18.01.2017 •

    Wir sind Zahnmedizin! – Zivil-Militärische-Zusammenarbeit

    Bei schönstem Sonnenschein fand im Kloster Banz in Bad Staffelstein (Bayern) vom 19. bis 21. Juli 2016 das 2. Fachkolloquium Zahnmedizin statt.

    Das Fachkolloquium wird von der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. (DGWMP) und dem Zahnärztlichen Bezirksverband (ZBV) Oberfranken in Zusammenarbeit mit dem Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr durchgeführt. Im Vordergrund steht die zahnmedizinische Weiterbildung.

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    Kloster Banz in Bad Staffelstein

     

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    Kloster Banz in Bad Staffelstein

    Neben 160 Sanitätsoffizieren Zahnarzt nahmen dieses Jahr 140 zivile Zahnärztinnen und Zahnärzte teil. Das Tagungsprogramm stand ganz im Zeichen des gewählten Generalmottos „Update“ und umfasste wissenschaftlich-fundierte, hochinteressante Vorträge aus verschiedenen Themengebieten der Zahnheilkunde. Die begleitende Dentalausstellung mit 25 namhaften Vertretern aus der Industrie bot Gelegenheit zum fachlichen und kollegialen Austausch in angenehmer Atmosphäre. Der ZBV hat in diesem Rahmen zusätzlich die Möglichkeit zur Aktualisierung der Fachkunde im Strahlenschutz nach § 18a Abs. 2 Röntgenverordnung angeboten. 55 Teilnehmer nutzten diese Gelegenheit und frischten Ihre Kenntnisse auf.

    Schon von weither sichtbar liegt in Oberfranken oberhalb des Maintals die ehemalige Benediktinerabtei Kloster Banz. Gegenüber auf der anderen Seite des Maintals erhebt sich der Staffelberg, Wahrzeichen der Stadt Bad Staffelstein, einstmals fränkischer Königshof und später Wirkungsstätte des deutschen Rechenmeisters Adam Riese. Ebenfalls auf der anderen Seite des Mains erhebt sich am Hang die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen; zusammen mit dem Staffelberg und Kloster Banz das fränkische Dreigestirn am Obermain. Ein wunderbarer Ort für eine erkenntnisreiche Fortbildung und gute Gespräche.

    Eröffnung und Grußworte

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    Flottenarzt Dr. Helfried Bieber, Leitender Zahnarzt der Bundeswehr

    Der Präsident der DGWMP, Generalarzt a. D. Dr. Christoph Veit, eröffnete das 2. Fachkolloquium Zahnmedizin und betonte in seinem Grußwort die gute Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch zwischen zivilen und militärischen Kollegen des Fachbereichs Zahnmedizin. Im Rahmen seines Grußwortes und seiner Danksagungen an viele Kollegen, die zu dieser Veranstaltung beitrugen, gab er bekannt, dass er sein Amt nach sieben Jahren Tätigkeit zum Jahresende niederlegt. Der Nachfolger wird in der Jahreshauptversammlung im Oktober 2016 gewählt.

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    Generalarzt a. D. Dr. Christoph Veit, Präsident der DGWMP

    Anschließend richtete Flottenarzt Dr. Helfried Bieber in seiner Funktion als Leitender Zahnarzt der Bundeswehr seine Grußworte an das Auditorium. Hierbei gab er einen Überblick über die vielfältige Beteiligung an der Ausrichtung und Organisation dieser Veranstaltung und betonte die beispielhafte Zivil-Militärische Zusammenarbeit.

    Der Präsident der Landeszahnärztekammer Bayern, Herr Berger, und der Vizepräsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, Dr. Jäger, unterstrichen die gute Zusammenarbeit der Bundeswehr mit den zivilen Standesorganisationen als sichtbares Zeichen einer Zivil-Militärischen Zusammenarbeit und betonten deutlich ihre Unterstützung für weitere derartige Veranstaltungen.

