Das Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung

U. W. Sigmund

Appell zur Indienststellung des Kdo SanEinsUstg in Weißenfels
Bundeswehr/Kdo SanEinsUstg

Das Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung (Kdo SanEinsUstg) wurde zum 01.01.2013 am Standort Weißenfels aufgestellt. Dem Kdo SanEinsUstg sind Sanitätsregimenter (SanRgt) in Rheine, Dornstadt, Weißenfels (mit einem Führungsbereich in Berlin) sowie in Rennerod mit einem Führungsbereich in Koblenz unterstellt. Weiterhin unterstehen dem Kommando das in Leer stationierte Kommando Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst „Ostfriesland“ sowie das Sanitätslehrregiment (SanLehrRgt) in Feldkirchen. Die Versorgungs- und Instandsetzungszentren für Sanitätsmaterial (VersInstZ SanMat) an den Standorten Blankenburg, Pfungstadt und Quakenbrück unterstehen ebenfalls dem Kdo SanEinsUstg.

Deutschlandweit verfügt das Kdo SanEinsUstg derzeit über mehr als 5 400 militärische Dienstposten. Es ist Kommandobehörde für unmittelbar truppen- und fachdienstlich unterstellte Truppenteile mit folgenden Kernaufgaben: Sicherstellung der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft, Sicherstellung der einsatzvorbereitenden Ausbildung und des sanitätsdienstlichen Anteils der einsatzbezogenen Zusatzausbildung zur Krisen- und Konfliktverhütung einschließlich Sanitätseinsatzübungen, Sicherstellung der Bereitstellung der Versorgung mit Sanitätsmaterial für den Einsatz und im Grundbetrieb, Sicherstellung der national-territorialen sanitätsdienstlichen Aufgaben und der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) für den Sanitätsdienst der Bundeswehr (SanDstBw). 

Weiterhin ist das Kommando zentrales Leitkommando des SanDstBw für alle Einsätze mit Beteiligung von Kräften des Sanitätsdienstes. Dies geht einher mit der Planung der sanitätsdienstlichen Einsatzbeteiligung; der Steuerung und Koordination sowie Durchführung der Kontingentplanung; der Vorbereitung und Bereitstellung von Kräften des Sanitätsdienstes und der Sicherstellung der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft der bereitgestellten Sanitätseinsatzverbände und sonstigen Sanitätseinsatztruppenteile; der Planung, Steuerung, Koordination und Überwachung der Aufstellung, Bereitstellung, Verlegung, Rückverlegung und Auflösung von sanitätsdienstlichen Einsatzverbänden in Zusammenarbeit mit dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr. 

Als Fachkommando des SanDstBw für die sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung, national-territoriale sanitätsdienstliche Aufgaben und die ZMZ hat es folgende Aufgaben: national-territoriale sanitätsdienstliche Aufgaben und ZMZ; Planung, Steuerung und Koordination von nationalen und internationalen Übungen; Planung, Steuerung und Überwachung der sanitätsdienstlichen Anteile der nationalen-territorialen Vorsorgeaufgaben in den Bereichen Katastrophenhilfe, Amtshilfe und sonstigen Hilfeleistungen im Inland sowie Planung, Steuerung und Überwachung der Verbindungsorganisation ZMZ des Sanitätsdienstes auf Kommunal- und Länderebene sowie der ZMZ-Stützpunkte des Sanitätsdienstes.

Auftrag des Kdo SanEinsUstg in Einsätzen und Übungen

Das Kommando hat folgende Hauptaufträge: Der Kernauftrag ist die Rolle als einziges Leitkommando für alle Einsätze des SanDstBw. Es trägt die Verantwortung dafür, der Bundeswehr einsatzbereite Kräfte des SanDstBw für jedwede Einsatzoption bereitzustellen. Die SoldatInnen des Kommandos steuern und koordinieren sowohl die Aufstellung der sanitätsdienstlichen Anteile als auch deren Einsatzvorbereitung. Die Landes- und Bündnisverteidigung gewinnt vor dem Hintergrund der kriegerischen Auseinandersetzungen zunehmend an Bedeutung. 

In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten SoldatInnen täglich ihren Dienst. Überall, wo KameradInnen im Einsatz sind, sind auch SanitätssoldatInnen vor Ort – weltweit. 

