsstoff Chlorhexidingluconat (CHG), der für eine anhaltende antiseptische Wirkung sorgt. Mölnlycke ist auf diesem Sektor weltweit bekannt. Das HiBi-Sortiment wird derzeit allerdings auf dem deutschen Markt nicht angeboten.
    Der Geschäftsbereich Wound Care entwickelt und vertreibt Wundversorgungsprodukte für chronische und traumatische Wunden und Verbrennungen sowie spezielle Produkte für die Kompressionstherapie und die Dermatologie. Zu den bekanntesten Marken gehören hier Mepilex, Mepitel, Mepore, Mefi x, Tubifast, Tubigrip und Xelma.
    Zu einem weiteren neuen Therapiefeld, das wir intensiv bearbeiten, komme ich gleich noch.

    Wehrmedizin: Sie haben besonders die Wundversorgung hervorgehoben. Welche Vorteile haben Mölnlycke-Produkte denn auf diesem Feld gegenüber denen anderer Anbieter?

    Mölnlycke: Ein wesentliches Element unserer Produkte auf diesem Gebiet ist der atraumatische Verbandswechsel. Atraumatisch heißt: Keine Probleme beim Ablösen des Verbands, kein oder kaum Schmerz für den Patienten. Die Besonderheit liegt in der Silikonbeschichtung der Haftung. Ein weiterer Vorteil dieser Verbandart ist, dass eine Mazeration der gesunden Haut verhindert wird. Das Wundexsudat wird über einen Schaum aufgenommen, nicht wieder in die Wunde abgegeben und kann durch die versiegelnde Wundauflage auch nicht auf die wundumgebende Haut gelangen. Eine weitere Mölnlycke-Innovation ist ein silberbeschichteter Verband, der gegen Entzündungen wirkt. Kombiniert werden hier die Eigenschaften der Safetac-Technologie mit den antimikrobiellen Eigenschaften des Silbers. Wundspezifische Erreger werden innerhalb von 30 Minuten für bis zu 7 Tage sicher inaktiviert. Gleichzeitig verfügt das Produkt über die schonenden Eigenschaften des atraumatischen Verbands. In erster Linie ist das wichtig für Verbrennungsopfer, aber sicherlich auch sehr relevant für Befunde, die Ihre Leser zu behandeln haben: Schussverletzungen, Verbrennungsverletzungen, Verätzungen. Wir hatten die Möglichkeit, Mepilex Ag bei amerikanische Soldaten im Army-Hospital in Würzburg einzusetzen – die Erfolge waren sehr zufriedenstellend.
    Wir sind natürlich auch in Koblenz im BWK vertreten, da wir überzeugt sind, dass unser Programm sich speziell für Soldaten eignet. Die Features sind: weniger Schmerz, denn man braucht den Verband nicht so häufig zu wechseln, wie das bei einem herkömmlichen Verband erforderlich ist. Der Behandler kann auch nachschauen, wie die Wunde aussieht und den Verband wieder verschließen. Das heißt, das Material ist zwar initial teurer, aber auf den Behandlungsverlauf gesehen, der kürzer ist und weniger Verbandswechsel erfordert, ist es tatsächlich wirtschaftlicher.

    Wehrmedizin:Im Bereich der Wunde verklebt der Verband überhaupt nicht?

    Mölnlycke: Nein - die Safetac-Technologie, die für Mölnlycke noch die nächsten fünf Jahre patentiert ist, sichert uns hier zweifellos einen Wettbewerbsvorteil. Sie sorgt dafür, dass das Exsudat in den Schaum geht, aber nicht vom Schaum zurück in die Wunde gelangt.
    Interessanterweise liegt die Anwendung hydroaktiver Wundauflagen in Deutschland nur bei 30 %. Im Vergleich zum europäischen und internationalen Ausland befindet sich Deutschland mit diesem Wert bestenfalls in einem mittleren Bereich. In Frankreich, England und den skandinavischen Ländern z.B. nutzen Ärzte diese Technologie in 60 %, teilweise 70 % aller Fälle und nur etwa 30 % der Wunden werden konventionell versorgt. In Deutschland ist das bis jetzt umgekehrt, und wir sehen hier auch und vor allem im Sinne der Patienten noch ein weites Betätigungsfeld für uns. Als wir vor vier Jahren hier angetreten sind, haben wir festgestellt, dass die moderne Wundversorgung im Krankenhausalltag weitgehend noch nicht bekannt genug ist.

    Wehrmedizin: Das liegt ja vielleicht daran, dass sich in Deutschland die Erkenntnis immer noch nicht durchgesetzt hat, dass Schmerz unnötig, ja kontraproduktiv für die Heilung ist. In der Palliativmedizin z.B. hat man das heute schon erkannt. Wie gehen Sie vor, um das Informationsdefizit vieler Behandler zu verkleinern?

