28.01.2009 •

    ALS SanOffzVet IN EINER PFERDEHALTENDEN EINHEIT DES HEERES (TEIL1)

    Das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen 230 (Eins-/AusbZ f. GebTrgTWes 230) ist die einzige pferdehaltende Dienststelle der Bundeswehr. Als solche ist es die zentrale Einrichtung der Bundeswehr für die Ausbildung und den Einsatz von Last- und Reitpferden sowie des entsprechenden Personals. Das Eins-/AusbZ f. GebTrgTWes 230 gehört als selbständige Einheit der Gebirgsjägerbrigade 23 im oberbayrischen Bad Reichenhall an. Aufgrund seiner Einzigartigkeit innerhalb der Bundeswehr erbringt das Zentrum aber Einsatz- und Ausbildungsunterstützungsleistungen weit über die Grenzen der Gebirgstruppe hinaus. Einsatzerfahrung konnte es von 2002 bis 2004 im Süden des Kosovo gewinnen.

    Militärischer Auftrag

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    Das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen 230 unterstützt Teile einer (Gebirgsjäger-) Brigade oder einen Gefechts-/ Einsatzverband im schwer zugänglichen Gelände beim Transport von Waffen, Gerät und Versorgungsgütern sowie beim Transport von Soldaten bei Aufklärung und Erkundung.
    Im Rahmen der Weiterentwicklung führt es Einsatzprüfungen von Material und Ausrüstung durch und entwickelt neue Einsatzverfahren.
     
    Im Einsatz transportiert das Einsatz- und Ausbildungszentrums für Gebirgstragtierwesen 230 Waffen, Ausrüstung, Gerät und Versorgungsgüter. Dabei kann auch der Abtransport Verwundeter geleistet werden. Darüber hinaus werden berittene Patrouillen in schwer zugänglichem Gelände eingesetzt. Die veterinärmedizinische Versorgung und der Hufbeschlag der Tragtiere muss dabei im eigenen Bereich sichergestellt werden.

    Im Einsatz transportiert das Einsatz- und Ausbildungszentrums für Gebirgstragtierwesen 230 Waffen, Ausrüstung, Gerät und Versorgungsgüter. Dabei kann auch der Abtransport Verwundeter geleistet werden. Darüber hinaus werden berittene Patrouillen in schwer zugänglichem Gelände eingesetzt. Die veterinärmedizinische Versorgung und der Hufbeschlag der Tragtiere muss dabei im eigenen Bereich sichergestellt werden.
     
    Das Einsatz- und Ausbildungszentrums für Gebirgstragtierwesen 230 führt in Zusammenarbeit mit den Schulen des Heeres und des zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr die Entwicklung neuer Einsatzverfahren und die Erprobung neuen tragtier- und pferdespezifischen Materials durch.
     
    Das Zentrum betreibt ständig Aus- und Weiterbildung seiner eigenen Soldaten und bildet Tragtiere, Reit- und Fahrpferde aus. Bei Bedarf führt es auch Ausbildung für Soldaten der Gebirgstruppe, der spezialisierten und Spezialkräfte, des zentralen Sanitätsdienstes und ausländischer Streitkräfte durch.

    Leiter dieser Dienststelle ist ein SanStOffzVet im Rang eines Oberfeldveterinärs.

    Einsätze im erweiterten Aufgabenspektrum

        

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    Nicht zuletzt der jahrelange Austausch mit pferdehaltenden Einheiten anderer Nationen hat im EAZ GebTrgTWes 230 zu einer hohen Erfahrungsdichte im Bereich der militärischen Pferdehaltung geführt. Die Einsätze einzelner Teileinheiten des Zentrums im Rahmen des erweiterten Aufgabenspektrums der Bundeswehr im Ausland haben gezeigt, dass das Tragtierwesen und die militärische Reiterei keineswegs Relikte vergangener Tage sind. Im Gegenteil; immer deutlicher setzt sich die Erkenntnis durch, dass Trag- und Reittiere auch bei der militärischen Bewältigung moderner Krisen- und Konfliktszenarien ein wichtiges und unverzichtbares Element zur Unterstützung militärischer Operationen sind.

    Tragtiere bei Stabilisierungsoperationen

    Das geforderte Fähigkeitsprofil der Gebirgsjägertruppe umfasst die Fähigkeit zu Operationen der verbundenen Kräfte im gesamten Aufgabenspektrum der Stabilisierungskräfte.
    Hierbei ist besonders die Robustheit sowie ihre spezielle Eignung für den Einsatz im Hochgebirge, im extremen, infrastrukturarmen Gelände, sowie unter widrigsten Witterungsbedingungen in nahezu allen Klimakategorien hervorzuheben.
    Die Gebirgstruppe verfügt mit dem Eins-/AusbZ f. GebTrgTWes 230 über eine Einheit, die mit ihren Tragtieren Transportaufgaben für Personal und Material leisten kann.
    Der Einsatz der Tiere ist bei nahezu jedem Wetter möglich und auch in schwierigem, für Kfz nicht mehr befahrbarem Gelände, sowie für Transporthubschrauber nicht mehr erreichbaren Höhen von bis zu 5000 m durchführbar.

