24.03.2023 •

Humane 3D-Lebersphäroide als Tierversuchsersatzmodelle: Herstellung, Lagerung und Untersuchungen zur Lebertoxizität

Gabriele Horn, Tamara Kranawetvogl, Harald John, Franz Worek, Timo Wille

Zusammenfassung

Hintergrund: Zur Minimierung von Tierversuchen in der Arzneimittelforschung werden aussagekräftige, humane Modelle benötigt. In dieser Studie wurde ein dreidimensionales Lebermodell unter besonderer Berücksichtigung von Herstellung, Lagerung und Bevorratung etabliert und die Fragestellung untersucht, ob die Anwendung des in Deutschland eingeführten Antidots Obidoxim bei Pestizidvergiftungen ein Risiko für die Ausbildung eines Leberschadens darstellt.

Methodik: Lebersphäroide wurden bei 4 °C in Zellkulturmedium und einer Gewebeprotektionslösung für bis zu 72 h gelagert und anschließend in einem Zellkulturmedium wiedererwärmt. Um eine potenzielle Leberschädigung zu untersuchen, wurden die Lebersphäroide gegenüber Oximen (HI-6, MMB-4, Pralidoxim (2-PAM), Obidoxim), Pestiziden (Malathion, Malaoxon) sowie einer Kombination aus Pestiziden und Obidoxim exponiert. Die metabolische Aktivität der Lebersphäroide und bekannte Leberschädigungsparameter wurden bestimmt. Diclofenac diente als positive, leberschädigende Kontrollsubstanz.

Ergebnisse: Die Kaltlagerungin Zellkulturmedium führte zu einem vollständigen Verlust der metabolischen Aktivität der Lebersphäroide. Die metabolische Aktivität der Lebersphäroide blieb nach Lagerung in der Gewebeprotektionslösung erhalten(93 ± 6 % nach 48 h, bzw. 86 ± 4 % nach 72 h). Die Lebertoxizität der einzelnen Oxime und Pestizide war gering, jedoch kam es nach Exposition gegenüber Malaoxon in Gegenwart von 1 000 µM Obidoxim für 72 h zu einer ausgeprägten Abnahme der metabolischen Aktivität und einer erhöhten Freisetzung des Leberschädigungsparameters AST.

Schlussfolgerung: Die Kaltlagerung von Lebersphäroiden bei 4 °C kann mit einer kommerziell verfügbaren Gewebeprotektionslösung stark verbessert werden. Die Lebertoxizität der getesteten Oxime ist bei klinisch relevanten Konzentrationen als vernachlässigbar anzusehen. Die vorliegenden Ergebnisse liefern keinen Hinweis darauf, dass Leberschäden unter fachgerechter Anwendung von Oximen bei Pestizidvergiftungen vermehrt auftreten. Lediglich die Verwendung von stark supratherapeutischen Oximkonzentrationen könnte zu einer Schädigung der Leber beitragen. Aus dieser Studie lassen sich keine entgegengesetzten Therapieempfehlungen für die bisherige Antidottherapie bei Organophosphatvergiftungen ableiten.

Den ausführlichen Artikel lesen Sie hier.


Verwandte Artikel

Speicheldrüsentumore: Histopathologie und Stellenwert der zahnärztlichen Untersuchung

Speicheldrüsentumore: Histopathologie und Stellenwert der zahnärztlichen Untersuchung

In der klinischen Medizin und im Fach Pathologie besteht der Eindruck, dass die histomorphologische Diagnostik von Tumoren der kleinen Speicheldrüsen komplex und manchmal mit Fehlklassifikation behaftet ist im Bezug auf die der großen...

Wehrmedizinische Monatsschrift 4/2024

Clinical Pathway der Funktionsdiagnostik bei endokriner Hypertonie im Sanitätsunterstützungszentrum Wilhelmshaven

Clinical Pathway der Funktionsdiagnostik bei endokriner Hypertonie im Sanitätsunterstützungszentrum Wilhelmshaven

Die arterielle Hypertonie ist die häufigste klinische Diagnose in den westlichen Ländern. Die sekundären Ursachen der Hypertonie umfassen renale Pathologien sowie endokrine Erkrankungen.

Wehrmedizinische Monatsschrift 4/2024

Psoriasis vulgaris – Management und Versorgung durch den Truppenarzt

Psoriasis vulgaris – Management und Versorgung durch den Truppenarzt

Die Psoriasis vulgaris ist eine häufige, polygenetische, chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung der Haut und kann durch multiple exogene und endogene Stimuli provoziert werden.

Wehrmedizinische Monatsschrift 12/2023

Meist gelesene Artikel

Photo

KARL STORZ: Partner der Wehrmedizin

Seit der Gründung 1945 ist KARL STORZ zu einem weltweit agierenden Unternehmen in der Herstellung und im Vertrieb von Endoskopen, medizinischen Instrumenten und Geräten in der Human- und…

Photo

So geht Wundbehandlung heute

Eine Umfrage zeigt, dass beim Thema Wundbehandlung nach wie vor erhöhter Aufklärungsbedarf bei Patienten besteht: Demnach versorgen mehr als zwei Drittel der Befragten ihre Alltagsverletzungen…