    Mölnlycke: Wir investieren weiter in innovative Produkte. Wir bringen pro Jahr zwei bis drei neue Produkte oder Verbesserungen bestehender Produkte auf den Markt. Wir investieren sehr stark in die Ausbildung unserer Mitarbeiter, unsere Vertriebsmitarbeiter haben einen integrierten Ansatz. Aufklärung fängt für uns beim Hausarzt an. Er ist der Arzt unseres Vertrauens, denn er ist eine wichtige Schaltstelle zum Spezialisten oder zum Krankenhaus. Unsere Mitarbeiter gehen den Weg über den Allgemeinarzt zu spezialisierten Ärzten bis zum Krankenhaus und sprechen auch die wichtige Überleitung von Patienten aus der Klinik in den Homecare-Bereich an.
    Daneben haben wir die Vertriebsgebiete in Deutschland verkleinert – es sind jetzt 42 im Bereich Wundversorgung. Hier war unser Ansatz: Neben dem Investment in Produkte setzen wir auch auf einen strategischen Ansatz für die Mitarbeiter. Deshalb wurde die Mannschaft im Außendienst innerhalb von vier Jahren verdreifacht. Um den Aufklärungsprozess weiter zu unterstützen, arbeiten wir darüber hinaus noch neutral und firmenunabhängig mit den Instrumenten: Intersektorale Zusammenarbeit, Ausarbeitung neuer Standards, Schaffung von Wundzentren, die strengen Qualitätskriterien genügen. Sie müssen zertifiziert sein, verfügen im Idealfall über Leitlinien und Evidenz. Zusammen mit zwei Ärzten aus Hamburg haben wir übrigens vor vier Jahren eine Diskussionsplattform gegründet, auf der wir Entscheidungsträger aus dem pflegerischen Bereich, aus dem ärztlichen Bereich und aus Krankenkassen und Krankenhäusern zusammenbringen.
    Dieses Forum ist die sogenannte nationale Expertendebatte, an der sich inzwischen die Creme de la Creme der Wundversorgung beteiligt wie z.B. der Präsident der DGFW, der gerade erstmalig auf dem Kongress von der intersektoralen Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit gesprochen hat. Eine weitere Maßnahme unseres Unternehmens, um den Aufklärungsprozess nach vorn zu bringen, ist unser Innovationspreis, der die beste Forschungsarbeit auf diesem Sektor honorieren soll. Das alles soll letztlich die Versorgungsqualität von Patienten mit chronischen Wunden in Deutschland verbessern.

    Wehrmedizin: Was ist das für ein neues Therapiefeld, das Sie bereits erwähnten?

    Mölnlycke: Dieses neue Therapiefeld ist die Unterdruck-Therapie. Es wurde als nächster Folgeschritt geplant, nachdem wir uns eine sehr gute Position in der Wundversorgung aufgebaut haben. Für uns lag es nahe, unser Know-how in einen verwandten Bereich einzubringen, in dem wir bis vor kurzem noch nicht tätig waren, für den aber die Kompetenz im Hause bereits vorhanden ist: Man nennt es auch Vakuum- Therapie oder Unterdruck- Wundtherapie. Hier existierte bis dato eine Monopolsituation durch einen starken Mitbewerber. Wir haben zur Ergänzung unserer eigenen Kompetenz zusätzlich noch einen Partner, die Schweizer Firma Medela, ins Boot geholt, um dem Thema in Deutschland zügig neue Impulse zu verleihen.

    Wehrmedizin: Wird Mölnlycke die erforderlichen Geräte vermieten oder verkaufen?

    Mölnlycke: Beides ist möglich. Wir haben augenblicklich primär ein Mietgeschäft geplant, zunächst mit Einjahres-Verträgen und einer Kündigungszeit von sechs Monaten. Viele Häuser sind jetzt bereit, diesen Wandel zu vollziehen, wenn wir sie von der Wirksamkeit unserer Therapie überzeugen können. Deshalb führen wir in vielen Testhäusern „case-studies“ durch, die wir im Rahmen eines Satelliten-Symposiums Ende August vorstellen werden. Gleichzeitig werden wir unsere Idee präsentieren, wie man klinische Studien oder klinische Evidenz verbessern und weiter aufbauen kann. Es gibt heute eine Vielzahl von Studien, die nicht vergleichbar sind. Deshalb werden wir die Struktur der medizinischen Evidenz klarer herausarbeiten, um Vergleichbarkeit zu ermöglichen. Das ist übrigens auch die Vorstellung unserer ärztlichen Partner. Evidenz beinhaltet für uns, mehrere Faktoren miteinander zu verbinden: einmal die eigentliche medizinische Evidenz, dann das kommerzielle Element – die Kosteneffektivität – und als dritten Faktor, der oft nicht genug gewichtet wird, die Lebensqualität des Patienten. Insbesondere beim letzten Punkt können wir vom Ausland lernen. In vielen anderen Ländern spielt die sogenannte „Quality of Life“ eine große Rolle.

