PHYSIOTHERAPIE - WEGE DER REHABILITATION AM BUNDESWEHRKRANKENHAUS HAMBURG

Die Teileinheit Physiotherapie gehört zur Abteilung der Orthopädie und Unfallchirurgie

am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg und betreut die stationären Patienten unseres 307- Bettenkrankenhauses, sowie im ambulanten Bereich die Soldaten des Standortes Hamburg und Zivilpatienten, die seit der Kassenzulassung den Weg dorthin finden.

Derzeit stehen der Teileinheit Physiotherapie

6 Physiotherapeuten sowie 3 Masseure und med. Bademeister an militärischen und zivilen Mitarbeitern gemäß STAN zu Verfügung.

Erweitert wird das Therapeutenteam durch zwei Ergotherapeuten, die eng mit unserem Team zusammenarbeiten. Die Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil einer Sanitätseinrichtung der Behandlungsebene 4 zur Rehabilitation und

zur Wiederherstellung der Dienstfähigkeit nach Verletzungen, Operationen und im Rahmen der konservativen Therapie z.B. bei neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen.

Patientenspektrum

Physiotherapeutische Maßnahmen werden für alle Fachabteilungen des Krankenhauses erbracht. Die physiotherapeutischen Leistungen verteilen sich zu ungefähr 50% auf die operativen Abteilungen, 30% auf die konservative Klinik und 20% auf die Ambulanz. Durchschnittlich werden pro Tag und Therapeut 18 Patienten behandelt. Die Zuteilung der Therapeuten auf die einzelnen Stationen erfolgt nach der täglichen Bedarfsmeldung der Stationen.
In den letzten Jahren ist der Bedarf an Physiotherapie stetig gestiegen. Aufgrund der hohen Anzahl an zivilen Betten hat sich unser Patientenspektrum vom jungen Soldaten hin zum multimorbiden älteren Patienten gewandelt. Dies hat zur Folge, dass zum Beispiel in den Bereichen der Neurologie und Neurochirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie und im Bereich der internistischen Stationen vermehrt intensive Behandlungsverfahren, z.B. auf neurophysiologischer Basis gefordert werden.
Zur physiotherapeutischen Betreuung auf der Intensivstation gehören die Prophylaxen, wie Pneumonie-, Kontrakturen- und Thromboseprophylaxen zum Standardprogramm. Diese werden individuell in enger Absprache mit dem pflegerischen und ärztlichen Personal durchgeführt. Die Frühmobilisation an die Bettkante, den Sessel oder das Stehbrett sollen zu einer Stabilisierung der Kreislaufverhältnisse führen. Insgesamt dient die Physiotherapie hier der Verkürzung der Liegezeiten und der Vermeidung von Komplikationen der Intensivtherapie.
tienten auf der Psychiatrie ist das breite Angebot der Physio- und Ergotherapie. Entspannungsverfahren, medizinische Bäder, verschiedene Massageformen, Trainigstherapie und Qigong, all diese Verfahren sind ein wesentlicher Bestandteil der Therapie vor allem von psychisch traumatisierten Soldaten. Je nach persönlichem Bedürfnis wird das Angebot auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten.
Unser Trainingstherapieraum kann unter Anleitung eines Therapeuten nach einer Einweisung auf die Geräte auch selbstständig genutzt werden. Auf Wunsch wird ein individueller Trainingsplan erstellt. Den Patienten steht der Trainingsraum während unserer Öffnungszeiten frei zur Verfügung.

