31.12.2023 •

KARL STORZ: Partner der Wehrmedizin

Im Austausch beim Traditionsunternehmen KARL STORZ in Tuttlingen: v. l. n. r.: Anja Ebert, Daniel Dilger, Heike Lange, Aleksandar Smiljanic, Dr. Dr. André Müllerschön, Ulrich Merz und Peter Geschwill
Karl Storz

WM: Seit der Gründung 1945 ist KARL STORZ zu einem weltweit agierenden Unternehmen in der Herstellung und im Vertrieb von Endoskopen, medizinischen Instrumenten und Geräten in der Human- und Veterinärmedizin geworden. Bitte geben Sie unseren Lesern einen kurzen Einblick in den Weg, den das Unternehmen seither gegangen ist.

KARL STORZ: Vor mehr als 75 Jahren begann alles mit einer Vision und der Leidenschaft für die Medizin. Als der gelernte Chirurgiemechaniker Dr. med. h.c. Karl Storz das Unternehmen 1945 gründete, stellte er zunächst HNO-Instrumente, Stirnlampen und Binokularlupen her. Die Umsetzung und Interpretation von medizinisch-applikativen Wünschen von Ärztinnen und Ärzten mit Hilfe seines technischen Erfindergeistes sowie seinem unternehmerischen Gespür machten ihn schließlich zum weltweit führenden Schrittmacher in der Endoskopie. Unser Gründer war fasziniert von der Idee, ein Gerät zu entwickeln, mit dem eine Ärztin oder ein Arzt in den menschlichen Körper hineinblicken kann. So entwickelte er mit handwerklicher Präzision und technischer Raffinesse das Endoskop, wie es vom Prinzip her heute noch verwendet wird. Damit legte er den Grundstein für die moderne Endoskopie. Heute behält sich unsere Firma vor allem eines: Die Werte und Kultur eines Familienunternehmens, das in Generationen statt Quartalen denkt. 

Nach dem Tod unseres Firmengründers ging die Unternehmensleitung im Jahr 1996 an seine Tochter Dr. h. c. mult. Sybill Storz über. Unter ihrer Führung konnte sich unser Unternehmen bedeutend vergrößern und ambitioniert international wachsen. Seit 2019 liegen die Geschicke in den Händen der dritten Generation. Karl-Christian Storz setzt sowohl auf den konsequenten Ausbau der globalen Geschäftsaktivitäten als auch auf die zukunftsorientierte Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen. Zudem forciert er einen nutzerorientierten Ansatz mit einem ganzheitlichen Blick auf den Patientenpfad. Die größten Herausforderungen, aber auch die größten Chancen liegen im medizinisch-technischen Fortschritt. Hochpräzisions-Endoskope werden zunehmend in computergesteuerte und digital vernetzte Operationssysteme integriert. Digitale Softwarelösungen für den Betrieb solcher Systeme bieten enormen Raum für Innovationen. Mit mittlerweile mehr als 10 000 Schutzrechten stehen wir für visionäres Design, handwerkliche Präzision und klinische Effektivität. Im Dialog mit führenden Medizinerinnen und Medizinern, Universitäten sowie Forschungsinstituten gestalten wir daher Trends und setzen diese in erfolgreiche, medizinische Produkte und Services um.

Heute zählen wir zu den international führenden Anbietern in der Welt der Endoskopie. In dritter Generation beschäftigen wir weltweit 8 800 Mitarbeitende in mehr als 40 Ländern. Unser Portfolio umfasst mittlerweile mehr als 15 000 Produkte für die Human- und Veterinärmedizin. Als Systemanbieter kombinieren wir unsere Expertise in der Endoskopie mit smarten Softwarelösungen zur optimalen Gestaltung und Integration von hochmodernen Operationssälen sowie zur Unterstützung des klinischen Prozess- und Ressourcenmanagements. Wir stehen für visionäres Design, handwerkliche Präzision und klinische Effektivität. Unser Umsatz im Geschäftsjahr 2022 betrug 2,05 Milliarden Euro. Unsere Produktion erfolgt an Standorten in Deutschland, den USA, der Schweiz und Estland. 

