14.02.2011 •

VIRTUELLE LERNWELTEN IM SANITÄTSDIENST

ZUKUNFTSORIENTIERTE TECHNOLOGIEGESTÜTZTE BILDUNGSKONZEPTE MACHEN DEN SANITÄTSDIENST ZUNEHMEND ZUM INNOVATIONSTRÄGER

Anforderungsprofil des 21. Jahrhunderts: Der Sanitätsdienst des 21. Jahrhunderts steht vor neuen schnell wachsenden Herausforderungen.

Neben sich rasant fortentwickelnden medizinischen Standards fordern internationale Konfliktherde die flexible Einsatzbereitschaft sanitätsdienstlicher Kräfte weltweit. Die sanitätsdienstliche Einsatzbereitschaft ist Grundlage für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Sanitätsdienstliche Leistungen unter Gefechtsbedingungen müssen gewährleistet werden.

Aufgrund dieses Anforderungsprofils befindet sich die sanitätsdienstliche Ausbildung in einem tiefgreifenden Modernisierungsprozess. Es geht darum Rahmenbedingungen zu schaffen, die die erfolgreiche sanitätsdienstliche Arbeit im Aufgabengebiet Moderne Ausbildungstechnologie im Jahr 2011 fortschreiben und weiter die Zukunftsfähigkeit des Sanitätsdienstes über 2011 hinaus als eine wesentliche Säule tragen.

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Abb. 1: Idealtypischer Ablauf einer Fernausbildungsmaßnahme (Quelle:ZTB, Uni Bw Hamburg)

 

Ziele neuer technologiegestützter Bildungskonzepte im Sanitätsdienst

Dabei geht es konkret um Effektivität und Effizienz der sanitätsdienstlichen Ausbildung mit Schwerpunkt der Ausbildung für die präklinische Versorgung in den Einsatzländern einschließlich stressinduzierten Handlungstrainings under fire. Im Einzelnen werden folgende Ziele verfolgt:

• Erwerb von Handlungskompetenz

Wir können es uns nicht mehr leisten, Wissen auf Vorrat auszubilden; ein Wissen, das vielleicht irgendwann oder sogar niemals abgerufen wird; ein theoretisches Wissen, das keine einsatzrelevante Kompetenz mit sich bringt.

Die Lehrpläne werden entfrachtet von theoretischem Vorratswissen und ausgerichtet auf den Einsatz und damit auftrags- und dienstpostengerecht. Qualitätsgesichert und an europäische Standards angelehnt.

• Flexibilisierung der Ausbildung

Die Evaluationen bestehender Fernausbildungsprojekte zeigt bei den Sanitätsoffizieren aller Approbationen den klaren Bedarf, Fortbildungsinhalte unabhängig von Ort und Zeit nicht nur im Intranet, sondern auch über das Internet bereitzustellen. Die Ärzte möchten selbst bestimmen, wann und wo sie sich fortbilden und über breitbandige Internetvernetzungen verfügen.

• Attraktivitätssteigerung

Attraktive zentral bereitgestellte Intranetportale wie das Ausbildungsportal mit dem Ausbildungsforum sind eine Erfolgsgeschichte und erfreuen sich schnell wachsender Nutzerzahlen. Die bestehenden Bandbreiten ermöglichen den Teilnehmern uneingeschränkte Aktivitäten im Ausbildungsforum und Chaträumen. Ausbildungsaktivitäten in virtuellen Klassenräumen oder virtuellen Besprechungsräumen stoßen allerdings nach wie vor an die Grenzen der Leistungsfähigkeit des Intranets der Bundeswehr. Barrierefreie Zugriffe aus dem Internet auf Lerninhalte im Intranet stehen nicht zur Verfügung. Es besteht der nachhaltige Bedarf für eine zeitgemäße breitbandige barrierefreie Kommunikationsplattform, die die Bundeswehrkrankenhäuser, die Sanitätsakademie und Institute mit zivilen Ausbildungseinrichtungen, Kliniken und Bibliotheken vernetzt.

