GUT VORBEREITET IN DIE KORONAR-SPORTSTUNDE: AKUT-NITRAT STEIGERT DIE BELASTUNGSFÄHIGKEIT
Die kardiologische Rehabilitation ist ein wichtiger Bestandteil in der Langzeitbetreuung von Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK) und trägt wesentlich zur Verbesserung der Prognose bei. Zentrales Anliegen der Kardio-Rehabilitation ist der Erhalt bzw. die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, denn eine gute Fitness stabilisiert die Gefäßfunktion und hebt die Lebensqualität. Eine wertvolle Unterstützung beim Koronar-Sport ist das Nitroglycerinpräparat Nitrolingual®, das die Durchblutung des Herzmuskels fördert. Nitrolingual akut® Spray wird unmittelbar vor der sportlichen Betätigung angewendet und steigert punktgenau die Belastungsfähigkeit des Patienten. In einem aktuellen Positionspapier weist die European Association of Cardiovascular Prevention and Rehabilitation (EACPR) explizit auf den Nutzen von akut wirksamen Nitroglycerinpräparaten für die Kardio-Rehabilitation hin (1).
Als Spray, Zerbeißkapsel oder Infusionslösung ist Nitrolingual ® (Wirkstoff: Glyceroltrinitrat, Abb. 1) unbestrittener Standard in der Notfalltherapie, denn das Nitrat fängt innerhalb von Sekunden einen akuten Angina pectoris- Anfall auf und kann Leben retten. Daneben sind Akut- Nitrate aber auch eine tragende Säule in der Rehabilitation der KHK. Sie erhöhen die Angina-Schwelle, steigern damit die körperliche Belastbarkeit und ermöglichen eine sportliche Betätigung (2).
Abb. 1Vorbeugende Nitrat-Anwendung erleichtert das Training
Die Expertengruppe der EACPR beschreibt in dem neuen Review zur Sekundärprävention von KHK-Patienten die empfehlenswerten Maßnahmen zur Kardio-Rehabilitation in Abhängigkeit von der jeweiligen Grunderkrankung (1). Bei Patienten mit stabiler KHK, die eine rein medikamentöse Therapie erhalten oder bei denen eine perkutane Koronarintervention (PCI) mit nachfolgender Basismedikation vorgenommen wurde, rangiert die körperliche Aktivität in der Prävention weit vorn. Wer mindestens ein halbe Stunde pro Tag mit moderater Intensität in Bewegung ist, erfüllt damit die Kriterien einer evidenzbasierten Vorsorge mit dem Ziel, Herz und Gefäße langfristig zu schützen. „Eine auf die körperliche Aktivierung abzielende Rehabilitation ist eine der effektivsten sekundärpräventiven Maßnahmen bei KHK“, so das Statement der Autoren. Die prophylaktische Gabe von schnell wirkendem Nitroglycerin erhöht dosisabhängig die Angina-Schwelle und verlängert die maximale Belastungsdauer (Abb. 3).
Abb. 3Patienten können durch die Anwendung eines Akut-Nitrates wenige Minuten vor Beginn des Sportprogramms ihren Traningserfolg steigern und zudem die Übungsstunden angstfreier absolvieren. Ein solches Vorgehen wird im EACPR-Positionspapier entsprechend gewürdigt. Auch deutsche Gremien unterstreichen den hohen Stellenwert der Akut-Nitrate, so sollten Patienten mit stabiler Angina pectoris laut Nationaler Versorgungsleitlinie „Chronische KHK“ stets ein schnell wirkendes Nitrat zur Kupierung akuter pectanginöser Anfälle sowie zur Anfallsprophylaxe zur Hand haben (3). Denn die Häufigkeit der Angina-Symptomatik wird auch unter optimaler medikamentöser Therapie häufig unterschätzt: So zeigte die Cadence-Studie (Abb. 2): 48 Prozent der Patienten, die nach Einschätzung ihrer Ärzte optimal medikamentös eingestellt waren, hatten pectanginöse Beschwerden, davon 29 Prozent sogar wöchentlich und sieben Prozent litten täglich unter einem Angina pectoris-Anfall.