WM: Sie sind in der Bundeswehr mit verschiedenen Produkten in den Fachgebieten vertreten. Wo liegen die Wurzeln und welche Bereiche sind die Schwerpunkte für den heutigen Einsatz im SanDstBw? 

KARL STORZ: Das Bundeswehrkrankenhaus Ulm (BwKrhs Ulm) zusammen mit der Universität Ulm war schon zu Zeiten von Professor Dr. med. h. c. Friedrich Wilhelm Ahnefeld (Universität Ulm) in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Vorreiter in der Notfallmedizin. Als wir dann im Jahr 2007 Spezialisten suchten, die sich mit dem neuen Gebiet des Airway Managements wissenschaftlich beschäftigen würden, stießen wir beim BwKrhs auf offene Türen. Der Gruppe um Professor Dr. med. Matthias Helm, PD Dr. med. Björn Hossfeld und Dr. Andreas Schwartz war in ihrer visio­nären Art schnell klar, welche positiven Effekte und Auswirkungen ein Videolaryngoskop auf die Behandlung von Notfall-Patientinnen und -Patienten haben kann. Der Rettungshubschrauber Christoph 22, welcher am BwKrhs Ulm stationiert ist, war dann auch der Erste seiner Art, der ein Videolaryngoskop (VL) an Bord hatte. Der wissenschaftliche Durchbruch stellte sich ein, als wir zusammen mit dieser professionellen sowie erlesenen Gruppe an Ärztinnen und Ärzten mit dem CMAC® das erste VL für die Präklinik entwickelten. Bei Einsätzen in Afghanistan stellte das C-MAC® schnell seine Wichtigkeit unter Beweis. Heute gehört das BwKrhs auch international zu den führenden Kliniken im Airway Management und in der Notfallmedizin und hierbei spielt unser CMAC® immer noch eine bedeutende Rolle. Neben diesem richtungsweisenden Erfolg kooperieren wir auch in den Bereichen Standardisierung, Digitalisierung und Telechirurgie mit der Bundeswehr.

WM: Bieten Sie auch Service-Angebote für die speziellen medizinischen Bedürfnisse der Bundeswehr? 

KARL STORZ: Ja, neben den Service-Verträgen, die zum Beispiel von der Bundeswehr vorgegeben sind und durch uns weltweit angeboten und erfüllt werden, bieten wir auch neue Service-Dienstleistungen an, die wir im zivilen Bereich im In- und Ausland bereits vor vielen Jahren erfolgreich implementiert haben. Erwähnen möchten wir hier auch ein Konzept, bei dem wir speziell angepasste, personelle Vollzeit-Unterstützung im perioperativen Bereich planen. Eine Fachkraft aus unseren Reihen kann auf Basis dieses Service-Angebots den Zustand der medizintechnischen Ausrüstung vor Ort fortwährend auf höchstem Niveau halten und Fehlerbehebung, Schulungen sowie Problemprävention anbieten. ­Dieses Konzept rollen wir im Augenblick neu aus und freuen uns –  hoffentlich bald – auch erste Behörden in Deutschland hierfür gewinnen zu können.  

WM: Wie gestaltet sich die Arbeit auch in Hinblick auf die Entwicklung neuer Materialien und Technologien für zukünftige Anforderungen, speziell für den SanDstBw? 

KARL STORZ: Wir haben eine große Leidenschaft für die Endoskopie − bieten aber eine breite Produktpalette an, die auch hochmoderne und vernetzte OP-Räume umfasst. Unser sogenannter OR1 ist ein weltweites Erfolgsmodell. Gerade erst haben wir im Hospital Alemán in Buenos Aires, Argentinien, wieder einen neuen OP-Trakt eingerichtet. Hierbei kooperieren wir stets eng mit verschiedenen Partnern. Diese erfolgreich umgesetzten Projekte bereiten unseren Teams nicht nur große Freude, sondern motivieren uns, alles daran zu setzen, auch zukünftig weltweit zu den Innovationsführern zu gehören.