• Etablierung eines Wissensmanagements

Die institutionsübergreifende Vernetzung über die sanitätsdienstlichen Dienststellen hinaus ist unverzichtbar. Wissen und Ausbildungsinhalte unterschiedlichster Dienststellen und ziviler Institutionen müssen barrierefrei verfügbar werden. Internet-Netzwerke müssen barrierefreie Kooperationen, insbesondere bei entwicklungsaufwändigen technologiegestützten Ausbildungsprojekten ermöglichen. Die Etablierung solcher Ausbildungsnetzwerke mit Qualitätssicherungsverfahren erfordert die enge Kooperation mit den Universitäten der Bundeswehr, Universitätskliniken sowie Ärztekammern.

Diese besonderen Herausforderungen stellen neue Ansprüche an das sanitätsdienstliche Training. Hierbei arbeitet das mit der konzeptionellen Umsetzung beauftragte Sanitätsamt der Bundeswehr eng vernetzt mit dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung und den Universitäten der Bundeswehr zusammen. Mit dem Zentrum für technologiegestützte Bildung der Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg wird die neue Ausbildungsform Fernausbildung an den sanitätsdienstlichen Ausbildungseinrichtungen wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die gemeinsamen Produkte werden im Rahmen des 7. Fernausbildungskongresses (vom 06. bis 08. September 2011) an der Helmut-Schmidt Universität vorgestellt. Dazu betreibt die Abteilung Ausbildung des Sanitätsamtes einen Messestand und integriert die Messe- und Kongressbesucher interaktiv in die Projekte „Moderne Ausbildungstechnologie“.

Mit der technisch ausgerichteten Universität der Bundeswehr München werden zur Zeit Pilotprojekte implementiert, die eine nachhaltige Vernetzung sanitätsdienstlicher Dienststellen untereinander und mit zivilen Kompetenzträgern vorsieht. Im Fokus steht eine soziales Netzwerk für Sanitätsoffizieranwärter einschließlich der Bereitstellung studienbegleitenden Contents, eine breitbandige Vernetzung der Bundeswehrkrankenhäuser, Institute und Ausbildungseinrichtungen, die Einführung eines ECTS-kompatiblen Qualitätssicherungsverfahrens analog CME (continuing medical education) in Kooperation mit der Charité als größter Universitätsklinik Europas. Mit diesem Verbund wird angestrebt, den sanitätsdienstlichen Trainingskatalog auch außerhalb CME-relevanter Inhalte in den Organisations- und Führungswissenschaften zu ergänzen und zu zertifizieren. Dies kann nur über eine Vernetzung und Kooperation mit starken zivilen Partnern nachhaltig realisiert werden.

Moderne technologiegestützte Bildungskonzepte im Sanitätsdienst

Im Folgenden werden einige Projekte, die kurz vor der Implementierung oder sich in der Implementierungsphase befinden näher vorgestellt. Eine vollständige Übersicht kann über den Intranetauftritt des Sanitätsamtes der Bundeswehr, Dezernat I 1.1 eingesehen werden.

• Aktualisierung der Fachkunde Röntgen intranet-/internetbasiert

Im Rahmen eines Pilotprojekts wird die Aktualisierung der Fachkunde Röntgen als Kombikurs gem. Röntgenverordnung und Strahlenschutzverordnung für Sanitätsoffiziere Arzt an den Bundeswehrkrankenhäusern angeboten. Die Kursteilnehmer können sich bei SanABw I 1.1 „Moderne Ausbildungstechnologie“ in den Kurs im Intranet oder im Internet einschreiben. Je nach Weichenstellung kann der Kurs entweder ausschließlich im Intranet oder ausschließlich im Internet absolviert werden. Die zur Zeit für Ausbildungszwecke unüberwindbare Barriere zwischen Internet und Intranet wird aufgrund notwendiger komplexer IT-Sicherheitsarchitekturen auch in den nächsten Jahren ein Problem bleiben. Die Fakultät Informatik der Universität der Bundeswehr München sowie das Streitkräfteamt arbeiten in enger Kooperation mit dem IT-Amt der Bundeswehr an einer Lösung, die angesichts der Komplexität noch die nächsten Jahre in Anspruch nehmen wird.