    Wehrmedizin: Wir haben bis jetzt nur über Krankenhäuser gesprochen. Es gibt ja viele chirurgische Praxen oder Praxen, die Tageskliniken betreiben und Wundbehandlungen durchführen. Welchen Stellenwert besitzen sie für Mölnlycke?

    Mölnlycke: Neben den Krankenhäusern haben wir auch Einrichtungen im Fokus, die Wundversorgung ambulant durchführen. Dabei entsteht leider häufig das Problem, dass im „homecare“- Bereich eine Einzelfallprüfung der Kasse erforderlich ist. Mölnlycke arbeitet deshalb an einem Unterdruckgerät zur Wundversorgung, das noch kleiner ist als aktuelle Modelle im Markt und noch mobilere Wundversorgung ermöglicht. Patienten sind dann nicht mehr an ihr Bett gebunden, können damit z.B. die Cafeteria oder den Leseraum eines Krankenhaus besuchen, selbst in den Garten gehen ist möglich, ohne dass die Wundversorgung unterbrochen wird. Das Gerät ist nicht größer als eine Tragetasche, mit der der Patient sich frei bewegen kann, übrigens auch ohne dass jeder sieht, dass er betroffen ist.

    Wehrmedizin: Wie ist Ihre Zusammenarbeit mit der Bundeswehr strukturiert? Was nutzt die Bundeswehr von Mölnlycke?

    Mölnlycke: Wir arbeiten erst seit ca. vier Jahren mit der Bundeswehr zusammen. Trotzdem sind schon alle Produkte bis auf die oben beschriebene neue Vakuum-Therapie im Einsatz. Das zeigt uns – neben der Qualität unserer Produkte -, dass die Zusammenarbeit insbesondere mit den BWKs sehr gut ist. Wichtig ist auch die Arbeit mit der Konsiliargruppe, weil man dort z.B. das Thema einer Dienstvorschrift für moderne Wundversorgung und für Therapiestandards entwickeln kann. Wir werden uns mehr und mehr an solchen Prozessen beteiligen, im Moment ist es allerdings noch sehr zeitaufwendig. D. h. für uns, dass wir uns augenblicklich auf die Bundeswehrkrankenhäuser konzentrieren, wo im Moment wichtige Dinge bewegt werden können. Der nächste Schritt für uns wäre sicherlich, die Diskussion über eine Standardisierung der Wundversorgung bei der Bundeswehr mit anzustoßen und zu unterstützen.

    Wehrmedizin: Wie überzeugen Sie Ärzte und Pflegeeinrichtungen von der Qualität Ihrer Produkte? Ist diese fast schmerzfreie Wundauflage z.B. nicht das, was Wundversorger immer gesucht haben?

    Mölnlycke: Genau das stellen wir fest. Wenn wir Kunden überzeugen konnten, es zu testen oder anzuwenden, ist die Entscheidung dafür schnell gefallen. Die Überzeugungsarbeit besteht in erster Linie darin, an den Punkt zu kommen, unsere Produkte vorführen zu können. Deshalb ist ein solches Gespräch mit der WEHRMEDIZIN wertvoll, um unseren Partnern bei der Bundeswehr unseren Weg der Wundversorgung zu zeigen.

    Wehrmedizin: Wenn interessierte Bundeswehrangehörige dieses Firmenportrait lesen, an wen sollten sie sich wenden?

    Mölnlycke: Wir sind regional und sehr kundennah organisiert. Wie schon erwähnt berät unser Außendienst in Deutschland Kunden in 42 Gebieten. Wir helfen beispielsweise dabei, in diesen Gebieten Netzwerkstrukturen zu bilden, einen Meinungsaustausch von Wundversorgern untereinander herzustellen, sie vom Hausarzt über den Spezialisten, das Krankenhaus, auch die entsprechenden Bundeswehreinrichtungen miteinander ins Gespräch zu bringen. Wenn jemand den Erstkontakt mit uns herstellen will, geschieht das am besten über eine solche Anlaufstelle, die dann den Anrufer je nach Region und Fragestellung an den richtigen Ansprechpartner bei Mölnlycke weiter verweist.

    Wehrmedizin: Gern würden wir noch mehr Informationen zu einzelne Produkten bekommen wie z.B. zu Ihrer Safetac-Auflage.

