Mario Roccuzzo und Anton Sculean, Das periimplantäre Weichgewebe.

Mario Roccuzzo und Anton Sculean, Das periimplantäre Weichgewebe.

Integration und Behandlung (= ITI Treatment Guide Series, 12), Berlin u. a.:
Quintessence Publishing 2022, 224 S., EUR 86,00 [978–3-86867–577–1]

Karl-Heinz Söldner

Der zwölfte Band aus der Reihe der ITI Treatment Guides hat die Integration und Behandlung des periimplantären Weichgewebes zum Thema. Während früher der Maßstab für einen langfristigen Erfolg die Osseointegration des Implantas war, zeigte sich in der jüngeren Zeit, dass eine gute Weichgewebssituation mindestens genauso wichtig ist. Einer der Hauptautoren ist der weltweit anerkannte und versierte Parodontologe Anton Sculean, derzeit Direktor und Leiter der Parodontologie an der Universität Bern.

Die Implantologie ist aus der Zahnmedizin nicht mehr wegzudenken und hat somit auch im Bereich des Fachbereiches Zahnmedizin zur Versorgung von SoldatInnen einen hohen Stellenwert. Das ITI bietet allen Fachleuten in der zahnärztlichen Implantologie ein umfassendes Netzwerk, Angebote zur Fortbildung und Einblicke in aktuelle Forschung.

 Das vorliegende Buch ist in sechs Kapitel gegliedert.

 Nach der Einleitung folgt im zweiten Kapitel ein Exkurs in die Anatomie der gesamten parodontalen Strukturen und der periimplantären Weichgewebe. So sprechen für die Autoren viele Grunde für die Annahme, dass befestigte, keratinisierte Mukosa der periimplantäten Gesundheit dienlich ist.

Auffällig ist, dass die Autoren bei der Präsentation der klinischen Fälle zumeist Tissue Level Implantate zeigen. So wird in Kapitel drei die Behandlung des Weichgewebes thematisiert. Es wird eine Unterteilung in Maßnahmen vor und während der Implantation, sowie in der Nachsorge vorgenommen. Anhand vieler klinischer Bilder werden Techniken zur Entnahme von autologem Bindegewebe, Schnittführungen, Augmentations- und Nahttechniken ausführlich beschrieben.

Im nächsten Kapitel werden von Mario Roccuzo Techniken zur Verbreiterung der keratinisierten Gingiva beschrieben. Anton Sculean geht im Anschluss auf xenogene Materialien zum Ersatz von Weichgewebe ein. Bei korrekter Anwendung können diese in gewissen Situationen eine gute Option sein zur Realisierung von Gewebezuwächsen an Implantaten.

Kapitel 5 behandelt Indikationen und Techniken zur Behebung von Weichgewebsdehiszenzen; klinisch betrachtet und umfangreich erläutert. Mit Diagrammen bekommt der Leser einen guten Überblick über Empfehlungen zum Vorgehen bei bestimmten Befunden. Der Tunneltechnik als Verfahren zur Behandlung von Weichgewebsdehiszenzen wird ein eigenes Unterkapitel gewidmet. Die Technik wird anhand mehrerer klinischer Fälle ausführlich beschrieben.

 Im letzten Kapitel werden sehr gut bebildert klinische Fälle verschiedener Behandler präsentiert.

Zusammenfassend stellen die Autoren fest, dass Osseointegration relativ einfach, Weichgewebeintegration deutlich schwieriger und der Langzeiterhalt von dentalen Implantaten kompliziert ist. Mario Roccuzzo und Anton Sculean betonen, dass die Parodontaltherapie ein fester Bestandteil der zahnärztlichen Implantologie im Sinne eines gesamtheitlichen Konzepts sein sollte.

Das Buch ist didaktisch und methodisch sehr gut aufgebaut. Die vielen umfangreichen klinischen Bilder und Fallbeschreibungen fallen ebenfalls sehr positiv auf. Sowohl für implantologisch tätige Zahnärzte als auch Oralchirurgen und Parodontologen stellt die vorliegende Publikation ein kompaktes Nachschlagewerk dar. 


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