„Gefährliche Fauna“-Datenbank soll Force Health Protection Tool werden
G. Rosenmayr
Seit 2012 besteht zwischen dem österreichischen Bundesministerium für Landesverteidigung und dem Naturhistorischen Museum Wien eine Kooperation in Form der Projektreihe „Gefährliche Fauna“. Im Zuge mehrerer Forschungsprojekte wurden umfassende Informationen über potentiell gefährliche Tierarten in möglichen Einsatzgebieten (vorwiegend Afrika) gesammelt und in einer Datenbank gelistet – unterschiedliche Tierarten und -gruppen und deren Gefahren für Menschen werden dargestellt und genau beschrieben. Vor allem Giftschlangen, Skorpione, Spinnen und Stechmücken zählen zu jenen Tieren, die durch Biss und Stich mit Giftwirkung und Übertragung von Keimen zu Gesundheitsschäden, Verletzungen und Infektionskrankheiten beim Menschen führen können. Diese Informationen sind mit Grunddaten, wie topographischen Karten, Infrastruktur und meteorologischen Geo-Informationen so zu nutzen, dass daraus einsatzrelevante Aspekte ableitbar sind und für Planung und Einsatzvorbereitung genutzt werden können. Ziel und Zweck der Datenbank ist der präventive Gesundheitsschutz von Personal im Einsatz bzw. Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten.
Im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit der österreichischen und deutschen Streitkräfte wurde die Datenbank 2021 an den Sanitätsdienst der Bundeswehr übergeben, um die dortige Nutzung zu ermöglichen und die Ergänzung der Inhalte in humanmedizinisch relevanten Bereichen durchzuführen. Dies bedeutet, dass die bereits nach Tierarten und deren Vorkommen und Lebensweisen sortierten Inhalte nun um weitere Aspekte ergänzt werden, die für Einsatzvorbereitung und -durchführung relevant sind: beispielsweise Verhalten nach Biss oder Stich von Gifttieren wie Erste Hilfe, Notfallversorgung sowie Therapie, Toxikologie und mögliche Verwendung von Antiveninen. Die Datenbank dient so der strategisch-operativen Ebene im Rahmen von Machbarkeitsstudien, Risikoanalysen und Ressourcenplanung und kann konkret von Sanitätspersonal genutzt werden, welches direkt in Einsatzplanung und -vorbereitung involviert ist, von Kontingenten, die im Zuge der Einsatzvorbereitung ausgebildet werden bzw. im Einsatzraum aufhältig sind, von Einzelreisenden, Beobachtern in Reisevorbereitung und im Einsatz. Bedarf an derartigen Informationen haben aber nicht nur Streitkräfte, sondern auch Partnerorganisationen und auch die zivile Nutzung wurde angedacht.
Die vorliegende Datensammlung ist als „lebende Materie“ zu sehen, die inhaltlich erweitert und aktualisiert werden kann und soll. Bereits nachgedacht wurde über die Erweiterung um zusätzliche Länder/Regionen, aber auch um Erkenntnisse zu Giftwirkungen und deren Behandlungsmöglichkeiten. Um die Nutzung möglichst anwenderfreundlich zu gestalten, wird eine informationstechnologische Transformation in ein sogenanntes Force Health Protection-Tool geplant, bei welcher unterschiedliche Nutzergruppen Lese- und Schreibfunktionen erhalten und die Datenbank im Online-Modus erreichen können. Durch ein Redaktionsteam sollen neu hinzukommende Inhalte geprüft und eingepflegt werden. Mittels Abfragetool sollen dann Suchmöglichkeiten z. B. nach Land, Region, Tiergruppe/Tierart und Merkmalen wie giftig/ungiftig, tagaktiv/nachtaktiv geschaffen werden. Dadurch sind Informationen zentral erreichbar und der Datenbestand immer auf dem neuesten Stand. Wahlweise könnte der Datenbestand auf Endgeräten (offline) mitgenommen werden falls keine Internetverbindung besteht. Als Querschnittsmaterie im Gesundheitswesen und mit kartographischer und IT-Expertise können damit Informationen als zusätzliche Info-Layer bestehende Lagebilder ergänzen.
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 3/2022
Oberstarzt Dr. G. Rosenmayr, AUT Verbindungsoffizier
am Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr
Dachauer Straße 128
80637 München
Georg.Rosenmayr@bmlv.gv.at