HERAUSFORDERUNGEN AN DEN SANITÄTSDIENST DER BUNDESWEHR IN DEN NÄCHSTEN 15 JAHREN

- Eine sanitätsdienstliche Zukunftsanalyse -

Die Untersuchung von Trends und Gegentrends dient dazu, den Möglichkeitsraum denkbarer alternativer »Zukünfte « zu entwickeln. Besonders wichtig sind die sogenannten Megatrends. Ein Megatrend in den westlichen Staaten ist die Gesundheit. Die flächendeckende Gesundheitsversorgung und die Sicherstellungsgarantie werden bei sinkenden Bevölkerungszahlen neu definiert werden müssen. Der Politikwissenschaftler Prof. Münkler definiert die »Neuen Kriege«. Weitere mögliche Formen sind der so genannte »Four Block War« und der »Hybrid War«. Die technologische Überlegenheit von Streitkräften hat in Konflikten eine große Bedeutung. Aber die menschliche Dimension wird der alles entscheidende Faktor. Im Zentrum künftiger Operationen stehen nicht mehr in erster Linie gegnerische Kräfte und Geländegewinne, sondern der Mensch. Deshalb müssen sich die Sanitätsdienste mit der Rolle als so genannter »Force Effektor« - im Rahmen des vernetzten, ressortübergreifenden Ansatzes - zukünftig verstärkt auseinandersetzen. Der weitere Ausbau des einsatzorientierten, approbationsübergreifenden und multidisziplinären »Vorbeugenden Gesundheitsschutzes « ist von elementarer Bedeutung. Amerikanische Studien belegen die Wichtigkeit der präklinischen Versorgung und dass ein rascher und qualifizierter Verwundetentransport in eine Sanitätseinrichtung der Ebene 2 wesentlichen Einfluss auf das Behandlungsergebnis hat. Zur vernetzten Operationsführung im Sanitätsdienst gehört auch das Qualitätsmanagement. Wichtige Grundlage hierfür ist ein »Case Load-« / Trauma Register. Mit Hilfe dieser Daten können Therapieschemata und deren Behandlungsergebnisse analysiert und bewertet und in Teilen auch mit zivilen Daten verglichen werden.

Trendanalyse

1960 begann mit der Erdbebenhilfe in Agadir, Marokko, für den Sanitätsdienst der Bundeswehr eine bisher 50-jährige Tradition von Auslandseinsätzen. In einigen dieser Einsätze stellten sanitätsdienstliche Truppenteile sogar das Kernelement für die Auftragserfüllung. Ein solches Jubiläum - 50 Jahre Auslandseinsätze - bietet die Möglichkeit für einen Rückblick, aber auch einen Blick in die Zukunft. Deshalb beschäftigt sich der folgende Artikel mit der Frage, welche Anforderungen werden an den Sanitätsdienst der Bundeswehr in den nächsten 15 Jahren gestellt?

Allen Streitkräften dieser Welt gemein ist, dass sich ihre Fähigkeiten entsprechend der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik ihrer Staaten definieren. Der Umfang und die Ausstattung der Streitkräfte müssen die vorhandenen und zukünftigen Ressourcen des Staates bzw. des Gemeinwesens reflektieren. Streitkräfte sind ein Spiegelbild ihres Landes, seiner Gesellschaft, seiner technischen Fähigkeiten, seiner historischen Erfahrungen und Besonderheiten. Voraussetzung für jeden Weiterentwicklungsprozess von Streitkräften ist der Soll-Ist-Abgleich zwischen heute bereits verfügbaren und zukünftig erforderlichen Fähigkeiten. Hierzu benötigt man eine Aussage über die möglichen zukünftigen Anforderungen an die Gesellschaft, die Streitkräfte, den Sanitätsdienst und das zivile Gesundheitswesen. Die Zukunft voraussagen kann niemand. Aber man kann Trends und mögliche Gegentrends feststellen. Die Untersuchung von Trends und Gegentrends dient dazu, das Gesamtsystem und seinen Wandel zu verstehen, den Möglichkeitsraum denkbarer alternativer »Zukünfte « zu verdichten. Wichtig sind bei diesem Prozess die sogenannten Wildcards, die Trendbrüche und unerwartete Ereignisse definieren. So eine Wildcard war z.B. die Prognose des russischen Dissidenten Andrey Amalrik, der schon 1970 den Zusammenbruch der Sowjetunion voraussagte. Besonders wichtig sind die sogenannten Megatrends, die 30 bis 50 Jahre dauern und durch ihren globalen Charakter auf alle Lebensbereiche wirken.