    Einsatz im KOSOVO

    Erfahrungen aus den Jahren 2002 bis 2004 belegen diese Einsatzfähigkeit, als Teile des Eins-/AusbZ f. GebTrgTWes 230 der Task Force PRIZREN der MNB(SW) unterstellt wurden, um grenznahe Observation Posts (OP) undTemporary Checkpoints (TCP), die zwischen 1700 und 2000 Höhenmetern lagen, zu versorgen und Patrouillen zu Fuß zu begleiten; vereinzelt wurden auch berittene Patrouillen durchgeführt.
    Dieser Auslandseinsatz machte deutlich, dass Tragtiere die Möglichkeiten des Handelns einer Task Force deutlich erweitert haben; viele Aufträge hätten ohne Tragtiere nicht oder nur eingeschränkt durchgeführt werden können.
    Die Pferde überwanden Geländeabschnitte, in denen alle zur Verfügung stehenden Fahrzeuge, auch der Bv 206 HÄGGLUD, versagten.
    Während der Wintermonate zeigte sich, dass der Einsatz von Tragtieren Kräfte schonte und bis zu einer Schneehöhe von einem Meter ohne Schwierigkeiten, darüber hinaus nach vorbereitenden Maßnahmen, überwiegend witterungsunabhängig durchführbar war.
    Durch das Begleiten von Patrouillen mit Tragtieren konnte die Stehzeit der Grenzpatrouillen auf 2400 Höhenmetern im Raum auf bis zu 24 Stunden ausgedehnt werden; berittene Patrouillen werden mittlerweile auch von der Kosovo Police grenznah erfolgreich eingesetzt.

    Tragtiere bei Speziellen Operationen

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    Insbesondere die Erfahrungen von Spezialkräften beim Verbringen von Personal und Material während ihrer Einsätze i.R. „Enduring Freedom“ in Höhenlagen von über 2000 m, wo der Einsatz von Kfz aufgrund fehlender Wege und von Hubschraubern wegen der extremen Höhenlage nicht mehr möglich waren, lassen den Einsatz von Tragtieren und Lasttieren bei Speziellen Operationen vermehrt in den Fokus der Betrachtung rücken. Entsprechende Erfahrungen ausländischer Streitkräfte (USA, Israel, Pakistan) beim Einsatz von Tragtieren bzw. Lasttieren als unkonventionelle Transportmittel liegen vor und liefern bei der Entwicklung neuer Einsatzverfahren wesentliche Erkenntnisse. Das Eins/AusbZ f. GebTrgTWes 230 gehört mittlerweile mit Teilen zum Kräftedispositiv „Spezielle Operationen – Kampf gegen irreguuläre Kräfte“.


    Veterinärmedizinische Aufgaben

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    Im Grundbetrieb liegt der Schwerpunkt der veterinärmedizinischen Aufgaben am Eins-/AusbZ f. GebTrgTWes 230 in dem Sicherstellen der Gesundheit, der Leistungs- und Einsatzfähigkeit der Tragtiere, Reitpferde und in der Fachausbildung von SanOffzVet, Tragtierführern, Gruppen- und Zugführern. Dies ist die Aufgabe des zweiten SanOffzVet im Eins-AusbZ f. GebTrgTWes 230. Werden Diensttiere der Bundeswehr im Ausland eingesetzt, ist eine entsprechende tierärztliche Versorgung durch SanOffzVet sicherzustellen. Analog wie beim Einsatz von Diensthunden wird, wie an der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr für Diensthunde etabliert, im Eins-/AusbZ f. GebTrgTWes 230 der Lehrgang „Tierärztliche Versorgung von Tragtieren im Auslandseinsatz“ durchgeführt, um die tierärztliche Versorgung von Tragtieren im Auslandseinsatz durch SanOffzVet sicherstellen zu können. Beim Einsatz von Trag-, Last- und Reittieren im Auslandseinsatz gibt es zwei Handlungsoptionen hinsichtlich der Auswahl von Tieren. Entweder werden Tiere aus dem Einsatzland genutzt - hier gibt es bereits Erfahrungen aus dem KOSOVO – Einsatz - oder eigene Tiere des Eins-/AusbZ f. GebTrgTWes 230 werden in den Einsatzraum verbracht. Ersteres bietet sich an bei gut voraus planbaren, länger dauernden Einsätzen, Letzteres muss für kurzfristige, zeitkritische oder besondere Operationen, bei denen auf besonders zuverlässiges Tiermaterial zurückgegriffen werden muss, praktiziert werden. Werden Tragtiere aus dem Einsatzland verwendet, ist eine klinische Ankaufsuntersuchung durch einen SanOffzVet vor Ort unerlässlich. Damit soll neben der grundsätzlichen Eignung vorzugsweise der Gesundheitszustand und die Leistungsfähigkeit der Tragtiere überprüft werden.
    Für den Fall des Verbringens eigener Tiere ins Einsatzland kommen auf die SanOffzVet des Eins-/AusbZ f. GebTrgTWes 230 im Rahmen von Deployment und Redeployment besondere Aufgaben zu. Bei Einsatzgebieten außerhalb der Europäischen Gemeinschaft sind vor Rückführen der eigenen Tiere die entsprechenden nationalen, europäischen, sowie internationalen tierseuchenrechtlichen Bestimmungen zu beachten, um das Einschleppen oder Weiterverbreiten von Tierseuchenerregern durch Diensttiere der Bundeswehr in die EU / nach Deutschland zu verhindern. Das Verlegen im Lufttransport, z.Zt. nur mit zivilen Mitteln möglich, ist die schonendste Art, Pferde über große Distanzen sicher zu transportieren und wird in der zivilen Luftfahrt hinlänglich praktiziert. Flugbegleitung, Aufnahme der Tiere am Zielflughafen, Weitertransport, Sicherstellen einer tierschutzgerechten Unterbringung der Tiere und beratende Tätigkeiten umreißt nur stichprobenartig das Aufgabenspektrum eines SanOffzVet beim Einsatz von Tieren im Auslandseinsatz.

    Datum: 28.01.2009

    Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2009/1

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