06.03.2014 •

    ALS LEITER DES FACHSANITÄTSZENTRUMS ­KÖLN-WAHN: IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN MEDIZINISCHEM UND MILITÄRISCHEM AUFTRAG

    U. Schwederski-Menke

    Am 1. März 2010 wurden mir vom Stellvertretenden Kommandeur und Kommandeur Regionale Sanitätseinrichtungen im Sanitätskommando II die Aufgaben des Leiters des Fachsanitätszentrums Köln-Wahn übertragen. Mit der Übernahme dieser fordernden Aufgabe durfte ich endlich meine Wunschverwendung antreten, die ich schon lange angestrebt hatte.

    Lassen Sie mich nun zuerst einmal meinen Weg zum Fachsanitätszentrum Köln-Wahn beschreiben: Ich heiße Dr. Ulrich Schwederski-Menke, Dienstgrad Oberstarzt, bin 56 Jahre alt, verheiratet mit einer Juristin und habe drei Kinder im Alter von 27, 24 und 22 Jahren. Geboren bin ich im Ruhrgebiet, aufgewachsen jedoch in Düsseldorf und fühle mich daher als echter Rheinländer, mit allen Konsequenzen, die sich zwangsläufig aus der sprichwörtlichen Rivalität zwischen Düsseldorfern und Kölnern ergeben. 

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    Nach meinem Abitur im Jahr 1977 wurde ich, nachdem mir durch die Zentralstelle für die Vergabe der Studienplätze (ZVS) in Dortmund für das Wintersemester 1977/1978 kein Studienplatz für Medizin zugewiesen wurde, im August 1977 zur Ableistung meines Grundwehrdienstes nach Faßberg eingezogen. Dort absolvierte ich beim Tieffliegermeldedienst der Luftwaffe zunächst meine militärische Grundausbildung um dann im Oktober 1977 zur 2. Batterie des Flugabwehrgeschwaders 25 in Barnstorf versetzt zu werden. Dort wurde ich dann zum Stromerzeugungsanlagenmechaniker (SEAMech) ausgebildet.
    Nachdem mir dann aber im Frühjahr 1978 zum Sommersemester endlich mein heiß ersehnter Medizinstudienplatz zugewiesen worden war, wurde ich im April 1978 zur Aufnahme meines Medizinstudiums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf vorläufig aus dem Wehrdienst entlassen.
    Nach reiflicher Überlegung und vielen Gesprächen und Diskussionen im Familienkreis habe ich mich im Sommer 1978 als Anwärter für die Laufbahn der Sanitätsoffiziere ­(SanOA) beworben. Nach erfolgreicher Prüfung bei der Offizierbewerberprüfzentrale wurde ich dann im November 1978 als SaZ 15 wieder in die Bundeswehr eingestellt.
    Nach Erhalt meiner Approbation und Ernennung zum Stabsarzt im Mai 1984 fand ich meine erste Verwendung als Sanitätsoffizier im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz. Dem folgten Verwendungen als Staffelchef der Luftwaffensanitätsstaffeln Flugkörpergeschwader 2 in Geilenkirchen, beim Luftwaffenausbildungsregiment 2 in Budel/Niederlande, als Kommandeur Lehrgruppe Ausbildung und stellvertretender Schulkommandeur der Sanitätsschule der Luftwaffe in Giebelstadt und schließlich, als vorläufig letzte Verwendung im Sanitätsdienst der Luftwaffe, als Dezernatsleiter der Dezernats Personal/ Ausbildung beim Generalarzt der Luftwaffe in Lohmar-Heide.
    Ab 1996 folgten dann Verwendungen als Personalführer bei BMVg P V 6, als Dezernatsleiter IV 3 Sanitätsoffizieranwärter und Sanitätsoffiziere und Offiziere des Sanitätsdienstes der Reserve im Personalamt der Bundeswehr und dann, in einer zweiten ministeriellen Verwendung, als Referent bei BMVg InSan II 4.
    Zum 1. Oktober 1999 wurde ich auf den Dienstposten Kommandeur Lehrgruppe A der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München versetzt – meine erste A 16 – Verwendung. Dem folgten Verwendungen als Abteilungsleiter G 1 im Sanitätsführungskommando (damals noch in Bonn-Bad Godesberg), als Dezernatsleiter IV 1 Grundsatz im Personalamt der Bundeswehr in Köln, als Leitender Sanitätsoffizier im Streitkräfteamt in Bonn und schließlich seit März 2010 die Verwendung als Leiter Fachsanitätszentrum Köln-Wahn.
    Seit September 1996 bin ich Facharzt für Allgemeinmedizin, verfüge über die Fachkunde Rettungsmedizin und habe an der European Business School (EBS) in Östrich-Winkel erfolgreich das berufsbegleitende Studium zum Gesundheitsökonomen (EBS) absolviert.
    Von Mai bis September 2005 habe ich im 12. DEU EinsKtgt KFOR als Kdr SanEinsVbd KFOR meinen ersten und von Oktober 2006 bis März 2007 im 12. DEU EinsKtgt ISAF als Kdr SanEinsVbd ISAF, LSO i.E. und Medical Advisor COM RC North meinen zweiten Auslandseinsatz absolviert.
    Mit dem oben beschrieben Verwendungsaufbau, meinen medizinischen Qualifikationen, bei denen ich immer bestrebt war, diese zumindest im Rahmen genehmigter ziviler Nebentätigkeiten, aber auch durch gezielte Fort- und Weiterbildung stets aktuell zu erhalten, fühlte ich mich im März 2010 mehr als hinreichend qualifiziert, die Aufgaben des Leiters eines der größten Fachsanitätszentren der Bundeswehr zu übernehmen.