Megatrend Bevölkerungsentwicklung

Ein Megatrend mit hoher Auswirkung auf die Zukunft ist die demographische Entwicklung. Denn wir kennen schon heute die ungefähre Zahl der 18-Jährigen in der Bevölkerung im Jahre 2025, da sie ja bereits vor drei Jahren geboren wurden. Sicher ist, dass 2025 mehr Menschen auf diesem Planeten leben und die Menschen immer älter werden. Gleichzeitig wird sich die weltweite Verteilung der Bevölkerung ändern, da besonders in Afrika und Asien die Bevölkerungszahlen ansteigen werden. Ein aktuelles Beispiel ist Afghanistan, wo derzeit ca. 25-28 Millionen Menschen leben und bis 2025 ein Anstieg über die 40 Millionenmarke erwartet wird. Im Jahre 2025 müssen über 8 Milliarden Menschen ernährt werden und benötigen ausreichend Trinkwasser. Daneben muss Wohnraum für die steigenden Bevölkerungszahlen geschaffen werden. Die Folge ist ein zunehmender Mangel an Ackerland, weil es zu Bauland umgewandelt wird. Durch Landflucht nimmt die Urbanisierung und Entwicklung von Mega-Städten mit Slumbildung zu. Diese Faktoren wirken als Multiplikator für ohnehin bestehende Instabilitäten und können schon geschwächte Regierungen und von Armut betroffene Länder überfordern. Die sowohl innerstaatliche als auch zwischenstaatliche Verteilungskonflikte und ein verstärkter Migrationsdruck.

Megatrend Gesundheit

Ein Megatrend in den westlichen Staaten ist mit Sicherheit die Gesundheit. Derzeit unterscheiden wir zwei Gesundheitsmärkte. Der sogenannte klassische Gesundheitsmarkt ist solidarisch finanziert. Er ist gekennzeichnet durch steigende Ausgaben und gleichzeitig sinkende Einnahmen. Der sogenannte »Zweite Gesundheitsmarkt« umfasst Leistungen, wie Wellness-Angebote und privat finanzierte Gesundheitsprodukte. Es kommt immer mehr zu einer Vermischung dieser beiden Märkte. Das Gesundheitswesen wird immer stärker durch marktwirtschaftliche Faktoren beeinflusst. Die flächendeckende Versorgung und die Sicherstellungsgarantie werden bei sinkenden Bevölkerungszahlen neu definiert werden müssen. Die Folge wird die Veränderung des Leistungsangebots der verbleibenden Krankenhäuser sein. In den Ballungsräumen wird es trägerübergreifend zu einer Konzentration von Leistungen kommen. In der Fläche wird nicht mehr überall eine klinische Allgemeinversorgung angeboten werden können, sondern eine Mischung aus Intensivstation, Teleportal und Klinikambulanz - bei insgesamt deutlich verringerter Bettenzahl. Es werden sich Medizinische Versorgungszentren (MVZ) entwickeln, deren Ziel es sein wird, als lebenslange Gesundheitsbegleiter zu fungieren.

Megatrend »Neue Kriege«

Welches sicherheitspolitisches Umfeld wird in 15 Jahren erwartet? Die Welt von heute ist deutlich friedvoller, als sie es vor 15 Jahren war. 1991 wurden 17 größere Kriege gezählt, 2006 waren es nur 5. Von einem größeren Krieg spricht man unter Forschern, wenn als Folge dieses Krieges/Konfliktes mehr als 1000 Menschen pro Jahr versterben. In der gleichen Zeit ist allerdings die Zahl der kleineren Konflikte gestiegen. Gleiches gilt für die Zahl von Kriegen in Ländern, die über wichtige Rohstoffe verfügen. Angesichts 2025 noch vorhandener Potentiale und aktueller Rüstungsanstrengungen bleiben hochintensive Gefechte zwischen regulären staatlichen Streitkräften weiterhin möglich. Dies ist in erster Linie im Rahmen multinationaler, joint und vernetzt geführter Operationen zu erwarten.

Der Politikwissenschaftler Prof. Münkler spricht von den »Neuen Kriegen«. Diese Kriege sind eine neue Kombination von Faktoren, die für sich allein genommen nicht neu sind: asymmetrische Kriegsführung, Auftreten substaatlicher/ semiprivater Kriegsakteure, Entmilitarisierung der staatlichen Interventionskräfte in Stabilisierungseinsätzen und vernetzte lernfähige Gegner. Ein Merkmal der asymmetrisch agierenden Kräfte ist die systematische Gewaltanwendung gegen die Zivilbevölkerung, indem Grundbedürfnisse, wie Nahrung und Trinkwasser, als Waffe eingesetzt werden, bis hin zu ethnischer Vertreibung oder Genozid. Die Übergänge zwischen den Konfliktformen und -intensitäten werden fließend sein. Man spricht vom sogenannten »Four Block War«. Das bedeutet, dass folgende Fähigkeiten parallel in einem Einsatz durch die Streitkräfte erbracht werden müssen: intensive Kampfhandlungen, Beteiligung an humanitären Maßnahmen, Trennung von kriegführenden Parteien sowie die Kommunikation mit den Menschen vor Ort. Nur wer den Sinn seines Engagements und seines Auftrages glaubwürdig vermitteln kann, wird vor Ort von der Bevölkerung unterstützt werden.

