01.02.2021 •

20. Forum „Zahnmedizin und Bundeswehr“

A. Müllerschön

Das diesjährige 20. Forum Zahnmedizin fand aufgrund der aktuellen Pandemielage erstmals am 2. und 3. Dezember 2020 als reine Online-Veranstaltung statt.

Nach Begrüßung durch den neuen Kommandozahnarzt des Kommandos Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung in Diez, Oberstarzt Dr. Stefan Schelleis, trug Oberstarzt Prof. Dr. Dr. Richard Werkmeister (Bundeswehrzentralkrankenhauses Koblenz) zur „Vermeidung von Problemen bei der Weisheitszahnentfernung – Rückschlüsse und Tipps aus der gutachterlichen Erfahrung“ vor. Anhand der Leitlinie „Operative Entfernung von Weisheitszähnen“ aus dem Jahre 2019 ging er zunächst auf Inzidenz und Klassifikation verlagerter Weisheitszähne sowie mögliche Komplikationen beim Belassen und Entfernen derartiger Zähne ein. Der zweite Teil des Vortrages beleuchtete gutachterliche Aspekte, wie beispielsweise die Abgrenzung von Komplikation und Behandlungsfehler, intraoperative Nervverletzungen sowie Fragen der Dokumentationspflicht.

Als nächster Referent stellte Prof. Dr. Andreas Braun (Uniklinik RWTH Aachen) unter dem Titel „Zähne und Allgemeingesundheit – Was sollten wir beachten?“ Zusammenhänge zwischen Erkrankungen des Parodonts oder Endodonts und systemischen Allgemeinerkrankungen (wie beispielsweise Diabetes mellitus, rheumatoide Arthritis und Tumoren) dar. Zusätzlich ging er auf die Biokompatibilität von Restaurationswerkstoffen ein.

Der Leitende Zahnarzt der Bundeswehr, Flottenarzt Dr. Helfried Bieber, berichtet danach über „Aktuelles aus dem Fachbereich“. Nach Erläuterung der Eckpunkte der unentgeltlichen truppenärztlichen Versorgung und der sich kurz vor Inkraftsetzung befindlichen neuen Vorschrift „Zahnärztliche Versorgung militärischen Personals“ analysierte er die vergangenen Monate der Pandemie aus Sicht des Fachbereichs.

Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner
Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner
Quelle: Beta Verlag GmbH

Im letzten wissenschaftlichen Beitrag des ersten Tages gab Prof. Dr. Ralf Schulze (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) einen Überblick zum „Zahnärztlichen Röntgen 2020 – aktueller Stand“. Nach einem historischen Rückblick zur dentalen Radiologie und der Darstellung der Vor- und Nachteile verschiedener Röntgensysteme und -techniken, erläuterte er in seinen Ausführungen mögliche Zukunftstrends.

Nach Grußworten der Verlegerin des Beta Verlages, Frau Heike Lange, und des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner – der vor allem die Corona-Situation und die Herausforderungen für den Sanitätsdienst thematisierte –, trug Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) am zweiten Tag der Veranstaltung über „Die aktuellen europäischen Leitlinien zur Parodontaltherapie“ vor. Zunächst erläuterte er den Weg des Abstimmungsprozesses bis zur Inkraftsetzung der Leitlinie, ging dann auf die neuen Klassifikationen parodontaler und periimplantärer Erkrankungen und Zustände ein und referierte anschließend ausführlich zu Befundung, Diagnostik, Gradeinteilung und Behandlungsleitlinien der Parodontitis.

Oberstarzt Dr. Stefan Schelleis
Oberstarzt Dr. Stefan Schelleis
Quelle: Beta Verlag GmbH

Als nächster Referent gab Prof. Dr. Stefan Fickl (Universitätsklinikum Würzburg) einen Überblick zu „Implantate[n] beim PA-Patienten – was muss man beachten?“. Im Spannungsfeld zwischen Zahnerhalt im parodontal geschädigten Gebiss und einer mög­lichen Periimplantitis nach prothetischer Implantatversorgung können keine eindeutigen Therapieempfehlungen gegeben ­werden. Solange noch Entzündungszeichen, wie beispielsweise Blutungen, vorhanden sind, sollten keine implantologischen Maßnahmen durchgeführt werden. Neben dem verwendeten Implantatsystem darf vor allem die Compliance des Patienten bei derartigen Therapieoptionen nicht außer Acht gelassen werden.

Der wissenschaftliche Teil der Veranstaltung endete mit einem Vortrag von Priv.-Doz. Dr. Paul Weigl (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M.) zur „Künstliche[n] Intelligenz in der Zahnheilkunde“, in dem Gefahren, aber auch Potentiale dieser Techniken dargestellt wurden.

Auch wenn der persönliche Austausch fehlte, hat sich das virtuelle Format aus der Kombination wissenschaftlicher Vorträge und Kurzinformationen der Industrie bewährt. Wir freuen uns auf das Forum 2021, an dem man hoffentlich wieder persönlich teilnehmen kann.

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