Rotes Kreuz unter dem Edelweiß – Sanitäter bei der International Mountain Warfare Patrol 2019
Ruhpolding. Ein Wettkampf für die internationale Elite im Gebirgs- und Winterkampf – so lautet die Kernforderung des Kommandeurs der Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“ für die 2018 zum ersten Mal durchgeführte „International Mountain Warfare Patrol“ (IMWP).
Am 13. Februar 2019 erfolgte in den Chiemgauer Alpen die zweite Auflage des fordernden Patrouillenwettkampfs. Den Strapazen stellten sich neben deutschen Gebirgssoldaten Mannschaften aus Frankreich, Italien, Österreich, Polen und Slowenien.
Lawinenlage zwingt zu Änderung des Streckenverlaufs
Rund 200 Soldaten waren in die Organisation der Veranstaltung eingebunden. Obwohl diese bereits Tage vor dem Wettkampf die Wettkampfstrecke von rund 80 umgestürzten Bäumen befreit hatten, musste der Streckenverlauf zum Schutz der Wettkämpfer noch kurzfristig geändert werden. Aufgrund ergiebiger Schneefälle am 11. und 12. Februar waren die Lawinenexperten der Gebirgsjägerbrigade angehalten, eine systematische Schneedeckendiagnose vorzunehmen. Wegen starker Windverfrachtungen und einem halben Meter Neuschnee bestand besonders in den Gipfellagen des Rauschbergs eine erhebliche Lawinengefahr. Daher musste die Abfahrt durch die steile „Rossgasse“ und das Abseilen über die „Geißwand“ ausfallen. Statt der vorgesehenen 1.900 Höhenmeter führte der Wettkampf nun über 1.300 Höhenmeter. Dafür wurde die Strecke von 29 auf 32 Kilometer verlängert.
15 Spitzenteams aus sechs Nationen am Start
In den sieben Teams der Gebirgsjägerbrigade 23, den zwei Reservistenmannschaften und den sechs internationalen Delegationen fanden sich viele der besten militärischen Skibergsteiger Europas. Jeder Soldat trug ein Gewehr und einem zehn Kilogramm schweren Rucksack. Zusätzlich führten die Teams eine zerlegbare „Universaltrage 2000“ für den Verletztentransport mit. Neben Ausdauer und Geschicklichkeit beim Aufstieg und der Abfahrt auf Tourenskier wurde an vier Stationen das militärische Können der Athleten geprüft. So standen zwei Schießen am Biathlon-Schießstand der Chiemgau-Arena, ein Handgranatenzielwerfen und eine Suche nach Lawinenverschütteten auf dem Programm. An der letzten Station mussten die jeweils sechsköpfigen Teams die mitgeführte Verwundetentrage zusammensetzen und anschließend einen Verwundeten bis ins Ziel ziehen.
Bergrettungsorganisation unter Beteiligung ZSanDstBw
Eine Besonderheit der IMWP ist die Einrahmung des Wettkampfs in eine eigens auf die Örtlichkeit zugeschnittene Bergrettungsorganisation. Drei skibewegliche Rettungstrupps, jeder mit einem Heeresbergführer, einem Rettungsassistenten und zwei Gebirgsjäger mit Bergretterausbildung, zudem ein skibeweglicher Beweglicher Arzttrupp stellten an jeder Stelle der Wettkampfstrecke eine schnelle, qualifizierte Patientenversorgung sicher. Für die Folgeversorgung und den qualifizierten Transport standen zwei BV206San und ein BAT auf KrKw bereit. Ein in der Chiemgau-Arena vorstationierter SAR-Helikopter rundete die Bergrettungsorganisation ab. Geführt wurden die Bergrettungskräfte aus den in den Leitungsgefechtsstand der IMWP integrierten Zellen Gebirge und San. Gestellt wurde die Masse der SanUnterstützung von der SanStffEins Bad Reichenhall und dem Sanitätsregiment 3. Insgesamt sorgten drei Ärzte, sechs Einsatznotfallsanitäter und drei Sanitätskraftfahrer gemeinsam mit ihren Counterparts der Gebirgsjägerbrigade für eine professionelle Versorgung aller am Wettkampf beteiligten Soldaten.Anders als 2018 war das Patientenaufkommen 2019 erfreulicherweise sehr gering. Während des Wettkampfs musste nur ein Nasenbruch versorgt werden. Nach der kurzen Inaugenscheinnahme durch den BAT konnte der Gebirgsjäger das Rennen fortsetzen.
Klarer Sieger, harter Kampf um die Plätze
Den Sieg in einer Spitzenzeit von 3:57 Stunden errang mit 19 Minuten Vorsprung das Team des Gebirgsversorgungsbataillons 8 aus Füssen. Auf den Plätzen folgten innerhalb von nur fünf Minuten die Mannschaften der Gebirgsjägerbataillone 233, 231 und 232. Als beste ausländische Mannschaft kämpfte sich das Team der französischen 27. Gebirgsjägerbrigade auf den fünften Rang, dicht gefolgt von drei weiteren deutschen Mannschaften. Das letzte Team traf nach 6:54 Stunden am Ziel ein. Im Unterschied zur ersten Austragung der IMWP konnten in diesem Jahr alle Wettkämpfer das Ziel erreichen.In seiner Ansprache bei der Siegerehrung hob der Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23 - Brigadegeneral Sembritzki – die hervorragende Unterstützung durch die externen Dienststellen hervor. Das Band, das zwischen den Gebrigsjägern und den zum Kampf im Gebirge befähigten Sanitätskräften besteht, wird durch gemeinsame Vorhaben wie die IMWP bestätigt und gefestigt.
Anschrift:
Oberstleutnant Josef Ganslmaier,
Sanitätsakademie der Bundeswehr
Neuherbergstr. 11
80937 München
E-Mail: JosefGanslmaier@bundeswehr.org
Datum: 10.06.2019
Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2019