Sicherlich hat weiterhin die technologische Überlegenheit von Streitkräften auch in zukünftigen Konflikten und Auseinandersetzungen eine große Bedeutung. Aber die menschliche Dimension wird der alles entscheidende Faktor. Im Zentrum künftiger Operationen stehen nicht mehr in erster Linie gegnerische Kräfte und Geländegewinne, sondern der Mensch, in diesem Falle die Bevölkerung und ihrer Eliten im Einsatzraum. Parallel ist ebenso, die Meinung und Einstellung der Weltöffentlichkeit und insbesondere auch die der Bevölkerung in Deutschland zu den Einsätzen zu berücksichtigen. Trotz internationaler Abkommen besteht weiterhin ein Missbrauchspotential für den Einsatz von chemischen, nuklearen und biologischen Waffen sowohl durch Staaten als auch durch nichtstaatliche Organisationen. Noch in guter Erinnerung ist der Sarin-Anschlag der Aun Sekte 1995 in der Tokioer U-Bahn mit 12 Toten und 5.500 Menschen, die einer medizinischen Behandlung bedurften. Ein anders Beispiel sind die Antrax-Anschläge 2001 gegen Politiker in Washington. Insgesamt 22 Personen entwickelten eine Milzbrandinfektion, wovon 5 Personen verstarben.

Nach dem Konflikt zwischen den israelischen Streitkräften und der Hisbollah 2006 im Libanon wurde der Begriff »Hybrid War« geprägt. Im »Hybrid War« nutzt eine Konfliktpartei alle verfügbaren Methoden und Mittel, wie z.B. Waffensysteme von Primitiv- bis Hochtechnologie. Die Fusion und Variation von unterschiedlichsten Waffensystemen aber auch Einsatztaktiken, vom terroristischen Anschlag bis hin zum koordinierten Angriff in Kompanie- oder Bataillonsstärke, wird als Hybrid- Krieg bezeichnet. Mit der Konzeption der Bundeswehr vom 9. August 2004 wurden die grundlegenden Entscheidungen zur Ausrichtung der Bundeswehr getroffen und mit dem »Weißbuch 2006 zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr« bestätigt. Einsätze zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung - einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus - bleiben absehbar die Aufträge der Bundeswehr im Rahmen einer ressortübergreifenden vernetzten Sicherheitspolitik. Die Auswirkungen der zuvor geschilderten Trends, weitere sind in nebenstehender Tabelle aufgeführt, werden sich auf die Bundeswehr in vielfältiger Weise niederschlagen. Was können wir bereits heute erkennen und was müssen wir morgen umsetzen, um auch künftig unseren sanitätsdienstlichen Auftrag im Verbund der Streitkräfte zum Wohle der uns anvertrauten Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz erfüllen zu können?

Vorbeugender Gesundheitsschutz

Die Anzahl und Intensität der Auslandseinssätze wird weiter zunehmen. Gleichzeitig weichen in diesen Einsatzgebieten die Umwelt- und Klimabedingungen sowie die Gesundheitsgefährdungen und Krankheitserreger von den mitteleuropäischen Verhältnissen stark ab. Amerikanische Studien haben ergeben, dass während vergangener militärischer Auseinandersetzungen 50-65 % der Soldaten wegen Infektionserkrankungen und nur 5-25 % wegen Kriegsverletzungen (wounded in action) hospitalisiert wurden. Als Folge der Globalisierung und Mobilität unserer Gesellschaft besteht zusätzlich in Deutschland sowie in den Einsatzgebieten eine erhöhte Gefahr der Entstehung und Ausbreitung von Epidemien und Pandemien. Innerhalb der asymptomatischen, aber infektiösen Inkubationszeit kann ein Infizierter mehrere internationale Flüge absolvieren. Zwischen 1940 und 2004 sind beim Menschen nicht weniger als 335 neuartige Infektionskrankheiten aufgetreten.

Die sogenannten »Emerging Diseases Hotspots« solcher Erreger sind interessanterweise nahezu deckungsgleich mit aktuellen und zukünftig potentiellen Einsatzgebieten. Für den Sanitätsdienst bedeutet es, dass so früh wie möglich Informationen gewonnen werden müssen, wann und wo vermehrt Infektionskrankheiten oder besonders gesundheitsgefährdende Ereignisse auftreten. Hierzu gehört zum einen das wichtige und wirkungsvolle Instrument »Medical Intelligence«. Zusätzlich wird derzeitig ein System zur zeitnahen und symptombasierten Überwachung entwickelt, die sogenannte »Deployment Health Surveillance Capability«. Diese Fähigkeit dient dazu, Krankheitsausbrüche resultierend aus natürlicher oder beabsichtigter Exposition mit Krankheitserregern schneller identifizieren, lokalisieren und analysieren zu können. Bislang waren die Warnschwellenwerte für mögliche infektiöse Ausbruchsgeschehen ausschließlich abhängig von Meldungen entsprechender Krankheitsbilder. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr will erreichen, dass schon bei Häufung von eingehenden Symptommeldungen, die einen speziellen, softwaregestützten Auswertealgorithmus durchlaufen, Rückschlüsse auf entsprechende Krankheitserreger möglich sind. So kann frühzeitiger reagiert und die Anzahl der möglichen Opfer reduziert werden. Der Aufbau des multinational zu besetzenden »Deployment Health Surveillance Center« hat in diesem Jahr in der Abteilung V des Sanitätsamtes der Bundeswehr begonnen.

