08.05.2023 •

    Der Beauftragte für Integrierte Versorgung und Fachaufgaben im Kommando Regionale ­Sanitäts­dienstliche Unterstützung

    J. Meyer

    Rehabilitationsstützpunkt im FachArztZ Leipzig (Bereich Physiotherapie)
    Bundeswehr/Carsten Seibel

    Medizinisch-dienstlich orientierte Rehabilitation in der ­Bundeswehr

    Der Stellvertreter des Kommandeurs im Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung (Kdo RegSanUstg) ist zugleich Beauftragter für die Integrierte Versorgung und Fachaufgaben im Sanitätsdienst der Bundeswehr. Die Regelungen zur Medizinischen Rehabilitation und deren Durchführung (K1–9000/4021 und C1–860/0–4003) definieren diese Aufgabe als ablauforganisatorische Koordinierungsfunktion, die im Fähigkeitskommando wahrgenommen wird. Ziel ist die Verbesserung der Zusammenarbeit im Rehabilitationsprozess sowie die Sicherstellung einheitlicher fachlicher Behandlungsstandards. Auf dieser Grundlage gibt der Beauftragte Impulse für die Weiterentwicklung der Rehabilitation über den Verantwortungsbereich des Kdo ­RegSanUstg hinaus. Zudem kommt ihm die Aufgabe zu, an der Schnittstelle zum Rehabilitationsprozess die Zahl anonymisiert gemeldeter Fälle im strukturierten dienstlichen Wiedereingliederungsmanagement nachzuhalten. Zur Erfüllung dieses weitgehenden Auftrags gilt es, Positionen mit dem Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr abzustimmen und auf diesem Weg das Psychotraumazentrum sowie die Konsiliargruppen einzubeziehen. Im eigenen Verantwortungsbereich spielt das Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr (ZSportMedBw) als das Kompetenzzentrum für somatische Rehabilitation im Sanitätsdienst, das dem Stellvertreter des Kommandeurs unmittelbar unterstellt ist, eine zentrale Rolle in der Erarbeitung fachlicher Standards, die einerseits die fachliche Weiterentwicklung des Zentrums im Feld der Rehabilitationsmedizin determinieren und andererseits Vorgaben des Beauftragten für die Ausrichtung der Rehabilitationsstützpunkte generieren. Weit über den Beitrag der Sportmedizin zur Rehabilitation hinausgehend, bringt das ZSportMedBw seine Erfahrungen aus der Rehabilitation komplexer, im Schwerpunkt somatisch betroffener Patientinnen und Patienten in den Prozess ein.

    Im Kontext der Landes- und Bündnisverteidigung ist die Weiterentwicklung der Fähigkeit zur Rehabilitation in Regionalen Sanitätseinrichtungen der Bundeswehr unverzichtbar. Die Fachstrategie Gesundheitsversorgung der Bundeswehr (K-10/16) fordert daher, im Rahmen der Fürsorgepflicht die integrierte Versorgung der PatientInnen von der Akutbehandlung bis zur Rehabilitation und Wiedereingliederung zu optimieren. Somit ist der Gedanke einer bereits mit der Akutbehandlung beginnenden frühen Rehabilitation in der strategischen Konzeption verankert und findet seine weitere Ausgestaltung in den zuvor genannten Regelungen. Neben der Herleitung aus den konzeptionellen Vorgaben der Bundeswehr sind die im zivilen Gesundheitssystem gültigen Standards maßgebliche Bezugspunkte. Für die medizinisch-dienstlich orientierte Rehabilitation in der Bundeswehr ist in diesem Zusammenhang das Anforderungsprofil zur Durchführung der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung zu nennen. Auf der Grundlage der UN-Behindertenrechtskonvention zielt die Integration bestehender Ansätze somit auf die ursachenunabhängige Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft für den militärischen Auftrag. Damit steht sie im Einklang mit allgemein anerkannten Vorgaben zur Verbesserung der Teilhabe rehabilitationsbedürftiger PatientInnen. Dies schließt ausdrücklich auch nicht einsatzbedingte Verletzungen und Erkrankungen mit potentieller Gefährdung der Dienstfähigkeit mit ein.