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    Oberstarzt d. R. Dr. Rüdiger Schott, Vizepräsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer

    Als Repräsentant der Bayerischen Landeszahnärztekammer nahm deren Vizepräsident und 1. Vorsitzender ZBV Oberfranken, Oberstarzt d. R. Dr. Rüdiger Schott, an dem Fachkolloquium teil und führte als Referent die Aktualisierung der Fachkunde im Strahlenschutz durch. Er betonte das Spannungsfeld der verschiedenen Kräfte aus Industrie, Wissenschaft und zahnmedizinischer Praxis, das rege Diskussionen unter den Teilnehmern fördern werde.

    Vorträge

    Den fachlichen Teil der Fortbildung moderierte Oberstarzt d. R. Dr. Christoph Kathke aus Berlin, Vorsitzender des AK Zahnmedizin der DGWMP e. V.: Hochkarätige Referenten aus Wissenschaft und Praxis gewährten Einblicke in verschiedene aktuelle Themengebiete der modernen Zahnmedizin. Flottenarzt Dr. Helfried Bieber berichtete über „Aktuelles aus dem Fachbereich Zahnmedizin“. Privatdozent Dr. Dirk Ziebolz, Oberarzt der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Universitätsmedizin Leipzig, informierte über „Parodontologische Behandlungskonzepte in der zahnärztlichen Versorgung der Bundeswehr – Möglichkeiten und Grenzen einer langfristigen Erfolgssicherung“.

    „Wir sind ein Sanitätsdienst“

    Generalarzt Dr. Andreas Hölscher, stellvertretender Kommandeur Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung und Inspizient für Reservistenangelegenheiten im Sanitätsdienst, betonte die enge „Verzahnung“ seiner beiden Funktionen und rückte in seinem Vortrag den Zahnarzt in den Fokus von Zivil-Militärischer Zusammenarbeit.

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    Generalarzt Dr. Andreas Hölscher, stellvertretender Kommandeur Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung und Ispizient für Reservistenangelegenheiten im Sanitätsdienst

    Zu einer Teilnahme an diesem Kolloquium kam es nach einem Gespräch mit Oberstarzt d. R. Dr. Rüdiger Schott, der vor einiger Zeit im Kommando eine Reservedienstleistung abgeleistet hatte. Im Rahmen dieser waren sich Hölscher und Schott einig, dass ein Vortrag zum Thema Zivil-Militärische Zusammenarbeit und Reservistenarbeit bei dieser Veranstaltung nicht fehlen durfte; viele Kollegen, Zahnärzte, nähmen teil und es sei eine gute Gelegenheit, auf den Sanitätsdienst und insbesondere die Reservistenarbeit aufmerksam zu machen. So betonte Hölscher in seinem Vortrag die Zuständigkeiten seines Kommandos: „Wir bilden für den Einsatz aus, bereiten vor und bereiten selbstverständlich auch nach“. Hier steht die sanitätsdienstliche Versorgung stets im Fokus: „Für uns ist der qualifizierte Verwundetentransport, der vorbeugende Gesundheitsschutz und die sanitätsdienstliche Führung und Beratung ganz wichtig“, ergänzt Hölscher. Im Rahmen der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit, die den Schutz der