Neben der direkten militärischen Bedrohung gibt es im Einsatz weitere potentielle Risiken und Gefahren für die Gesundheit der beteiligten Soldatinnen und Soldaten, die durch die vielfältigen Arbeits- und Umwelteinflüsse in einer widrigen Umgebung hervorgerufen werden. Was wir brauchen, ist also eine Strategie zur Gesunderhaltung von Soldaten im Einsatz, die auf den ineinandergreifenden Säulen Widerstandsfähigkeit, Leistungsfähigkeit und Prävention vermeidbarer Gesundheitsrisiken und Behandlung von Gesundheitsstörungen beruht und die eine einsatzorientierte, approbationsübergreifende und multidisziplinäre Zusammenarbeit erfordert. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr hat auf diesem Feld bislang exzellente Arbeit geleistet, was sich in den Einsätzen in einer sehr niedrigen DNBI (Diseases non battle injuries)- Rate widerspiegelt. Zusammen mit den Instituten und Fachabteilugen des Sanitätsamtes der Bundeswehr sind Ausbildungs-, Trainings- sowie Gesundheitsprogramme im Sinne einer einsatzorientierten Gesundheitsförderung zu entwickeln, die die Leistungsfähigkeit unserer Soldatinnen und Soldaten für den Einsatz weiter erhöhen. Erste Programme, wie u.a. ein Adipositas-Interventionsprogramm, befinden sich schon in der Anwendung.

Widerstandsfähigkeit bedeutet nicht nur physisch leistungsfähig, sondern auch mental den Auswirkungen von Stress gewachsen zu sein. Schon von Anbeginn der Auslandseinsätze haben deshalb der Sanitätsdienst und der Psychologische Dienst der Bundeswehr ein Maßnahmenpaket zur Prävention des posttraumatischen Belastungssyndroms (PTBS) entwickelt. Trotzdem hat die Anzahl der von PTBS-Betroffenen, wie erwartet, zugenommen. Dies ist insbesondere auf folgende Faktoren zurückzuführen: die erhöhte Gefährdung durch die veränderte Sicherheitslage in Afghanistan, die erfreuliche Tatsache, dass Gesellschaft und Bundeswehr dieses Krankheitsbild positiver wahrnehmen und die steigende Akzeptanz der Betroffenen, sich qualifiziert behandeln zu lassen. Die bewährten Konzepte sind im Rahmen eines multinationalen Erfahrungsaustausches in Form von Symposien und Forschungsvorhaben weiter zu optimieren. Wir müssen alles unternehmen, um die Entstehungswahrscheinlichkeit einer solchen aber auch anderer psychischer Beeinträchtigungen bei unseren Soldatinnen und Soldaten im Einsatz weiter zu minimieren. Hierzu gehört auch die Auseinandersetzung mit Fragestellungen, wie Einsatzdauer, Personalauswahl, Ausbildung und Kohäsionsfaktoren in den Verbänden. Faktoren auf die der Sanitätsdienst der Bundeswehr weniger Einfluss hat.

Präklinische Versorgung

Derzeitige und zukünftige Einsätze sind und werden davon geprägt sein, dass kleinere Kontingente in der Fläche Präsenz zeigen müssen. Die Folge hiervon sind überdehnte Räume bei mangelhafter oder fehlender Infrastruktur. Ziel ist es, so früh wie möglich die qualifizierte sanitätsdienstliche Versorgung durch Personal des Zentralen Sanitätsdienstes sicherzustellen. Nicht in jedem Fall wird es möglich und sinnvoll sein, dass hochqualifiziert ausgebildete Rettungsassistentinnen/- assistenten oder Rettungsmedizinerinnen/- medizinern in vorderster Linie eingesetzt werden. Ein wichtiger Bestandteil der Rettungskette und wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche und qualifizierte sanitätsdienstliche Versorgung ist deshalb die rechtzeitige Selbst- und Kameradenhilfe. Haupttodesursache von Verwundeten bei militärischen Konflikten sind in bis zu 40 - 80% der Fälle Blutungen.

Untersuchungen alliierter und der israelischen Streitkräfte haben gezeigt, dass in modernen Konflikten eine so früh wie möglich erfolgte Blutstillung - das heißt möglichst schon am Ort der Verwundung, also noch »unter Feuer« - die Überlebensraten erhöht. Man spricht deshalb auch von den »platinum 10 minutes«. Unter den dargestellten Bedingungen ist es konsequent, das Nichtsanitätspersonal einsatzorientierter und umfangreicher als bisher zu qualifizieren. Mit der erweiterten Ausbildung zum Einsatzersthelfer A und B sowie zum sog. »Combat First Responder« wird Nicht-Sanitätspersonal befähigt, im Rahmen der Notkompetenz erweiterte lebensrettende Maßnahmen durchzuführen. Der Umfang der Fähigkeiten und das verwendete Sanitätsmaterial in der erweiterten Selbst- und Kameradenhilfe im Rahmen der Notkompetenz sind regelmäßig zu validieren.

