24.09.2018 •

    Ganz vorn im Einsatz

    ROLE 1 - Möglichkeiten und Grenzen
    „enhanced Forward Presence Battlegroup Lithuania“
    Kommando Heer, Strausberg

    Einleitung

    Am Beispiel der sanitätsdienstlichen Versorgung der enhanced Forward Presence Battlegroup Lithuania (eFP BG LTU) sollen die Möglichkeiten und Grenzen einer multinationalen ROLE 1-Sanitätseinrichtung vorgestellt werden.

    Aufstellungsphase

    Am 01.Februar 2017 begann mit dem Eintreffen der deutschen Hauptkräfte die Aufstellung der eFP BG LTU in Rukla (Litauen). Der deutsche Beitrag setzte sich aus

    • einem Anteil am multinationalen (MN) Stab,
    • einer Stabs- und Versorgungskompanie,
    • einer Kampfkompanie,
    • einem Anteil an der MN Combat Service Support Company (Versorgungskompanie),
    • Anteilen am MN Feldjägerzug und
    • der MN Medical Company (MN MedCoy)

    zusammen. Temporär – in der Regel zu Übungen – wurde die eFP BG LTU durch Verstärkungskräfte unterstützt. Zu den Verstärkungskräften zählten eine Aufklärungskompanie und eine Artilleriebatterie sowie beispielsweise Pionier- und Flugabwehrkräfte.

    Sanitätsdienstliche Versorgung ROLE 1

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    Abb 1: GTK Boxer BAT auf der Fahrt durch das Übungsgelände in Rukla (Foto: Bundeswehr)
    Die Kräfte des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr (ZSanDstBw) aus dem Bereich des Kommandos Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung (Kdo RegSanUstg) bildeten den Kern der MN MedCoy. Eine Ergänzung/Verstärkung vor Ort erfolgte aus den Ländern Belgien, den Niederlanden und Norwegen. Zudem standen in Deutschland weitere Sanitätseinsatzkräfte (SanEinsKr) als Verstärkung auf Abruf bereit.

    Unter Führung eines deutschen Kompaniechefs und Leitenden Sanitätsoffiziers (LSO) – beide Aufgaben waren in Personalunion wahrzunehmen – lag der sanitätsdienstliche Fokus in den ersten rund acht Wochen zunächst auf der Etablierung einer truppenärztlichen Sprechstunde und der Sicherstellung einer Notfallversorgung am Standort Rukla. Hinzu kam der Aufbau einer funktionierenden Versorgung mit Sanitätsverbrauchsmaterial (EVG San) und Sanitäts-Nichtverbrauchsgütern (NVG San).

    Die Truppenarztsprechstunde stand allen Soldatinnen und Soldaten der beteiligten Nationen zur Verfügung. Hier wurden alle gängigen allgemeinmedizinischen Krankheitsbilder behandelt. Darüber hinaus musste die MN MedCoy von Beginn an die sanitätsdienstliche Sicherstellung für Aufgaben der eigentlichen Kampftruppe gewährleisten. Hierunter ist zu verstehen, dass regelmäßig zu Ausbildungs- und Übungsvorhaben auf dem Standortübungsplatz in Rukla, aber auch zum Zwecke der Bahn-entladungen von Großgerät im etwa 150 km entfernten Sestokai, Sanitätseinsatzkräfte der MN MedCoy ab- bzw. beizustellen waren.

    Fast im Wochentakt erfolgten darüber hinaus Besuche von hochrangigen Delegationen aus Deutschland und der NATO, die sich ein Bild vom Aufwuchs der eFP BG LTU machten. Static und dynamic Displays veranschaulichten dabei die Möglichkeiten der eingesetzten Truppe. Zudem fanden sich Kräfte der MN MedCoy bei öffentlichen Veranstaltungen in Litauen, wie z. B. am Unabhängigkeitstag (16. Februar) in Vilnius, wieder.

    Unter Leitung des LSO MN MedCoy wurden sehr zeitnah – nach dem Eintreffen in Rukla – die litauischen Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen im Nahbereich des Stationierungsortes erkundet, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit abzusprechen und ein sanitätsdienstliches Absicherungskonzept für die Truppenübungsplätze Rukla, Pabrade (rund 150 km ostwärts) und Kazla Ruda (etwa 80 km südwestlich) im Detail zu erarbeiten. Eine adäquate medizinische Versorgung setzt zwingend eine enge Zusammenarbeit mit dem Gesundheitssystem der Host Nation Litauen voraus.

    Die öffentlich-rechtlichen Aufgaben wurden mit Unterstützung temporär der eFP BG LTU zur Verfügung gestellter Spezialisten aus den Bereichen Arbeitsmedizin, Hygiene, Veterinärwesen und Gesundheitsaufsicht wahrgenommen.

    Großübungen

    Das Übungsgeschehen der Battle Group lief mit Beginn des Monats April 2017 an. Das erste große Übungsvorhaben in Pabrade, welches die MN MedCoy in vollem Umfange forderte, fand im Mai 2017 statt. Hier verlegte der Hauptanteil der eFP BG LTU auf den Übungsplatz und führte ein „Schießen verbundener Waffen mit Panzerhaubitzen und Hubschraubern“ durch. Die sanitätsdienstliche Absicherung des Übungsgeschehens (einschl. einer 24/7-Truppenarzterreichbarkeit und Sprechstunde) forderte den Einsatz aller Angehörigen der MN MedCoy.

    Im Folgemonat Juni stand dann die Übung Iron Wolf 2017, die im Übungsverlauf einen Gewässerübergang über den Fluss -Neris bei Jonava vorsah. Auch hier wurde das gesamte Team der MN MedCoy eingesetzt, um die sanitätsdienstliche Realversorgung zu gewährleisten und eine Einbindung von SanEinsKr als Übungstruppe zu ermöglichen.

    Fazit

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    Abb. 2: Deutsche Notfallsanitäter übergeben einen Übungspatienten an niederländisches Sanitätspersonal auf dem Übungsplatz Rukla (Foto: Bundeswehr)
    Mit dem ursprünglich ausgeplanten Kräfteansatz der MN MedCoy war im Grundbetrieb eine ROLE-1-Versorgung der eFP BG LTU realisierbar. Ein Kräfteaufwuchs der eFP BG LTU und die Erfahrungen vor Ort aus dem täglichen Dienstbetrieb machten eine Anpassung des sanitätsdienstlichen Konzeptes notwendig. 

    Die MNMedCoy war eine multinationale Einheit mit Herausforderungen in der täglichen Zusammenarbeit – bei unterschiedlichen nationalen Regeln und Gepflogenheiten in einer Kompanie. Diese erste multinationale Einheit auf Ebene einer ROLE-1 verdeutlichte aber auch die Chancen, die sich aus Synergieeffekten ergeben, welche zu einer fruchtbaren Kooperation geführt haben und die allgemein- und notfallmedizinische Versorgung der eFP BG LTU seit Februar 2017 sichergestellt haben.

    Oberfeldarzt Dr. Martin Beyer
    E-Mail: martin2beyer@bundeswehr.org

    Datum: 24.09.2018

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