DER GESCHÜTZTE VERWUNDETENTRANSPORTCONTAINER- GVTC

Aktuelle und zukünftige Einsätze stellen den Sanitätsdienst der Bundeswehr sowohl personell als auch materiell vor immer neue und größere Herausforderungen.

Im Einsatz muss sich ein jeder Soldat auf die zügige sanitätsdienstliche Erstversorgung verlassen können. Diese ist durch hochqualifiziertes medizinisches Personal und geschützte Transportmittel bereits größtenteils gewährleistet. Bisher fehlten jedoch für den Sekundärtransport, also den Transport primär versorgter und stabilisierter Verwundeter in Behandlungseinrichtungen höherer Ebenen geeignete Transportmittel. Um diese Fähigkeitslücke zu schließen, hat die Bundeswehr die Beschaffung des geschützten Verwundetentransportcontainer (GVTC) beschlossen.

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DREHTAINER, spezialisiert auf die Entwicklung und Fertigung geschützter Spezialcontainer wurde daraufhin beauftragt, den GVTC zu liefern.
Der Container ist ausgelegt für den Transport und Betrieb auf dem MULTI FSA. Für die schnelle Aufnahme ohne Zuhilfenahme von Staplern oder Kranen ist er mit einem Hakenabrollsystem ausgestattet.
Je nach Einsatzszenario stehen für jeden GVTC zwei Innenraumkonfigurationen zur Verfügung:

Low Care
Transport von maximal acht Patienten, vier davon liegend und vier sitzend sowie zwei Soldaten als sanitätsdienstliches Begleitpersonal.

Intermediate Care
Transport von bis zu sechs liegenden Patienten und zwei Soldaten als sanitätsdienstliches Begleitpersonal.

Beide Konfigurationen bieten folgende Behandlungs- und Versorgungsmöglichkeiten:

  • Schockbehandlung
  • Defillibration
  • Intubation
  • Absaugung der Atemwege
  • Überwachung der Vitalfunktionen
  • Überwachung der Sauerstoffsättigung
  • Bestimmung von Blutwerten
  • Programmgesteuerte Injektion und Infusion
  • Prävention vor Wärmeverlust
  • Ruhigstellung von Becken und Wirbelsäule

Darüber hinaus können bei beiden Konfigurationen über einen Zeitraum von acht Stunden bis zu vier nicht beatmungspflichtige Patienten mit Sauerstoff versorgt und zwei Intensivpatienten beatmet werden.
Um insbesondere die liegenden Patienten besser handhaben und die Einstiegshöhe von ca. 1,90 m überwinden zu können, ist der GVTC mit einem Tragenlift ausgestattet. Durch das an der Decke montierte Schienensystem kann die Trage innerhalb des Containers mühelos an ihren Platz rangiert werden.
Zur weiteren technischer Ausstattung gehören neben einem Generator für die autarke Versorgung auch die dazugehörige Elektroinstallation, eine Zugangsüberwachung per Kamera und eine Bordverständigungsanlage für den Kontakt zum Trägerfahrzeug.

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Klimaanlage und dazugehöriges Luftverteilungssystem versorgen den Innenraum zugfrei mit Frischluft, wodurch ein angenehmes Arbeiten sowohl bei -32° C als auch bei +49° C Außentemperatur uneingeschränkt möglich ist. Zusätzlich ist der GVTC auch mit einem Schutzbelüftungssystem ausgerüstet, um die Insassen im Ernstfall auch vor ABC-Kampfstoffen zu schützen.
Einer der wichtigsten Aspekte bei der Entwicklung des GVTC war der Schutz vor Beschuss und Blast. Durch die jahrelangen Erfahrungen von DREHTAINER bei der Ausarbeitung von Schutzkonzepten für Spezialcontainer und modulare Gebäude konnten sämtliche Anforderungen der zugrunde liegenden Normen mehr als erfüllt werden. Die spezielle Konstruktion der Außenhülle schützt die Insassen nicht nur vor Granatsplittern oder infanteristischen Bedrohungen, sie hält auch schweren Explosionen erfolgreich stand.
In den Einsatzgebieten der Bundeswehr geht von Angriffen mit improvisierten Sprengsätzen, aber auch Minen eine besondere Bedrohung für Fahrzeuge und ihre Aufbauten aus. Diese Kampfmittel wirken von unten und von der Seite auf die Struktur ein und gefährden die Gesundheit und das Leben der transportierten, zum Teil bereits schwer verletzten Insassen im GVTC. Darüber hinaus sind auch die eingerüsteten, für die Verwundetenversorgung und Lebenserhaltung unentbehrlichen technischen Geräte gefährdet. Einem verlässlichen Schutzsystem kommt daher eine besonders wichtige Rolle zu.
In aufwändigen Versuchsreihen an der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition (WTD 91) in Meppen wurde sowohl der ballistische Schutz wie auch der Blastschutz getestet und erfolgreich nachgewiesen. Wesentlicher Bestandteil für das erreichte Schutzlevel ist das von DREHTAINER entwickelte Zero Shock® System. Die einzigartige Wirkungsweise konnte in der Vergangenheit bereits in mehreren Versuchsreihen deutscher und internationaler Wehrtechnischer Dienststellen nachgewiesen werden. Mit der Entwicklung des GVTC wurde das System nun erstmals in einem Container der Bundeswehr eingerüstet.
Der größte Unterschied zu bisherigen Systemen besteht darin, dass die Wirkung von Schock und Blast bei einem Minen- oder IED-Angriff nicht einfach nur gedämpft wird. Die komplette Inneneinrichtung inklusive aller Rüstsätze und der Insassen sind auf einem separaten, hängend gelagerten Boden untergebracht. Kommt das System bei einer Ansprengung zum Einsatz, wird der Zero Shock® Boden physikalisch entkoppelt. Dadurch ist es nicht nur möglich, die Beulung der Außenhaut von den Insassen fernzuhalten, Schock- und Blastwirkung werden gegen null reduziert, wodurch die normalerweise daraus resultierenden, nicht selten letalen Folgen ausbleiben.
Neben dem Nachweis des Schutzwertes in verschiedenen Beschuss- und Ansprengversuchen bei der WTD 91 hat der GVTC mittlerweile auch große Teile der weiteren aufwändigen Erprobung erfolgreich durchlaufen. Die Nachweisführung fand auch an der Wehrtechnischen Dienststelle für Kraftfahrzeuge und Panzer (WTD 41) in Trier und ihrer Außenstelle, zuständig für Pionier- und Truppentechnik, in Koblenz statt. Dazu kam ebenso die Einsatzprüfung mit Sanitätssoldaten, die das System auf seine Belastbarkeit und Funktionsfähigkeit überprüft haben.
Mit dem ausgelieferten GVTC steht der Bundeswehr ein weiteres Element des Verwundetentransports zur Verfügung, das mit dem realisierten Schutzniveau basierend auf der DREHTAINER-Technologie einen weiteren Meilenstein in der Zukunftsfähigkeit des Sanitätsdienstes darstellt.

Kontakt:
DREHTAINER GmbH
Alte Grenze 1
19246 Valluhn / MegaPark
Tel.: 038851/335-0
Fax: 038851/335-33
E-Mail: info@drehtainer.de
Internet: www.drehtainer.de

 

Datum: 12.02.2015

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2014/4

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