13.12.2021 •

Markus Tröltzsch, Philipp Kauffmann und ­Matthias Tröltzsch (Hrsg.), Medizin in der täglichen ­zahnärztlichen Praxis

Quintessence Publishing, Berlin u.a., 2021, 496 S., EUR 198,00 [ISBN 978-3-86867-419-4]

A. Müllerschön

Ziel des von Markus Tröltzsch, Philipp Kauffmann und Matthias Tröltzsch herausgegebenen Sammelbandes „Medizin in der täglichen zahnärztlichen Praxis“ ist die Aufbereitung und Transformation von medizinischem Wissen für den zahnärztlichen Alltag. Aus ihrer Sicht kommt, wie sie selbst im Vorwort schreiben, „medizinischen Inhalten im Studium der Zahnmedizin nur ein kleiner Stellenwert zu“ (S. VII). Diese Einstellung wirkt im 21. Jahrhundert wie ein Anachronismus. Die Zahnmedizin erlebte in den vergangenen Jahren eine Neuorientierung, die sich auch in der Überarbeitung der neuen Studienordnung und dem Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Zahnmedizin (NKLZ) widerspiegelt. Damit steht nicht mehr nur das „Praktische“ im Vordergrund, sondern durch Vermittlung von naturwissenschaftlichem, psychosozialem und medizinischem Grundlagenwissen sowie „soft skills“ handelt es sich mittlerweile um ein ZahnMEDIZIN-Studium. Darüber hinaus wäre es illusorisch zu glauben, das Fach Medizin mit seiner gesamten Breite in einem Buch repräsentieren zu können. Gleichwohl ist die Vorlage eines medizinischen Kompendiums, wie in diesem Falle, sehr verdienstvoll.

Das Buch ist in vier große Abschnitte mit einer jeweils unterschiedlichen Anzahl von Beiträgen gegliedert, zu deren Autoren neben Hochschullehrern auch niedergelassene Ärzte sowie Zahnärzte gehören. Während im ersten Teil („Basics“) anatomische, histologische und physiologische Grundlagen des Knochen- und Skelettsystems, aber auch der Ablauf der Wundheilung vertieft und zahnmedizinisch relevante Laborwerte vorgestellt werden, ist der folgende Abschnitt der „Pharmakologie“, mit Abhandlungen zur Antibiotika- und Schmerztherapie, gewidmet. Zusätzlich werden spezifische Fragestellungen (zum Beispiel dem Umgang mit antikoagulierten oder immunsupprimierten Patienten) diskutiert.

Markus Tröltzsch, Philipp Kauffmann und ­Matthias Tröltzsch (Hrsg.), Medizin...

Angaben zur Klinik, Therapie und eventuellen Prävention mehr oder weniger häufig im täglichen Behandlungsalltag anzutreffender Krankheitsbilder. Diese reichen von Diabetes und Speicheldrüsenerkrankungen, über Niereninsuffizienz und Asthmaerkrankungen, bis hin zu im zahnärztlichen Alltag nicht relevanten Themen wie das Prostatakarzinom und körperdysmorphe Störungen. Abgerundet wird das Kapitel mit Hinweisen zu standardisierten Untersuchungen und speziellen diagnostischen Verfahren in der Oralmedizin, dem Umgang mit multimorbiden Patienten und der notfallmedizinischen Versorgung in der Zahnarztpraxis.

Auch wenn die einzelnen Erkrankungen mit viel Akribie aufgearbeitet werden, erscheint die Auswahl der Themen und Erkrankungen an manchen Stellen etwas willkürlich und nicht ganz durchdacht. Beispielsweise hätten die Ausführungen zu Grundlagen der Traumatologie sicherlich auch ihren Platz im Abschnitt „Basics“ finden können.

Unter dem Titel „Medizin für das zahnärztliche Team“ subsumieren die Herausgeber im vorletzten Teil unter anderem Inhalte zur Prävention und Früherkennung maligner Erkrankungen, zu Hygie­ne, Stichverletzungen, Burn-out-Präventionsstrategien, aber auch – ganz aktuell – Infektionsübertragung und Ansteckungsgefahr innerhalb der zahnärztlichen Praxis am Beispiel von SARS-CoV-2. Anzumerken ist, dass die Fokussierung auf eine Personengruppe (Zahnmediziner oder Angehörige der Assistenzberufe) dem Buch gut getan hätte.

Im Anhang findet sich eine Vielzahl von Checklisten und Ablaufschemata, die zusammen mit ausführlichen Covid-19-Informationen und Hinweisen zum Umgang mit zahnmedizinischen Patienten bei Belastung mit Aerosol-übertragbaren Erregern mittels des vorhandenen QR-Codes heruntergeladen werden können.

Bei der zusammenfassenden Bewertung des Buches ist der Rezensent hin- und hergerissen.

Bei allen genannten Kritikpunkten gelang den Autoren und Herausgebern der schwierige Spagat, medizinisches Wissen im Sinne eines Handbuches oder Lexikons praxisgerecht aufzubereiten. Gleichwohl hätte dem Werk eine schwerpunktmäßige Vertiefung und deutlichere Herausarbeitung von für die zahnärztliche Profession relevanten Aspekten gutgetan. 


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