    Das Fachsanitätszentrum (FachSanZ) Köln-Wahn ist eine regionale Sanitätseinrichtung des Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung mit Sitz in Schloss Oranienstein in Diez/Lahn, das im Januar 2013 im Rahmen der Strukturreform der Bundeswehr neu aufgestellt wurde.

    Kernauftrag des FachSanZ Köln-Wahn ist die sanitätsdienstliche Versorgung der in den Standorten Köln-Wahn, Hilden/Düsseldorf und Siegburg stationierten Soldatinnen und Soldaten. Hierfür stehen zwölf SanStOffz Arzt, davon zur Zeit sechs Fachärztinnen und -ärzte für Allgemeinmedizin, sieben SanStOffz Zahnarzt, ein SanStOffz Zahnarzt Fachzahnarzt für Oralchirurgie, eine Arztgruppe Betriebsmedizin mit einem SanStOffz Arzt Facharzt für Arbeitsmedizin und ein SanStOffz Arzt mit der Zusatzqualifikation Betriebsmedizin sowie drei fachärztliche Untersuchungsstellen mit jeweils einem SanStOffz Arzt Facharzt für Augenheilkunde, Innere Medizin und Orthopädie/Unfallchirurgie bereit.

    In speziellen Einrichtungen, wie einer zentralen Notfallambulanz mit angeschlossener Funktionsdiagnostik (Ergometrie, Lungenfunktion, Sonographie etc.), einer modernen Röntgenanlage zum digitalen Röntgen, einem OP für kleine Notfalleingriffe, einer Physio- und physikalischen Therapie mit Stangerbad und elektrotherapeutischen und Ultraschallbehandlungsmöglichkeiten, einer Bettenstation, den fachärztlichen Untersuchungsstellen Innere Medizin, Orthopädie/Unfallchirurgie und Augenheilkunde sowie der Arztgruppe Betriebsmedizin kann das gesamte Spektrum der modernen Allgemeinmedizin, wesentliche Teile der ambulanten spezialfachärztlichen Diagnostik und Therapie sowie nahezu das gesamte Spektrum der Arbeits- und Umweltmedizin für den Zuständigkeitsbereich abgedeckt werden.

    Durch die Zahnarztgruppe des FachSanZ Köln-Wahn wird das gesamte Spektrum der modernen Zahnmedizin einschließlich der Implantologie und der oralchirurgischen Versorgung für den Zuständigkeitsbereich sichergestellt.