    Mölnlycke: Die Safetac-Auflage ist ein gutes Beispiel für die Philosophie der modernen Wundversorgung, Stichwort ist hydroaktive Wundauflagen. Früher war es üblich – vereinfacht dargestellt -, ein Pflaster von einer Wunde möglichst schnell zu entfernen, damit es nicht so weh tut und dann viel Puder einzusetzen, um die Wunde trocken zu halten. Die moderne Wundversorgung funktioniert eher umgekehrt: Eine Wunde muss ein feuchtes Milieu haben, gleichzeitig gegen Keime geschützt sein, und die Wundränder dürfen nicht leiden. Safetac arbeitet hier perfekt und verhindert, dass das Wundexsudat über den Wundrand gelangt und damit die Mazeration der gesunden Haut einsetzt. Außerdem wird ein atraumatischer Verbandswechsel ermöglicht, der zudem viel seltener erfolgen muss. Das ist nicht nur positiv für die Patienten, sondern auch für das Budget und damit auch im Sinne der Kassen, die zunehmend darauf achten, wie hoch die gesamten Therapiekosten sind.
    Wenn ein herkömmlicher Verband bei niedrigerem Stückpreis dreimal in der Woche gewechselt werden muss und Safetac gar nicht oder nur einmal in der Woche, und wenn dann der Heilungsverlauf aufgrund der Vorteile, die Safetac bietet, auch deutlich kürzer ist, so stellen sich die Gesamtkosten pro Therapieverlauf bei Einsatz unserer Produkte deutlich günstiger dar. Um das zu mit Zahlen zu belegen, haben wir gerade eine Studie im Universitätsklinikum Eppendorf mit 400 Patienten initiiert. Das ist ein Anfang, jedoch ein Weg in die richtige Richtung, denn das Bewusstsein für Evidenz im Kosteneffektivitätsbereich ist insgesamt noch schwach ausgeprägt. Unser Ziel ist, auf diesem Gebiet zusammen mit dem Thema Lebensqualität mehr Transparenz zu schaffen und auf der Basis von Registern und strukturierten Studien mit deutlich höheren Patientenzahlen nachzuweisen, dass trotz anfänglich höherer Kosten die moderne Wundversorgung über den ganzen Behandlungsverlauf betrachtet der kostengünstigere Weg ist.

    Wehrmedizin: Mölnlycke scheint für die Zukunft gut aufgestellt. Welche Chancen rechnen Sie sich für die kommenden Jahre in einem weltweit wachsenden Health Care Markt aus?

    Mölnlycke: Obwohl der Bedarf an Krankenpflege ständig wächst, bleiben die Budgets der Krankenhäuser und des gesamten Gesundheitswesens in den meisten Ländern begrenzt. Derartige finanzielle Beschränkungen werden dazu führen, dass immer mehr auf die Kosteneffizienz eines Produkts im Verhältnis zu den Gesamtkosten einer Klinik anstatt auf die reinen Kosten des einzelnen Produkts geachtet wird. Heute erleiden etwa 5 % aller Patienten eine postoperative Wundinfektion. Einwegprodukte können dazu beitragen, die Zahl derartiger Infektionen signifikant zu verringern, was wiederum zu einer Reduzierung der Gesamtkosten der Behandlung führen würde. In den USA und in den skandinavischen Ländern gehören Einwegprodukte inzwischen zum Standard, und auch überall sonst in Europa nimmt die Verwendung von Einwegprodukten stetig zu. Kundenindividuelle OP-Trays erhöhen die Effizienz in Kliniken, weil sie die Vorbereitungszeit für Operationen reduzieren und so dazu beitragen, dass mehr Eingriffe im Rahmen der vorhandenen Ressourcen durchgeführt werden können.
    Ich denke, für eine diese Marktentwicklung sind wir sehr gut gerüstet. Ziel unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist es, Produkte zu entwickeln, die das Risiko der Patienten, an einer postoperativen Wundinfektion zu erkranken, reduzieren und gleichzeitig die Sicherheit und den Schutz des medizinischen Personals maximieren. Wir werden auch in Zukunft zahlreiche neue Produkte auf den Markt bringen. Fortschrittliche Technologien wie etwa die sanfte Silikonhafttechnologie Safetac haben bei der Entwicklung unseres Unternehmens eine Schlüsselrolle gespielt, und wir werden auch weiterhin alles daran setzen, um im Bereich Innovation Höchstleistungen zu erbringen.
    Das Ziel unserer Wundversorgungs-Teams ist es, unser heutiges hohes Qualitäts- und Effizienzniveau zu bewahren. Die engen Beziehungen zu unseren Kunden sind dabei ein entscheidender Vorteil. Unsere Kunden profitieren z.B. von dem Training, das unsere geschulten Produktspezialisten für Wundversorgung anbieten sowie von unseren verschiedenen interaktiven Schulungsprogrammen, die letztlich alle dazu beitragen, den Standard der Patientenversorgung zu erhöhen.

    Wehrmedizin: Wir bedanken uns für dieses offene und informative Gespräch.


     

    Datum: 17.11.2011

    Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2010/2

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