Abb.2Joggen statt stenten
Eine optimale medikamentöse Therapie in Kombination mit körperlichem Training kann das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko sogar nachhaltiger reduzieren als die Implantation eines Stents. Dies belegen unter anderem die Resultate einer klinischen Studie (6) mit 101 KHK-Patienten. Bei der Hälfte der Studientenehmer wurden die geschädigten Gefäße operativ revaskularisiert (PTCA/Stent), die Vergleichsgruppe erhielt eine leitliniengerechte KHK-Therapie und betrieb täglich 20 Minuten Sport bei 70 Prozent der maximalen Belastung. Im Ergebnis zeigte sich, dass die medikamentöse Therapie in Kombination mit körperlicher Bewegung die Rate kardiovaskulärer Ereignisse deutlicher reduzierte als die Kononarintervention. So waren vaskuläre Komplikationen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Revaskularisation oder KHK-bedingte Hospitalisation) innerhalb eines Jahres in der Sportgruppe mit 12 Prozent deutlich seltener als in der Stent-Gruppe (30 Prozent).
Nitrolingual akut® Spray. Wirkstoff: Glyceroltrinitrat. Zus.: 1 Sprühst. enth. 0,4 mg Glyceroltrinitrat. Sonstige Bestandt.: Mittelkettige Tri- u. Partialglyceride, Ethanol, Pfefferminzöl. Anw.-Geb.: Anfallsbehandlung u. Prophylaxe d. Angina pectoris, akuter Herzinfarkt, akute Linksherzinsuffizienz, katheterinduzierte Koronarspasmen. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gegen e. d. Bestandt. od. andere Nitratverbdg., akutes Kreislaufversagen, kardiogener Schock, ausgeprägte Hypotonie (RRsyst. < 90 mmHg), Einnahm. v. Phosphodiesterasehemmern z. Behandlg. d. erektil. Dysfkt. o. d. pulmonalen arteriellen Hypertonie. Nur m. Vorsicht bei hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie, konstriktiver Perikarditis, Perikardtamponade, niedrig. Füllungsdrücken (z. B. b. akut. Herzinfarkt; RRsyst.< 90 mmHg vermeiden), Aorten- u./o. Mitralstenose, b. orthostatischen Kreislaufregulationsstör., erhöhtem intrakraniellem Druck. In d. Schwangerschaft u. Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung anwenden. Nebenw.: Anf. sehr häufig Kopfschmerzen, häufig Hypotension m. Reflextachykardie, Benommenheit, Schwindel- u. Schwächegefühl. Gelegentlich Übelkeit, Erbrechen, Flush, allerg. Hautreaktion, stark. Blutdruckabfall m. Verstärk. d. Angina pectoris-Symptomatik, Kollapszustände m. Bradykardie u. Synkopen. Sehr selten exfoliative Dermatitis. Toleranz u. Kreuztoleranz mögl., hohe kontinuierl. Dosen vermeiden. Hypoxämie u. Ischämie b. KHK möglich. Beeinträchtig. d. aktiven Verkehrsteiln. od. Maschinenbedien. mögl., insbes. i. Zusammenhang m. Alkohol. Verschreibungspflichtig. G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG, 25551 Hohenlockstedt (1).
Quellen:
(1) Piepoli MF et al. (2010): Secondary prevention through cardiac rehabilitation: from knowledge to implementation. A position paper from the Cardiac Rehabilitation Section of the European Association of Cardiovascular Prevention and Rehabilitation. Eur J Cardiovasc Prev Rehabil 17(1):1-17
(2) Mathes P. (2010): Ratgeber Herzinfarkt. Verlag Steinkopff, 6. Auflage, ISBN-10: 3798518874
(3) Nationale Versorgungsleitlinie Chronische KHK Version 1.8, Dezember 2008 der BÄK, KBV und AWM
(4) Beltrame JF et al.: The Prevalence of Weekly Angina Among Patients With Chronic Stable Angina in Primary Care Practices. The Coronary Artery Disease in General Practice (CADENCE) Study. Arch Intern Med 2009;169(16):1491-1499.
(5) Hambrecht R et al. (2004): Percutaneous Coronary Angioplasty compared with exercise training in patients with stable coronary artery-disease – A Randomized Trial. Circulation 109:1371-1378
(6) Moebius-Winkler S et al. (2009): Five year follow up of the PCI vs. Exercise in Stable Coronary artery disease pilot trial. Eur. J. CardioVasc Prev. Rehabil 16 (Suppl. 1): 83
Weitere Informationen:
Stefan Titzrath
G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG
Kieler Str. 11
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E-Mail: s.titzrath@pohl-boskamp.de
Datum: 11.07.2011
Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2011/2