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    Generalarzt Dr. Andreas Hölscher im Gespräch mit Dr. Nadine Suemenicht
    Bevölkerung in Katastrophenfällen im Fokus hat, ist die Bundeswehr verpflichtet, Amtshilfe zu leisten, wenn dies notwendig erscheint: „Hier geht es darum, die zivilen Akteure zu entlasten, unsere Spezialfähigkeiten einzubringen und den geländegängigen Verletztentransport zu übernehmen“, beschreibt Hölscher die Aufgaben des Sanitätsdienstes im Katastrophenfall und ergänzt: „Die Bundeswehr hält keine expliziten Ressourcen vor, sondern ist als „Add-on“ zu sehen, das aus dem laufenden Betrieb heraus zu steuern ist.“ Hölscher berichtet von den Zivil-Militärischen Einsätzen, die er aktiv miterlebt hat und schildert seine Erfahrungen; u. a. war er im Jahr 2002 mit seinem damaligen Regiment drei Wochen lang im Hochwassereinsatz, bei dem u. a. mit 30 geländegängigen Fahrzeugen innerhalb von drei Stunden ein Krankenhaus evakuiert worden ist und die Patienten innerhalb kürzester Zeit auf umliegende Krankenhäuser verteilt werden mussten. Bald darauf brach der Deich und das Krankenhaus war in Folge für ca. eineinhalb Jahre nicht nutzbar: „Das ist eine enorme Leistung, die die Bevölkerung sehr zu schätzen weiß“, ergänzt er stolz. „Zunehmend ist der Trend zu erkennen, dass die Bundeswehr auch bei großen politischen Veranstaltungen anwesend ist, um die medizinische Versorgung abzusichern.“ So war dies z. B. beim G7-Gipfel 2015 in Garmisch-Partenkirchen der Fall. „Gelebte Zivil-Militärische Zusammenarbeit“ nennt er seine Beispiele. Der Vortrag regte zum Nachdenken an und weckte bei den zivilen Zuhörern die Neugierde auf eine Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. In den Pausen wurde daher der Austausch mit dem militärischen Personal genutzt, um sich über die Möglichkeiten der Reservistenarbeit zu informieren.

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    Rege Teilnahme am 2. Fachkolloquium Zahnmedizin

    Am Rande der Veranstaltung verriet Hölscher, was er an der Veranstaltung im Kloster Banz zu schätzen weiß: „Es ist eine der wenigen Möglichkeiten, wo fast alle Zahnärzte der Bundeswehr für eine kurze Zeit zusammenkommen. Es ist eine gute fachliche Weiterbildung und bietet hervorragende Möglichkeiten des Netzwerkens. Das ist enorm wichtig. Ich habe mich sehr gefreut, altbekannte Gesichter wiederzusehen; man tauscht sich aus. Wir sind ein Sanitätsdienst. Da ist die Approbation sekundär; wichtig ist, dass wir unseren Auftrag umsetzen.“ Für die nächste Veranstaltung im Juli 2017 würde er sich wünschen, dass er mit seinem Vortrag „Erfolg gehabt hat und vielleicht den einen oder anderen, der zivil teilgenommen hat, dann in Uniform als Reservist begrüßen zu dürfen“.

    Es folgten weitere Vorträge von Experten über die Themen „Update Frontzahntrauma“, „Wenn Gewebe fehlt – Hart-/Weichgewebsersatz“, „Es muss nicht immer Keramik sein“, „Therapeutische Fortschritte bei Virushepatitis- und HIV-­Infektionen“ und „Aktuelles aus dem Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr“.

    Fazit und Ausblick

    Nach drei interessanten, praxisnahen und thematisch abwechslungsreichen Fortbildungstagen ging das 2. Fachkolloquium Zahnmedizin Kloster Banz in Bad Staffelstein erfolgreich zu Ende. Neben dem wissenschaftlichen Fortbildungsteil zeigten die Teilnehmer reges Interesse an der begleitenden Dentalausstellung. Das nächste Kolloquium wird vom 18. bis 20. Juli 2017 stattfinden.   z

     

    Fotos: M. Vu
    Kloster Banz in Bad Staffelstein.
    Generalarzt a. D. Dr. Christoph Veit, Präsident der DGWMP.
    Flottenarzt Dr. Helfried Bieber, Leitender Zahnarzt der Bundeswehr.
    Oberstarzt d. R. Dr. Rüdiger Schott, Vizepräsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer.
    Generalarzt Dr. Andreas Hölscher im Gespräch mit Dr. Nadine Seumenicht.
    Rege Teilnahme am 2. Fachkolloquium Zahnmedizin.
    Generalarzt Dr. Andreas Hölscher, stellvertretender Kommandeur Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung und Inspizient für Reservistenangelegenheiten im Sanitätsdienst.

    Datum: 18.01.2017

    Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2016/4

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