01.10.2012 •

WILDHÜTER IN KAMERUN

H. Tandler

Die Sonne geht blutrot unter, die Hitze des Tages lässt allmählich nach. Ich sitze in luftiger Kleidung auf der Terrasse der Wilhelms-Lodge und schaue auf den trüb dahin fließenden Fluss. Die Grillen zirpen, die Vögel stimmen den letzen Gesang des Tages an, ein atemberaubendes Konzert der Natur, das hin und wieder von einem kräftigen Trompeten eines der unzähligen Elefanten, die sich im Fluss baden, übertönt wird. Afrika!

Welches Buch bzw. welcher Film suggeriert uns nicht dieses Bild von Afrika? Allerdings heulen in Mitteleuropa bei Sonnenuntergang auch keine Wölfe. Afrika lässt sich weder allein durch das romantische Naturparadies, noch durch die von Bürgerkriegen und Hungersnöten zerrütteten Länder beschreiben. In diesem Artikel möchte ich Ihnen über meine Zeit an der Wildhüterschule „Ecole de Faune“ in Garoua/Kamerun von September 1999 bis Juni 2001 berichten.

Kamerun ist im „Knick“ Afrikas zwischen Nigeria, dem Tschad, der Zentralafrikanischen Republik und Gabon gelegen. Fast die gesamte Vielfalt Afrikas ist in Kamerun zu entdecken. Vom ariden Norden bis zu dichten, immergrünen Regenwäldern im Süden, mit über 286 verschiedenen Sprachen und über 200 verschiedenen Volksstämmen wird Kamerun zu Recht als das Miniaturafrika bezeichnet. Im Wettlauf um Afrika, während der Hochphase des europäischen Imperialismus um 1880, gelangte Kamerun unter deutsche Führung und wurde von 1884 - 1916 deutsche Kolonie. Nach dem ersten Weltkrieg ist Kamerun in ein französisches und ein englisches Gebiet aufgeteilt worden und noch heute sind die offiziellen Landessprachen Französisch und Englisch. 1960 erlangte Kamerun seine Unabhängigkeit und wird seit 1982, nachdem der erste Präsident Ahmadou Ahidjo abdankte, durchgängig von Paul Biya regiert.

Die Ecole de Faune liegt im Norden Kameruns in Garoua, der mit fast 300 000 Einwohnern drittgrößten Stadt des Landes und ist im Norden das politische und wirtschaftliche Zentrum. Die Stadt ist von dem Stamm der Fulbe geprägt, einem nomadisierenden Volk, welches im Zuge der Islamisierung überwiegend sesshaft wurde. Dementsprechend ist das Stadtbild Garouas muslimisch geprägt.

Die Ecole de Faune wurde 1970 u. a. mit Unterstützung von Bernhardt Grzimek gegründet und ist heute noch die einzige französischsprachige Wildhüterschule im westlichen und zentralen Afrika. Bis heute haben dort über 2 000 Schüler aus 24 verschiedenen Nationen Afrikas ihre Ausbildung absolviert. Während der zwei Jahre, die ich an der Ecole de Faune verbrachte, waren wir Schüler in zwei Klassen eingeteilt. Die Schülerschaft setzte sich aus neun Frauen und 32 Männern aus 14 afrikanischen Ländern zusammen. Wir waren intern in der Schule in einem gemeinsamen Schlafsaal untergebracht, wobei die Frauen in einem eigenen Gebäude lebten. Unser Schlafsaal wurde durch Holzwände in kleine Zimmer unterteilt, deren Wände weder bis zur Decke noch zum Boden reichten, also nur einen Sichtschutz bildeten. Versorgt wurden wir mit typisch afrikanischer Kost, die von uns Schülern eingekauft, allerdings von den schuleigenen Köchen zubereitet wurde.

