Zur Rolle der Anästhesie in der modernen Einsatzmedizin
"Man hüte sich, die Narkose als ein zwar notwendiges, aber doch nicht so wichtiges Fach anzusehen, wie es leider der Sanitätstruppe im Ganzen bei der Planung der Bundeswehr anfangs ergangen ist. Dieses Unterschätzen wird sich dann eines Tages auf Kosten der Menschen auswirken, für deren Gesundheit die Sanitätsoffiziere verantwortlich sind, und es wird zwangsweise zu Änderungen in der Ausrüstung und Organisation führen müssen, die sich jetzt bei richtiger Einstellung Kenntnis der Dinge vermeiden lassen."
(Prinzhorn, 1958)
Für ihre Zeit war die hier zitierte Sicht auf das Fach der Anästhesie durchaus üblich, die Etablierung einer speziellen Facharztweiterbildung zum Anästhesisten sowie die Gründung einer eigenen Fachgesellschaft waren noch sehr zarte Pflänzchen und lagen damals erst wenige Jahre zurück. Dem steht im Jahr 2006 die Tatsache gegenüber, dass der SanStOffz Anästhesist und zugeordnetes Assistenzpersonal heute den größten Anteil fachgebundener sanitätsdienstlicher Einsatzkräfte in fast allen Auslandsmissionen der Bundeswehr stellen. Hier wird spiegelbildlich die enorme Weiterentwicklung und Expansion des ursprünglichen Arbeitsfeldes Anästhesie sichtbar, die unser Fachgebiet im zivilen wie im wehrmedizinischen Rahmen erfahren hat: Entstanden ist ein Fachkomplex mit dem abgekürzten Namen AINS, in dem zur ursprünglichen Aufgabe der Anästhesie die vor allem operative und interdisziplinäre Intensivmedizin gekommen ist, erweitert um die tragende Rolle unseres Faches in der allgemeinen und speziellen Notfallmedizin und ergänzt um die Schmerztherapie. Sowohl die Vielfalt der anästhesiologisch zu bedienenden operativen Partnerdisziplinen als auch das umfangreiche Spektrum der stichpunktartig eben genannten Arbeitsfelder stellen den Anästhsisten heute vor eine Fülle von Aufgaben, die mit hergebrachten Vorstellungen vom "Narkotiseur" nur noch wenig zu tun haben.
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Datum: 02.10.2006
Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2006/3