NEUORGANISATION DER NUTZUNG IM SANITÄTSDIENST DER BUNDESWEHR

Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr wurden die Nutzungsaufgaben, die bisher von zivilen und militärischen Organisationsbereichen wahrgenommen wurden in einer neu gegründeten Bundesoberbehörde zusammengeführt.

Mit Gründung des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) am 01.Oktober 2012 und Auflösung der Abteilung II 2 Rüstung und Nutzung San des Sanitätsamtes der Bundeswehr zum 31.12.2012 werden u.a. die Aufgaben der ehemaligen Nutzungsleitung, das Nutzungsmanagement EVG/NVG San (Einzelverbrauchsgüter/Nichtverbrauchsgüter Sanitätsmaterial), durch die neue Bundesoberbehörde wahrgenommen. Das BAAINBw übernimmt im Gesamten die Aufgaben des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), des Bundesamtes für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr (IT-AmtBw) sowie Nutzungsaufgaben aus den Streitkräften und Aufgaben aus der Territorialen Wehrverwaltung.
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat am 01.01.2013 die Materialverantwortung für die Einsatzreife übernommen. Das Bundesamt ist somit neben der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen auch für den Erhalt der Einsatzreife zuständig. Diese umfasst alle Produktbezogenen Managementtätigkeiten, die eine sichere und bestimmungsgemäße Verwendbarkeit eines Produktes ermöglichen. Zusammen mit der Zuständigkeit für die Aussonderung und Verwertung ist nun mehr die einheitliche und durchgängige Verantwortung über den gesamten Lebenszyklus des Materials gegeben.

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Abb. 1: Organigramm Gruppe U3.

Das BAAINBw ist als Bundesoberbehörde dem Bundesministerium der Verteidigung, Abteilung AIN (Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung) unterstellt. Es ist die größte technische Behörde in Deutschland mit Hauptsitz in Koblenz. Die Abteilungen des BAAINBw sind nach folgenden, allgemeinen Aufgabengebieten gegliedert:
Abteilung P: Ausrüstungsmanagement und Strategie, Abteilung K: Kampf, Abteilung L: Luft, Abteilung S: See, Abteilung U: Land-Unterstützung, Abteilung I: Informationstechnik, Abteilung G: IT-Unterstützung, Abteilung H: Sonderorganisation HERKULES, Abteilung E: Einkauf, Abteilung Q: Qualität/Logistik und Abteilung Z: Zentrale Angelegenheiten.
Das neue Amt wird durch insgesamt acht wehrtechnische und wehrwissenschaftliche Dienststellen sowie das Zentrum für Informationstechnik der Bundeswehr unterstützt. Das Marinearsenal stellt als weitere Dienststelle die Einsatzbereitschaft der Deutschen Flotte sicher. Die Verbindungsstelle in Reston/USA vertritt die wehrtechnischen und rüstungs-wirtschaftlichen Interessen gegenüber amerikanischen und kanadischen Stellen des Amts- und Industriebereichs.
Die Hauptaufgabe des Bundesamtes besteht in der Ausstattung der Bundeswehr mit leistungsfähigem und sicherem Gerät und Material. Im Mittelpunkt des umfangreichen Aufgabenspektrums stehen die Entwicklung, die Erprobung, die Beschaffung und mit der Übernahme der Materialverantwortung auch das Nutzungsmanagement von Wehrmaterial. Die Aufgaben des Projekt- und Nutzungsmanagements sind nun eng mit querschnittlichen Unterstützungsaufgaben verbunden. Das Produkt- und Dienstleistungsspektrum reicht dabei von hochkomplexen Waffen- und IT-Systemen, Fahrzeugen, Flugzeugen, Schiffen über Feldlagereinrichtungen und Krankenhausausstattungen bis hin zu persönlichen Ausstattungs- und Ausrüstungsgegenständen unserer Soldatinnen und Soldaten. Wegen der durchgängigen Verantwortung des Bundesamtes von der Erarbeitung von technischen Lösungsvorschlägen zur Schließung von Fähigkeitslücken, über die Realisierung und Nutzungssteuerung bis hin zur Aussonderung und Verwertung können Aspekte und Erfahrungen aus dem Einsatz und der Nutzung bei zukünftigen Beschaffungen und Entwicklungen direkt Berücksichtigung finden. Zur Wahrnehmung der Nutzungsaufgaben wurden rund 1.100 überwiegend militärische Dienstposten aus den Streitkräften in das BAAINBw verlagert.