Eingangstest

Der Kursteilnehmer trifft nach der Kurseinschreibung zunächst auf einen Eingangstest, der der Selbsteinschätzung dient. Dazu werden aus einem Fragengenerator 20 Fragen aus einem Pool von 80 Fragen automatisiert ausgewählt. Nach Absenden des Eingangstests, öffnet sich der Röntgenkurs zur Bearbeitung.

Kursbearbeitung

Eine unabhängige Uhr im Rechenzentrum erfasst dabei die notwendige Bearbeitungszeit von 11 Stunden. Relevant für die Zeiterfassung sind für Lernmuster repräsentative Tastaturanschläge. Einfache undifferenzierte einzelne Tastaturanschläge führen zu keiner Lernzeiterfassung. Bei der Bearbeitung erfasst der Kursteilnehmer strukturierte übersichtliche Textabschnitte, die regelmäßig mit tabellarischen Aufstellungen und einfachen Animationen veranschaulicht werden. Während der Lernphasen bleibt es dem Kursteilnehmer überlassen, entsprechend seines individuellen Lernbedarfs flexibel bestimmte Kursinhalte sehr intensiv und andere bekannte Kursinhalte nur oberflächlich zu bearbeiten. Dabei bietet das Programm mit Verlinkungen jederzeit die Möglichkeit, in Quelldokumenten wie beispielsweise der Röntgenverordnung zu recherchieren. Lernort und Lernzeiten (mit beliebigen Unterbrechungen) sind dabei vom Kursteilnehmer frei wählbar, ein Umstand der bei den Akzeptanzevaluationen von den Kursteilnehmern als ausgesprochen wichtig bewertet wurde. Eigenverantwortliches Lernen und Festlegen von Lernzeiten und Lernorten sind zu wesentlichen Attraktivitätsmerkmalen geworden. Diese wurde insbesondere infolge hoher Dienstzeitbelastungen und umfänglicher dienstlicher Abwesenheiten von der Familie gefordert. Nach Ablauf der zentral erfassten Lernzeit hat der Kursteilnehmer die Möglichkeit, einen Prüfungstermin anzufordern.

Prüfung

Die Prüfung kann grundsätzlich dezentral in den sanitätsdienstlichen Dienststellen, im Pilotprojekt in den Bundeswehrkrankenhäusern stattfinden. Notwendig ist die Authentifizierung bei der Prüfung. Der Kursadministrator öffnet nach Vereinbarung den Prüfungsraum (Intranet oder Internet je nach Kurseinschreibung) für ein Zeitfenster von 2 Stunden. Der Abschlusstest wird analog dem Eingangstest mit 20 Multiple Choice Fragen aus einem Fragenpool von 80 Fragen generiert. Die Auswahl erfolgt durch einen Zufallsgenerator, so dass benachbarte Kursteilnehmer in einem ITSchulungsraum auch immer unterschiedliche Fragen bearbeiten.

Zertifikat

Nach Schließen des Prüfungsraums werden zentral automatisiert die Prüfungsergebnisse an den Kursteilnehmer und den Unterschriftsberechtigten für die Zertifikatausstellung zur weiteren Veranlassung übersandt. Der Kombikurs ist CME-akkreditiert. Weitere Aktualisierungskurse für die unterschiedlichen Zielgruppen Ärzte, Zahnärzte, zahnmedizinische Fachangestellte, Medizinisch technische Radiologieassistenten befinden sich im Akkreditierungsverfahren und werden in Kürze im Intranet verfügbar sein.

• Fernausbildungslehrgang

Teileinheitsführer im Sanitätsdienst Der Lehrgang „Teileinheitsführer im Sanitätsdienst der Bundeswehr“ ist der erste komplexe Lehrgang der Sanitätsakademie, welcher als Fernausbildung durchgeführt wird. Fernausbildung ist eine neue Ausbildungsform, die einen wichtigen Beitrag zur Erreichung und Erhaltung der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr leistet. Die Grundidee der Fernausbildung lautet: Menschen organisieren für und mit Menschen gemeinsam Bildung unter Nutzung moderner Ausbildungstechnologie (MAT) wie z. B. Virtual Classroom, Chat, Forum und Learning Management Systeme. Fernausbildung heißt aber nicht, dass die Teilnehmer/ innen ausschließlich vor dem PC sitzen und im virtuellen Raum mit einander kommunizieren. Kern des pädagogischen Ansatzes der Fernausbildung ist ein Wechsel von Präsenzund virtuellen Abschnitten. Durch diese Struktur wird die ergebnisorientierte Bearbeitung von Problem- oder Aufgabenstellungen erleichtert.

