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„Lost man-days“ und der gram-negative -Fußinfekt
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
Einleitung und Historie
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Nachdem der anfangs mobile Feldzug der Truppen des Deutschen Reiches im Herbst 1914 aufgrund des massiven Widerstandes der Westmächte in einen Grabenkampf überging, war aufgrund der besonderen Bodenbeschaffenheit entlang der Somme und in der Region Flandern die Voraussetzung für die Entstehung des Grabenfußes erfüllt. Durch das hohe Grundwasser, häufige Regenfälle und die Zerstörung natürlicher sowie artifizieller Drainagesysteme wurden die Schützengräben regelmäßig überflutet, sodass Soldaten tagelang im teils hüfthohen Wasser und Schlamm ausharren mussten. Zudem herrschten in den Grabensystemen katastrophale hygienische Bedingungen, welche durch schlechte Ausrüstung zusätzlich verschärft wurden. Dies führte letztlich zu einem massenhaften Anstieg der Grabenfußerkankungen, welche häufig durch Zirkulationsstörungen in Amputationen von Extremitäten oder schwerwiegenden, zu dem damaligen Zeitpunkt nicht behandelbaren Infektionen, endete.
Erst durch Einführung von Präventionsmaßnahmen, wie verbesserte Konstruktion von Gräben, Verbesserung der persönlichen Ausrüstung der Soldaten und regelmäßige Inspektionen der hygienischen Situation sowie des Gesundheitszustandes der Soldaten durch sanitätsdienstliche Kräfte konnten die Erkrankungszahlen deutlich gesenkt werden.
Infektionsbedingte Fußerkrankungen heute
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Zwar ist die Mortalität aufgrund der im Einsatzland zur Verfügung stehenden sanitätsdienstlichen Versorgung vergleichsweise gering, aber der Soldat/die Soldatin steht bei dann nicht selten medizinisch indizierter stationärer Behandlung oder gar Repatriierung nicht zur Verfügung, was die Erfüllung des militärischen Auftrags bei Ausfall von Schlüsselpersonal, z. B. einer Patrouille, gefährden kann.
Prävention ist entscheidend
Auch in den aktuellen Einsätzen bewähren sich die Präventionsstrategien des Ersten Weltkrieges zur Vermeidung von Fußinfekten, als da sind:
- regelmäßiger Wechsel der Bekleidung, insbesondere von Stiefeln und Socken, und
- eine regelmäßige Pflege der Füße mit rückfettenden Externa.
Hierdurch ließen und lassen sich die Erkrankungszahlen deutlich reduzieren und damit die Anzahl der sogenannten „lost man-days“ minimieren.
Oberstabsarzt Dr. Philipp Schachtschneider
E-Mail: [email protected]
Datum: 15.01.2019