25.03.2024 •

    5. Tagung des Arbeitskreises konservativ tätiger Sanitätsoffiziere

    O. Zube

    Blick ins Plenum

    Vom 14.–16.06.2023 trafen sich in Papenburg knapp 100 SanitätsoffizierInnen unter dem Tagungsmotto „Interdisziplinäre Patientenversorgung – Arzneimittel. Therapie. Sicherheit“ zur 5. Jahrestagung des Arbeitskreises konservativ tätiger Sanitätsoffiziere, kurz ARKOS.  

    Die Jahrestagung bot dem angereisten Publikum unter Leitung des Tagungspräsidenten Oberstapotheker Olaf Zube (Bundeswehrkrankenhaus Hamburg) ein hochkarätiges Programm mit zahlreichen wissenschaftlichen Vorträgen im Plenum und in verschiedenen Symposien. In der Bandbreite der Themen wurde ersichtlich, welchen wesentlichen Beitrag die konservativen Fächer in Bezug auf die aktuellen Herausforderungen des Sanitätsdienstes im Grundbetrieb, im Auslandseinsatz oder in den einsatzgleichen Verpflichtungen sowie im Landesverteidigung/Bündnisverteidigung (LV/BV)-Szenario zu leisten vermögen.  

    Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e.V. (DGWMP), Generalstabsarzt a. D. Dr. Stephan Schoeps, eröffnete die Tagung mit einem Grußwort und ordnete mit seiner langjährigen Erfahrung als stellvertretender Inspekteur des Sanitätsdienstes und Kommandeur Gesundheitseinrichtungen den Beitrag und die Rolle der konservativen Fächer in das integrierte Versorgungssystem des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in den verschiedenen Dimensionen ein.  

    Frau Oberstarzt Dr. Nicole Müller (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) begrüßte als Vorsitzende des ARKOS die Teilnehmenden und unterstrich auch ihrerseits die herausragende Bedeutung der konservativen Fächer im Grundbetrieb wie auch im Kontext eines LV/BV-SzenariosDie Vielfalt der verschiedenen in ARKOS zusammengefassten Fächer stellte sie hierbei als eine besondere Herausforderung, zeitgleich als eine besondere Chance dar.  

    Der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, betonte in seinen Ausführungen zur aktuellen sicherheitspolitischen Situation die künftigen Aufgaben und die hiermit eng verknüpften Anforderungen an den Sanitätsdienst. Er kündigte eine tiefgreifende Anpassungen der Struktur des Sanitätsdienstes an und stellte fest, dass die Optimierung der Aus- und Weiterbildung von Sanitätspersonal weiterhin eine der relevanten Hauptaufgaben darstellen wird. 

    Der Festvortrag wurde von Dirk Schmittchen (Haus Rissen Hamburg) zum Thema „Russische Propaganda und Desinformationen – Deutschland im Fadenkreuz“ gehalten. In plastischen Worten und mit zahlreichen eindrucksvollen Bild- und Tondokumenten stellte Herr Schmittchen die mediale Vorgehensweise Russlands in der aktuellen geopolitischen Situation dar. 

    Nach diesem ersten Teil ging es dem Tagungsmotto entsprechend in die Fachvorträge, die dieses Jahr die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie Arzneimitteltherapiesicherheit in den Vordergrund stellten – aufgeteilt in Plenumvorträgen und drei Symposien. 

    Den Auftakt der Plenarrunde machten Oberfeldarzt Dr. Nihal Wilde (Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz) und Flottenarzt Dr. Joachim Koch (Sanitätsunterstützungszentrum Erfurt). Unter dem Motto „Gute Frage“ – „Gute Antwort“ widmete sich das fachliche Disput der Kommunikation zwischen truppenärztlich tätigen ÄrztInnen und SpezialistInnen aus den klinischen Abteilungen der Bundeswehrkrankenhäuser. Die Teilnehmenden wurden in diesem kurzweiligen Plenarvortrag an eine der relevantesten Schnittstellen in der sanitätsdienstlichen Versorgung von SoldatInnen mitgenommen, als an praktischen Beispielen erläutert wurde, wie die Einbeziehung klinisch-gebietsärztlicher Expertise in die truppenärztliche Versorgung idealerweise funktionieren soll. 

