15.01.2019 •

    „Lost man-days“ und der gram-negative -Fußinfekt


    Bundeswehrkrankenhaus Hamburg


    Einleitung und Historie

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    Abb. 1: Groblamelläre Schuppung beider Plantae mit interdigitalen Mazerationen bei ausgeprägter Tinea pedis (Bild: Klinik für Dermatologie und Venerologie, BwKrhs Hamburg)
    Bereits seit der Frühzeit wurden Kriege durch Erkrankungen und „Pestilenzen“ beeinträchtigt oder maßgeblich beeinflusst. Erstmalige schriftliche Belege über eine für den Soldaten typische und häufige Erkrankung der Füße, den sogenannten Immersionsfuß, finden sich aus der Zeit der napoleonischen Kriege. Doch erst im Ersten Weltkrieg wurde diese Erkrankung zu einem maßgeblichen Problem für die Generalität auf beiden Konfliktseiten, da das nun als „Grabenfuß“ bekannt gewordene Syndrom weit verbreitet in den Schützengräben an der Westfront auftrat.

    Nachdem der anfangs mobile Feldzug der Truppen des Deutschen Reiches im Herbst 1914 aufgrund des massiven Widerstandes der Westmächte in einen Grabenkampf überging, war aufgrund der besonderen Bodenbeschaffenheit entlang der Somme und in der Region Flandern die Voraussetzung für die Entstehung des Grabenfußes erfüllt. Durch das hohe Grundwasser, häufige Regenfälle und die Zerstörung natürlicher sowie artifizieller Drainagesysteme wurden die Schützengräben regelmäßig überflutet, sodass Soldaten tagelang im teils hüfthohen Wasser und Schlamm ausharren mussten. Zudem herrschten in den Grabensystemen katastrophale hygienische Bedingungen, welche durch schlechte Ausrüstung zusätzlich verschärft wurden. Dies führte letztlich zu einem massenhaften Anstieg der Grabenfußerkankungen, welche häufig durch Zirkulationsstörungen in Amputationen von Extremitäten oder schwerwiegenden, zu dem damaligen Zeitpunkt nicht behandelbaren Infektionen, endete.

    Erst durch Einführung von Präventionsmaßnahmen, wie verbesserte Konstruktion von Gräben, Verbesserung der persönlichen Ausrüstung der Soldaten und regelmäßige Inspektionen der hygienischen Situation sowie des Gesundheitszustandes der Soldaten durch sanitätsdienstliche Kräfte konnten die Erkrankungszahlen deutlich gesenkt werden.

    Infektionsbedingte Fußerkrankungen heute

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    Abb. 2: Keratoma sulcatum mit ausgestanzt wirkenden Hornhautdefekten, aufgequollener Hornschicht und charakteristischem Foetor (Bild: Evan Saap auf www.commons.wikimedia.org)
    Obwohl sich sowohl die örtlichen als auch die materiellen Voraussetzungen geändert haben, begleiten Fußerkrankungen weiterhin Soldaten und Soldatinnen bei ihren Einsätzen um den Globus. Einen dramatischen Anstieg infektionsbedingter Fuß-erkrankungen konnte während des ISAF-Einsatzes in Afghanistan nach Einführung von Long-Term-Patrouillen beobachtet werden. Die Betroffenen zeigten hier vor allem sowohl ausgedehnte Plantar- und Interdigitalmykosen (Abbildung 1) als auch bakterielle Infekte der Füße, v. a. Keratoma sulcatum (Abbildung 2). Auch wenn sich die Therapie hier meist einfach und komplikationslos gestaltet, können sich bei nicht rechtzeitigem Erkennen oder ausbleibender Vorstellung des/der Erkrankten komplikationsreiche Infektionen wie Erysipele oder Fußinfekte mit gram-negativen Erregern entwickeln 
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    Abb. 3: Bakterieller Fußinfekt mit gelb-bräunlichen, schmierigen Belägen in den Zehenzwischenräumen sowie begleitender plantarer Hyperkeratose und Rhagadenbildung (Bild: Klinik für Dermatologie und Venerologie, BwKrhs Hamburg)
    (Abbildung 3).

    Zwar ist die Mortalität aufgrund der im Einsatzland zur Verfügung stehenden sanitätsdienstlichen Versorgung vergleichsweise gering, aber der Soldat/die Soldatin steht bei dann nicht selten medizinisch indizierter stationärer Behandlung oder gar Repatriierung nicht zur Verfügung, was die Erfüllung des militärischen Auftrags bei Ausfall von Schlüsselpersonal, z. B. einer Patrouille, gefährden kann.

    Prävention ist entscheidend

    Auch in den aktuellen Einsätzen bewähren sich die Präventionsstrategien des Ersten Weltkrieges zur Vermeidung von Fußinfekten, als da sind:

    • regelmäßiger Wechsel der Bekleidung, insbesondere von Stiefeln und Socken, und
    • eine regelmäßige Pflege der Füße mit rückfettenden Externa.

    Hierdurch ließen und lassen sich die Erkrankungszahlen deutlich reduzieren und damit die Anzahl der sogenannten „lost man-days“ minimieren.

    Oberstabsarzt Dr. Philipp Schachtschneider
    E-Mail: philippschachtschneider@bundeswehr.org 

    Datum: 15.01.2019

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