12.01.2023 •

22. Forum Zahnmedizin

A. Müllerschön

Fachliche Diskussionen während des 22. Forums Zahnmedizin
Beta Verlag/Barbara Frommann

Vom 30.11.–01.12.2022 fand das durch Oberstarzt Dr. Sandra Chmieleck (Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr – Kdo SanDstBw) moderierte 22. Forum Zahnmedizin in Bonn statt.

Nach Grußworten des Leitenden Zahnarztes der Bundeswehr, Oberstarzt Dr. Jürgen Rentschler, stellte Prof. Dr. Reinhard Gruber (Universitätszahnklinik Wien) die „Kommunikation der Zellen im Knochen“ anhand des Prozesses der klinischen Implantologie vor. Anschaulich wiederholte er zunächst das bekannte Zusammenspiel von Osteoblasten und Osteoklasten sowie die daraus resultierenden Umbauvorgänge in knöchernen Strukturen um danach Möglichkeiten der unterstützenden pharmakologischen Therapie zur Unterstützung der Osteogenese aufzuzeigen.

Anschließend untersuchte Prof. Dr. Jürgen Manhart (Ludwig-Maximilians-Universität München) „Ormocerbasierte Komposite als Amalgamalternative“. Der Referent konnte u. a. darstellen, dass die jährlichen Verlustraten von Kompositfüllungen im Seitenzahnbereich keine signifikanten Unterschiede zu denen von Amalgamfüllungen aufweisen und dass minimalinvasive Therapien sowie die frühzeitige Diagnose von kariösen Läsionen die Überlebensrate von Kompositfüllungen zusätzlich verbessern.

Am Nachmittag berichtete Oberstarzt Dr. Rentschler zunächst über „Aktuelles aus dem Fachbereich“, bevor Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz (HELIOS Klinik Wiesbaden) in seinem Vortrag „Antiresorptiva-assoziierte Kiefernekrose (ONJ) – von der ONJ Vermeidung bis zur Implantat Indikation“ einerseits Strategien darstellte, um die Entstehung von Nekrosen soweit wie möglich zu verhindern, andererseits auch auf Präventionsmaßnahmen während und nach einer antiresorptiven Behandlung einging. Vor Beginn entsprechender zahnärztlicher Therapien sollten beispielsweise eine Fokussuche sowie die Sanierung von Infektionen und Bakterieneintrittspforten erfolgen.

Den ersten Fortbildungstages schloss Dr. Klaus-Dieter Bastendorf (Eislingen) mit seinen Ausführungen zum Thema „Auf das klinische Protokoll kommt es an – PZR, UPT und GBT“. Nach Vorstellung der verschiedenen Präventionsmaßnahmen (Professionelle Zahnreinigung – PZR, Unterstützende Parodontale Therapie – UPT, Guided Biofilm Therapy – GTB) gab der Referent Empfehlungen zu sich daraus ableitenden Behandlungsansätzen sowie der Einbindung dieser Maßnahmen in den klinischen Behandlungsalltag.

Am Folgetag ging Generalstabsarzt Dr. Norbert Weller (Kdo SanDstBw) auf die „Zeitenwende im Gesundheitswesen“ ein und kontextualisierte diese gerade auch vor dem Hintergrund der sich durch den verbrecherischen Angriffskrieg Russlands geänderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen in Europa. Zusätzlich analysierte er die sich daraus ergebenden zukünftigen Herausforderungen für den Sanitätsdienst der Bundeswehr.

Es folgten zwei Vorträge von Prof. Dr. Stefan Zimmer (Universität Witten/Herdecke): Nachdem er zunächst der Frage „Was kann Prävention leisten?“ nachging, gab Prof. Zimmer Hinweise für die „Fluoridprophylaxe in der Praxis und zu Hause“. Als wesentliches Element der modernen Prophylaxe ist Fluorid heutzutage unverzichtbar. Mit regelmäßig genutzten fluoridhaltigen Zahnpasten kann beispielsweise eine deutliche Kariesreduktion erreicht werden. Eindrucksvoll konnte der Referent aufzeigen, welche Erfolge die Kariesprävention bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahrzehnten verzeichnen konnte. Bei Erwachsenen sah er dagegen zum Teil noch Nachholbedarf. Hier könnte möglicherweise ein niedrigschwelliges Prophylaxeangebot ansetzen.

Anschließend informierte Gabriele Schwarz (lege artis Pharma GmbH Dettenhausen) über „Prophylaxe & Therapie durch die Kraft der Natur“, bevor Prof. Dr. Georg Gaßmann (Hochschule für Gesundheit, Soziales und Pädagogik Köln) „Neue Möglichkeiten bei der unterstützenden Parodontaltherapie“ aufzeigte. Im Zentrum seiner Ausführungen stand eine Studie zur Wirksamkeit einer Kombination von Hyaluronsäure und Octenidinhydrochlorid. Zwischenergebnisse deuten darauf hin, dass dieses Präparat eine sinnvolle Ergänzung zum klassischen subgingivalen Debridement sein kann.

Nachdem Dr. Eva-Katharina Pauli (Chemische Fabrik Kreussler & Co. GmbH Wiesbaden) zur „Taschenanästhesie ohne Einstich – was möchte der Patient“ referierte, endete die Veranstaltung mit dem letzten Fachvortrag von Priv.-Doz. Dr. Kristina Bertl, PhD, MSc. (Universität Malmö) zum Thema „Vor, während & nach Implantation – Risikofaktoren richtig erkennen!“. Aufgrund der unterschiedlichen Erfolgsraten von Periimplantitistherapie sind Prävention und frühe Diagnostik bei Implantationen unabdingbar. Wesentlich dazu trägt z. B. auch die Auswahl des Implantatsystems bei.

Es ist geplant, extended Abstracts aller Referate als E-Paper auf wehrmed.de und dgwmp.de zu veröffentlichen. Das 23. Forum Zahnmedizin findet vom 29.–30.11.2023 statt. 


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