Die eindrucksvollen Abbildungen aus dem Ersten Weltkrieg zeigen die Härten des Gebirgskriegs 1915–1917 in den Alpen. Die italienisch-österreichische Frontlinie erstreckte sich über die Gipfel der Dolomiten und auch über das Marmolata Massiv, das damals noch von seinem gewaltigen Gletscher beherrscht wurde. In den letzten Jahren hat der Gletscher durch die Klimaerwärmung sehr an Größe verloren. Die Marmolata ist mit 3 344 Metern der höchste Berg der Dolomiten, im Krieg wurde mit Hochgebirgskriegsspezialisten auch in dieser Höhe ein Stellungssystem errichtet.
Zur logistischen Sicherung und zum Schutz vor Bombardierung, Kälte und Lawinen trieben österreichische Soldaten mit Sprengstoff und Hacken Stollen in das Eis und legten unter der Gletscherzunge Unterstände, Proviant- und Vorratsräume, Munitionslager und Fernsprechzentralen an. Insgesamt 8 km verzweigte Gänge erstreckten sich schließlich als eine „Eisstadt“ bis zu 40 m unter der Oberfläche des Gletschereises.
Sogar ein Bataillons-Verbandplatz zur Behandlung von Verwundeten fand dort Platz. Die Fotos geben eine Vorstellung von der Härte des auch von Mineuren, Sprengkommandos und Sturmpatrouillien geprägten Kampfs. Sie zeigen aber auch den heute kaum glaublichen Überlebenskampf der Soldaten trotz größter Naturgewalten. Die Eiskavernen sind heute nicht mehr vorhanden, trotzdem trifft man vor Ort immer wieder auf Spuren und Relikte des Gebirgskriegs, die auch in Europas höchstgelegenem Museum in 3 000 m Höhe (Museo Marmolata Grande Guerra) gezeigt werden.
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2021
Flottenarzt Dr. Volker Hartmann
SanAkBw München