01.01.2006 •

AUSSTATTUNGSLISTEN SANITÄTSVERBRAUCHSMATERIAL FÜR AUSGEWÄHLTE FUNKTIONSBEREICHE DER MSE/LSE

Als Grundlage für die Erarbeitung und Festlegung entsprechender Ausstattungslisten für Einsätze sowie eines Einsatzvorrates an Einzelverbrauchsgütern Sanitätsmaterial (EVGSan) war das Sanitätsamt der Bundeswehr (SanABw), Dezernat II 2.4, damit beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Kosiliargruppen beim SanABw unabhängig von einem konkreten Szenario ein qualitatives Artikelsortiment für Sanitätsverbrauchsmaterial (Grundsortiment Sanitätsverbrauchsmaterial für Einsätze) zu erstellen. Berücksichtigung fanden Einsatzerfahrungen und die Auswertung verschiedenster im Auslandseinsatz zusammengestellter Materiallisten. Auf dieser Basis wurden im Weiteren die Ausstattungen der einzelnen Funktionsbereiche der modularen und der luftverlegbaren Sanitätseinrichtungen (MSE/LSE) mit Sanitätsverbrauchsmaterial qualitativ und qnantitativ erarbeitet.

Allgemeine Grundsätze

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Das Konzept der Einsatzbevorratung beruht auf der Teilkonzeption „Bereitstellung und Bevorratung von Versorgungsgütern im Einsatz und im Grundbetrieb“ (TK Bereitstellung und Bevorratung – erlassen am 24.07.2003) und auf der „Weisung zur Bereitstellung und Bevorratung von Sanitätsmaterial“ (im Entwurf), mit der die Grundsätze der TK für das Sanitätsmaterial umgesetzt und Vorgaben für die Bedarfsermittlung, Bereitstellung und Festlegung von Bevorratungshöhen im Grundbetrieb und im Einsatz gemacht werden. Ziel ist die bedarfsgerechte Bereitstellung von Versorgungsgütern zur Herstellung und Erhaltung der materiellen Einsatzbereitschaft und Durchhaltefähigkeit der Bw. Erklärtes Ziel ist ebenfalls eine möglichst wirtschaftliche Realisierung. Der Einsatzvorrat an EVGSan ist hiernach so zu bemessen, dass zu Beginn eines Einsatzes ein Vorrat für 30 Tage in der Versorgungskette verfügbar ist. Die Bestände des Einsatzvorrates sollen, wo immer möglich, im Rahmen der unentgeltlichen truppenärztlichen Versorgung genutzt werden. Die Bevorratung hat den Erfordernissen von Einsatzoptionen und Grundbetrieb unter Berücksichtigung der Beschaffungs- und Reaktionszeiten zu entsprechen. Die Beschaffung eines Artikels soll jedoch grundsätzlich nur dann erfolgen, wenn sie innerhalb der militärisch nutzbaren Reaktionszeit nicht möglich oder die Bevorratung aus anderen Gründen als unerlässlich anzusehen ist.

Grundsortiment Sanitätsverbrauchsmaterial für Einsätze

In Zusammenarbeit mit den Konsiliargruppen hat SanABw II 2.4 ein „Grundsortiment Sanitätsverbrauchsmaterial für Einsätze“ erarbeitet, welches am 18.06.2004 durch den Amtschef des SanABw in Kraft gesetzt wurde. Dieses qualitative Spektrum an EVGSan ist somit verbindliche Grundlage für alle bereitzustellenden Ausstattungen für Funktionsbereiche der MSE und LSE. Es umfasst rund 2300 Positionen in der abgebildeten Verteilung (Abb.2), die im Rahmen der Arbeit der Zentralen Arzneimittelkommission der Bundeswehr (ZAMKBw) laufend den aktuellen Entwicklungen angepasst und durch SanABw II 2.4 gepflegt werden. (Abb.2)