Ein Beispiel hierfür sind die Überlegungen anderer Streitkräfte, anstelle von Morphin-Autoinjektoren, Morphinanaloga oder andere potentielle Analgetika in Form von Nasenspray für die Analgesierung zu verwenden. Um die notwendige Handlungssicherheit zu gewähren, wird das Sanitätsamt der Bundeswehr gemeinsam mit Vertretern der Konsiliargruppen und Beratenden Sanitätsoffizieren der Reserve hierzu regelmäßig fachliche Stellungnahmen mit dem Führungsstab des Sanitätsdienstes erstellen und abstimmen. Durch Schutzweste und sonstige Ausrüstungsgegenstände steigt das Gewicht eines Soldaten von durchschnittlich 100 kg auf über 135 kg. Das Bergen und der Transport bzw. auch das Umlagern von Verwundeten erfordert vom Sanitätspersonal höchste körperliche Fitness. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bergung und Versorgung teilweise unter feindlichem Beschuss erfolgt. Aus diesem Grund wurden in den amerikanischen Streitkräften erste Versuche mit Erste-Hilfe- Robotern (SNAKEBOT) durchgeführt, die während der Rettung mittels Sensoren sogar den Verwundeten untersuchen. Auch der Sanitätsdienst der Bundeswehr wird nach Möglichkeiten suchen, Robotersysteme einzusetzen, insbesondere dort, wo eine erhöhte Gefährdung für das Sanitätspersonal zu erwarten ist.

Amerikanische Studien haben die statistische Verteilung der Verwundetenzahlen analysiert. Das Ergebnis zeigt, dass in derzeitigen Konflikten als Folge von Gefechtshandlungen oder ähnlichen Ereignissen in 95-97 % der Fälle 1-6 Verwundete auftreten mit einem Durchschnittswert von 2 Verwundeten. In 2- 5 % der Fälle ist mit 1-25 Verwundeten zu rechnen, mit einem Durchschnittswert von 10 Verwundeten. In 1 % der Fälle können mehr als 25 Verwundete auftreten. Die Häufigkeit eines solchen erhöhten Verwundetenaufkommens hängt von der Intensität der Kampfhandlungen ab. Für jede Eventualität können die sanitätsdienstlichen Kräfte nicht ausgeplant werden. Ziel ist es, solange wie möglich, die individualmedizinischen Qualitätsstandards zu bewahren, aber im Rahmen eines Massenanfalles so vielen Verwundeten wie möglich zu helfen. Die sanitätsdienstliche Unterstützung ist so auszuplanen, dass das Gesamtsystem Sanitätsdienst so belastbar ist, dass der »MASCAL« (mass-casualty-situation) die Ausnahme ist und bei unvorhersehbaren MASCAL-Ereignissen so schnell wie möglich der individualmedizinische Standard wieder erreicht werden kann.

Amerikanischen Studien zeigen, dass, wenn ein Verwundeter eine Sanitätseinrichtung erreicht, die Überlebensrate seit 1991 von 78 % auf 90 % gestiegen ist. Aktuelle Untersuchungen belegen zudem, dass sich in den Behandlungsergebnissen der US-Streitkräfte zwischen dem Irak- und dem Afghanistan- Einsatz in Hinblick auf die Überlebensraten leichte Unterschiede ergeben. Die etwas schlechteren Ergebnisse für Afghanistan sind möglicherweise auf die durch die geographischen Verhältnisse verlängerten Transportzeiten zurück zu führen. Die zuvor dargestellten Ergebnisse zeigen die Bedeutung der präklinischen Versorgung und dass ein rascher und qualifizierter Verwundetentransport in eine Sanitätseinrichtung der Ebene 2 von elementarer Bedeutung für das Behandlungsergebnis ist. Hierzu gehört u.a. eine frühzeitige intensivmedizinische und chirurgische Behandlung.

Für die Beherrschung von Gerinnungsstörungen ist die frühzeitige Gabe von Blutprodukten erforderlich. Die Erfahrungen der Amerikaner, aber auch eigene Einsatzerfahrungen, zeigen, dass bei Gerinnungsstörungen u.a. eine frühzeitige Transfusion von Blutplättchen sich prognostisch günstig auswirkt. Die Bereitstellung von Thrombozyten ist allerdings mit besonderen logistischen Herausforderungen behaftet. Daher ist es Absicht des Sanitätsamtes der Bundeswehr, kryokonservierte Thrombozytenkonzentrate im Einsatz zu nutzen. Auf der Grundlage eines Verfahrens, das im Sanitätsdienst der Niederländischen Streitkräfte bereits etabliert ist, soll ein Forschungsvorhaben in Auftrag geben werden, bei dem die Eigenschaften von tiefgefrorenen Thrombozytenkonzentraten nach unterschiedlicher Lagerungsdauer untersucht werden sollen. Ziel ist es, für diese kryokonservierten Thrombozytenkonzentrate eine arzneimittelrechtliche Zulassung für den Einsatz durch das Paul-Ehrlich-Institut zu erhalten. Auf Grund der möglichen Bedrohung durch ABC-Kampfstoffe hat der Sanitätsdienst der Bundeswehr in Hinblick auf moderne Verwundetentransportmittel und –dekontaminationseinrichtungen die notwendigen Initiativen eingeleitet. In den Instituten für medizinischen ABC-Schutz werden innovative Forschungsprojekte verfolgt, um die Fähigkeiten in Hinblick auf die Diagnostik im mobilen Einsatz, auf die Entwicklung von Schnelltests und Detektionssystemen für Kampfstoffe weiter zu entwickeln.

