Die Sichtungs- und Kontrollambulanz am ­Bundeswehrkrankenhaus Berlin

S. Peter, V. Schmidt und S. Schönfeld

Bundeswehr/Thilo Pulpanek

Im März 2020 wurde durch den Kommandeur und Ärztlichen Direktor des Bundeswehrkrankenhauses (BwKrhs) Berlin, Generalarzt Prof. Dr. Becker, die Sichtungs- und Kontrollambulanz (S.u.K.A.) eingeführt, die seitdem unter der Leitung der Klinik X (Flottenarzt Dr. Benker) in den Alltag des Krankenhauses etabliert ist. Die S.u.K.A. besteht aus einem Zelt- und Containersystem und dient seit Beginn der Coronapandemie der notwendigen Sichtung von PatientInnen und BesucherInnen, die das Gelände des BwKrhs Berlin betreten möchten. Der Zugang auf das Gelände ist für diese Personengruppen nur über den Eingang durch die S.u.K.A. möglich, was zu Beginn der Pandemie durch das Wachbataillon sichergestellt und in der Folge durch ein privates Sicherheitsunternehmen übernommen wurde. Ein kontrollierter und geordneter Zugang auf die Liegenschaft des BwKrhs Berlin wird auf diese Weise gewährleistet. In einem 24-stündigen Schichtbetrieb arbeiten hier Sanitätsoffiziere, Unteroffiziere aller Kliniken und ReservistInnen. Das Sanitätsregiment 1 unterstützt den Betrieb sowohl mit Personal als auch mit Material.

Die Aufgaben der Ambulanz umfassen u. a. die Anamneseerhebung typischer Coronasymptome, eine körperliche Sichtung sowie die Temperaturmessung. Fragen nach der Rückkehr aus Risikogebieten finden ebenso statt wie die Abnahme von SARS-CoV-2 Abstrichen. Dieses Vorgehen ist für den Schutz der MitarbeiterInnen und PatientInnen notwendig und aktuell ein unerlässliches Mittel zur Vermeidung von Ausbruchsituationen. Durch den Einsatz von schichtleitenden ÄrztInnen ist eine erste Einschätzung von potentiellen Notfällen sowie COVID-19-Verdachtsfällen möglich.

Auch für die MitarbeiterInnen des Hauses ist die S.u.K.A. eine zusätzliche Schutzmaßnahme, denn sie steht allen für regelmäßige PCR- sowie Antigentests zur Verfügung. Ziel ist auch hier die Minimierung des Ansteckungsrisikos mit COVID-19, ohne den Betrieb im Krankenhaus selbst einzuschränken. Darüber hinaus werden Weiterbildungen zur Abstrichentnahme mittels Schnelltest und PCR für unsere KameradInnen durchgeführt, die in den umliegenden Pflegeeinrichtungen und Impfzentren Amtshilfe leisten. So ist es mithilfe der S.u.K.A. möglich, einerseits die Empfehlungen des RKI präzise umzusetzen und andererseits als „Replikator“ für die Aus- und Weiterbildung unserer SoldatInnen in der Amtshilfe zu fungieren.

Als Teil der Klinik X am BwKrhs Berlin arbeitet die S.u.K.A. direkt mit der Zentralen Interdisziplinären Notfallaufnahme (ZINA) zusammen. Hier wurden dem Bedarf angepasste Bereiche für PatientInnen mit einer SARS-CoV-2 Infektion und die Zuwege der Infizierten getrennt vom eigentlichen Zugang zur ZINA geschaffen. Durch die Sichtung in der S.u.K.A. können Notfälle erkannt, zielgerichtet gelenkt und behandelt werden. Ebenso kann die Abholung von PatientInnen nach einer Behandlung oder die Notwendigkeit von Begleitpersonen im Einzelfall geprüft werden. 

Durch diese Maßnahmen und der Kontrolle aller Personen, die das Krankenhausgelände betreten, gelang es bislang, das Haupthaus des BwKrhs Berlin mit den meisten peripheren Stationen frei von COVID-positiven PatientInnen zu halten. Hiervon getrennt können COVID-19-PatientInnen auf peripheren Stationen in anderen Gebäudeteilen behandelt werden. COVID-positive PatientInnen mit High-Care Bedarf werden auf einer gesonderten Intensivstation therapiert. 

Regelmäßig werden der Bedarf und die Aufgaben der S.u.K.A. von der Krankenhaus- und Klinikleitung überprüft. Bei wechselnden Aufgabenfeldern wurde der Betrieb seit Einführung der Ambulanz stets aufrechterhalten und die nun fast zweijährige Tätigkeit ununterbrochen fortgesetzt. Auch in der jetzigen Omikronwelle hat sich die hochwertige Arbeit der Sichtungs- und Kontrollambulanz bewährt und ist zu einem unerlässlichen Bestandteil der Gegenmaßnahmen in der SARS-CoV-2-Pandemie des BwKrhs Berlin geworden.  


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