13.03.2019 •

9th International Conference of the Royal Medical Service

Vom 30. Oktober bis 2. November 2018 fand im King Hussein Bin Talal Convention Center am Toten Meer in Jordanien die 9th International Conference des Royal Medical Service der jordanischen Streitkräfte unter der Schirmherrschaft des jordanischen Königs Abdullah II. Ibn Al Hussein statt. Dabei handelt es sich um eine große, wenn nicht gar die größte, wehrmedizinische Konferenz im gesamten Mittleren Osten. Die Bedeutung dieser Konferenz wird durch die Teilnahme von militärischen Delegationen und Referenten aus 50 verschiedenen Nationen unterstrichen. Auch andere Zahlen sind mehr als beeindruckend: 93 internationale und 120 lokale Referenten waren an 460 Vorträgen in 87 wissenschaftlichen Sitzungen, 49 wissenschaftlichen Workshops und fünf Seminaren beteiligt. Neben den Vertretern der militärischen Sanitätsdienste nahmen auch Vertreter verschiedener ziviler Gesundheitsorganisationen, beispielsweise der World Health Organization, des Royal College of Physicans in London und des Walter Reed Institute for Research teil.

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Abb. 1: Vertreter aus 50 Nationen nahmen an der Eröffnungsveranstaltung teil (Abb.: Jordan Royal Medical Service)
In Anwesenheit des jordanischen Königs Abdullah II. Ibn Al Hussein wurde die Konferenz durch den Direktor des Royal Medical Service, Major General (MD) Muin S. Al-Habashneh, eröffnet und mit dem wissenschaftlichen Programm an den beiden folgenden Tagen fortgeführt.

In dieses brachten sich auch die vier Angehörigen der Delegation des Sanitätsdienstes der Bundeswehr mit eigenen Vorträgen ein. Im Vordergrund des Tagungsprogramms stand die fachliche Wissensvermittlung und Vertiefung in vielen medizinischen Bereichen, wobei auch immer wieder der Bezug zu speziell wehrmedizinischen Fragestellungen hergestellt wurde. Die Spannbreite der Themen war nahezu allumfassend und reichte von der Augen- bis zur Zahnheilkunde. Auf alle Vorträge einzugehen würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, daher können im Folgenden nur die Beiträge der Delegation des Sanitätsdienstes der Bundeswehr kurz näher beleuchtet werden.

In der Sitzung „General Orthopedics“ trug PD Oberfeldarzt Dr. Hans-Georg Palm vom Bundeswehrkrankenhaus Ulm zu den Studienergebnissen der an seiner Dienststelle durchgeführten Studie „Dual Energy CT as Innovative Technique for the Diagnosis of Fragility Fractures of the Sacrum – a Retrospective Study with Gold Standard MRI“ vor. Dabei ging es um die Aussagekraft verschiedener Diagnoseverfahren zur Diagnostik von Insuffizienzfrakturen des Beckenrings. Der Referent führte als Ergebnis der Studie aus, dass die Dual Energy Computertomographie (DECT) ein sinnvolles diagnostisches Verfahren bei Beckeninsuffizienzfrakturen darstellt und somit möglicherweise zukünftig auf die teurere und nicht immer verfügbare Kernspintomographie verzichtet werden könnte.

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Abb. 2: OFA Svenja Liebler nach ihrem vielbeachteten Vortrag zum „Antibiotic Stewardship“ (Abb. : Michael Lüpke)
Ebenfalls eigene Forschungsergebnisse aus dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm stellte Oberfeldarzt Dr. Hans-Joachim Riesner in der Sektion „Surgical Spine“ unter dem Titel „Clinical Relevance of Cement Leakage after Radiofreqency vs Balloon Kyphoplasty and Diagnostic Accuracy of Fluoroscopy, Radiography and Computed Tomography in Detecting Cement Leakage in Kyphoplasty“ vor. Er führte aus, dass Zementleckagen bei der Behandlung von Wirbelfrakturen häufig vorkommen, daraus jedoch nur selten klinische Komplikationen resultieren. Als diagnostisches Verfahren zur postoperativen Beurteilung möglicher Leckagen hat sich in der Studie die Computertomographie (CT) bewährt.

Dass die Prävention auch in anderen Streitkräften eine hohe Bedeutung hat, wurde in der Session „Prevention is better than Care“ deutlich. Hier referierte Oberfeldarzt Svenja Liebler vom Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr in Koblenz zu dem sehr aktuellen Thema „Implementation of Antibiotic Stewardship in the German Armed ­Forces“. Mikrobielle Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln sich zunehmend zu einer weltweiten Bedrohung für die nationalen Gesundheitssysteme und darüber hinaus natürlich auch für die sanitätsdienstliche Versorgung der Soldaten im Einsatz. Um dieser bedrohlichen Entwicklung entgegen zu wirken, hat der Sanitätsdienst der Bundeswehr die Arbeitsgruppe Antiinfektiva, Resistenzen und Therapie (AK ART) gegründet, in der Spezialisten verschiedener Fachbereiche sich des „Antibiotic Stewardship“ annehmen und ­beispielsweise Richtlinien im Umgang mit anti­infektiösen Substanzen erarbeiten.

Der Fachbereich Zahnmedizin der Bundeswehr war mit Oberstarzt Dr. Michael Lüpke aus dem Bundeswehrkrankenhaus Hamburg vertreten, der in der Sektion „Dentistry-Maxillofacial Surgery“ zum „Dental Tretament of Sleep Related ­Breathing Disorders“ vortrug. Aufgrund der hohen Prävalenz spielen die schlafbezogenen Atmungsstörungen auch in den Streitkräften eine wichtige Rolle, da zum Beispiel durch das Obstruktive Schlafapnoe Syndrom – neben der Störung des „kameradschaftlichen Friedens“ durch Schnarchen in Gemeinschaftsunterkünften – schwerwiegende Konsequenzen auftreten können. Exemplarisch zählt dazu eine deutlich erhöhte Unfallgefahr durch nicht erholsamen Schlaf. In Abhängigkeit der klinischen Befunde kann bei schlafbezogenen Atmungsstörungen die Anfertigung einer Unterkieferprotrusionsschiene eine effiziente Behandlungsoption sein.

Neben dem beschriebenen wissenschaftlichen Programm komplettierte eine Industrieausstellung und eine militärisch-medizinische Ausstellung sowie ein kulturelles Rahmenprogramm die Konferenz. Abschließend sei die hohe Professionalität und die perfekte Organisation durch den jordanischen Royal Medical Service, aber auch die ausgesprochen herzliche Gastfreundschaft erwähnt. In diesem sehr angenehmen Konferenzklima fiel es leicht, mit den Angehörigen anderer Sanitätsdienste in das fachliche Gespräch zu kommen und einen intensiven Gedanken- und Erfahrungsaustausch zu pflegen. So bleibt abschließend nur noch der Wunsch und die Hoffnung auf ein ähnlich erfolgreiches Gelingen der 10th International Conference of the Royal Medical Service im Jahre 2020. 

Oberstarzt Dr. Michael Lüpke
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
E-Mail: michaelluepke@bundeswehr.org 

Datum: 13.03.2019

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 4/2018

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