Stationäre Physiotherapie

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Exemplarisch wird im Folgenden die physiotherapeutische Betreuung eines Patienten zur Kreuzbandersatzoperation (Semitendinosusplastik) dargestellt: Bei Aufnahme zu einer geplanten OP findet noch am Aufnahmetag der erste Kontakt zum Physiotherapeuten statt. Der Therapeut schult den Patienten im Bereich des Prophylaxentrainings zur Thrombose- und Pneumonieprophylaxe und, wenn nötig, findet eine Schulung an Unterarmgehstützen statt, um den Patienten so schnell wie möglich nach der OP zu mobilisieren. Am 1.Tag postoperativ findet je nach Zustand des Patienten die weiterführende Krankengymnastik statt. Es werden Pneumonie-, Kreislauf-, Thromboseprophylaxe durchgeführt, um die postoperativen Komplikationen nach Möglichkeit zu vermeiden. Desweiteren finden isometrische Übungen, Eisanwendung zur Schmerzlinderung, Lymphdrainage um Schwellungen im OP- Bereich zu reduzieren ihre Anwendung. Wichtig sind auch die regelmäßige Nutzung der Motorschiene zu Erhaltung bzw. Verbesserung der Beweglichkeit und die Durchführung von Koordinationsübungen in Rückenlage, funktioneller Kräftigung, Propriozeptionstraining z. B. propriozeptive neuromuskuläre Fascilitation zur schnelleren Wiederherstellung der Mobilität und zur Verringerung des Atrophieausmaßes. Ab dem 2.Tag post-OP bis zur 4. Woche dient die Krankengymnastik primär der Steigerung des Bewegungsumfanges bis 90° und der Steigerung der Belastung bis zur Vollbelastung. Zu berücksichtigen ist hierbei das Schmerzempfinden und eventuelle Ergüsse im OP-Bereich. Unterstützend wird den Patienten Elektrotherapie zur Muskelstimulation ( Abb. 1), Training der Hüftabduktoren und -extensoren, Fahrradergometer ohne Widerstand, Teilnahme an der Kniegruppe, Schlingentischtherapie „Walking“ (Abb. 2) angeboten. Durch die Einstellung der Motorschienewird die Erarbeitung einer 90° Beugung im Knie unterstützt. Patellamobilisation, Lymphdrainage,
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ggf. heiße Rolle, Gangschule, PNF, Steigerung der Kraftausdauer der Kniebeuger in geschlossener Kette (Abb. 3), Narbenbehandlung sind weitere Therapien, die in dieser Phase eine hohe Bedeutung haben um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Die Krankengymnastik richtet sich nach dem Operationsverfahren, den dafür ausgearbeiteten Nachbehandlungsschemata wie am Beispiel oben beschrieben und immer individuell angepasst auf den tatsächlichen Zustand des Patienten. Bis zur Entlassung des Patienten wird die Physiotherapie konsequent in allen notwendigen Therapieformen und bei Bedarf täglich durchgeführt. Die Tendenz zu immer kürzeren Liegezeiten macht die perioperative Physiotherapie zu einem wichtigen therapeutischen Bestandteil für ein positives Operationsergebnis und legt den Grundstein für eine gute Rehabilitation.

Ambulante Physiotherapie

Viele Patienten, auch aus dem zivilen Bereich die die Arbeit der Physiotherapeuten im Bundeswehrkrankenhaus kennengelernt haben möchten gerne auch im Anschluss bei uns weiter behandelt werden. Dies war der ausschlaggebende Punkt, dass wir uns dazu entschlossen haben, die Kassenzulassung für die Physiotherapie zu beantragen, die uns zum 01.01.2007 erteilt wurde. Diese Erweiterung der ambulanten Versorgung wurde von den Patienten sehr gut angenommen. Allein im Jahr 2008 wurden 22546 physiotherapeutische Anwendungen an Patienten im Ambulanzbereich durchgeführt.

Unser Vorteil ist, dass durch den Zugriff auf die stationäre Patientenakte den Therapeuten auch nach Entlassung die Arztbriefe und Befunde der bildgebenden Diagnostik der Patienten zur Verfügung stehen. Kurze Wege zu den operativen Abteilungen ermöglichen auch nach Entlassung eine patientenorientierte interdisziplinäre Weiterbetreuung. Das große Leistungsspektrum der Abteilung führte dazu, dass sich binnen kürzester Zeit die Ambulanz über einen regen Zulauf erfreuen konnte. Folgende Behandlungsformen werden von uns angeboten und auf einige gehen wir hier etwas näher ein.

Allgemeine Krankengymnastik einzeln und in Gruppen Spezielle Krankengymnastik wie:

Manuelle Therapie

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Sie findet Anwendung bei der Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungssystems wie zum Beispiel Blockaden in der Wirbelsäule und bei Bewegungseinschränkungen in den Gelenken.

Bobath Therapie

Bei dem Bobath- Konzept handelt es sich um eine Herangehensweise und einen einen besonderen Denkansatz bei der Befundaufnahme und Behandlung von Individuen mit Störungen von Handlung, Bewegung und posturaler Kontrolle, auf Grund einer Läsion des zentralen Nervensystems. (Definition der IBITA (International Bobath Instructors Training Association) 2007) Im Bundeswehrkrankenhaus nutzen wir die Bobath-Therapie hauptsächlich in den Bereichen der neurochirurgischen Eingriffe im Bereich des Kopfes, bei Patienten mit Schlaganfällen oder anderen zentralen Nervenschädigungen.

Propriozeptive Neuromuskuläre Fascilitation

Sie dient der Koordinierung physiologischer Bewegungsabläufe, dem Abbau pathologischer Bewegungsmuster, der Normalisierung des Muskeltonus, der Muskelkräftigung undMuskeldehnung bei peripheren Nervenläsionen sowie Erkrankungen des zentralen Nervensystems in der Traumatologie und in der Orthopädie. Frei übersetzt handelt es sich um Methoden zur Erleichterung im Zusammenspiel von Muskeln und Nerven durch adäquate Stimulation von Propriozeptoren und Exterozeptoren.

Reflektorische Atemtherapie

Behandlungsziel dieser Therapie ist die Lockerung und Mehrdurchblutung von Rumpf- und Atemmuskeln, die Verbesserung der gesamten Atembewegungsfunktion und Vergrößerung der Atemkapazität, eine Beeinflussung des vegetativen Nervensystems und zur allgemeinen psychischen Entspannung. Indikation sind: Störung der Atemmechanik, Störung des Bewegungsapparates, Fehlregulation des vegetativen Nervensystems und psychische Störungen.

