„Arzneimittelherstellung im Einsatz“
Ein besonderes Training für pharmazeutisches Personal der Bundeswehr
Für die Einsatzvorbereitung von pharmazeutischem Personal hält der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr eine besondere Ausbildung vor: Das zweimal jährlich stattfindende Training „Arzneimittelherstellung im Einsatz“. Die Durchführung dieses zweiwöchigen Trainings obliegt dem Versorgung- und Instandsetzungszentrum Sanitätsmaterial (VersInstZ SanMat) Quakenbrück.
Apotheker und Pharmazeutisch-Technische Assistenten der Bundeswehr werden hier intensiv in besonderen Belangen der Wehrpharmazie im Einsatz geschult. Im Fokus der Ausbildung steht der Betrieb der Apothekencontainer als Teil der Zelt- und Container- gestützten Sanitätseinrichtungen der Bundeswehr. Hier können im Rezepturmaßstab einer üblichen zivilen Apotheke Arzneimittel für die Soldaten im Einsatzland direkt vor Ort hergestellt werden.
Bestandteile des Trainings sind somit einerseits klassische Aspekte der Pharmazie: Arzneimittelrechtliche Grundlagen, Qualitätssicherung und Dokumentation, Kennzeichnung von Arzneimitteln und theoretische Grundlagen von Arzneiformen werden in Form eines Propädeutikums behandelt.
Zugleich ist aber auch die Gewährleistung der notwendigen Infrastruktur ein wesentlicher Teil der Ausbildung. Intensiv werden die Teilnehmenden theoretisch und praktisch geschult im Hinblick auf die Aufbauplanung des Apothekenmoduls, den Aufbau und Abbau des Apothekencontainers inklusive elektrischer und sanitärer Versorgung sowie dabei zu berücksichtigenden Aspekte des Arbeitsschutzes.
Die eigentliche Herstellung der Rezepturarzneimittel wird als Stationsausbildung im Apothekencontainer durchgeführt. Zu den hergestellten Arzneimitteln zählen feste, halbfeste und flüssige Zubereitungen, wie aber auch sterile Zubereitungen. Theoretische Grundlagen von Hygiene und aseptischem Arbeiten sind somit essentiell, um die sterilen Endprodukte lege artis unter der im Apothekencontainer befindlichen Sterilwerkbank herstellen zu können.
Abgesehen davon werden als Besonderheit die Teilnehmenden ebenfalls im Betrieb der Mobilen Sauerstofferzeugungs- und -abfüllanlage (MSEA) ausgebildet und eingewiesen. Theoretische und praktische Aspekte sind hier eine Gefahrstoffunterweisung, der Transport gefährlicher Güter, der Betrieb von Druckbehältern, technische Abläufe der Sauerstofferzeugung und schließlich die qualitätsgesicherte Sauerstoffherstellung und -prüfung.
Der Lehrgang steht auf fachlich versiertem Fundament: Die Ausbilder für die pharmazeutische Anteile des Lehrgangs rekrutieren sich aus einsatzerfahrenem und fachlich weitergebildetem Personal der Bundeswehrkrankenhausapotheken. Daneben wird ein nicht unerheblicher Teil der Ausbildung durch die Angehörigen des VersInstZ SanMat Quakenbrück selbst durchgeführt. Erwähnenswert ist fürderhin die regelmäßige Akkreditierung durch die Landesapothekerkammer Niedersachsen mit 70 Fortbildungspunkten pro Durchgang.
Für das originär nicht mit der Durchführung von Lehrgängen beauftragte VersInstZ SanMat Quakenbrück stellt das Training einen erheblichen organisatorischen und personalintensiven Aufwand dar. So müssen einige Anlagen im Vorfeld – teils vermittels eines Mobilkranes – aufgestellt und durch externe Kräfte abgenommen werden, zudem ist für einen reibungslosen Ablauf inklusive eines Rahmenprogramms zu sorgen. Durch das große Engagement der Angehörigen des VersInstZ SanMat Quakenbrück werden diese Herausforderungen jedoch hervorragend gemeistert.
Oberstabsapotheker Dr. Frederik Vongehr
Sanitätsakademie der Bundeswehr
frederikvongehr@bundeswehr.org
Datum: 01.06.2020
Quelle:
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2020
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2020
Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2020