07.05.2018 •

    Weltmeisterin und Trainerin im BGM

    Stabsfeldwebel Susi Erdmann wird 50 Jahre

    Es ist eine außergewöhnliche Karriere und ein außergewöhnliches Leben. Stabsfeldwebel Susi Erdmann feierte am 29. Januar 2018 ein rundes Jubiläum: Sie wurde 50 Jahre alt. Die ehemalige erfolgreiche Hochleistungssportlehrerin im Rennrodeln und Bobfahren dient heute als Sportfeldwebel an der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) und ist u. a. auch für Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements am Standort München verantwortlich.

    Die 1968 in Blankenburg im Harz geborene war die erste Hochleistungssportlerin, die 1992 in den Sanitätsdienst der Bundeswehr eintrat und im Sanitätslehrbataillon 851 an der SanAkBw ihre dreimonatige Grundausbildung absolvierte.

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    Beim BGM an der SanAkBw (Abb.: Julia Langer, SanAkBw)
    Zu diesem Zeitpunkt blickte sie schon auf eine erfolgreiche Sportlerlaufbahn zurück: Bereits mit 12 Jahren war sie in die Kinder- und Jugendsportschule im Sportinternat Oberhof eingetreten und wurde nach dem Abitur in den dortigen Armeesportclub der NVA übernommen. Sie erlebte in beiden Einrichtungen eine harte Zeit, in der es vornehmlich um zwei Dinge ging: Trainieren und liefern. Und Susi Erdmann lieferte: 1985 - 1987 nahm sie erfolgreich an den Junioren-Weltmeisterschaften teil, 1989 feierte sie das erste Mal die Weltmeisterschaft im Einzelrodeln der Frauen.

    Im wiedervereinigten Deutschland ging das Training erst einmal wie früher weiter: Da Frauen 1990 noch nicht in die Bundeswehr übernommen werden konnten, erhielt Susi Erdmann zunächst eine Stelle als Zivilangestellte im neuen Bundeswehrstandort Oberhof. Und schon im Winter 1991 errang sie erneut den Weltmeistertitel für Deutschland und auch den ersten Platz im Gesamt-Weltcup im Rennrodeln. Manchmal verändern Zufälle das Leben: Nach einem Gespräch mit dem damaligen Bundesverteidigungsminister Gerhard Stoltenberg erhielt sie unerwartet einen Anruf aus dem BMVg: Sie könne nun Sanitätssoldatin werden, was sie sich nicht lange überlegen musste: Am 1. April 1992 wurde sie in der Sanitätsakademie der Bundeswehr von dem damaligen Kommandeur Generalarzt Dr. Karsten Ewert zur Grundausbildung begrüßt. Und noch heute haben beide guten Kontakt: Der inzwischen 80jährige sportbegeisterte Pensionär besucht auch im Ruhestand noch regelmäßig die Sporthalle im Münchner Norden, in der Susi Erdmann die Trainings leitet. Und auch in späteren Jahren kommt sie immer wieder zur Sanitätskademie zurück, so z. B. anlässlich der Unteroffizier- und Feldwebellehrgänge. Auch sanitätsdienstlich bildet sie sich fort und leistet ein Praktikum am Bundeswehrkrankenhaus Amberg ab.

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    Susi Erdmann beim Bobfahren (Abb.: privat)
    Als Sportsoldatin steht anschließend der Wechsel in die Sportfördergruppe Bischofswiesen an. Wer die Verhältnisse im Wintersport kennt, kann sich vorstellen, dass das Training im bayerisch geprägten Umfeld für die Oberhoferin nicht einfach gewesen ist. Trotzdem setzt sie sich durch: An drei von insgesamt fünf Olympiaden nimmt sie als Rennrodlerin teil, in ­Albertville 1992 erringt sie die Silbermedaille, in Lillehammer 1994 die Bronzemedaille. Im japanischen Nagano 1998 muss sie sich mit dem ungeliebten 4. Platz zufrieden geben. Zwischen den Spielen wird sie mehrfache Weltmeisterin im Einzel und mit der Mannschaft. Schon damals ging es im Eiskanal knapp zu, einmal gewinnt sie mit 7/1000 Sekunden Vorsprung. Noch mit 31 Jahren wagt Susi Erdmann den Wechsel vom Rennrodeln zum Zweierbob, nimmt mehrfach erfolgreich an Deutschen Meisterschaften teil und erringt bei der Winterolympiade 2002 in Salt Lake City die Bronzemedaille. 2003 und 2004 wird sie Weltmeisterin im Zweierbob, 2006 bei ihren fünften Olympischen Spielen in Turin fährt sie auf den 5. Platz. Mit inzwischen 40 Jahren beendet sie 2008 ihre lange Karriere als Hochleistungssportlerin.

    Dienstlich steht anschließend ein Einsatz als Wehrdienstberatungsfeldwebel im Karrierecenter der Bundeswehr in München an. Freilich sind 30 Jahre harte Trainingszeit an ihrem Körper nicht spurlos vorbei gegangen:, Bandscheibenvorfälle an LWS und HWS, Operationen und bis heute vielfältige muskuloskelettale Probleme. Aber Susi Erdmann ist hart im Nehmen und hält sich fit, soweit es geht.

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    Susi Ermann beim Rennrodeln (Abb.: privat)
    Im Sommer 2015 wechselt sie zurück an den Ort ihrer Einstellung und wird Sportfeldwebel an der SanAkBw, ihre Traumverwendung bis zum Dienstzeitende. In der Halle 27, einer der beiden Sporthallen im Gelände, leitet sie zahlreiche Sportstunden für die hiesigen Verwendungslehrgänge, hält theoretische Unterrichte und führt praktische Übungen durch. Seit Beginn des BGM auch im Münchner Norden ist sie zudem aktiv in entsprechende Ausbildungskurse involviert. Faszien- und Rückentraining bietet sie für das Ausbildungspersonal regelmäßig an. Höchsten Wert legt sie auf moderne Bewegungstechniken wie functional Training, Intervallsport und den Einsatz von Musik. „Bewegung muss Spaß machen“, das ist ihr Motto, „sonst kommen die Leute nicht“. Was aber nicht heißt, dass ihre Unterrichte „für Schlaffis“ sind, im Gegenteil: beim Circle Training kommt die Ex-Leistungssportlerin zu Tage: Sie animiert, feuert an und hat höchste Erwartungen. Das spornt an. Und das ist auch wichtig, denn wie Susi Erdmann bemerkt, die Soldatinnen und Soldaten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nicht mehr so an Sport interessiert wie früher, viele sind vereinzelt und Geselligkeit ist nicht mehr gefragt. Auch hier setzt das BGM an: Zur gesundheitlichen Stabilisierung der Truppe muss das Angebot mit der Zeit gehen. Und solche Trainerinnen, die wie Stabsfeldwebel Susi Erdmann alle Höhen und bestimmt auch Tiefen im Sport erlebt haben, die können motivieren, die Belastungen der Mitarbeiter optimieren und die persönlichen Ressourcen stärken. Die WEHRMEDIZIN UND WEHRPHARMAZIE wünscht ihr auch für die kommenden Jahre alles Gute!

    Datum: 07.05.2018

    Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2018

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