AIRMEDEVAC

Gerade in Hinblick auf die Weiterentwicklung der präklinischen Versorgung kommt der Verbesserung der Bereitstellung von AIRMEDEVAC, insbesondere durch Hubschrauber, eine besondere Bedeutung zu. Folgerichtig fordert die Heeresdienstvorschrift 100/100, dass »der Verwundetenlufttransport (AIRMEDEVAC) grundsätzlich Vorrang hat, damit gesundheitliche Schädigungen verhindert werden und die Überlebensfähigkeit entscheidend verbessert werden kann«. Auf Grund der derzeitigen Alarmierungszeiten von mindestens 20 bis 30 Minuten und dem Ziel, innerhalb von spätestens weiteren 60 bis maximal 90 Minuten den Verwundeten in eine Ebene 2-Einrichtung zu verlegen, müssen die MEDEVACHubschrauber ausschließlich für diesen Auftrag zweckbestimmt und zugeordnet im Einsatz vorgehalten werden. Des Weiteren gilt es, für den Einsatz von Kampfhubschraubern als sogenannter Begleit- und Schutzhubschrauber, wie den Tiger, frühzeitig Einsatzgrundsätze zu definieren, um die Alarmierungszeiten des MEDEVAC-Hubschraubers nicht weiter zu verlängern. Auch sind zukünftig die Stationierungsorte für MEDEVACHubschrauber in den Einsatzgebieten so zu planen, dass deren Einsatzradien optimal eine größtmögliche Fläche abdecken, um die Anzahl der Ebene 2-Einrichtungen so effizient wie möglich ausplanen zu können.

Ebene 2-Einrichtungen

Zukünftige Einsätze werden ebenfalls gekennzeichnet sein durch ein gesteigertes Gefährdungspotential, eine erhöhte Einsatzintensität und den schnellen Wechsel der Operationsarten, überdehnte Gefechtsstreifen mit unterbrochenen Verbindungslinien und im Besonderen durch die asymmetrische Bedrohung. Rechtzeitigkeit und Folgerichtigkeit sind die entscheidenden Faktoren für die Effektivität und Effizienz der sanitätsdienstlichen Versorgung, insbesondere der medizinischen Behandlung. Um Leben zu retten und Komplikationen verhindern zu können, ist die sanitätsdienstliche Versorgung so nah und sinnvoll wie möglich an Orten des möglichen Verwundetenanfalls zu planen, ohne dass dabei jedoch die Operationsführung der kämpfenden Truppe behindert oder erschwert wird. Deshalb müssen die Sanitätseinrichtungen und die Verwundetentransportmittel hoch mobil sein, so dass sie der zu unterstützenden Truppe jederzeit folgen können. Materialausstattungen für Sanitätseinrichtungen der Ebene 2, die sich entsprechend dem Konzept der ressourcenmotivierten »Damage Control Resuscitation/Surgery« auf die notfallmedizinischen, intensivmedizinischen und operativen Maßnahmen konzentrieren und die Fähigkeitsanforderungen hinsichtlich Schutz, hoher Mobilität für landgebundene Operationen und schneller Herstellung der Einsatzbereitschaft gleichzeitig aufweisen, sind derzeit in der Bundeswehr noch nicht vorhanden. Entsprechende Initiativen für die Beschaffung einer solchen Einrichtung sind in der Erarbeitung. Das Schließen dieser Fähigkeitslücke ersetzt jedoch nicht das Vorhalten und operative Ausplanen ausreichender AIRMEDEVAC- Fähigkeiten für Einsätze der Bundeswehr. Es ergänzt sinnvoll das vorzuhaltende sanitätsdienstliche Spektrum im Sinne einer funktionierenden Rettungskette im Einsatz.