Der Lehrgang „Teileinheitsführer im Sanitätsdienst der Bundeswehr“ ist ein Verwendungslehrgang für Soldaten, die für eine Verwendung als Zugführer (ZgFhr) oder stellvertretender Zugführer (stvZgFhr) vorgesehen sind. Ziel dieser Fernausbildungsmaßnahme ist es, dass die Lehrgangsteilnehmer/-innen befähigt werden, ihre Aufgaben als Teileinheitsführer/- innen im SanDst der Bw sicher wahrzunehmen.

Die Transformation von einem 3-wöchigen Präsenzlehrgang in eine 6-wöchige Fernausbildungsmaßnahme dauerte von Januar bis November 2010. Der TEFhr SanDstBw wurde als Pilotmaßnahme vom 08. November bis zum 17. Dezember 2010 durchgeführt. Die Fernausbildungsmaßnahme gliederte sich in folgende drei Abschnitte:

– Kick-Off-Phase/1. Präsenzabschnitt (Dauer: 3 Tage)
– Telekooperationsabschnitt (Dauer 3 ½ Wochen)
– 2. Präsenzabschnitt (Dauer: 1 Woche)

Die Kick-Off-Veranstaltung dient zum Kennenlernen der LehrgTln untereinander sowie des Teletutors der Bundeswehr (TTBw) und des Lehrpersonals. Unter Anleitung des TTBw lernen die LehrgTln die jeweiligen Ausbildungsmittel und -verfahren kennen und tauschen in einem ersten Zugang Einstellungen, Erwartungen und Erfahrungen aus. Die LehrgTln werden im Rahmen der Kick-Off- Veranstaltung in das didaktische Konzept, den Ablauf und die Zusammenhänge in den verschiedenen Ausbildungsgebieten und -teilgebieten eingewiesen.

Im ersten Präsenzabschnitt hat der TTBw durch eine sog. Handlungssimulation spezifische Lernanlässe geschaffen. Dabei kommt den Lernaufgaben, die die einzelnen Lernhandlungen initiierten und den Verlauf des Bildungsprozesses indirekt beeinflussten, eine zentrale Bedeutung zu. Im Rahmen der Aufgabenstellung sollten die LehrgTln Lernbedarfe erkennen, aus denen Lernanlässe initiiert werden. Die LehrgTln lernen individuell oder in Gruppen in geschützten Übungssimulationen durch Probehandeln als Handlungssimulation und weniger durch das Lernen von Vorschriften.

Im Telekooperationsabschnitt erarbeiteten die LehrgTln ihre individuellen Lernbedarfe aus der ersten Handlungssimulation. Sie konnten durch Gruppenarbeiten die bestehenden Wissenslücken schließen und bauten neue Wissensbestände auf.

Die LehrgTln wurden mit Unterstützung des TTBw auf die virtuellen Handlungssimulationen vorbereitet. Der TTBw moderierte Gruppenprozesse und Diskussionen und stand als Ansprechpartner für Fragen der LehrgTln zur Verfügung. Die im Telekooperationsabschnitt durchgeführten virtuellen Handlungssimulationen griffen in der Berufspraxis typische Aufgabenstellungen auf. Die LehrgTln und der TTBw reflektierten den Lehr-Lernprozess, indem die LehrgTln Lern- und Arbeitsstrategien sowie Lösungswege und -vorschläge alleine erarbeiteten bzw. in der Gruppe diskutierten, analysierten und verglichen haben. Der TTBw ermittelte und kontrollierte den Lernbedarf, um das weitere Vorgehen auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen. Die Lernbedarfe, die in den durchgeführten Handlungssimulationen festgestellt wurden, wurden in den nachfolgenden Unterrichten bearbeitet.