Am Anfang steht eine Anforderung, um einen identifizierten Mangel zu beseitigen oder um einen gelebten Prozess zu optimieren. Dies kann auf Basis neuer Technologien geschehen − wie beispielsweise KI, Robotik oder einer gesteigerten Prozessorenleistung − beziehungsweise aus Vorgaben resultieren, die sich aus übergeordneten Instanzen ergeben, wie zum Beispiel Umweltschutz oder Cybersecurity.

Idealerweise erfolgt eine solche Anforderung parallel zu bereits laufenden Aktivitäten im Bereich der Forschung und Entwicklung, da diese Trends identifiziert oder im Markt installiert wurden. Und ab hier gilt es, zusammen einen Prozess zu finden, in dem der Endkunde und die Industrie zu standardisierten Lösungen kommen, diese entwickeln und finetunen, um im finalen Schritt, Lösungen und Systeme zu schaffen, die im Feld eingesetzt werden können, um Leben zu retten.

Am Beispiel der Videolaryngoskopie und der Zusammenarbeit mit dem BwKrhs Ulm wird sichtbar, wie medizinische Anforderungen klar definiert und getestet wurden, um ein Standardwerkzeug zu entwickeln, das passgenau den Anforderungen entspricht. Inzwischen sind wir beim C-MAC® bei der vierten Generation angekommen. Durch die enorme medizinische Expertise des Endkunden und unserem Know-how sind letztlich hochwertige Produkte, wie der C-MAC® oder auch unsere Bronchoskope entstanden.

Parallel zu laufenden Kundenaufträgen arbeitet KARL STORZ permanent auch an Möglichkeiten neuer Innovationen: Das integrierte, digitale PECC (Patient Evacuation Coordination Centre) wurde unlängst auf dem 54. DGWMP-Kongress in Ulm vorgestellt und ist dort auf großes Interesse gestoßen. Für 2024 haben wir mit diesem revolutionären Produkt nun erste Feldversuche angedacht, um die Leistungsfähigkeit und Integrierbarkeit des mobilen Medical Command & Control (MC2) in der Praxis zu testen. 

Zeitgleich dazu starten wir Evaluierungen und Feldtests auch im Bereich der Telechirurgie mit der Bundeswehr. Hierbei handelt es sich um Operationsverfahren, bei denen Robotertechniken zum Einsatz kommen. So könnten Chirurginnen und Chirurgen von verschiedenen Orten aus an einem Eingriff mitwirken oder die Roboter sogar aus der Ferne steuern. Auf diese Weise könnte insbesondere in Krisengebieten noch besser geholfen werden. Zudem hilft die Telechirurgie auch dem Lehrbetrieb, denn Studierende könnten Operationen in Kriegsgebieten in Echtzeit mitverfolgen. Im Rahmen von humanitären Missionen und bei internationalen Hilfseinsätzen, wie beispielsweise bei Erdbeben oder Flutkatastrophen könnte dieses Hilfsmittel in Zukunft ein elementarer Bestandteil sein, um Menschenleben zu retten und Leid zu lindern.  

Anwendungsbeispiel in 4K-UHD-Auflösung und 3D.
Anwendungsbeispiel in 4K-UHD-Auflösung und 3D.
Quelle: Karl Storz

WM: Bei unserem Besuch haben wir das OFFICE1 Untersuchungsraum-Konzept besichtigt. Bitte geben Sie uns einen kurzen Einblick dazu und welchen möglichen Einfluss Sie auf einen verbesserten Untersuchungsprozess sehen.  