Weitere Intensivierung der Ausbildung

Gerade das Personal, welches in der präklinischen Versorgung - insbesondere der Ebene 1 und Ebene 2 mit hochmobilen Sanitätseinrichtungen - eingesetzt ist, wird zukünftig einer zunehmenden Gefährdung ausgesetzt sein. Dies erfordert eine weitere Intensivierung der infanteristischen Ausbildung im frühzeitigen Verbund mit der sanitätsdienstlich zu versorgenden Truppe während der einsatzvorbereitenden Ausbildung (EVA). Zusätzlich hat dieses Personal sicherzustellen, dass seine notfallmedizinischen theoretischen und praktischen Kenntnisse regelmäßig durch Praktika aktualisiert werden. Entgegen der Tendenz zur Spezialisierung im zivilen Gesundheitswesen benötigt das Sanitätspersonal im Bereich der präklinischen Versorgung sehr umfassende und generelle Kenntnisse im Bereich der Traumaversorgung, was allerdings die Aus-, Fort- und Weiterbildungszeiten verlängert. Auch sind regelmäßige Teamausbildungen mit dem Sanitätsgerät bzw. in der Sanitätseinrichtung für die Handlungssicherheit im Einsatz notwendig. Diese Ausbildungserfordernisse im Bereich der sogenannten "weißen" aber auch "grünen" Ausbildung bedingen längere Abwesenheitszeiten, so dass dieses Personal des ZSanDstBw weniger als bislang in der ambulanten bzw. stationären Versorgung eingesetzt werden kann. Dieser Umstand ist bei zukünftigen Strukturanpassungen zu berücksichtigen.

Sanitätsdienst als »Force Effektor« Wie schon erwähnt, werden die Einsatzkräfte von der Bevölkerung vor Ort nur dann unterstützt, wenn die Einsatzkräfte den Sinn ihres Auftrages und ihres Engagements glaubwürdig vermitteln können. In den Einsatzgebieten ist neben fehlender wirtschaftlicher Entwicklung häufig das Gesundheitssystem nur rudimentär vor Ort ausgebildet.

Mit der Rolle des Sanitätsdienstes als so genannter »Force Effektor« im Rahmen des »Comprehensive Approach«, d.h. des vernetzten, ressortübergreifenden Ansatzes, müssen sich die internationalen Sanitätsdienste zukünftig verstärkt auseinandersetzen. Hierbei sind auch ethische Fragen zu beantworten: Inwieweit sind intensivmedizinische Kapazitäten in unseren Sanitätseinrichtungen für die Zivilbevölkerung zugänglich und in welchem Umfang können die Sanitätsdienste neben ihrem Primärauftrag - die sanitätsdienstliche Unterstützung der Soldatinnen und Soldaten - humanitäre medizinische Hilfe gewährleisten? Auf Grund der Personallage im Sanitätsdienst sind die Kräfte für diesen Auftrag so effizient wie möglich auszuplanen. Auf der anderen Seite sind Investitionen in den Sanitätsdienst der Streitkräfte des Einsatzlandes in Hinblick auf die Exitstrategie von elementarer Bedeutung. Dazu bedarf es übergeordneter Konzeptionen, damit zukünftig in Befehlen anstelle von Formulierungen, wie »Sanitätsdienstliche Versorgung der Zivilbevölkerung im Rahmen freier Kapazitäten«, eindeutigere Festlegungen und Handlungsanweisungen verwendet werden. Dieser Bereich wird derzeit in der NATO konzeptionell durch die in Entwicklung befindliche AJMedP-6 »Allied Joint Civil-Military Medical Interface Doctrin« hinterlegt. Ein weiterer Ansatz hierzu ist der in deutsch-niederländischer Kooperation entwickelte Lehrgang »Military-Medical Support in the Humanitarian Arena«.

Netzwerkbasierte Operationsführung

Die Netzwerkbasierte Operationsführung (NetOpFü) soll den Sanitätsdienst der Bundeswehr befähigen, eine noch höhere Wirkungsüberlegenheit zu erzielen. Wirkungsüberlegenheit bedeutet auf den Sanitätsdienst der Bundeswehr übertragen, effiziente und hoch qualifizierte sanitätsdienstliche Unterstützung und effizienter Kräfteansatz und Verfügbarkeit von einsatzbereiten Kräften und Mitteln nach Raum und Zeit im Einsatzgebiet und in der Sanitätsbasis Inland bzw. in Deutschland. Mit Informationsüberlegenheit und beschleunigten sowie verbesserten Führungsabläufen durch das Nutzen von Werkzeugen, wie z.B. Operations Research (OR), Modellbildung und Simulation (M & S) sowie dem Sanitätsdienstlichen Führungs- und Einsatzsystems (SAFES), wird im Sanitätsdienst zukünftig Führungsüberlegenheit erreicht. Ein umfassendes gemeinsames Lagebild auf der Basis aktueller und korrekter Daten sowie dessen gleichzeitige Verfügbarkeit für alle relevanten Entscheidungsträger sind eine wesentliche Grundlage für ein gemeinsames Lageverständnis, um hierdurch Informationsüberlegenheit zu erreichen.

