Tuberkulose-Surveillance in der Bundeswehr heute und morgen
Bereits beim Aufbau der bundeswehr im Jahre 1956 wurde die wehrmedizinische Relevanz einer zentral geleiteten Tuberkulose (TB)-Surveillance erkannt. Damals war die Bundesrepublik Deutschland mit 220 infektiösen TB-Fällen/100.000 Einwohner ein gebiet mit hoher Tuberkuloseprävalenz. In den Jahren 1956 und 1957 wurde daher im damaligen Wehrmedizinalamt das Dezernat Tuberkuloseüberwachung geschaffen. Der Schwerpunkt lag zu jener Zeit in der frühzeitigen Diagnose einer aktiven Tuberkulose durch Röntgenreihenuntersuchungen. Die Soldaten wurden zeitnah zu ihrer Einstellung erst- und später regelmäßig folgeuntersucht. Die Intention war es, durch frühzeitige Identifizierung von Infektionsquellen Sekundärinfektionen bei den durch die Unterbringung in der Gemeinschaftsunterkunft besonders gefährdeten Soldaten zu vermeiden.
In der Ära der Auslandseinsätze stellt sich die Gefährdung des Soldaten durch die Tuberkulose ganz anders dar. Während das Expositionsrisiko im Inland bei stetig fallender Inzidenz drastisch abgenommen hat, werden deutsche Soldaten heute zunehmend in Ländern eingesetzt, in denen die Tuberkulose hohe bis höchste Inzidenzraten aufweist. Die Begleitumstände und Kausalitäten militärischer Auslandseinsätze sind nämlich die gleichen, die auch die Verbreitung der Tuberkulose fördern: Armut, Mangelernährung, Krieg, Flucht, Vertreibung und Zusammenbruch bestehender Sozialsysteme. Das Haupt-Infektionsrisiko ist für den Soldaten daher heute primär im auftragsbedingten Kontakt zur einheimischen Bevölkerung in Tuberkulose-Endemiegebieten zu sehen. Auch der potenzielle Kontakt der Soldaten zu Kontingentteilnehmern anderer Nationen, die selbst aus Hochendemiegebieten stammen, ist in die Risikobewertung einzubeziehen.
Eine Surveillance-Strategie, die auf einer möglichst frühzeitigen Erkennung von Infektionsquellen basiert, ist deshalb nicht mehr sinnvoll. Der aktuelle Schwerpunkt in der Tuberkulose-Surveillance ist vielmehr die frühzeitige Detektion frischer Infektionen bei den Exponierten, um eventuell durch eine präemptive oder kurative Chemotherapie manifeste Erkrankungen zu verhindern. Da in diesem Infektionsstadium oft keine richtungsweisenden radiologischen Befunde erhoben werden können, müssen hier andere diagnostische Methoden zum Einsatz kommen.
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Datum: 03.01.2007
Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2006/3