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Abb. 2: Santätsdienstliches Forum, Fernausbildungskongress Bw

 

Der 2. Präsenzabschnitt war durch die praxisorientierten Ausbildungsinhalte Schießausbildung, Sanitätsdienst im Einsatz sowie Logistik im Sanitätsdienst geprägt. In diesem Abschnitt sollten die LehrgTln zeigen, welches Wissen und welche Kompetenzen sie im Telekooperationsabschnitt erworben haben. Dabei wurde das Gelernte praktisch angewendet und die Ausbildungsinhalte wurden ausschließlich praxisorientiert erarbeitet. Dies erfolgte durch weitere, jedoch komplexere Handlungssimulationen, in denen konkrete Aufgabenstellungen beispielhaft gelöst wurden. In diesen Handlungssimulationen haben die LehrgTln ihr Wissen und ihre Kompetenzen, welche sie während des Telekooperationsabschnittes erworben haben, in die Praxis umgesetzt. Im Verlauf der praktischen Ausbildung konnten noch vorhandene Wissensdefizite der LehrgTln durch den Ausbilder/Teletutor bzw. durch die Gruppe behoben werden. Im Rahmen eines Leistungsnachweises wurde das Erreichen der Lernziele kontrolliert und dokumentiert. Anhand der überaus guten Lehrgangsnoten zeigt sich, dass die Ausbildungsqualität durch das Konzept der Fernausbildung angehoben werden kann. Der Pilotdurchgang der Fernausbildungsmaßnahme verlief sowohl für die Teilnehmer/-innen als auch das Lehrpersonal der Sanitätsakademie sehr erfolgreich. Die Maßnahme wird in diesem Jahr zwei Mal in der Ausbildungsform Fernausbildung durchgeführt.

• Virtuelle Tropenklinik

Die virtuelle Tropenklinik basiert auf einer interaktiven Patientensimulation für den gesamten Bereich der medizinischen Aus-, Fortund Weiterbildung. Die Kernfähigkeit des Simulators liegt in der Qualitätssicherung für Bundeswehrkrankenhäuser, der zertifizierten Fortbildung für Truppenärzte in Kooperation mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr. Im Mittelpunkt des Simulators steht die Simulation klinischer Abläufe anhand virtueller Patienten. In der grafischen Krankenhausumgebung stehen alle diagnostischen und therapeutischen Optionen einer modernen Klinik zur Verfügung. Für den Zugang sind lediglich Internet-/Intranetanschluss und Browser erforderlich.

Die Nutzer diagnostizieren und therapieren virtuelle Patienten in verschiedenen Fachkliniken, klinische Entscheidungen werden wie in der Wirklichkeit getroffen. Ein integriertes Expertensystem gibt Rückmeldung zum besten Vorgehen und dem Ressourcenverbrauch. Praxisrelevante Inhalte werden auf diese Weise nicht nur theoretisch erarbeitet, sondern aktiv am virtuellen Patienten vermittelt. Durch das grafikrealistische und interaktive Design kommen die Anwender direkt mit Patient und Thematik in Berührung und werden in dem Beweis ihrer diagnostischen Fähigkeiten herausgefordert und motiviert. Die Folge ist ein wesentlich effektiveres und nachhaltigeres Lernen, das nicht nur Pflicht ist, sondern sogar Spaß macht. Fachberater des militärischen Anteils des Bernhard-Nocht-Instituts (BNI) haben die virtuelle Tropenklinik entwickelt. Das Tool ist in der Erprobungs- und Evaluationsphase, eine CME-Akkreditierung steht unmittelbar bevor. Die zentrale Bereitstellung der virtuellen Tropenklinik im Intranet Bw ist 2011 geplant.