In der netzwerkbasierten Operationsführung wird Information zum wesentlichen Faktor, vorrangig vor den Faktoren Kräfte, Raum und Zeit. Die revolutionären technischen Entwicklungen gerade auf dem Gebiet der Informationstechnik bieten die Möglichkeit, Informationen in großen Mengen, schnell, strukturiert und sicher zu sammeln, zu verarbeiten und zu übertragen. Es gilt, den Informationsraum zu dominieren. Im sogenannten Informationsraum Sanitätsdienst werden Informationen generiert, bearbeitet, bewertet und verfügbar gemacht. Das bedeutet, dass Meldungen und Informationen möglichst nur einmal in den Informationsraum Sanitätsdienst eingesteuert werden. Zur Informationsbefriedigung können Nutzer zu jeder Zeit und an jedem Ort, angepasst auf ihre Rolle und ihren Auftrag im Gesamtsystem Sanitätsdienst auf die Informationen des Informationsraumes Sanitätsdienst zurückgreifen. Alle für die Auftragserfüllung notwendigen Informationen werden hinreichend vollständig und in jeder taktischen Situation, d.h. sowohl nach dem »Push-« als auch nach dem »Pull-Prinzip«, bereitgestellt. Dabei sind u.a. die Vorgaben des Datenschutzes, der Ärztlichen Schweigepflicht und der IT-Sicherheit zu berücksichtigen.

Die uneingeschränkte technische Befähigung zu NetOpFü ist gegeben, wenn über einen optimal strukturierten IT-gestützten Informationsraum weitgehend medienbruchfrei kommuniziert werden kann. Das bedeutet, dass die Fachinformationssysteme, Führungsinformationssysteme der Teilstreitkräfte und der Streitkräfte, SAFES sowie SASPF (Standard- Anwendungs- Software-Produkt- Familie) im Sinne eines Sanitätsdienstlichen Informations- und Kommunikationsverbundes technisch miteinander vernetzt werden. Hiervon sind die Streitkräfte und auch der Sanitätsdienst noch weit entfernt. Aber bereits heute müssen die Voraussetzungen für diesen Prozess im Sinne einer kontinuierlichen Weiterentwicklung geschaffen werden. Dazu gehört eine medizinische Dokumentation im Einsatz, die möglichst kompatibel bzw. identisch mit dem System in der Sanitätsbasis Inland ist. Diese Dokumentation sollte ab einer Ebene 2-Versorgung möglichst web-basiert erfolgen. Durch technische Hilfsmittel, z.B. digitale Eingabehilfen, muss die medizinische Dokumentation erleichtert und automatisiert werden.

Zur vernetzten Operationsführung im Sanitätsdienst gehört auch das Qualitätsmanagement im Sinne von »Clinical Governance« (kontinuierliche Verbesserung der sanitätsdienstlichen Unterstützung im Einsatzgebiet) und von »Evidence Based Medicine«. Wichtige Grundlage hierfür ist ein »Case Load-« / Trauma Register. Mit Hilfe dieser Daten können dann Therapieschemata und deren Behandlungsergebnisse analysiert und bewertet und in Teilen auch mit zivilen Daten verglichen werden. Diese Ergebnisse haben dann Einfluss auf Behandlungsalgorithmen, sanitätsdienstliche Einsatzkonzepte und Beschaffungen von Medikamenten und Sanitätsgerät.

Komplexe Herausforderungen

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr steht vor komplexen Herausforderungen, deren Ursache in großen Teilen durch die rasanten Entwicklungen im zivilen Gesundheitssystem bedingt ist. Gerade die zukünftige Positionierung der Bundeswehrkrankenhäuser am zivilen Markt wird somit entscheidend dafür sein, dass die Bundeswehrkrankenhäuser unser Sanitätspersonal für den Einsatz qualifiziert ausbilden können. Gleichzeitig haben sie Einsatzpersonal zu stellen und eine medizinische Versorgung für unserer Soldaten/-innen und zivilen Patienten/-innen entsprechend dem zivilen Qualitätsstandard zu gewährleisten. Die durch den Führungsstab des Sanitätsdienstes vorgeschlagene zentrale Führung der Bundeswehrkrankenhäuser kann die Verfahrensabläufe sowie das Qualitätsmanagement optimieren und so zu einer erhöhten Durchschlagskraft sowie Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den zivilen Kostenträgern führen. Die Ausführungen zur präklinischen Versorgung und zum vorbeugenden Gesundheitsschutz zeigen, dass nur durch das Netzwerk und den Wirkverbund aller Leistungserbringer des Sanitätsdienstes im Einsatzland und in der Sanitätsbasis Inland eine qualitativ hochwertige effiziente sanitätsdienstliche Unterstützung möglich ist.

Zusammenfassend gilt es festzustellen, dass das Sanitätsamt der Bundeswehr mit seinem Weitentwicklungsauftrag in einem ständigen Prozess der Fähigkeitsanalyse und Einsatzauswertung mit allen Beteiligten im Sanitätsdienst der Bundeswehr prüft, ob die notwendigen Fähigkeiten zur sanitätsdienstlichen Unterstützung für die uns anvertrauten Soldatinnen und Soldaten ausreichend vorhanden sind und der Auftrag einsatzorientiert und effizient erfüllt werden kann. Wir müssen uns dabei ständig die Frage stellen: Tun wir die richtigen Dinge und tun wir die Dinge richtig?

Datum: 01.01.2010

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2010/1

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