    Oberfeldarzt Nino Neumann (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) gab den Zuhörenden ein Update zur Gelbfieberimpfung. Ein besonderes Highlight war die folgende Liveschaltung zu Oberstabsarzt Dr. Christian Zobel in den MINUSMA-Einsatz nach Gao. Von dort lieferte er einen Bericht über die einsatzbezogene Spitzenforschung am Bundeswehrkrankenhaus Berlin zum Thema „NoVAP (Nosokomiale Ventilator-assoziierte Pneumonie) – die infizierte Lunge in 2D und 3D“. 

    In einem spannenden Dreiklang der Fachbereiche Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Innere Medizin und Dermatologie stellten am Nachmittag Oberfeldarzt Dr. Frank Müller, Oberfeldarzt Dr. Jörg-Michael Nebel und Oberstarzt Prof. Dr. Rüdiger Eming (alle Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz) die Typ-2-Inflammation aus Sicht ihrer Fachbereiche vor. Oberfeldapotheker d. R. Prof. Thilo Bertsche (Universität Leipzig), ergänzt um einen Beitrag von Oberfeldapotheker Leonie Riedel (Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr), berichtete über die Möglichkeiten und die bereits gelebte Realität der interdisziplinären Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Arzneimittel- und Therapiesicherheit. Der im Anschluss folgende Beitrag von Flottillenapotheker d. R. Prof. Dr. Carsten Ehrhardt (Trinity College Dublin) veranschaulichte die inhalativen Therapiemöglichkeiten, die schon heute möglich sind. Beide Vorträge standen auch für die Einbeziehung fachlich aktiv tätiger Reservisten in wissenschaftlichen Institiutionen. Oberstarzt Dr. Burkhardt Klemenz (Bundeswehrkrankenhaus Ulm) trug zum medizinischen A-Schutz vor dem Hintergrund der aktuellen Bedrohungslage vor und fesselte die Zuhörer mit diesem aktuellen Thema.  

    Die große Gruppe der Gesundheitsfachberufe wurde repräsentiert durch Siegrun Kahl (Bundeswehrkrankenhaus Hamburg). Sie referierte über die Themen der innerbetrieblichen Fortbildung sowie der Bedeutung einer interprofessionellen Zusammenarbeit für die Patientensicherheit in der stationären Versorgung und beendet damit den ersten Tag im Plenum.  

    In der parallel zum Plenum stattfindenden Session zum Thema Antibiotikatherapie und Antibiotic Stewardship trug Oberfeldarzt Dr. Svenja Liebler (Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr), zunächst zum Thema der „Stillen Pandemie“ vor. Oberfeldarzt Dr. Trixi Braasch (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) stellte verschiedene Konzepte des De-Labeling einer Penicillinallergie vor, während Oberstarzt Priv.-Doz. Dr. Staffan Vandersee (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) die Konzepte aus Sicht des Allergologen beleuchtete. Stabsarzt Dr. Melanie Kuhrig (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) ergänzte diesen – vor dem Hintergrund steigender Resistenzen – interessanten Themenblock um einen äußerst spannenden Fallbericht zu Nebenwirkungen einer vermeintlich harmlosen Antibiotikatherapie.

