Die „Big Five“ der relevantesten nichtübertragbaren Erkrankungen
In Deutschland bestimmen nichtübertragbare Erkrankungen (Non Communicable Diseases, NCD) und ihre Folgen die Sterblichkeit. Auch für einen großen Teil der Krankheitslast (Burden of Disease, berechnet nach DALYs – Disability-Adjusted Life Years) sind einige wenige chronische nichtübertragbare Erkrankungen verantwortlich. Tabelle 1 zeigt die zehn häufigsten Todesursachen und Abbildung 1 die fünf Erkrankungen mit der größten Krankheitslast bei Frauen und Männern in Deutschland.
Für den Anstieg der Neuerkrankungen an Krebs seit der Jahrtausendwende ist maßgeblich die demografische Alterung verantwortlich. Die Sterblichkeit ist, nach Bereinigung um Alterseffekte (Altersstandardisierung), bei den meisten Krebserkrankungen seit Anfang der 1990-er Jahre deutlich zurückgegangen. Für Lungenkrebs bei Frauen zeigt sich hingegen in diesem Zeitraum ein nahezu kontinuierlicher Anstieg, der auf das veränderte Rauchverhalten zurückgeführt werden kann. Abbildung 2 zeigt die zeitliche Entwicklung altersstandardisierter Sterberaten der häufigsten Krebsarten bei Frauen und Männern.
In Deutschland leben circa 7 Millionen Menschen mit Diabetes mellitus. Die 12-Monats-Prävalenz liegt bei rund 7 % bei Frauen (ohne Schwangerschaftsdiabetes) und 9 % bei Männern. Die Erkrankungshäufigkeit ist höher bei niedrigem Bildungsniveau und nimmt insgesamt ab 45 Jahren deutlich zu. In den letzten zwanzig Jahren ist die Prävalenz von Diabetes gestiegen. Dazu hat neben dem Altern der Bevölkerung auch eine Abnahme des unerkannten Diabetes beigetragen.Im Bereich der muskuloskelettalen Erkrankungen sind chronische Rückenschmerzen besonders häufig. Die 12-Monats-Prävalenz liegt bei Frauen um 25 % und bei Männern um 17 %. Sie betreffen, im Gegensatz zu Arthrose und Osteoporose, bereits junge Erwachsene. Am Arbeitsplatz kann, neben gesundheitsfördernden Maßnahmen, Information und Schulung, durch rückenschonende Arbeitsplatzgestaltung zur Prävention beigetragen werden.
Psychische Erkrankungen stellen, neben der Belastung für die Betroffenen, durch eine zunehmende Bedeutung bei Fehltagen und Frühberentungen eine große Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar. Depression zählt zu den häufigen psychischen Erkrankungen mit einer 12-Monats-Prävalenz von rund 10 % bei Frauen und 6 % bei Männern.Ein großer Teil der nichtübertragbaren Krankheiten geht auf einige wenige Risikofaktoren zurück und bietet damit gute Ansätze für Gesundheitsförderung und Prävention. Laut Weltgesundheitsorganisation sind Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und schädlicher Alkoholkonsum die vier führenden vermeidbaren Risikofaktoren. Auch psychische Belastungen und schädliche Umwelteinflüsse tragen im Lebensverlauf zur Entstehung von Krankheiten bei (Abb. 3).
Für die Verfasser:
Dr. Thomas Ziese
Robert Koch-Institut
Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring
Fachgebiet Gesundheitsberichterstattung
General-Pape-Str. 62 - 66, 12101 Berlin
E-Mail: ZieseT@rki.de
¹ Robert Koch-Institut (Präsident: Prof. Dr. L. H. Wieler)
Datum: 25.06.2020
Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1/2020