Die Bundeswehr gehört zur Koalition der internationalen Kräfte im Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Auch wenn der IS im Irak inzwischen als besiegt gilt, stellt er doch immer noch eine ernstzunehmende Gefahr dar. Die Bundeswehr kann sich mit 700 SoldatInnen am Einsatz beteiligen. Das Auftreten und der Vorstoß der menschenverachtenden Terrormiliz IS im Irak und in Syrien hat die Lage im Irak und in der gesamten Region im Jahr 2014 drastisch verändert: Betroffen sind Millionen Menschen, die Stabilität des Iraks und der gesamten Region. Die Anschläge in Tunesien, der Türkei, im Libanon, gegen Russland und in Frankreich haben gezeigt, dass der IS auch über die von ihm kontrollierten Gebiete in Syrien und dem Irak hinaus eine Bedrohung für den Frieden und die internationale Sicherheit darstellt. 

Die Stabilisierungsmission der United Nations (UN) MINUSMA (Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali) dient der Sicherung des Friedens. Die Kernaufgaben sind, die Waffenruhevereinbarungen und die vertrauensbildenden Maßnahmen zwischen den Konfliktparteien sowie die Umsetzung des Abkommens für Frieden und Aussöhnung in Mali zu unterstützen. Die Stabilisierung Malis ist von zentraler Bedeutung für die territoriale Einheit des Staates. Mit rund 12 000 BlauhelmsoldatInnen und knapp 1 500 PolizistInnen trägt der Einsatz der UN in Mali zur Stabilisierung des Landes bei. Der Deutsche Bundestag hat für die Beteiligung der Bundeswehr eine Obergrenze von 1 100 SoldatInnen festgelegt. Das Mandat erlaubt auch den Einsatz von Waffen.  

Die deutsche Beteiligung an der UN-Mission MINUSMA ergänzt das deutsche Engagement bei der von der EU-geführten Ausbildungsmission European Union Training Mission Mali (EUTM). Die von internationalen Ausbildern der EUTM trainierten malischen Sicherheitskräfte werden unter anderem im Norden Malis zur Stabilisierung und Wiederherstellung der staatlichen Integrität eingesetzt. Am 28.01.2016 beschloss der Deutsche Bundestag auf Antrag der Bundesregierung eine erste Erweiterung des deutschen Engagements. 

Die EU hilft der Ukraine in ihrem Abwehrkampf – nicht nur mit Waffen und Gerät, sondern auch mit militärischer Ausbildung. Dazu gehört unter anderem die notfallmedizinische Qualifizierung der Kampftruppen wie das Combat Life Saver Training – eine Befähigung in der Ersten Hilfe, die für verwundete Kameraden im Gefecht lebensrettend sein kann. Diese Ausbildung wird aktuell beim SanLehrRgt in Feldkirchen und beim SanRgt 3 in Dornstadt durchgeführt und durch den Stab Kdo SanEinsUstg mit koordiniert. 

Wer erfolgreich im Einsatz bestehen will, muss üben. In einem Einsatz wirkt die Bundeswehr mit internationalen Partnern zusammen. Sich darauf vorzubereiten, ist das Ziel gemeinsamer Übungen. Hierbei unterstützt unser Sanitätsdienst. So ist das Kommando seit vielen Jahren integraler Bestandteil bei nationalen und internationalen Übungen. 

Ganz vorneweg im nationalen Rahmen sind hierbei die Unterstützung der Informationslehrübung Landoperationen sowie die Durchführung der zentralen sanitätsdienstlichen Übung, der Informationslehrübung Sanitätsdienst. Aber auch internationale Übungen wie „Vigorous Warrior“, „Toxic Trip“ oder aber „Precise Response“ sind Indikatoren für eine hochgradige Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit. 

Übung „Wettiner Schwert“ 2022
Übung „Wettiner Schwert“ 2022
Quelle: Bundeswehr/Kdo SanEinsUstg

Ausbildung, ZMZ und Truppenführungsauftrag

Das Kdo SanEinsUstg hat einen umfassenden Ausbildungsauftrag in allgemeinmilitärischer und fachlicher Hinsicht. Neben der Durchführung der Allgemeinen Grundausbildung für den Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr (ZSanDstBw) wird mit den Ausbildungs- und Simulations­zentren sowie dem Lehr- und Ausbildungszentrum Einsatz fachliche und einsatzspezifische Ausbildung deutschlandweit durchgeführt. Der Kommandobereich Kdo SanEinsUstg ist der „fachliche Ausbilder“ im ZSanDstBw sowie für andere Teilstreitkräfte und Militärische Organisationsbereiche. Zusätzlich übernimmt der Stellvertreter des Kommandeurs des Kdo SanEinsUstg seit dem Jahr 2020 die Aufgaben des Ausbildungsbeauftragten. 