• Breitbandig vernetzte Internet-Kommunikationsplattform

Der Transformationsprozess der sanitätsdienstlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung wird unter der Federführung SanABw I 1.1 im ZSanDstBw umgesetzt. Die fehlende Präsenz der Angebote Moderner Ausbildungstechnologien im Internet (Bereitstellung bisher nur über das Intranet Bw), die fehlende Vernetzung der IT-Plattformen der SanAkBw/Bundeswehrkrankenhäuser mit zivilen Bildungsinstitutionen (insbesondere Hochschulen) entsprechen nicht dem Bedarf der Sanitätsoffizieranwärter, Reservisten, Truppenärzte sowie des sanitätsdienstlichen Personals an einer institutionsübergreifenden effizienten Kommunikation und Kooperation. Weiter verfügen SanAkBw und Bundeswehrkrankenhäuser über keine medienbruchfreie Kommunikationsplattform im Internet als Grundlage für die Einführung einheitlicher mit dem European Credit Transfer System (ECTS) kompatiblen Qualitätssicherungsverfahren. Breitenwirksam implementiert ist continuing medical education (CME), in einem Pilotlauf wurde certified nursing education (CNE) eingeführt, ohne Zertifizierung bleiben alle übrigen Lehrinhalte, im wesentlichen zuzurechnen den Organisations- und Führungswissenschaften.

Dieser Bedarf wird nachhaltig gestützt von den jüngst veröffentlichten Empfehlungen der Strukturkommission. So werden insbesondere Investitionen in die Modernisierung der Arbeitsbedingungen gefordert. Und dies soll für den Bereich der Ärzte wegen der einsatzkritischen Situation umgehend realisiert werden. Die Stärke des Sanitätsdienstes im Bereich der Bildung soll weiter ausgebaut werden, um qualifizierten Nachwuchs für sich zu gewinnen. Im Bereich der Hochschulen sollen sogar neue Fakultäten, insbesondere im Bereich Führung und Management, geschaffen werden.

Deshalb werden zur Zeit Pilotprojekte initiiert, wie eine vernetzte Internet-Kommunikationsplattform für die Sanitätsoffizieranwärter oder ein einheitliches ECTS-kompatiblen Qualitätssicherungsverfahren in einem ersten Schritt für die Führungs-/Organisationswissenschaften sowie das Management als certified science training (CST) zunächst für die akademische Aus- und Fortbildung und in einem 2. Schritt für die gesamte Aus- und Fortbildung.

Ein weiterer wichtiger Schritt in die Zukunft ist die Implementierung einer breitbandig vernetzten Internetplattform für die SanAkBw und die Bundeswehrkrankenhäuser mit folgenden Kernfähigkeiten:

  • Vernetztes Wissensmanagement der sanitätsdienstlichen Dienststellen untereinander sowie mit zivilen Klinken, Hochschulen, Bibliotheken und ähnlichen Institutionen.
  • Zeitgemäße Kommunikationsplattform mit Sanitätsoffizieranwärtern, Reservisten, zivilen Kollegen/Truppenärzten in ziviler Weiterbildung, Wissenschaftlern etc.
  • Flexibel vernetzte virtuelle institutionsübergreifende Fortbildung/Qualitätssicherung mit der Möglichkeit zur Echtzeit-Übertragung von Live-Operationsmitschnitten sowie hochauflösenden Röntgenbildern.
  • Transparente zeitgemäße Informationsarbeit in enger Kooperation mit dem PIZ, die für die konzeptionell inhaltliche Gestaltung und das Marketing verantwortlich zeichnet.
  • Bereitstellung spezifischen sanitätsdienstlichen Fortbildungs-Contents zunächst über das Internet, in einem 2. Schritt nach Reform der Bw IT-Landschaft Intranet mit einem Übergang bzw. der Vernetzung mit dem Intranet.

Blick in die Zukunft

Der Sanitätsdienst ist bereits Innovationsträger im Aufgabenbereich Moderne Ausbildungstechnologie. Die Herausforderung sanitätsdienstliche Leistungen auf höchstem Niveau auch unter Gefechtsbedingungen in den Einsatzländern zu erbringen macht den beschleunigten Rollout moderner Ausbildungstechnologien auch in Zukunft notwendig. Es geht darum, neue Aufgabengebiete wie die Telemaintenance und simulations- und gamesbasiertes Training zu erschließen. Die Zukunft liegt in virtuellen stressinduzierten Handlungstrainings als Ergänzung des praktischen Dienstes, um sanitätsdienstliche Handlungskompetenz under fire sicherzustellen.

Datum: 14.02.2011

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2010/4

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