28.04.2017 •

    Die Konzentration muss stimmen!

    Herr Dr. Lang, als Endospezialist – worauf achten Sie besonders bei endodontischen Behandlungen?

    Zunächst muss das OP-Gebiet gut dargestellt sein: Der Zahn darf keine Karies oder Leckagen haben. Er muss sich mit Kofferdam isolieren lassen. Weiter muss ich als Operateur die Anatomie und die Anamnese des jeweiligen Falls gut kennen. Ein gutes OP-Mikroskop und hochwertige, zum jeweiligen Fall passende Aufbereitungsinstrumente sowie ein effektives Spülprotokoll sind die Eckpfeiler meiner endodontischenTherapie.

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    Fallbeispiel eines Molaren im Unterkiefer. Hier wurde das Kanalsystem nach der erfolgreichen Aufbereitung ausreichend auf voller Länge mit EDTA und NaOCl gespült. Dann werden Seitenkanäle eröffnet und darin befindliche Gewebereste aufgelöst. Eine gute Spülung ist daher nach geeigneter thermoplastischer Wurzelfüllung auch im Röntgenbild sichtbar und ein Qualitätskriterium. Der Verlauf der Wurzelfüllung ist klar abgegrenzt und Seitenkanäle sind durch die Wurzelfüllung mit erfasst.
    Konzentrieren wir uns auf das Spülen. Wie sieht Ihr Spülprotokoll aus?

    Anders als bei der Kariestherapie, während der wir die Keimarmut durch reines mechanisches Exkavieren herstellen und die Krankheitsprogression damit aufhalten, gibt es bei der infizierten Pulpanekrose keine Erweichung des Dentins. Die Keimarmut wird also vor allem durch die effektive Spülung bewirkt. Da der Wurzelkanal oft so eng wie ein menschliches Haar ist, brauchen wir die Erweiterung, um die Spülflüssigkeit auf der vollen Länge wirken zu lassen. Ich erweitere also den Kanal und spüle in drei Durchläufen mit zwei Lösungen: EDTA und NaOCl.

    Aus der Apotheke – wie so viele Ihrer Kollegen?

    Früher haben wir die Lösungen über die Apotheke bezogen. Damit hatte ich aber Bauchschmerzen. Bei chemisch instabilen Lösungen wie NaOCl war man sich nie sicher, dass die angesetzte Lösung aus der Apotheke die tatsächliche Konzentration enthält. Hier nehme ich aus gutem Grund zwei Industrieprodukte, seitdem diese auf den Markt gekommen sind: CALCINASE® EDTA und HISTOLITH NaOCl®.

    Warum?

    Der Behandler muss sich einfach sicher sein, dass die Konzentration stimmt. Wenn die Konzentration des NaOCl durch Überlagerung oder falsches Ansetzen unter ein Prozent sinken sollte, hätte dies für mein Behandlungsergebnis fatale Folgen. Der Biofilm würde nicht komplett erfasst oder vitales Gewebe würde in Isthmen und Seitenkanälen verbleiben. Industrieprodukte unterliegen besonders als zugelassenes Arzneimittel wie HISTOLITH einer ständigen Überprüfung und beinhalten die entsprechenden behördlichen Qualitätsgarantien. So habe ich keine Schwachpunkte an diesem Glied meiner Endo-Kette. Außerdem bietet das in jeder Flasche fest montierte ESD-Entnahmesystem zusätzlichen Komfort und Sicherheit. Das NaOCl kann ebenso wie das EDTA direkt aus der Flasche in die Spritze aufgezogen werden. Dazu kommt das aufgedruckte Haltbarkeitsdatum, welches garantiert, dass die Konzentration erhalten bleibt. Weiter ist zu bemerken, dass durch das Entnahmesystem an der Flasche (Luer-Lock) diese direkt an selbstspülende Einheiten wie den Endopiloten oder die SAF EndoStation angeschlossen werden kann.

    Das von Ihnen erwähnte HISTOLITH® (Hersteller: lege artis, Dettenhausen) ist 5 %ig. Warum diese Konzentration?

    Bei NaOCl lege ich Wert auf diese höhere Konzentration, da die gewebeauflösende (bezogen auf organische Bestandteile) Wirkung besser ist. Wichtig ist aber, dass, wenn die 5-prozentige Konzentration verwendet wird, eine gute Abdichtung mit Kofferdam gewährleistet ist und keine Spüllösung über den Apex gepresst wird. Die gewebeauflösende Wirkung von NaOCl ist für die Beseitigung der Gewebereste und des Biofilms ebenso wichtig wie die Wirkung von EDTA auf anorganische Bestandteile. Der Smearlayer verschließt die Seitenkanäle und schwächt daher die Wirkung des NaOCl ab. Aus diesem Grund ist EDTA nach jeder Wurzelkanalaufbereitung zu verwenden und nach einer Minute Einwirkzeit anschließend der Wurzelkanal wieder mit NaOCl zu spülen. Das NaOCl kann dann besser penetrieren.

    Was empfehlen Sie fragenden Kollegen?

    Als Faustformelkann man zusammenfassen: In drei Gängen arbeiten mit zwei Lösungen zum Spülen: 1. HISTOLITH® zum Gewebeauflösen und im Rahmen der Aufbereitung. 2. nach der Aufbereitung CALCINASE® EDTA Lösung zum Entfernen der Smearlayer und 3. wieder HISTOLITH® für die Keimreduktion in eröffneten Seitenkanälen. NaOCl sollte für 30 bis 45 Minuten wirken können, EDTA für eine Minute. So macht Endo Spaß, weil sie erfolgreich wird!

    Herr Dr. Lang, vielen Dank für das Gespräch.

    Dr. Tomas Lang
    Spezialist für Endodontie
    Rellinghauser Str. 304
    45136 Essen
    www.siriusendo.de

    Datum: 28.04.2017

    Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2/2017

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