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Ausstattungslisten für ausgewählte Module der MSE und LSE Auf der Basis des Grundsortimentes erstellte SanABw II 2.4, ebenfalls in enger Zusammenarbeit mit den Konsiliargruppen, Ausstattungslisten für die Funktionsbereiche der sanitätsdienstlichen Versorgungsebenen role 1-3, Rettungszentrum, Facharztmodule, Pflegemodule, Luftlanderettungsstation und Luftlanderettungszentrum. Schwierigkeiten bei der Auswahl der Artikel und der mengenmäßigen Festlegung ergaben sich daraus, dass Einsatzszenario und Kampfintensität nicht festgelegt sind. Vor dem Hintergrund der Maxime der sanitätsdienstlichen Auftragserfüllung, wonach dem Soldaten im Falle einer Erkrankung, eines Unfalles oder einer Verwundung eine medizinische Versorgung zuteil werden soll, die im Ergebnis dem fachlichen Standard in Deutschland entspricht, erhob sich ärztlicherseits häufig die Sorge, einen im Fall der Fälle benötigten Artikel nicht berücksichtigt zu haben. Den Vorgaben entsprechend führen die Funktionsbereiche der MSE/LSE eine Ausstattung an Sanitätsverbrauchsmaterial mit, mit der sie bis zu 3 Tagen im Durchschnittsbetrieb ohne Folgeversorgung arbeitsfähig sind, was einem 24-Stunden-Betrieb bei Volllast gleichgesetzt wird. Für den Operationsbereich wurde festgelegt, dass eine Op-Gruppe im Durchschnitt 5 Operationen/Tag, im Spitzenbetrieb bis zu 15 Operationen/Tag durchführt. Auf dieser Grundlage wurden die Bedarfsmengen, orientiert an der Arbeitskapazität im Normalbetrieb, für die Funktionsbereiche über eine Prognose des Verbrauchs geschätzt, da die Mengen aufgrund der vielfältigen Abhängigkeiten nur näherungsweise zu ermitteln sind. SanABw II 2.4 wird die Ausstattungslisten zusammen mit den Konsiliargruppen regelmäßig überarbeiten und einmal jährlich die aktualisierten Übersichten im Intranet bekannt geben. Eine Zurüstung erfolgt entsprechend dem Einsatzbereitschaftsgrad der jeweiligen Einrichtung erst auf Befehl der zuständigen Kommandobehörde.

Datentechnische Umsetzung der fachlichen Inhalte

Um ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit zu erreichen, sollen die Vorräte in den Grundbetrieb eingebunden werden. Hierfür ist zunächst ein Abgleich mit den durch das derzeitig genutzte Warenbewirtschaftungssystem PHAMOS verfügbaren Verbrauchsdaten der Bundeswehrkrankenhäuser (BwKrhs) erforderlich, um den Grad einer sinnvollen Wälzung im täglichen Betrieb zu ermitteln. Die notwendige Harmonisierung der Artikelstammdaten erfolgt durch Referenzdatenbanken der Fa. Medical Columbus. Darüber hinaus müssen die Artikelstammdaten des Grundsortimentes nach den Vorgaben SASPF so aufbereitet werden, dass die spätere Migration mit geringem Aufwand möglich wird. Eine modifizierte ACCESS Datenbank, die von der Projektorganisation SASPF entwickelt wurde, löst derzeit die bisher geführten zahlreichen Excel-Tabellen ab. Die Datenfelder werden neu befüllt und um Pharmazentralnummern, Teilekennzeichen, weitere Herstellerangaben und SASPF-ID-Nummern ergänzt.

Zusammenfassung und Ausblick

SanABw II 2.4 ist die zentrale Stelle für die ständige Aktualisierung und Pflege der Ausstattungslisten EVGSan für MSE und LSE. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Konsiliargruppen beim SanABw. Die Listen werden nach Ergänzung diverser Artikelkenndaten als pdf-Dateien über das Intranet bekannt gegeben. Eine Zurüstung des aufgeführten Sanitätsverbrauchsmaterials erfolgt ausschließlich auf Befehl der zuständigen Kommandobehörde. Im Hinblick auf Maßnahmen zur Begrenzung der Ausgaben für Sanitätsverbrauchsmaterial können die Ausstattungslisten als Kernsortiment an EVGSan für die Fachbereiche betrachtet werden und über die Integration in die Hauslisten eine Standardisierung des Auswahlspektrums in den BwKrhs und in den Einsätzen ermöglichen.

Datum: 01.01.2006

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2006/1

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