KARL STORZ: Lassen Sie uns wieder im Militärmedizin-Umfeld bleiben. Unsere OFFICE1-Lösung ist ein standardisierter Untersuchungsraum. Standardisiert bedeutet, dass die Ausstattung sowie Funktionalität stets identisch sind. Unser OFFICE1-System kann zudem ideal auf die verschiedenen Fachdisziplinen abgestimmt werden. Lassen Sie uns beispielsweise den HNO-Bereich nehmen. Das Equipment in jedem HNO-Untersuchungsraum ist nach ein- und demselben Schema aufgebaut sowie bestückt. Auch die Prozesse bei der Behandlung der Patientinnen und Patienten werden so harmonisiert. Diese Vereinheitlichung bietet große Sicherheit und eine erstklassige medizinische Versorgung an jeglichen Einsatzorten. Auf diese Weise kann schnell, sicher, effizient und absolut hygienisch gearbeitet werden. Bei OFFICE1 sind alle Instrumente griffbereit, so dass sich die Ärztinnen und Ärzte auf das Wesentliche konzentrieren können. Die Arbeit wird dadurch enorm erleichtert. Darüber hinaus sind die bildgebenden Systeme von höchster Qualität. Auch die verschiedenen Dokumentationsmöglichkeiten sind von großer Bedeutung. Zudem können die Patientinnen und Patienten in den Ablauf der Untersuchungen durch die Visualisierung auf Bildschirmen optimal miteinbezogen werden. Ein optischer Hingucker und zugleich sinnvoll ist zudem die LED-Leiste, die mit Grün signalisiert, dass der Behandlungsraum einsatzbereit ist. Durch die rote Darstellung wird deutlich, dass nach einer Behandlung gesäubert und desinfiziert werden muss.

Dieses Konzept ist schon vor der eigentlichen Anwendung nutz- und trainierbar, unter anderem sogar im Virtual-Reality-Umfeld. Stellen Sie sich vor, Sie werden am BwKrhs Hamburg mithilfe einer VR-Brille ausgebildet, um als HNO-Spezialist in Einsatzgebiete entsendet werden zu können. Sie verinnerlichen das Konzept, werden dann beispielsweise nach Litauen geschickt und können dort sofort aktiv wirken und Menschenleben retten, da alles vertraut und startklar ist.

Standardisierung ist ein entscheidender Faktor in Bezug auf schnellere Verfügbarkeiten und Verlegbarkeiten. Prozessvereinheitlichung ist der Schlüssel. Hierbei spielen auch Kosteneffekte eine wichtige Rolle. Denn je mehr standardisierte Systeme installiert werden, desto mehr optimieren sich auch die Komponentenpreise. Wir haben gerade erst etliche Bundeswehr-Krankenhäuser in Deutschland mit unseren OFFICE1-Lösungen ausgestattet, das Feedback der dortigen Ärztinnen und Ärzte ist sehr positiv. Die HNO-Untersuchungsräume können auch blitzschnell nach ein- und demselben Schema in einem Einsatzgebiet aufgebaut werden – auch darauf setzt die Bundeswehr mit uns als Partner. 

Das Equipment von KARL STORZ wird in Krisengebieten eingesetzt.
Das Equipment von KARL STORZ wird in Krisengebieten eingesetzt.
Quelle: Karl Storz

WM: Mit OR1™ bieten Sie innovative Integrationslösung für den Operationssaal an. Welcher Nutzen entsteht damit z. B. bei den Bundeswehrkrankenhäusern? 

KARL STORZ: Manchmal gilt es bei komplizierten Operationen, Expertinnen und Experten aus anderen Ländern oder gar Kontinenten heranzuziehen. Das ist mit unseren umfassenden Komplettlösungen jederzeit möglich. Die Medizinerinnen und Mediziner können zudem auf den Bildschirmen relevante Stellen markieren, so dass sich das Fachpersonal augenblicklich ein Bild von der vorliegenden Situation machen kann. Und nicht nur das, Schnittstellen zu den Systemen des Krankenhauses ermöglichen sowohl die automatisierte Zuweisung der Patientendaten zu den jeweiligen Prozeduren als auch die Speicherung des während eines Eingriffes generierten Bild- und Videomaterials. In Sekunden können Ärztinnen und Ärzte so auf wichtige Informationen und Daten aktueller und zurückliegender Fälle zugreifen. Dies unterstützt nicht nur eine schnelle Lösungsfindung, sondern ermöglicht es auch, den Patientinnen und Patienten bei der Visite digital zu zeigen, wie die ­Operation verlaufen ist. Natürlich würden auch die Bundeswehr-­Krankenhäuser von den vielen Vorteilen, die unser OR1™ Produktportfolio mit sich bringt, profitieren. Gerade hier werden oft Schwerverletzte eingeliefert, die dann unter modernsten Bedingungen behandelt werden können. 

