DIE NEUEN STUDIENGÄNGE PSYCHOLOGIE AN DER HELMUT-SCHMIDT-UNIVERSITÄT/UINIVERSITÄT DER BUNDESWEHR HAMBURG*

¹Thomas Jacobsen, ²Jörg Felfe, ³Philipp Y. Herzberg,
⁴Hans-Peter Erb und ⁵Mark May

¹Professur für Allgemeine und Biologische Psychologie, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg, Hamburg
²Professur für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Helmut-Schmidt-Universitä/Universität der Bundeswehr Hamburg, Hamburg
³Professur für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diag­nos­tik, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg, Hamburg
⁴Professur für Sozialpsychologie, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg, Hamburg
⁵Arbeitsbereich Raum- und Umweltkognition, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg, Hamburg

WMM, 57. Jahrgang (Ausgabe 8-9/2013: S. 217-218)

Mit Beginn des Herbsttrimesters 2012 hat die Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg die Ausbildung von Psychologinnen und Psychologen aufgenommen. In den konsekutiven Studiengängen Bachelor of Science Psychologie und Master of Science Psychologie können Studierende in die Materie eintauchen.

Studienfach
Beide Studiengänge sind als Intensivstudiengänge angelegt, die nach maximal drei Jahren mit einem „Bachelor of Science“ beziehungsweise nach vier Jahren mit einem „Master of Science“ abgeschlossen werden. Der Aufbau der Studiengänge orientiert sich an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und bietet neben einer breiten inhaltlichen und methodischen Grundlagenausbildung im Fach Psychologie auch Möglichkeiten für inhaltliche und methodische Vertiefungen und Schwerpunktsetzungen. Das Studium bietet auch die Voraussetzung für eine anschließende therapeutische Zusatzausbildung mit Approbation.
Die angebotenen Studiengänge verbinden solide Grundlagen mit Praxisnähe und sind so konzipiert, dass sie sowohl auf Funktions- und Führungsaufgaben innerhalb der Bundeswehr als auch auf spätere Tätigkeiten bei zivilen Arbeitgebern vorbereiten. Psychologen arbeiten zum Beispiel als Psychotherapeuten im klinischen Bereich, als Diagnostiker bei der Personalauswahl, in der Berufsberatung, als Trainer und Coach in Gesundheitsförderung und Personalentwicklung, in der Marktforschung oder optimieren technische Systeme. Neben den genannten Zielen ist das Studium auch geeignet, auf eine wissenschaftliche Laufbahn in der Forschung vorzubereiten.
Studierende der Psychologie entwickeln Kompetenzen, die für qualifiziertes und verantwortliches Handeln in der Berufspraxis erforderlich sind. Die erworbenen Fähigkeiten ermöglichen es, psychologische Probleme und Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen, mit wissenschaftlichen Methoden zu analysieren und unter praxisrelevanten Bedingungen aktiv einzugreifen und zu steuern. Aufbauend auf fundierten inhaltlichen und methodischen Kenntnissen verschiedener psychologischer Teildisziplinen werden dazu Umsetzungskompetenzen vermittelt und geübt.
Das Bachelor-Studium umfasst ein weites Spektrum von Teilfächern der Psychologie. Das Master-Studium vertieft diese Kenntnisse und bietet die Möglichkeit, sich in zwei von drei angebotenen Studienschwerpunkten zu spezialisieren.

Struktur des Studiums
Jeder Studiengang besteht aus Modulen, die mit einer im Modulhandbuch beschriebenen Prüfungsleistung abgeschlossen werden. Ist die Prüfung erfolgreich abgelegt, erhalten die Studierenden eine modulabhängige Anzahl von Leistungspunkten sowie eine Note. Alle erworbenen Leistungspunkte bringen die Studierenden einen Schritt näher an die Gesamtsumme der Leistungspunkte, die für den erfolgreichen Abschluss des Studiums erforderlich ist. Für den Bachelor-Abschluss an der HSU müssen 180 Leistungspunkte und für den Master-Abschluss weitere 120 Leistungspunkte nachgewiesen werden. Die Abschlussnote des Studiums ergibt sich aus den Noten aller erfolgreich abgelegten Modulprüfungen.

Inhalte
Der Bachelor-Studiengang setzt sich aus insgesamt 23 Modulen im Fach Psychologie zusammen. Hierzu zählen einführende und vertiefende Vorlesungen, Seminare und Übungen aus den Bereichen Allgemeine Psychologie, Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, Biologische Psychologie und Kog­nitive Neurowissenschaften, Differentielle Psychologie, Entwicklungspsychologie, Klinische Psychologie, Pädagogische Psychologie, Sozialpsychologie, Psychologische Diagnostik, Statistik und allgemeine und spezielle Methodenlehre.