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Für den Bereich Nutzung EVG/NVG San wurden rund 30 Dienstposten, größtenteils aus der Abteilung II 2 des Sanitätsamtes der Bundeswehr nach Koblenz verlagert und in den Referaten U3.4 und U3.5 der Gruppe U3 der Abteilung U Land-Unterstützung ausgebracht.
Die Managementaufgaben konzentrieren sich im Wesentlichen auf den Erhalt und die Wiederherstellung der Einsatzreife des Wehrmaterials und werden durch das BAAINBw unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit geplant und gesteuert.
In Abgrenzung hierzu nehmen die Streitkräfte, hier für den Bereich des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr (Kdo SanDstBw) die Betriebs- und Versorgungsverantwortung für den Erhalt der Einsatzfähigkeit und Einsatzbereitschaft des zur Nutzung überlassenen Wehrmaterials war. Diese umfasst insbesondere die Sicherstellung des bestimmungsgemäßen Betriebs, die Materialbewirtschaftung und die Materialerhaltung des Wehrmaterials. Darüber hinaus werden dort auch definierte Aufgaben im Rüstungsprozess von Wehrmaterial für den Sanitätsdienst im engen Schulterschluss mit dem BAAINBw wahrgenommen, um die kontinuierliche Begleitung des Beschaffungsprozesses von Wehrmaterial für den Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr (ZSanDstBw) auf der Kommandoebene zu gewährleisten. Vom Integrierten Planungsprozess (IPP) der Analysenphase über Realisierung und Einführung bis zur Nutzung wirken „Bevollmächtigte Vertreter“ (BV) des Kdo SanDstBw (i. d. R. Unterabteilung UAbt X/X1) in den entsprechenden Gremien der Ämterbereiche maßgeblich mit. Schwerpunkt ist dabei das Begleiten der Realisierung, d. h. der Projektierung und Einführung im Zusammenwirken mit dem BAAINBw unter Einbringung der eigenen Expertiese. Das Spektrum der Rüstungsprojekte ist ebenfalls umfangreich. Es erstreckt sich von komplexen medizinischen Geräten wie z. B. Computertomographen (CT) und Magnetresonanztomographen (MRT) aus dem Bereich der bildgebenden radiologischen/diagnostischen Verfahren, über Wärmebildgeräte für den Einsatz bei Nacht bis hin zu modischen Accessoires in Form des Damenschuhs für den Dienstanzug unserer Soldatinnen.

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Die Aufgaben und Zuständigkeiten der Gruppen U3.4 und U3.5 sind wie folgt festgelegt und gegliedert:
Zu den herausfordernden Aufgaben des neuen Rüstungs- und Nutzungsmanagements zählt unter anderem die Umsetzung der zum 01.01.2013 durch BMVg erlassenen, novellierten „Verfahrensbestimmungen für die Bedarfsermittlung, Bedarfsdeckung und Nutzung in der Bundeswehr“ Customer Produkt Management (nov.). Hier ist u. a. die Mitwirkung in Integrierten Projektteams (IPT) im Rahmen der Analysenphase, die Leitung und Koordination der IPT im Rahmen der Realisierungsphase sowie die Durchführung und Koordination der Managementaufgaben im Rahmen der Nutzungsphase des Wehrmaterials hervorzuheben. Unterschiedlichste DV-Verfahren (Datenverarbeitungsverfahren) aus den vorher getrennt operierenden Aufgabengebieten sind zusammenzuführen, zu koordinieren und die entsprechenden Materialdaten zu pflegen. Im Rahmen der Teambildung werden die Mitarbeiter in teils neue, für sie fremde Aufgabengebiete eingewiesen und eingearbeitet, um somit jedem Mitarbeiter die Möglichkeit zu geben, sich verantwortlich im Rahmen der Beschaffung, als auch im Rahmen der Rüstung und Nutzung von Wehrmaterial einzubringen und zu beweisen.
Durch den Zusammenschluss der Rüstungs-, Beschaffungs- und Nutzungsaufgaben und durch das Verschmelzen der ehemaligen Fachabteilungen des BWB (Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung) und des San­ABw (Sanitätsamt der Bundeswehr) werden Synergieeffekte aus den Fach- und Spezialbereichen erzielt. Somit konnte ein leistungsfähiges Team gewonnen werden, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu meistern.

Datum: 27.07.2013

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2013/2

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