Als Endoskopie- und Integrationsspezialist haben wir bereits in zahlreichen Kliniken auf der ganzen Welt modernste OP-Säle eingerichtet und damit erstklassige Bedingungen für Medizinerinnen und Mediziner geschaffen. Unsere lntegrationslösungen, die ein vollständig vernetztes Audio-Video-Management sowie die Dokumentation und Kommunikation innerhalb und außerhalb des Operationssaals umfassen, unterstützen hier effektive, klinische Workflows. Ein großes Augenmerk wurde dabei auf teilautomatisierte Abläufe und das übergreifende Content-Management der diversen Systeme gelegt. Unsere Komplettlösungen haben viele Vorteile. Vor allem bieten sie eine bessere Bildqualität und natürlich die Darstellung in 3D. Sie ermöglichen zudem den schnellen Zugang zu wichtigen Informationen. Fehlerquellen werden durch die Standardisierung enorm reduziert. Ein weiteres Plus sind die Inwall-Lösungen, bei denen Teile der Hardware und Monitore in den Wänden verbaut werden, wodurch sich die Ärztinnen und Ärzte im OP schnell und frei bewegen können.  

WM: Ein Kernbereich von KARL STORZ ist die Notfall- und Kata­strophenmedizin, innerhalb der Sie Instrumente und Geräte für den Einsatz in Feldlazaretten als auch schlüsselfertige Gesamtlösungen für den Aufbau von mobilen, teilstationären und stationären Feldlazaretten anbieten. Wie gewährleisten Sie dafür eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung und Integration? 

KARL STORZ: In unserer Unternehmensvision haben wir klar den Anspruch vermerkt, dass wir es unseren Partnern im Gesundheitswesen jeden Tag ermöglichen möchten, Höchstleistungen zu erbringen, um das Leben von Patientinnen und Patienten auf der ganzen Welt zu verbessern. Das gilt auch für die medizinische Versorgung im Militärbereich.

Unsere umfassenden Qualitätsmanagement-Prozesse, langjährige Produkterfahrung seit 1945, stetige Forschung und Entwicklung in den Kernbereichen der Medizintechnik sowie unsere Erfolge in der Digitalisierung gepaart mit höchsten Anforderungen an Qualität sowie Cybersicherheit machen uns zu einem verlässlichen Partner genau in diesem Bereich. Darüber hinaus verfügen wir über vielfältige Erfahrung in der Wehrmedizin und pflegen Kundennähe, um die individuellen Bedürfnisse stetig in unsere Entwicklungen einfließen zu lassen. Als in Deutschland verwurzeltes Fami­lienunternehmen folgen wir zudem klaren Werten und denken in Generationen statt Quartalen. Diese Gründe machen uns zu einem der Schlüsselpartner für Behörden weltweit. 

WM: Wir sehen bei KARL STORZ eine gesteigerte Präsenz bei einer Vielzahl von Fachtagungen mit dem SanDstBw und weitere, aktive Projektplanungen. Welche Ziele gibt es für Ihre Arbeit? 

KARL STORZ: Wir bieten ein Health Ecosystem an, bestehend aus integrierten Systemen und korrespondierenden Dienstleistungen, um unseren Kundinnen und Kunden die bestmögliche, schnellst verfügbare und qualitativ hochwertigste All-in-One-Lösung anzubieten. Diese möchten wir natürlich stetig weiter ausbauen und verbessern. Eine große Stärke von uns ist es, dass wir zahlreiche Workshops für Ärztinnen und Ärzte anbieten. Wir lernen dabei viel über ihre Bedürfnisse – im Gegenzug lernen sie viel über neueste Medizintechnik.

Grundsätzlich sind wir in Deutschland sehr gut aufgestellt − unser Netzwerk beginnt in der Politik und geht bis zur Anwenderin oder dem Anwender im Feld. Eine intensive Kommunikation und ein proaktiver Austausch sind die wichtigsten Punkte, um dieses Netzwerk aktiv zu pflegen. Der nächste Schritt im Bereich der Wehrmedizin ist eine noch globalere Ausrichtung, angefangen von den kommenden Aufgaben der Bundeswehr im Ausland über die Aktivitäten im NATO-Umfeld bis zum globalen Rollout. Ein spannendes, herausforderndes 2024 liegt vor uns und wir freuen uns darauf, dieses gemeinsam mit unseren Partnern zu gestalten.   

