10.01.2011 •

    MILITÄRZAHNÄRZTE TAGTEN IN SALVADOR/ BRASILIEN

    Einmal im Jahr treffen sich Zahnärzte aus aller Welt auf dem Jahreskongress der FDI World Dental Federation. Dieser weltumspannenden Organisation der Weltzahnärzteschaft gehören 168 nationale zahnärztliche Vereinigungen an.

    Dieses Jahr fand der Jahreskongress vom 02.09. – 06.09.2010 in Salvador/Brasilien statt. Im Vorfeld tagt traditionell die Section of Defence Forces Dental Services (SDFDS), die die militärzahnärztliche Sektion der FDI darstellt. Dem Präsidium um den Chairman der SDFDS, MajGeneral Zhao Yimin (China), war es auch in diesem Jahr wieder gelungen, vom 30.08.- 01.09. ein interessantes wissenschaftliches Programm zu organisieren. Das große Interesse an dieser Tagung zeigt sich auch daran, dass dieses Jahr erneut militärzahnärztliche Kollegen aus allen fünf Kontinenten am Kongress teilnahmen. Auch der zahnärztliche Dienst der Bundeswehr war mit einer kleinen Delegation vertreten, die vom Inspizienten Zahnmedizin, Herrn Admiralarzt Dr. Wolfgang Barth, angeführt wurde.

    Wie es mittlerweile gute Tradition ist, fand auch in Salvador am Vorabend des wissenschaftlichen Programms ein Treffen aller Teilnehmer in ungezwungener Atmosphäre statt, welches erfahrungsgemäß von der Teilnehmern gerne zum persönlichen Kennenlernen und Erfahrungsaustausch genutzt wird.   

    Photo

     

    Das wissenschaftliche Programm wurde am 30.08. vom 2nd Vice Chairman der SDFDS, Colonel Arthur C. Scott (USA), eröffnet. In dem zweitägigen Programm trugen Militärzahnärzte aus Australien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Japan, Schweden, der Türkei und den USA zu verschiedenen wehrmedizinischen Themen vor. Der hier zur Verfügung stehende Raum erlaubt es nicht, auf alle Vorträge im Einzelnen einzugehen. Beispielhaft soll im Folgenden jedoch auf ausgewählte Vorträge eingegangen werden. Mehrere Referenten stellten die zahnärztlichen und oralchirurgischen Behandlungen vor, die von verschiedenen Nationen im Rahmen humanitärer Hilfeleistungen nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti im Januar dieses Jahres geleistet wurden. So berichtete Colonel James Taylor (Kanada) über den Einsatz kanadischer Militärzahnärzte, die als Bestandteil eines 100-Betten Feldhospitals die Erstversorgung oral verletzter Opfer des Erdbebens vornehmen. Darüber hinaus wurden von der kanadischen Regierung drei Teams zur Identifizierung vorrangig kanadischer Opfer des Erdbebens nach Haiti entsandt, denen auch jeweils ein kanadischer Militärzahnarzt angehörte.

    In Zuge dieses Unglücks wurde leider wieder bestätigt, dass die Zahnbefunde ein unverzichtbares Hilfsmittel zur Identifizierung von Opfern darstellen. Captain Beatrice Venturi Bonelli (Brasilien) berichtete von den Hilfeleistungen brasilianischer Militärzahnärzte, die als Angehörige des brasilianischen Feldhospitals ebenfalls in Haiti an der Versorgung der Opfer beteiligt waren. Erwartungsgemäß wurde in den ersten Wochen zunächst die Erstversorgung der Opfer vorgenommen. Dabei zeigte sich, dass aufgrund der örtlich völlig unzureichenden hygienischen und klimatisch schwierigen Bedingungen auch kleine orale Verletzungen schwerwiegende Verläufe nahmen. Die auch schon vor dem Erdbeben unzureichende zahnärztliche Versorgung machte im Verlaufe der Mission dann auch zunehmend die Durchführung von Wahleingriffen erforderlich.

    Maj Chad C. Bangerter (USA) referierte über die Notfallversorgung von Zahnfrakturen, Teil- und Totalluxationen. Mit diesen Notfällen kann letztlich jeder Zahnarzt konfrontiert werden, so dass die sichere Beherrschung der notwendigen Behandlungsmaßnahmen hohe Priorität genießt. Dies gilt nicht nur, vor allem aber für den Einsatz. Dass die Probleme in vielen Fällen ähnlich sind, konnte dem Vortrag von Colonel Andrew Gray (Neuseeland) entnommen werden. Er berichtete darüber, wie der neuseeländische zahnärztliche Dienst bemüht ist, auch bei knapper werdenden finanziellen Ressourcen die Anzahl möglicher zahnärztlicher Notfälle zu reduzieren. Ein zunehmend wichtiger Aspekt ist dabei der Erkenntnisgewinn durch eigene wehrmedizinische Forschungsprojekte, einer Forderung, die sich auch GPCaptain Greg Mahoney (Australien) in seinem Vortrag anschloss.

    In dem Vortrag aus dem zahnärztlichen Dienst der Bundeswehr trug Oberfeldarzt Michael Lüpke zum gegenwärtigen Stand der implantologischen Versorgung in der Bundeswehr vor. Vor allem die Regeln zur Durchführung dieser Versorgung fanden großes Interesse, wie sich in Nachfragen mehrerer Kollegen in den Pausen zeigte.

    Nach weiteren interessanten Vorträgen war es wiederum Colonel Arthur C. Scott vorbehalten, die Tagung mit seinen Schlussworten zu beenden. Daraus sei zitiert: "Wir wissen nicht, wann der nächste Konflikt oder das nächste Unglück unsere Zusammenarbeit erfordert. Wir wissen aber, dass wir uns persönlich kennen und das wir uns aufeinander verlassen können."

    Datum: 10.01.2011

    Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2010/4

    Meist gelesene Artikel