„Spanische Grippe“, Corona und die Kunst der Verdrängung: Historische Betrachtungen und ethische Anmerkungen
Ralf Vollmuth¹, André Müllerschön²
¹ Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Potsdam
² Sanitätsversorgungszentrum Neubiberg
In der veröffentlichten Meinung und der öffentlichen Wahrnehmung zur gegenwärtigen Corona-Krise ist immer wieder von der „Einzigartigkeit“ dieser Pandemie die Rede, von „Beispiellosigkeit“ und von „noch nie da gewesenen Herausforderungen“. In unserer multimedialen Welt überschlugen sich gerade in der Hochphase der Neuinfektionen die Superlative, entstand ein wahrer Überbietungswettkampf reißerischer Schlagzeilen.
Der Blick in die Geschichte der Medizin zeigt indessen, dass auch Pandemien dieses Ausmaßes leider keine Einzelfälle sind, sondern in den letzten Jahrzehnten trotz aller medizinischen Fortschritte mehr verdrängt als wirklich bewältigt wurden. Im Kontext der Corona-Pandemie besonders interessant ist der Blick auf die Spanische Grippe der Jahre 1918 bis 1920, teilweise auch etwas darüber hinaus.
Im vorliegenden Beitrag sollen deshalb die Entstehung, die Ausbreitung und der Verlauf dieser Seuche wie auch die daraus resultierenden Folgen beleuchtet, alsdann einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Spanischen Grippe und der Corona-Pandemie herausgearbeitet und drittens einige ethische – nicht nur medizinethische – Aspekte angerissen werden.
Wehrmedizinische Monatsschrift 1/2021
Oberstarzt Prof. Dr. med. dent. Ralf Vollmuth
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Zeppelinstr. 127/128, 14471 Potsdam
E-Mail: ralf1vollmuth@bundeswehr.org