Das mobile Medical Command & Control (MC2) für Kommunikation, Zusammenarbeit...
Das mobile Medical Command & Control (MC2) für Kommunikation, Zusammenarbeit und die Visualisierung von Informationen
Quelle: Karl Storz

WM: Sie haben uns verschiedene Projekte gezeigt, die weit in die Zukunft reichen und auch ein aus unserer Sicht sehr umfassendes System der Digitalisierung vorgestellt. Heißt das zum einen, dass sich die Firma KARL STORZ komplett wandelt und zum anderen, dass Sie den Fokus deutlich internationaler legen als bisher? 

KARL STORZ: Unser Unternehmen wird aktuell in dritter Familiengeneration geleitet und wir beschäftigen mehr als 8 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in mehr als 40 Ländern dieser Erde. Die globale Ausrichtung hat daher bereits vor vielen Jahren stattgefunden und macht uns heute stark. Als einer der marktführenden Anbieter von Endoskopen haben wir zudem bereits früh erkannt, dass die Digitalisierung kein Trend ist, der vorbeigehen wird, sondern den es verantwortungsvoll zu nutzen gilt. So haben wir uns mittlerweile von einem klassischen Produktanbieter hin zu einem Systemanbieter entwickelt. Auch als international erfolgreiches Unternehmen sind wir uns zugleich unseren Wurzeln bewusst und die liegen in der Region Tuttlingen in Deutschland, wo wir mehr als 3 000 Menschen beschäftigen. Daher investieren wir auch hierzulande und stellen uns so noch schlagkräftiger auf. Die Kombination aus regionaler Verbundenheit und Internationalität – das sind wir.  

WM: KARL STORZ präsentiert sich in vielen Bereichen als kompetenter und verlässlicher Partner der Bundeswehr. Wie sehen Sie die Zukunft von KARL STORZ in Bezug auf eine digitale Weiterentwicklung und Bedeutung für die Bundeswehr?

KARL STORZ: Aufgrund der geopolitischen Situation, in der wir uns befinden und die wir auch in den nächsten Jahren vorfinden werden, wird die Landes- und Bündnisverteidigung international eine sehr große Rolle spielen. Da in Europa seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Rolle des Militärs, inklusive der Militärmedizin zurückgefahren wurde, wird hier, um Verteidigung sicherstellen zu können, viel und nachhaltig investiert werden. Dies ist von der Politik und den Regierungen weltweit erkannt worden.

Als vorausschauend agierendes Unternehmen arbeiten wir daher an Lösungen, die von Rolle eins bis vier angewandt werden können. Hierbei spielen erneut die Themen Digitalisierung und Standardisierung eine zentrale und nachhaltige Rolle. Als starker Partner können wir die Bundeswehr dabei aktiv begleiten und beraten. 

Gerade die Digitalisierung bedarf noch viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit, denn mit so wichtigen Themen wie Data Protection oder auch Cybersecurity muss gegeben sein, dass Daten sicher sind und anonymisiert werden. Die vielleicht größte Sorge der Krankenhäuser ist oftmals, dass Daten von Fremden abgegriffen oder veröffentlicht werden. Daher spielt die Cybersicherheit bei uns eine entscheidende Rolle. Unsere Expertinnen und Experten der Cybersecurity sind folglich bei jeder Produktentwicklung involviert. Wir bieten zudem auch Systeme für das Datenmanagement in Krankenhäusern an, die in sich geschlossen sind. 

Auch Trends, wie die künstliche Intelligenz gilt es im medizinischen Umfeld, verantwortungsvoll zu analysieren und zu nutzen. Der ­Einsatz wird auch in der Medizin weiter zunehmen und neue Möglichkeiten bieten, allerdings geht es hier um die Gesundheit von Menschen und daher müssen wir mit großer Vorsicht und verantwortungsvoll handeln – das ist uns bei KARL STORZ wichtig.   

WM: Wir bedanken uns für den umfassenden Einblick und das informative Gespräch. Wir wünschen Ihnen für die zukünftigen Herausforderungen gutes Gelingen und weiter viel Erfolg! 


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