Vereinfachte Herstellung implantat­getragener Einzelzahnrestaurationen

Monolithische verschraubte Vollkeramikkronen

Dentale Implantate sind mittlerweile ein integraler Bestandteil prothetischer Behandlungskonzepte. Nachdem die grundsätzlichen chirurgischen und prothetischen Verfahren etabliert wurden und in der Folge mit neuen Materialien und Methoden schrittweise verfeinert werden konnten, liegt ein Schwerpunkt der heutigen Forschungs- und Entwicklungsbemühungen in einer Vereinfachung und Beschleunigung des Behandlungsablaufs. Hiermit soll auch der finanzielle Aufwand implantatprothetischer Restaurationen weiter gesenkt werden.

Ein gute Möglichkeit zur vereinfachten und kostengünstigeren Konstruktion von implantatgetragenen Einzelzahnrestaurationen bietet eine Kombination aus konfektionierten Titan-Basen und vollkeramischen Kronen, welche mittels CAD/CAM-Technologie vollanatomisch geschliffen werden.

Während durch eine handwerkliche Verblendung vollkeramischer Materialen hochästhetische Ergebnisse erzielt werden können, eignen sich verschraubte monolithische Restaurationen aus Lithiumdisilikat-Materialien, welche mit Titanklebebasen adhäsiv verbunden sind, hervorragend zur wirtschaftlichen Herstellung von ästhetisch ansprechenden Implantatkronen im Seitenzahnbereich.

Im folgenden klinischen Beispiel wird die Herstellung einer solchen verschraubten vollkeramischen Krone Schritt für Schritt erläutert:

Nach kleineren augmentativen Maßnahmen regio 36 und der Insertion eines ausreichend dimensionierten dentalen Implantats (BEGO Semados 4,5 x 11,5mm; Fa. BEGO, Bremen) sowie einer entsprechenden Heilungszeit erfolgte nach Freilegung, Abformung und Modellherstellung eine Radierung des geplanten Implantatkronendurchtritts im Gipsmodell (Abb. 1 + Abb. 2). Danach wurden die zahntechnischen Unterlagen mit einer Aufnahmekamera (Sirona InEos Bluescanner und InLab Software 4.2; Fa. Sirona) digitalisiert.

Hierzu wurden Aufnahmesequenzen des radierten periimplantären Emergenzprofils, der Position der Klebebasis auf dem Modellimplantat, übertragen durch einen Scanbody (Abb. 3), und der Gegenbezahnung durchgeführt. Die Kieferrelation wird durch einen Scan der zusammengefügten Modelle, in diesem Fall in habitueller Interkuspidationsposition, übertragen.

In den folgenden Schritten des Kronendesigns werden zunächst die Modellachsen der virtuellen Modelle, analog der Positionierung in einem Artikulator, festgelegt. Dann kann die korrekte Übertragung der Kieferrelation durch einen Vergleich der verschiedenfarbigen Kontaktpunktstärken am Bildschirm mit dem realen klinischen Okklusionsprotokoll verifiziert werden.

Anschließend wird die Spitze des Scanbodies markiert, um der Software die Zuordnung der Implantatposition zu ermöglichen. Werkseitig vorgegebene Parameter, z. B. für die Mindestschichtstärken der verschiedenen Materialien oder den Druck der subgingivalen Kronenanteile auf die Mukosa, können bei Bedarf modifiziert werden. Es erfolgt die Markierung des geplanten Durchtrittsprofils an der Gingivamaske sowie die Bestimmung der Restaurationsachse (Abb. 4). Mit diesen Daten kann die Software einen Designvorschlag generieren, welcher häufig bereits eine gute Grundlage für die endgültige Versorgung bietet. Verschiedene Werkzeuge zur Gestaltung ermöglichen eine schnelle Ausgestaltung zur endgültigen Kronenform (Abb. 5Abb. 6Abb. 7).

