SOCKET PRESERVATION „KLEBEN“?
Die digitale Kompression ist „out“. Das was ich als Student noch lernte, die Alveolen nach Extraktion mittels Daumen und Zeigefinger kräftig zusammen zu drücken, entspricht nicht nur bei Kindern keineswegs mehr dem „state of the art“.
Ist es bei den Kindern noch der Wunsch nach unbehindertem Durchbruch der bleibenden Zähne nach Extraktion eines (maroden) Milchmolars, so wollen wir durch das Weglassen dieser Maßnahme im bleibenden Gebiss etwas ganz anderes erzielen. Den möglichst großen knöchernen „Socket“, also die Basis für eine spätere Implantation. Es ist nämlich ungeheuer aufwändig den Alveolarkamm, ist er einmal ganz schmal geworden, durch bone spreading o.ä. zu verbreitern um genügend Substanz für das Implantat zu haben.
Blutung stoppen
Natürlich muss eine gute primäre Blutstillung dann, wenn wir das „Knochenbolzen“ durch die digitale Kompression nicht anwenden, erfolgen. Und eine Maßnahme um das Zusammenfallen der Alveole durch Schrumpfen des Koagulums (oder eventuell sogar dessen Verlust) zu verhindern. Eine solche Maßnahme könnte in Insertion autologen Knochens bestehen - ziemlich aufwändig (schmerzhaft) die Gewinnung dieses Knochens. Oder im Eindiese bovinen Ursprungs geraten wir in Erklärungsnot bezüglich möglicher Risiken und Nebenwirkungen. Setzen wir synthetische Materialien ein so ist das nicht ganz preiswert. Was ist der Ausweg? Terheyden und Iglhaut1 haben einen für mich bemerkenswerten Aufsatz zu: „Chirurgische Versorgung der Extraktionsalveole“ geschrieben. In ihm erläutern sie die Stabilisierung der Alveole durch Einlage eines Kollagenflieses. Sie stabilisieren dieses mit einem Kleber. Zwei Dinge sind daran für mich bemerkenswert:
1) Der Einsatz eines einfach anzuwendenden, unbedenklichen, bewährten und wissenschaftlich in seiner Wirkung nachgewiesenen, preisgünstigen Materials
2) Der Wegfall einer umständlichen und Gewebe-traumatisierenden Naht.
Wir haben dieses Verfahren vielfach eingesetzt. Einen interessanten Fall möchte ich Ihnen hier vorstellen:
Patientenfall
Der 14 jährige O. P. erschien in unserer Praxis mit Schmerzen und einer Schwellung im IV. Quadranten. Die klinische und röntgenologische Untersuchung ergab als Auslöser einen tief zerstörten Zahn 46. Dem drohenden perimandibulären Abszess begegneten wir mit einer zeitnahen Entfernung des Zahnes in Intubationsnarkose. Intra operationem stellte sich der Verlust der gesamten vestibulären Knochenwand heraus. Nach Entfernung des entzündeten Gewebes inserierten wir einen GENTA-COLL resorb® MKG Kegel (Resoba). Dieser enthält 16mg Gentamycinsulfat pro Kegel. Wir setzten diese Variante eines Kollagen-Kegels wegen der vorhandenen Entzündung ein - alternativ kann, liegt keine Entzündung vor, zur Verminderung einer Kieferkammatrophie, ein PARASORB® Dentalkegel (ohne Antibiotikazusatz) Verwendung findenDeckung
Den Kegel setzten wir, nachdem wir ihn mit einem Skalpell (bitte keine Schere dafür verwenden, das Material würde dadurch zu sehr komprimiert) „passend“ geschnitten hatten, drucklos in die Alveole und „befestigten“ ihn mit EPIGLU® (Meyer-Haake), einem Cyanoacrylatkleber. Diesen Kleber setzen wir in unserer Praxis auch bei vielen anderen Indikationen ein. Eine Kontrolle einen Tag post OP zeigte unauffällige Wundverhältnisse, die Schwellung befand sich bereits in Remission. Eine Woche nach dem Eingriff war ein normales Wundheilungsverhalten zu erkennen. Die nach der Extraktion teilweise fehlende knöcherne vestibuläre Wand der Alveole zeigte sich, wahrscheinlich durch den Kollagen Kegel, stabilisiert.
Fazit
Im Gegensatz zu früherem Komprimieren der Alveole nach Zahnextraktion wird heute eine Socket Preservation zum Erhalt eines möglichst großen Knochenangebots gefordert. Einfach, sicher und preisgünstig ist hier alternativ zu autologem Knochen oder Knochenersatzmaterialien ein Kollagenkegel (GENTACOLL resorb® / PARASORB®), je nach Bedarf mit- oder ohne Antibiotikazusatz, einzusetzen. Ohne die Erfordernis einer Naht kann er mittels eines Cyanoacrylatklebers (EPIGLU®) fixiert werden.
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Datum: 11.10.2010
Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2010/2