    Da jedoch Medizin nur im Team funktionieren kann, werden natürlich auch im FachSanZ Köln-Wahn Ärztinnen, Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte durch qualifiziertes und spezialisiertes ziviles und militärisches Assistenzpersonal unterstützt.
    Neben dem kurativen und präventivmedizinischen Kernauftrag wird durch die Teileinheit Ausbildung/Übungen/Rettungsdienst (TE AÜR) des FachSanZ Köln-Wahn die Aus- und Fortbildung „Einsatz Ersthelfer A“ für den Zuständigkeitsbereich sichergestellt.
    Das Fachpersonal steht 24 Stunden in Bereitschaft, um wichtige Sonderaufgaben, wie den weltweiten Einsatz im Rahmen der medizinischen Evakuierung mit  Luftfahrzeugen der Bundeswehr (Strategic Aeromedical Evacuation; StratAirMedEvac), vor allem mit Airbus A310 MRTT der Flugbereitschaft BMVg, gewährleisten zu können. Aufgrund der direkten Anbindung an den militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn stellt das FachSanZ Köln-Wahn darüber hinaus auch immer wieder Personal zur Unterstützung von humanitären Hilfsaktionen der Bundesregierung zur Verfügung, zuletzt im Rahmen Aufnahme von Verwundeten und Verletzten aus den Konflikten in Libyen und Syrien.
    Abgerundet wird das Aufgabenspektrum des FachSanZ Köln-Wahn durch standortweite Aufgaben wie die Sicherstellung der standortärztlichen Bereitschaftsdienste, das tägliche Bereithalten einer Flugunfallbereitschaft für die Flugbereitschaft BMVg, die Hygieneüberwachung am Standort, die sanitätsdienstliche Unterstützung bei Einsätzen, Übungen und Ausbildung der zu betreuenden Dienststellen, und Sondervorhaben, wie die regelmäßig stattfindenden Blutspendenaktionen und nicht zuletzt die Betreuung von zur Zeit 82 Sanitätsoffizieranwärterinnen und -anwärtern in den Studienorten Köln, Düsseldorf und Wuppertal.
    Im Fachsanitätszentrum Köln-Wahn wurden im Jahr 2012 in den 14 Truppenarztambulanzen (jeweils zwei davon in den Außenstellen Hilden und Siegburg) rund 46 000, in den acht Zahnarztambulanzen (davon eine in Hilden und eine oralchirurgische Ambulanz) rund 10 000 und in den drei fachärztlichen Untersuchungsstellen Innere Medizin, Orthopädie/Unfallchirurgie und Augenheilkunde rund 5 000 Behandlungen durchgeführt. Nimmt man die arbeitsmedizinischen Begutachtungen und Untersuchungen der Arztgruppe Betriebsmedizin sowie die truppenärztlichen Begutachtungen und die regelmäßige Impfsprechstunde mit hinzu, so wurden durch das Fachsanitätszentrum Köln-Wahn im Jahr 2012 rund 65 000 Patientenkontakte geleistet.
    Insgesamt leisten zur Erfüllung dieser umfangreichen Aufgaben und Aufträge – in der Aufzählung darf natürlich auch nicht die Unterstützungs- und Dienstleistungsfunktion des Stabes FachSanZ Köln-Wahn vergessen werden – ca. 160 Soldatinnen und Soldaten sowie ca. 28 (davon zwölf Auszubildende zur/zum medizinischen oder zahnmedizinischen Fachangestellten) zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Dienst im Fachsanitätszentrum Köln-Wahn.
    Abschließend wage ich einen Ausblick in die Zukunft: Im Rahmen der Strukturreform der Bundeswehr und der damit erforderlichen Umstrukturierung des Zentralen Sanitätsdienstes ist vorgesehen, das FachSanZ Köln-Wahn Anfang 2015 als sogenanntes Sanitätsunterstützungszentrum (SanUstgZ) neu aufzustellen. Im Verbund mit seinen nachgeordneten Sanitätsversorgungszentren (SanVersZ) stellt das SanUstgZ Köln-Wahn zukünftig als eines von insgesamt 13 SanUstgZ bundesweit die regionale sanitätsdienstliche Versorgung der Soldatinnen und Soldaten in einer Region sicher, die ungefähr dem Bereich der Ärztekammer Nordrhein entspricht.
    Die SanUstgZ sind die logische Weiterentwicklung der bisherigen Fachsanitätszentren, die im Regionalbezug neben der ambulanten truppenärztlichen, truppenzahnärztlichen und fachärztlichen Versorgungsaufgabe die Koordination der sanitätsdienstlichen Ausbildungs- und Einsatzunterstützung gegenüber der Truppe wahrnehmen.  Ihnen werden rein kurativ aufgestellte SanVersZ truppen- und fachdienstlich unterstellt, die von den SanUstgZ konsequent von nahezu allen administrativen Aufgaben entlastet werden. Die SanUstgZ stellen somit die dritte Führungsebene des Organisationsbereichs Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr dar.

    Aufmacherbild: Martin Büdenbender/pixelio.de

    Datum: 06.03.2014

    Quelle:

    Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2013/4

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