Tiefe Trichophytie durch Trichophyton interdigitale außerhalb des Genitalbereichs
Bundeswehrkrankenhaus Berlin
Einleitung
Der Trichophyton (Tr.). interdigitale ist nach dem Tr. rubrum der häufigste Erreger von Dermatomykosen in Europa und hat in den letzten Jahren – allerdings eher im Genitalbereich vorkommend – an Bedeutung gewonnen. Wir stellen hier einen Fall vor, bei dem es zu einem Befall im Bereich der Nase kam.
Fallbeschreibung
Ein 43-jähriger Soldat wurde mit der Verdachtsdiagnose „beginnendes Erysipel“ in der dermatologischen Ambulanz des Bundeswehrkrankenhauses Berlin vorgestellt.
Anamnese und Erstbefund
An der Nasenspitze zeigte sich ein kreisrundes, scharf begrenztes Erythem mit feinlamellärer Schuppung ohne Juckreiz oder Brennen (Abbildung 1). Das restliche Integument war frei; der Patient hatte keine neue Medikation erhalten und auch keine neuen Externa/ Kosmetika angewendet. Ebenfalls bestanden keine Infektzeichen, die Reisanamnese war leer.Initialtherapie und Verlauf
Nach Einleitung der Diagnostik (siehe unten) wurde zunächst ein topisches Präparat, das sowohl antibakteriell als auch antimykotisch wirkte, appliziert. Bei Wiedervorstellung nach einer Woche zeigte sich eine abgeheilte Nasenspitze, jedoch bestand jetzt ein infiltriertes Erythem im Bereich des Philtrums, einhergehend mit follikulär gebundenen Pusteln (Abbildung 2). Differenzialdiagnostisch kamen am ehesten ein bakterielles Geschehen oder ein Herpes simplex in Frage.
Weitere Diagnostik, Therapie und Verlauf
Die PCR auf Herpes simplex (HSV) und Varicella Zoster (VZV) Virus war negativ; der bakteriologische Abstrich unauffällig. Sowohl in der Histologie als auch in der mykologischen Untersuchung (Kultur und PCR) konnte der Nachweis von Tr. interdigitale erfolgen.
Unter der gesicherten Diagnose „Profunde Trychophytie durch Tr. interdigitale“ erfolgten eine systemische antimykotische Behandlung mit Itraconazol 200 mg die p.o. und die topische Anwendung von Ciclopirox Creme. Hierunter zeigte sich ein deutlicher Rückgang des Infiltrates und der Pusteln. Nach insgesamt 12 Wochen war der Befund ohne tiefe Narbenbildung komplett abgeheilt.
Diskussion
Trichophyton interdigitale (Erstbeschreiber: Blanchard 1896) ist ein anthrophiler Dermatophyt und wird auch als flauschige Variante des Tr. mentagrophytes bezeichnet. Er lebt in keratinisierter Haut wie dem Stratum corneum, Haaren und Nägeln. Tr. interdigitale ist nach dem Tr. rubrum der häufigste Erreger von Derma-tomykosen in Europa und kommt häufig auf Fußböden und Fußmatten in Gemeinschaftseinrichtungen vor. Der Pilz hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen; er kommt eher im Genitalbereich vor, wo er sich durch schmerzhafte, knotige oder plaque-förmige Infiltrate mit follikulären Pusteln auszeichnet.Bei der Anamnese ist die Frage nach Sexualpartnern, Genitalrasur (Autoinokulation), Reisen (Südostasien), Besuchen im Fitnessstudio/Spa wichtig.
Diagnostik
Folgende Diagnostik sollte durchgeführt werden:
- Mikroskopische Nativdiagnostik (Haarwurzeln),
- mykologische Kultur,
- Histologie (HE- und PAS-Färbung) und
- PCR-Analysen.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen kommen bakterielle Infektionen (Abszesse, Furunkel, Erysipel), virale Infektionen (HSV/VZV) oder Arthropodenreaktionen in Frage.
Therapie
Therapeutisch können topisch antimykotische Präparate wie Ciclopirox oder Miconazol eingesetzt werden. Systemisch wird mit Terbinafin 250 mg/die p.o. oder, bei zusätzlichem Nachweis von Hefen, mit Itraconazol 200 mg/die p. o. behandelt. Bei schwerem Befall kann initial zusätzlich ein Corticosteroid systemisch verabreicht werden. Es ist ausgesprochen wichtig, so früh wie möglich mit einer systemischen Therapie zu beginnen, um mögliche Komplikationen wie tiefe irreversible Narbenplatten zu verhindern.
Fazit
Die durch Tr. interdigitale verursachte profunde Trichophytie gewinnt zunehmend an Bedeutung als eine Art life-style--disease. Das gehäufte Vorkommen auf Fußböden von Gemeinschaftseinrichtungen macht Tr. intergditale auch in wehrmedizinischer Hinsicht bedeutsam. Eine rechtzeitige systemische Therapie ist für den Erkrankungsverlauf entscheidend.
Literatur
- Bakardzhiev I et al.: Tinea profunda of the genital area. Successful treatment of a rare skin disease. Dermatol Ther 2015; 29(3): 181 - 183.
- Ginter-Henselmayer et al.: Tinea im Genitalbereich. Eine diagnostische und therapeutische Herausforderung. Der Hautarzt 2016;67(9): 689 - 699.
- Wendrock-Shiga et al.: Tinea barbae profunda durch Trichophyton mentagrophytes nach Thailand-Reise. Fallbeschreibung und Übersicht. Der Hautarzt 2017; 68(8): 639 - 648.
- Altmeyer et al.: Mykosen. in: Altmeyers Enzyklopädie (aktualisiert: 2018).
Stabsarzt Dr. Demet Efe
E-Mail: demetefe@bundeswehr.org
Datum: 29.01.2019