Bewegungsbad ( Abb. 4)

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Hierbei handelt es sich um krankengymnastische Übungsbehandlung bei der die Auftriebskräfte, der Reibungswiderstand und die Temperatur des Wassers genutzt werden. Indikationen sind: Orthopädische und traumatologische Erkrankungen, neurologische Erkrankungen, nicht-akute Herzerkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen psychische Störungen.

Medizinische Trainingstherapie und med. Aufbautraining

Nach langer Ruhigstellung und dem daraus folgenden muskulären Defizit wird im Bereich der medizinischen Trainingstherapie und des medizinischen Aufbautraining an Geräten, wie man sie auch aus dem Fitnessstudio kennt, individuell ein auf den Patienten und seine Erkrankung zugeschnittenes Training zusammengestellt (Abb. 5).

Entspannungsverfahren

Hier ist die progressive Muskelrelaxtion nach Jakobsen ein Standardverfahren.

Alternative Therapie

Mit Shiatsu und Reiki bieten wir auch alternative Therapien für geeignete Patienten an.

Elektrotherapie

Folgend seien nur ein paar Beispiele der Therapieformen der Elektrotherapie genannt: Galvanische Stromanwendungen, wie z.B.: Hydroelektronische Vollbäder (Stangerbad) oder Hydroelektronische Teilbäder (Vierzellenbad) sind bewährte Behandlungsformen für folgende Indikationen: Hyper- oder Hypotonus der Muskulatur, Paresen, Spastik, arterielle Durchblutungsstörungen Die Iontophorese ist das Einbringung von transcutanen Medikamenten in Salben-oder Gelform (z.B.Voltarensalbe®, Dolobene®) über Stromanwendung.

Ultraschall

Die Ultraschallanwendung ist eine Behandlungsform die analgesierend, permeabilitätssteigernd, Verklebungen lösend, hyperämisierend und muskelrelaxierend wirkt. Sie hat eine anregende Wirkung auf die Geweberegeneration und findet ihre Hauptanwendung bei Myalgien, Neuralgien, Tendinosen, Arthrosen, Epikondylopathie und bei Narbenkontrakturen.

Unterwassermassage

Hierbei handelt es sich um ein Vollbad mit Massagebehandlung unter zur Hilfenahme eines warmen Wasserdruckstrahles, Indikation sind: rheumatischer Formenkreis, Muskelhartspann, Nachbehandlung von Frakturen Luxationen, Nachbehandlung nach Operationen z.B. Bandscheiben OP.

Massagetherapie

Es werden viele verschiedene Massagetherapien angepasst auf den Patienten und seine Erkrankung angewendet: Klassische Massage, Bindegewebsmassagen, Fußreflexzonentherapie und die Methoden nach Marnitz und Terrier.

Manuelle Lymphdrainage und komplexe Entstauungstherapie

sind Behandlungsformen, die bei Schwellneigung durch Lymphabflußstörungen zur Anwendung kommen (Abb. 6).

Wärme- und Kälteanwendungen

Selbstverständlich finden auch die klassischen Wärme- und Kälteanwendungen in unserer Abteilung Verwendung. Hier sind zu nennen Fango, Heiße Rolle und die Eisanwendung.

Ergotherapie

Auch die Ergotherapie hat einen festen Platz in der Behandlung unserer Patienten. In vielen Bereichen baut die Therapie von Patienten auf die Zusammenarbeit von Physiotherapeuten und Ergotherapeuten auf und verstärkt die Wirkung der jeweiligen Anwendungen. Ziel der Ergotherapie ist es, Menschen mit Einschränkungen unabhängig ihres Alters bei der Durchführung von Tätigkeiten in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit zu stärken. Spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung sollen den Patienten eine besseren Handlungsfähigkeit, eine bessere Integration in ihr Umfeld und mehr Lebensqualität ermöglichen.

Leistungsspektrum

Die Arbeit unserer Ergotherapeuten hat sich auf fünf Behandlungsmethoden spezialisiert. Zum einen wäre da das motorisch-funktionelle Training als eine spezielle Bewegungstherapie nach operativen Eingriffen. Sensomotorisch- perzeptives Training ist eine Anwendung die bei Sensibilitationstörungen nach Schlaganfällen oder Nervenschädigungen zum tragen kommt. Im Bereich der Arbeit mit den Patienten aus der Psychiatrie setzt die Ergotherapie unter anderem auf das psychisch- funktionelles Training, einer Methode zum Trainieren von Ausdauer, Konzentration, Handlungsplanung oder Selbstwahrnehmung. Die älteren Patienten des Bundeswehrkrankenhauses profitieren von Hirnleistungstraining zur Verbesserung der Konzentrationsoder Gedächtnisfunktion. Durch das Training der Aktivitäten des täglichen Lebens, wie waschen, essen oder anziehen nach Hüftoperationen oder halbseitiger Lähmung soll dem Patienten ein hohes Maß an Selbständigkeit erhalten bleiben.

Datum: 08.04.2013

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2009/3

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