Nichtinvasive Diagnostik mit 13C Atemtest bei Magenentleerungsstörungen
M. Ganz
Bei Patienten mit langjährig bestehendem Diabetes können Magenentleerungsstörungen (MES) auftreten. Das ist seit langem bekannt, findet diagnostisch nicht immer die nötige Aufmerksamkeit. Und wenn doch, dann werden gastroenterologische Funktionstests durchgeführt. dessen Ergebnisse vielfach unzureichend sind. Bislang waren dies invasive Testverfahren oder zur Testung wurden ionisierende Strahlung eingesetzt. Mit dem 13C Atemtest, basierend auf der Infrarot-Isotopen-Spektometrie, steht eine kostengünstige, nicht-invasive und patientenfreundliche Alternative zur Verfügung.
Ursache Diabetes mellitus
Ein globales ernsthaftes Gesundheitsproblem stellt die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus dar. Damit ist die Zunahme der Magenentleerungsstörungen verbunden. Es wird geschätzt, dass etwa 30 Prozent der Typ2-Diabetiker nach zwanzig Jahren nach dem erstmaligen Auftreten der Krankheit unter Magenentleerungsstörungen leiden.
Nach dem Deutschen Gesundheitsbericht „Diabetes 2018“ sind etwa 6,7 Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt, darunter etwa zwei Millionen Einwohner, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen.
Etwa 95 Prozent leiden an Diabetes Typ2. Diabetes Typ1 haben schätzungsweise 312.000 Erwachsene und über 31.500 Kinder und Jugendliche.
Die Folgeschäden sind immens. Pro Jahr werden etwa 40.000 Beine, Füße oder Zehen amputiert. Etwa 2000 Personen erblinden. Diabetes ist auch die häufigste Ursache dafür, dass Menschen regelmäßig zur Dialyse müssen, so die Deutsche Diabetes Hilfe, Berlin.
Kardiovaskuläre Ereignisse sind ein weiteres, nicht unerhebliches Risiko. Koronare Herzerkrankungen (KHK), stabile oder instabile Angina Pectoris, zerebrovaskuläre Erkrankungen wie TIA oder Schlaganfall (Risiko 2,5-fach höher als bei der Normalbevölkerung) sowie periphere arterielle Verschlusskrankheiten (PAVK) sind weitere Risikofaktoren.
Magenentleerungsstörungen
Mehr als die Hälfte aller Diabetiker sind von gastrointestinalen Leiden wie Magenentleerungsstörungen (MES), Diarrhoe, Obstipation, Übelkeit und/oder Stuhlinkontinenz betroffen. Diese Leiden beruhen insbesondere bei Typ2-Diabetikern auf einer Dysfunktion der neuralen Kontrolle von Motilität, Sekretion, Resorption und Perzeption im Magen-Darm-Kanal. Die wichtigste Ursache ist eine funktionale Schädigung gastrointestinaler afferenter und efferenter Fasern des sympathischen und parasympathischen Nervensystems im Rahmen einer autonomen Neuropathie.
Bestimmung der Magenentleerung
Eine Vielzahl gastroenterologischer invasiver Testverfahren oder die Verwendung ionisierender Strahlung sind aufgrund ihrer erforderlichen Strahlenschutzmaßnahmen und der unzureichenden Genauigkeit obsolet. Mit der neuen Gerätgeneration KIBION® Dynamic lassen sich die Kohlehydratmalabsorption oder bakterielle Fehlbesiedelungen nachweisen. Die Infrarot-Isotopen-Spektometrie hat sich in den vergangenen Jahren als Goldstandard herauskristallisiert und sie hat zahlreiche Vorzüge:
Das Testverfahren ist patientenfreundlich, nicht-invasiv und enthält keine ionisierende Strahlung. Es gibt keine Nebenwirkungen und das Verfahren kann jederzeit wiederholt werden. Weiterhin ermöglicht der 13C-Atemtest eine in-vivo-Untersuchung der Enzymaktivität und der Magenphysiologie. Der Test kann ortsunabhängig erfolgen. Nach der Auswertung in einem Referenzlabor stehen die Ergebnisse schnell zur Verfügung.
Zur Diagnostik der Motilitätsstörung des Magens
Die Diagnostik der Magenentleerungsstörung ist besonders bei der autonomen diabetischen Neuropathie und der funktionellen Dyspepsie von Interesse.
Ziel ist es beim Patienten frühzeitig eine Störung zu detektieren und ihn einer vernünftigen Therapie zuzuführen. Der Versuchsablauf erfolgte in meiner Praxis in Bexbach/Saar.
Für den Versuchsablauf hatten sich 57 gesunde Probanden und 12 Patienten mit Diabetes Typ2 zur Verfügung gestellt.
Nach einer eingehenden Voruntersuchung wird jeder Patient oder Proband in einem Gespräch ausführlich über die Testdurchführung informiert. Alle wesentlichen Informationen erhält der Kranke auf Wunsch nochmals in schriftlicher Form ausgehändigt.
Medikamente, wie H2-Rezeptorantagonisten und Antibiotika müssen vom Patienten vier Wochen vor dem Test abgesetzt werden.
Durchführung des Atemtests
Am Vorabend der Untersuchung dürfen bis 22 Uhr Getränke (außer Fruchtsäfte und kohlensäurehaltige Flüssigkeiten) und Speisen konsumiert werden.
Die Testperson wird morgens um 8 Uhr nüchtern in die Praxis einbestellt
Der Test dauert etwa vier Stunden. In dieser Zeit sollte der Patient weder essen, Rauchen, trinken oder sich körperlich bewegen.
Testmahlzeit: Für den Patienten wird flüssige (Trinknahrung, z. B. Fresubin) oder halbflüssige Testmahlzeit (z. B. Rührei) vorbereitet. Der Mahlzeit werden kleine Mengen 13C-Oktanoat zugesetzt.
Oktansäure ist eine Fettsäure, die als Triglycerid in Kokosöl und Butter vorkommt. Die Substanz ist unbedenklich.
Nach der Aufnahme der Testmahlzeit wird der Proband gebeten, alle 15 bzw. 30 Minuten mittels eines sterilen Mundstücks nach Anleitung in einem Beutel zu pusten, der nach Abschluss der Probengewinnung in einem Referenzlabor ausgewertet wird.
Unmittelbar nach Entleerung des 13C-Octanoats mit der Nahrung durch den Pylorus, kann die markierte, mittelkettige Fettsäure im oberen Dünndarm resorbiert und zu 13C markiertem Kohlendioxyd oxidiert werden. Bei einer Untersuchungsdauer von >4 Stunden sind die 13CO2 Kinetiken gut reproduzierbar und spiegeln die Magenentleerung wider Nach mathematischer Kurvenanpassung mittels nichtlinearerer Regression lassen sich die Halbentleerungszeit und lag-time, das heißt der Zeitraum bis zu Beginn der Magenentleerungsphase, ermitteln.
Fazit
Mittels der 13C-Atemteste mit der Gerätegeneration KIBION® Dynamic lassen sich Magenentleerungsstörungen, z. B. bei länger bestehendem Diabetes mellitus einfach und zuverlässig detektieren, aber auch Enzyminduktionen oder Enzyminhibitionen dokumentieren. Der Test kann ortsunabhängig erfolgen. Er verursacht keine Nebenwirkungen. Dieses preisgünstige und nichtinvasive, Verfahren wird von den Patienten sehr gut akzeptiert. Die Testergebnisse stehen schnell zur Verfügung. Die präzise Untersuchungsmethode hat sich in Klinik und Praxis bewährt und etabliert.
Literaturnachweis beim Verfasser.
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