    Fachlicher Austausch
    Fachlicher Austausch
    Quelle: DGWMP/Pulpanek

    Im Rahmen des nachmittäglichen Symposiums „Kardio-Pulmo-Onkologie“ erhielten die Teilnehmer einen aktuellen Einblick in die verschiedenen therapie-assoziierten Nebenwirkungen moderner onkologischer Systemtherapien sowie - vorgestellt durch Oberstabsarzt Dr. Luca Röh (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) in die entsprechende Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Flottillenarzt Dr. Klaas Oltmanns (Bundeswehrkrankenhaus Westerstede) und Herr Oberstabsarzt Dr. Lars Stephan (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) trugen interessante Fallbeispiele bei und rundeten das Thema so ab. Oberstabsarzt Dr. Christian Neumann (Bundeswehrkrankenhaus Ulm) ergänzte die Vortragsreihe durch einen aktuellen Vortrag zu „Covid-19 Vakzin assoziierten Thrombosen mit und ohne Thrombozytopenie“. 

    Eingerahmt wurden die zahlreichen Fachvorträge des Tages durch ein abendliches „get together“. Bei Livemusik und bestem Essen konnte das Networking, der fachliche Austausch und die Kameradschaftspflege der Teilnehmenden fortgesetzt werden. 

    Der Themenkomplex am Morgen des Schlusstages war ein Novum. Die Session III stand ganz im Zeichen der engagierten Beteiligung junger Sanitätsoffiziere. Das Symposium „Junge Gastroenterologen – Rising Stars“ war ein beeindruckendes Zeugnis dieses Engagements. Es wurden neue Ausbildungskonzepte in der Endoskopie von Oberstabsarzt Thomas Hecht (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) vorgestellt sowie in das endoskopische Management von Anastomoseninsuffizienzen durch Oberfeldarzt Dr. Birgit Richter (Bundeswehrkrankenhaus Ulm) eingeführt. Abgerundet wurde diese Sitzungsreihe durch die Präsentation von Stabsarzt Jessica Pohl (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) zu einem seltenen Fall einer mittleren gastrointestinalen Blutung. Die anschließende ausgiebige Diskussion bewies das große Interesse des Publikums. Insgesamt waren die präsentierten wissenschaftlichen Vorträge dieser Session ein voller Erfolg, so dass der Staffelstab des Formates „Rising Stars“ im nächsten Jahr an eine andere Fachrichtung gegeben werden kann. 

    Parallel dazu wurde das Kapitel der „Emerging Diseases“ interdisziplinär infektiologisch beleuchtet und diskutiert. Oberstabsarzt Atakan Sustam (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) führte über die Differentialdiagnosen verschiedener bullöser Hauterkrankungen zu der aktuellsten bullösen Hauterkrankung des Jahres 2022, den Mpox, hin. Oberfeldarzt Tobias Wagelöhner (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) präsentierte die in seiner Dienstelle gemachten Erfahrungen mit dieser Erkrankung und die lessons learned. Flotillenarzt Dr. Kay Erkens (Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr) editierte diese Vortragsreihe mit einem spannenden Vortrag über die in diesem Zusammenhang durch das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr geleitete und äußerst erfolgreiche und schnell agierende Risikokommunikation mit den europäischen Nachbarländern. In der abschließenden Plenarrunde referierte Herr Oberfeldarzt Dr. Frank Müller über die durchgeführte Post-Covid-Studie sowie die gesammelten Erfahrungen aus der Post-Covid-Sprechstunde. Es folgten zwei einsatzbezogene Vorträge von Oberfeldarzt Dr. Alexander Giebels und Stabsarzt Roman Korte (beide Bundeswehrkrankenhaus Westerstede) zu internistischen Diagnosen im Auslandseinsatz der Bundeswehr sowie zur nekrotisierenden Fasziitis.  

    Zum Abschluss der Tagung rief der Tagungspräsident zur Fortsetzung und Intensivierung der gemeinsamen Arbeit und Ideengebung im Arbeitskreis konservativ tätiger Sanitätsoffiziere auf.  

    Wie jedes Jahr wurde die Tagung durch die DGWMP ausgerichtet. Unser Dank gilt hier der hervorragenden Unterstützung und Organisation.  

    Die 6. ARKOS-Tagung findet vom 19.-21.06.2024 unter dem Thema „Konservativ in den Einsatz“ in Bad Nauheim statt. 



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