    Rehabilitationsstützpunkte

    Im Kommandobereich Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung wurden im Rahmen eines Pilotprojektes fünf Rehabilitationsstützpunkte aufgestellt. Die Aufstellung wurde im Sinne einer Schwerpunktbildung in den Facharztzentren (FachArztZ) an den Standorten Augustdorf, Köln (nach Verlagerung der Aufgabe aus Bonn), Kronshagen, Leipzig und Rostock vollzogen. In dem interdisziplinären Umfeld der FachArztZ werden Rehabilitationsbedürftigkeit und -fähigkeit von PatientInnen beurteilt sowie Rehabilitationsziele vereinbart und Rehabilitationspläne erstellt. Somit kann der zuweisende truppenärztliche Bereich im Fallmanagement unterstützt werden. Darüber hinaus werden rehabilitative Interventionen durchgeführt, mit denen eine Verbesserung der Teilhabe im militärischen Umfeld erreicht wird. Einheitliche Standards werden durch den Beauftragten für integrierte Versorgung und Fachaufgaben vorgegeben. Sie beziehen sich in erster Linie auf eine durchgehende Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität, während die konkrete Umsetzung in den Standorten durch die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort modifiziert werden muss und somit Gestaltungsspielräume zulässt. Die anstehende Evaluation der bestehenden Stützpunkte wird daher vorrangig auf die Sicherstellung der ambulanten Rehabilitation entlang gemeinsamer Elemente zielen, aber auch bewährte Verfahren fortführen, die initiativ und innovativ im Einklang mit den fachlichen Vorgaben geschaffen wurden. Da mit dem Pilotvorhaben bislang noch keine flächendeckende Unterstützung sichergestellt ist, gilt es, die vorhandene Fähigkeit zu verstetigen und so weiter auszubauen, dass diese spezifisch-wehrmedizinische Leistung flächendeckend in FachArztZ abgebildet wird. Dies gilt für sämtliche Planungskategorien und bezieht sich somit auf die Infrastruktur, Rüstung, Organisation, Personal und den Betrieb der Einrichtungen.

    Invictus Games 2023

    Der Beauftragte für Integrierte Versorgung und Fachaufgaben ist ebenfalls Ansprechpartner des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr für die Projektorganisation der Invictus Games, die vom 09.–16.09.2023 stattfinden werden. Die im Jahr 2014 ins Leben gerufenen Spiele erhalten in Düsseldorf ihre sechste Auflage mit der Beteiligung von bis zu dreiundzwanzig Nationen, deren SoldatInnen in zehn verschiedenen Sportarten gegeneinander antreten werden. Dass der Sanitätsdienst der Bundeswehr eine besondere Rolle spielen wird, leitet sich aus der Zielsetzung der Invictus Games her, soll doch über die Teilnahme ein wesentlicher Beitrag zur Rehabilitation verwundeter, verletzter und erkrankter SoldatInnen geleistet werden. Somit steht nicht die sportliche Höchstleistung im Vordergrund, sondern die Anerkennung der TeilnehmerInnen in ihrem Bemühen um das Erreichen individueller Ziele im Kontext ihrer Rehabilitation. Zugleich bieten die Spiele ein Forum der Wertschätzung für das Teilnehmerfeld, insbersondere deren Familien und Freunde, der sogenannten Family&Friends-Gruppe und verdeutlichen die Verantwortung des Dienstherrn und der Gesellschaft im Sinne der Anerkennung und Wertschätzung an Körper oder Seele verwundeter, verletzter oder erkrankter SoldatInnen. Dem Sanitätsdienst kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle zu, die über die Unterstützung der Gesundheitsversorgung während der Veranstaltung weit hinausgeht. Der Versorgungsauftrag bezieht sich auf die Unterstützung der notfallmedizinischen Hilfe auf dem Veranstaltungsgelände, aber auch auf die allgemeinmedizinische und physiotherapeutische Behandlung der internationalen Delegationen sowie die veterinärmedizinische Versorgung von Assistenzhunden. Das ZSportMedBw ist bereits in der frühen Planungsphase in die Auswahl des deutschen Teilnehmerfeldes eingebunden. Hier kommt es darauf an, die voraussichtliche Wirkung einer potentiellen Berücksichtigung auf PatientInnen zu beurteilen, um die­jenigen zu identifizieren, für die eine Teilnahme prognostisch ­günstige Auswirkungen haben wird. Bei einer ungünstigen Einschätzung bis hin zur Feststellung einer Kontraindikation muss das medizinische Urteil zum Ausschluss führen. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr bringt sich darüber hinaus mit der Gestaltung einer „Team Respect Area“ in die Invictus Games ein. Unter dem Motto „Barrieren überwinden – Begegnung ermöglichen“ ist es das Ziel, die Idee und Grundzüge der medizinisch-dienstlich orientierten Rehabilitation im Kontext der Invictus Games zu vermitteln, die gesellschaftliche Diskussion zu den Themen Behinderung und Inklusion anzuregen und Berührungsängste von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zu überwinden. Neben einem Bereich, der sich der Information widmet, wird es Podiumsdiskussionen und interaktive Angebote geben, um der Thematik im Einklang mit der Zielsetzung der Veranstaltung Ausdruck zu verleihen.

    Zusammenfassung

    Der Beauftragte für Integrierte Versorgung und Fachaufgaben behandelt die ihm zugeordneten Themen im Fähigkeitskommando auf der taktischen Ebene der militärischen Führung und somit dort, wo sie ausgestaltet werden. Gleichzeitig ermöglicht die Funktion die notwendige Koordination auf übergeordneter Ebene und damit auch eine Weiterentwicklung, die auf den Erfahrungen der Durchführungsebene beruht. Insofern hat sich die Abbildung dieser Position im Kdo RegSanUstg bewährt und bleibt eine wichtige Aufgabe im Portfolio der Kommandoführung.



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