Herausforderungen durch Corona

Die Apotheke des Bundeswehrkrankenhauses Ulm

R. Müller-Pfaff

Corona ist seit nunmehr über einem Jahr in aller Munde. Die Bewältigung der Pandemie stellte und stellt viele Bereiche auf die Probe, so auch die Apotheke im Bundeswehrkrankenhaus (BwKrhs) Ulm, die klassisch für die Versorgung der klinischen Abteilungen des BwKrhs, aber auch als einzige Herstellungsstätte der Bundeswehr nach § 13 Arzneimittelgesetz für die Versorgung der Bundeswehr mit bestimmten Arzneimitteln außer Blutzubereitungen verantwortlich ist.

Ärztinnen und Ärzten und dem Pflegepersonal konnte es bislang erreicht werden, Versorgungslücken zu vermeiden. Es waren nicht nur chirurgische Masken, die durch einen sprunghaften Anstieg im Bedarf und folgend auch dem Preis schwer verfügbar waren, sondern auch der Markt für OP-Kittel und OP-Handschuhe geriet unter starken Druck, da die Versorgung in einem globalen Markt zeitweise nahezu zum Erliegen gekommen war. 

Durch die intensivierte höhere Bevorratung wurden zusätzliche Lagerflächen erforderlich, die mit der Bereitstellung von Containern und Nutzung der erdversenkten Anlage geschaffen worden sind. Nur so konnten in Spitzenzeiten zusätzliche Lagerplätze für bis zu circa 250 Paletten sichergestellt werden.

Insbesondere die Behandlung von Covid-19-Patienten machte die Bereitstellung ausgewählter Arzneimittel und Medizinprodukte notwendig, um intensivpflichtige Patienten entsprechend dem Stand der medizinischen Wissenschaft zu versorgen. Beispielhaft seien unter zahlreichen anderen Arzneimitteln Clonidin, Midazolam, Sufentanil oder Remifentanil erwähnt, die zur Sedierung schwer an Covid-19 erkrankten Patienten eingesetzt werden. Aber auch Medizinprodukte zur Beatmung waren zeitweise auf dem Markt nur eingeschränkt verfügbar. Um einem steigenden Bedarf an medizinischem Sauerstoff zu begegnen, wurde in einer benachbarten Kaserne eine Sauerstofferzeugungsanlage aufgebaut und durch die Apotheke des BwKrhs betrieben. Ziel war es, im Bedarfsfall bei Engpässen die Patienten des Hauses ohne Unterbrechung versorgen zu können. Mit der Anlage konnten pro Tag bis zu 400 000 Liter Sauerstoff 93 % hergestellt werden, die in Druckgasflaschen unterschiedlicher Größe vorrätig gehalten wurden.

Abfüllung von Händedesinfektionsmittel
Abfüllung von Händedesinfektionsmittel
Quelle: Bundeswehr/J. Neumann

Neben diesen Maßnahmen war es prominente Aufgabe der Herstellungsstätte der Apotheke Händedesinfektionsmittel und Midazolamampullen zur Versorgung aller sanitätsdienstlichen Einrichtungen der Bundeswehr bereitzustellen. Der ab Mitte März aufgetretene Engpass von Händedesinfektionsmitteln führte zu einer kurzfristigen Änderung des Produktportfolios und unter Nutzung eingelagerter Packmittel zur verzugslosen Aufnahme der Herstellungstätigkeit. In den folgenden Wochen ­wurden durch die Großherstellung etwa 140 000 Flaschen Hände­desinfektionsmittel abgefüllt und über die Zentrallogistik bereitgestellt. 

Auch für das BwKrhs Ulm wurde Desinfektionsmittel hergestellt, um die für chirurgische Händedesinfektion notwendigen Bestände zu schonen. Hierfür wurden für die Spender geeignete Flaschen entworfen, angefertigt und auch anderen Häusern zur Verfügung gestellt. Für das BwKrhs Ulm wurden mehr als 2 500 Liter Desinfektionsmittel produziert und abgefüllt. Besonders erwähnenswert war dabei die tatkräftige Unterstützung durch freiwillig Reservedienstleistende und Unterstützungskräfte aus dem Sanitätsregiment 3 in Dornstadt. Ohne diese wäre die parallele Erfüllung der teilweise kurzfristigen Herstellungsaufträge, die aus den entstandenen Versorgungsengpässen be­­stimmter Arzneimittel zur Behandlung von Covid-19-Erkrankten resultierten, nicht zu erreichen gewesen.

Das Nukleosid-Analogon Ribavirin wird seit 2013 zur Behandlung des Krim-Kongo-Hämorrhagischen Fiebers als Infusionslösung bereitgestellt. Im Rahmen der Pandemie wurde dieses Arzneimittel anderen Bw(Z)Krhs auf Grundlage der Verordnung über den Betrieb von Apotheken (ApBetrO) in dringenden Fällen zur Verfügung ge­­stellt. Insgesamt wurden mehr als 1 500 Vials Ribavirin (Injektionslösung 1000 mg/10 ml) hergestellt.

Zur Abmilderung eines Engpasses von Midazolam-Injektionslösungen wurden circa 45 000 Ampullen des Arzneimittels im Mai hergestellt und im Juni in Verkehr gebracht. Zwei weitere Chargen wurden im Juli produziert und zwischenzeitlich ebenfalls verteilt.

Während des Sars-CoV-2-Ausbruchsgeschehens zeigte sich deutlich, dass nur die alleinige Fähigkeit zur Herstellung in Hinblick auf Infrastruktur und Ausrüstung nicht ausreicht, sondern deren Ergänzung durch Elemente der Logistik sowie der gezielten strategischen Einlagerung von Ausgangsstoffen und Packmitteln von wesentlicher Bedeutung ist. 


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