Zusätzlich sind 3 Module aus dem Bereich Interdisziplinärer Studienanteile, 2 Module eines selbst gewählten Nebenfachs sowie ein mehrwöchiges Praktikum und eine ergänzende Sprachausbildung zu absolvieren. Am Ende des Bachelorstudiums wird eine Bachelor-Abschlussarbeit zu einem wissenschaftlichen Thema der Psychologie angefertigt.

Der Master-Studiengang setzt sich aus 14 Modulen im Fach Psychologie zusammen. Hierzu zählen Vorlesungen und fortgeschrittene Seminare zu methodischen Themen wie Individual- und Organisationsdiagnostik, Testen und Evaluation, Multivariate Verfahren sowie verschiedene schwerpunktbegleitende forschungsunterstützende Seminare und Kolloquien. Als zentraler Bestandteil des Master-Studiengangs wählen die Studierenden zwei von drei möglichen berufsfeldorientierten Schwerpunktfächern, die sich jeweils aus drei aufeinander aufbauenden Modulen zusammensetzen.
Die drei im Rahmen des Master-Studiums angebotenen Schwerpunktfächer sind:

- Urteilen und Entscheiden: Ziel der Ausbildung in diesem Bereich ist aus grundlagenwissenschaftlicher wie aus anwendungsbezogener Perspektive die Vermittlung und Gewinnung von Erkenntnissen zu Bedingungen und Konsequenzen menschlichen Verhaltens und Erlebens in komplexen Urteils- und Entscheidungssituationen. Dabei finden neben kognitionspsychologischen Aspekten auch affektive und motivationale Prozesse Beachtung. Hierzu zählen beispielsweise Urteilen und Entscheiden in Situationen mit hoher Anforderung und Belastung, wobei zwischen individuellen Entscheidungen und Entscheidungen in Gruppen unterschieden wird. Ein besonderer Fokus liegt auf Krisen- und Konfliktsituationen und den jeweiligen Interaktionsprozessen und -dynamiken, wozu auch interpersonale und medial vermittelte Beeinflussungsprozesse zählen. Konkrete Anwendungen betreffen die Phänomenbereiche Intra- und Intergruppenkonflikte, Umgang mit Stereotypen, Vorurteile und Diskriminierung, Konfliktlösungsstile, interkulturelle Kompetenz und andere mehr.

- Beratung und Intervention: Als Grundlagen werden biologische, soziale, entwicklungs- und persönlichkeitsbezogene Bedingungen und deren Umweltinteraktionen für die Entwicklung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen und Erkrankungen und deren Konsequenzen vermittelt. Darüber hinaus vermittelt das Studium theoretische Grundlagen und praktische Fertigkeiten zu Methoden und Systemen der Diagnose und Klassifikation (ICD-10, DSM-V) psychischer Störungen, die als Basis für präventive, therapeutische und rehabilitative Interventionen dienen. Mit Studieninhalten zur Psychopathologie besteht eine enge Nähe zur Psychiatrie. Aufbauend auf den genannten Grundlagen werden für konkrete Anwendungen vor allem die therapeutischen Grundlagen zur PTBS-Prävention und zur Krisenintervention im organisationalen Kontext vermittelt.

- Leadership and Human Factors: Bei diesem Schwerpunkt werden aus grundlagenwissenschaftlicher wie aus anwendungsbezogener Perspektive die Bedingungen und Konsequenzen menschlichen Verhaltens und Erlebens bei der Arbeit und in organisationalen Kontexten thematisiert. Ziel dieser Forschung ist es, die Passung zwischen Individuum, Gruppe und Arbeitsumfeld und Organisationskontext zu erhöhen. Hierzu gehören insbesondere Fragen der Eignungsdiagnostik, der Mitarbeiterführung, der betrieblichen Gesundheitsförderung, der Mensch-Maschine-Interaktion und der kognitiven Ergonomie. Die Beratung und Entwicklung von Organisationen, Unternehmen und Institutionen stellt eine wesentliche Anwendungsperspektive dieses Schwerpunktes dar.

Zusätzlich absolvieren die Studierenden während des Master-Studiums zwei Module aus dem Bereich Interdisziplinärer Studienanteile sowie ein zweiteiliges, jeweils mehrwöchiges, Praktikum. Am Ende des Master-Studiums ist eine Master-Abschlussarbeit im Fach Psychologie anzufertigen.

* Mark May leitet den Arbeitsbereich Raum- und Umweltkognition. Teile des Textes werden wörtlich, ohne Autorennennung, in einem Informationstext der Universität verwendet.

Datum: 10.10.2013

Quelle: Wehrmedizinische Monatsschrift 2013/8-9

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