Die für diese Technik verwendeten Lithiumdisilikat-Blöcke (IPS E.Max CAD; Fa. Ivoclar, Schaan/Liechtenstein) werden in einer bläulichen kristallinen Zwischenstufe mit einer geringeren Härte von ungefähr 130 MPa geliefert, welche sich leicht in konventionellen Schleifeinheiten bearbeiten lassen. Sie weisen bereits werkseitig eine Öffnung und eine charakteristische Nut für die abgestimmten Titanklebebasen (Ti-Base; Fa. BEGO) auf, wodurch später eine eindeutige Positionierung und ein Rotationsschutz für die Verklebung gegeben sind. Nach Auswahl des in Farbe, Transluzenz und Größe passenden Blocks erfolgt nun innerhalb einiger Minuten, z. B. mit der Cerec MCX-Schleifeinheit (Fa. Sirona), das Schleifen der Restauration. Die Kronen zeigen in dieser Phase eine ausreichende Härte, um eventuelle Einproben und okklusale Modifikationen auch schon vor der Fertigstellung zu ermöglichen (Abb. 8).

Der nun folgende Kristallisationsprozess führt zu einer Gefügeumwandlung des Materials und zu einer Verfestigung auf mehr als 360 MPa. Dieser kann in einem Arbeitsschritt mit einer Individualisierung, Charakterisierung und dem Glanzbrand der Krone durchgeführt werden. Vor der endgültigen Verklebung werden die Klebestellen der Keramik und der Titanbasis konditioniert. Hierzu wird der Aufnahmestelle der Keramik mit 5 % Flusssäure für 20 Sekunden geätzt und die Klebefläche der Ti-Base mit AlO3 abgestrahlt. Anschließend werden die Flächen mit einem Silan (Monobond Plus; Fa. Ivoclar) behandelt. Nun kann die Verklebung mit einem Komposit (Multilink Hybrid Abutment, Fa. Ivoclar) erfolgen (Abb. 9), wodurch eine dauerhafte Verbindung der Komponenten erreicht wird (Gehrke et al.). Nach der Entfernung der Klebereste und gründlicher Politur der Klebefuge ist die Hybridkrone nach abschließender Desinfektion zur Eingliederung bereit (Abb. 10).

Hierzu werden die temporär eingebrachte Heilungsdistanzhülse entfernt und der Implantatinnenraum ebenfalls desinfiziert (CHX-Gel). Die Implantatkrone wird handfest eingeschraubt. Nach einer abschließenden Kontrolle kann die definitive Prothetikschraube mit dem vorgeschriebenen Drehmoment (30 Ncm) festgezogen werden. Bei Bedarf ist eine Probetragezeit einzuplanen, in welcher okklusal der Schraubenzugang temporär mit Schaumstoffpellets und weißer Stangenguttapercha verschlossen werden kann. Vor dem semipermanenten Verschluss (Stangenguttapercha und Komposit) sollte die Prothetikschraube nochmals nachgezogen werden, um die Gefahr einer späteren Schraubenlockerung zu reduzieren.

Hier die Vorteile des Procederes im Überblick:

- preiswertes Verfahren durch die Kombination abgestimmter konfektionierter Titanklebebasen mit passenden Lithiumdisilikatblöcken,
- Reduzierung des Zeitaufwands in der Zahntechnik durch die Verwendung der CAD/CAM-Technik und die einfache extraorale Verfügung der Komponenten mittels Klebetechnik,
- gute ästhetische Ergebnisse für den Seitenzahnbereich, schnelle Individualisierung durch Bemalung möglich,
- einfache Etablierung eines günstigen Emergenzprofils für einen natürlichen gingivalen Verlauf,
- Vermeidung der Überpressung von Zementresten in submuköse Bereiche durch die Verschraubung, leichte Entfernbarkeit der Kronen bei Bedarf,
- Fassung der Prothetikschraube in Metall, Reduktion des Risikos von spannungsbedingten Frakturen,
- bei einer intraoperativen Indexierung oder einem intraoperativen Scan der Implantatposition ist eine Fertigung der Krone zum Freilegungstermin möglich (Münchener Implantatkonzept nach Beuer). Damit können mehrfache Manipulationen bei den Verschraubungen und Einproben vermieden werden, welche unter Umständen zu einem Knochenverlust führen könnten (Abrahamsson et al.).

Datum: 10.12.2015

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2015/2

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