Ein weiterer Hauptauftrag ist die Rolle eines Fachkommandos für den sanitätsdienstlichen Anteil der ZMZ. Damit hat es eine Beratungs- und Bereitstellungsaufgabe für die Hilfestellung des Sanitätsdienstes bei der Katastrophenhilfe und im Bevölkerungsschutz. Der Stellvertreter des Kommandeurs des Kdo SanEinsUstg ist zugleich der Beauftragte des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr für die ZMZ im SanDstBw. 

ZMZ ist ein weltweit einmaliges und erfolgreiches Netzwerk. Es beschreibt das Zusammenwirken von zivilen staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen bzw. Organisationen mit militärischen Einrichtungen. Der Artikel 35 des Grundgesetzes und das Zivilschutzgesetz bilden die entscheidenden Rechtsgrundlagen für die ZMZ im Inland. Dabei handelt es sich um einen eigenen Aufgabenbereich innerhalb der Bundeswehr, bei dem die Koordination von Hilfen und Maßnahmen zwischen Dienststellen der Bundeswehr mit zivilen Behörden und staatlichen Organisationen im Katastrophenfall geplant, unterstützt und gefördert wird. 

Hierbei bilden in den Bundesländern Landeskommandos Ansprechpartner für Landesregierungen. Bezirksverbindungskommandos und Kreisverbindungskommandos werden als Bezugspartner der Bundeswehr für Regierungsbezirke bzw. Landkreise und kreisfreie Städte eingesetzt. SanitätssoldatInnen unterstützten in Notlagen und bei Katastrophen, wie z. B. der COVID-19-Pandemie, den Hochwasserkatastrophen an Saale und Ahr oder der Schneekatastrophe im Süden Deutschlands. 

Die dritte Aufgabe begründet sich in der Rolle einer Kommandobehörde: Dem Kommando unterstehen Verbände und Dienststellen verteilt in ganz Deutschland. Für diese Einheiten hat das Kommando einen Truppenführungsauftrag. Die Dislozierung über das gesamte Bundesgebiet von Leer/Ostfriesland über Quakenbrück, Blankenburg, Berlin, Weißenfels, Rheine, Rennerod, Koblenz, Pfungstadt, Dornstadt (bei Ulm) bis Feldkirchen in Niederbayern stellt bei den nun sechs Sanitätsverbänden und drei VersInstZ SanMat immer eine besondere Herausforderung dar. 

Waffenausbildung während der Allgemeinen Grundausbildung im Sanitätsdienst
Waffenausbildung während der Allgemeinen Grundausbildung im Sanitätsdienst
Quelle: Bundeswehr/Kdo SanEinsUstg

Die Sachsen-Anhalt-Kaserne

Das Kdo SanEinsUstg ist in der Sachsen-Anhalt-Kaserne am Südostrand der Stadt Weißenfels beheimatet. Die Kaserne wurde zwischen 1935 und 1938 erbaut und wird seit 1991 durch die Bundeswehr genutzt. Während der Nutzung in der Zeit von 1956 bis 1990 durch die Nationale Volksarmee war sie unter dem Namen „Thomas-Müntzer-Kaserne“ bekannt. Als Bekenntnis der inneren Verbundenheit trägt sie seit dem 04.11.1993 den Namen des Bundeslandes. Das Areal der Kaserne umfasst 65 ha. Im Zuge der Neugliederung der Bundeswehr sind folgende Dienststellen und Truppenteile in der Sachsen-Anhalt-Kaserne untergebracht: das Kdo SanEinsUstg, das SanRgt 1, das Sanitätsversorgungszentrum Weißenfels und das Bundeswehrdienstleistungszentrum Weißenfels. 

Für die Bürger der Region Weißenfels ist die Bundeswehr ein starker und verlässlicher Partner. Für das Bundesland Sachsen-Anhalt ist Weißenfels mit dem Standortbereich Weißenfels/Naumburg nicht nur der größte Standort der Bundeswehr, sondern das Kdo SanEinsUstg ist hier auch das einzige „Zwei-Sterne-Kommando“.


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