19.12.2022 •

    Fachkolloquium Zahnmedizin im Kloster Banz

    Dr. R. Fehle

    Vom 12.–14.07.2022 fand im Kloster Banz das „8. Fachkolloquium Zahnmedizin“ statt, veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie (DGWMP), dem Zahnärztlichen Bezirksverband (ZBV) Oberfranken und dem Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr (Kdo SanDstBw). Es nahmen rund 200 Sanitätsoffiziere Zahnarzt sowie fast 100 zivile KollegInnen teil.

    Einige Referenten und Ehrengäste der Tagung
    Einige Referenten und Ehrengäste der Tagung
    Quelle: Bundeswehr/Florian Nippe

    Nach Grußworten durch den Präsidenten der DGWMP, Generalstabsarzt Dr. Stephan Schoeps, den Leitenden Zahnarzt der Bundeswehr, Flottenarzt Dr. Helfried Bieber, den Präsidenten der Bayerischen Landeszahnärztekammer und Vorstand der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns, Christian Berger, und den 1. Vorsitzenden des ZBV Oberfranken, Oberstarzt d. R. Dr. Rüdiger Schott – in denen alle den Stellenwert der Zahnmedizin im Sanitätsdienst und der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit betonten – gab Oberfeldarzt Daniel Brückner (Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr) im einleitenden Vortrag „Aktuelles aus dem Bundesamt für das Personalmanagement“ viele Informationen zur Personallage und Entwicklungsperspektiven der Sanitätsoffiziere Zahnarzt.

    Den Auftakt zum wissenschaftlichen Programm machte LtCol (Res) Dr. Noam Protter (Soroka Medical Center Beersheba) mit „The unique role of the Israel Defense Forces’ Dental Branch”. Er schilderte anhand eindrücklicher Bilder seine Tätigkeit in der zahnärztlichen Identifizierung gefallener SoldatInnen. Aufgrund seiner Expertise auch in forensischer DNA-Analyse leitete er als Zahnarzt ab März 2020 ein „COVID-19 identification lab“.

    Am zweiten Tag ging Prof. Dr. Johannes Einwag (Würzburg) unter dem Titel „Eigentlich ist alles ganz einfach: Der Dreck muss weg – man muss es nur tun!“ auf die Entfernung des Biofilms durch häusliche und zahnärztliche Prophylaxe ein. Die professionelle Zahnreinigung umfasse „Kratzen und Strahlen“ mit Handinstrumenten und Pulverstrahlgeräten. Wie bei jeder Oberflächenbearbeitung sorge richtige Mittelwahl und schonendes Arbeiten für die Balance „zwischen Nutzen stiften und Schaden vermeiden“.

    Oberstarzt d. R. Prof. Dr. Dr. Dr. Robert Sader (Universitätsklinikum Frankfurt) referierte über „Die Welt der Implantologie im Wandel der Zeit – Von der Rekonstruktion zur Regeneration“. Innovativ seien z. B. knochenschonendes Gewindedesign, neuartige Augmentationsmaterialien (auch Dentin), die physikalische Induktion der Geweberegeneration (Socket Chamber-Konzept, KFO-Extrusion), die biologische Induktion der Knochenregeneration (Eigenblutkonzentrate) und der Weichteilregeneration (Open Healing and Guided Tissue Regeneration).

    Prof. Dr. Gabriel Krastl (Universitätsklinikum Würzburg) gab einen Überblick zur „Versorgung nach Zahntrauma: Update 2022“. Das rechtzeitige Erreichen einer auf Zahnunfälle spezialisierten Einrichtung sei kaum möglich, so dass die Zahnarztpraxis vor Ort fit sein müsse. Dargestellt wurde die Primärversorgung bei Zahnfrakturen und anderen Traumata (z. B. Avulsion) mit dem jeweiligen „MUSS-SOLL-KANN“-Algorithmus.

    Prof. Dr. Stephan Eitner (Universitätsklinikum Erlangen) referierte anhand zahlreicher Fallbeispiele über „Zahnmedizin und Psychologie – Schnittpunkte in einem modernen zahnmedizinischen Therapiekonzept“. Manche Krankheitsbilder könne man schon durch Kommunikation erkennen. Er warnte besonders vor „doctor hopping“-Betreibenden, die auf Wunschbehandlungen, beispielsweise dem Austausch intakter Füllungen ohne entsprechende Indikation, bestehen.

    Am letzten Tag riet Oberstarzt d. R. Dr. Rüdiger Schott in seinem Beitrag „Zahnärztliche Dokumentation – Wenn der Kadi ruft“ zu einer umfassenden, nachvollziehbaren, gerichtsbewehrten Aufzeichnung jeder Diagnose, Therapie und anderer Interaktion in den Behandlungsunterlagen. So könnten Informationen für (Nach-)BehandlerInnen bewahrt und auch Auskünfte nach dem Patientenrechtegesetz gegeben werden.

    Zum Abschluss der Veranstaltung schilderte Flottenarzt Dr. ­Helfried Bieber „Aktuelles aus dem Fachbereich Zahnmedizin“. Auch in der Refokussierung der Bundeswehr auf Landes- und Bündnisverteidigung sei die „Dental Fitness“ Voraussetzung für die Einsatzfähigkeit. Auch ging er auf die Wirtschaftslichkeitsprüfung des Fachbereichs durch den Bundesrechnungshof ein, stellte die Kernaussagen aus dessen Prüfmitteilung dar und wies eindringlich auf die Notwendigkeit eines gemeinsamen Mindsets zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen hin.

    Anschließend wurde Flottenarzt Dr. Bieber, der zum 30.09.2022 in den Ruhestand tritt, im Kreise „seiner“ Sanitätsoffiziere Zahnarzt verabschiedet.

    Die Extended Abstracts aller gehaltenen Vorträge werden erstmals als E-Paper „Zahnmedizin in der Bundeswehr“ im Dezember 2022 erscheinen. Die Publikation wird auf www.wehrmed.de bzw. www.dgwmp.de abrufbar sein.

    Das 9. Fachkolloquium Zahnmedizin ist vom 18.–20.07.2023 geplant. 


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