Bei der Ecole de Faune handelt es sich um eine Wildlifemanagement-Schule, deren Ausbildungsziele in erster Linie der Erhalt der Biodiversität, deren nachhaltige Entwicklung und das Umweltmanagement sind. Das Studienjahr ist ebenso wie an den Bundeswehruniversitäten in Trimester aufgeteilt und folgt einem modularen Lehrplan mit vielen unterschiedlichen Fächern. So wurden uns die unterschiedlichen Ökosysteme Afrikas und deren Bewirtschaftungsmöglichkeiten beigebracht. Daneben lernten wir die Tier- und Pflanzenwelt West- und Zentralafrikas kennen, aber auch Ethologie, Physiologie, Anatomie, Tiergesundheit, Jagd und Jagdrecht, Gesetzgebung und nachhaltige Bewirtschaftung waren immer wiederkehrende Punkte im Lehrplan. Ein ebenfalls wichtiges Thema war die Sensibilisierung der Bevölkerung. Hierbei geht es darum, in der einheimischen Bevölkerung ein Verständnis für den Erhalt der Umwelt zu schaffen. Nur mit diesem Verständnis und der Mitwirkung der Einheimischen kann ein Projekt auf lange Sicht erfolgreich sein.

Die Schule ist sehr hierarchisch strukturiert. Wir Schüler waren eigens in einem Schülerbüro mit einem Präsidenten, Rechnungsführer, Küchenmeister usw. organisiert, das alle drei Monate neu gewählt wurde. Nur über den Schülerpräsidenten war es möglich Unstimmigkeiten an die Direktion weiterzuleiten. Dies hatte wohl auch damit zu tun, dass die Schule, zu meiner Überraschung, paramilitärisch organisiert ist. Glücklicherweise hatte ich kurz vor Beginn der Ausbildung an der Ecole de Faune meinen Wehrdienst abgeleistet, so dass mir die militärischen Strukturen vertraut waren (Abb. 2).

Jeden Morgen wurde der Flaggenappell abgehalten, und unter dem Gesang der kamerunischen Nationalhymne wurde die Nationalflagge gehisst. Danach marschierten wir Schüler zum Unterricht in die Hörsäle. Der Lehrplan war voll gepackt und wurde straff durchgeführt. Der Unterricht begann um 7:30 Uhr und endete um 17:30 Uhr, nur unterbrochen von der Mittagspause. Der Lehrstoff wurde nicht per Powerpointpräsentation oder Overheadprojektoren dargstellt, sondern die Lehrer hielten regelrechte Diktate ab, um uns die Lehrinhalte zu vermitteln. Alle drei Monate am Ende des Trimesters wurden Prüfungen geschrieben. Auf den ersten Blick schien der Unterricht sehr theorielastig zu sein, doch waren die theoretisch erlernten Kenntnisse unabdingbar, um sich während der unterschiedlichsten Exkursionen in den Nationalparks zurecht zu finden. So waren wir im Umgang mit den verschieden Wildtieren geschult und wussten, wie wir uns im Falle eines direkten Kontaktes mit einem Elefanten oder einem Nilpferd verhalten mussten.

Für die Zeit in der Wildnis musste alles notwendige Material, von den Zelten, über die Feldbetten, und die Lebensmittel bis hin zum Wasser, mitgeführt werden. Dafür standen der Schule zwei Lkw, ein Unimog, mehrere Pick - ups und zwei Busse zur Verfügung. Im Nationalpark wurden die Zelte errichtet und die Latrinen ausgehoben. Die beste Periode, um Wildtiere zu beobachten, ist die Trockenzeit. Dann sind viele Wasserlöcher ausgetrocknet, so dass die Tiere auf die verbleibenden Wasserstellen angewiesen sind und die Vegetation ist nicht mehr so üppig. Nachts kühlte es kaum noch ab. Daher schliefen wir oft unter freiem Himmel. Um unerfreuliche Begegnungen mit der Tierwelt zu vermeiden, ließen wir neben dem Feldbett eine Petroleumlampe brennen. Während der Exkursionen bewegten wir uns mit den Lehrern in der Regel zu Fuß durch den Park. Oft ist der Mensch den Tieren im Nationalpark vertraut, trotz allem handelt es sich immer um wilde Tiere und nicht um Zootiere. Viele Unfälle mit Wildtieren sind auf den fehlenden Respekt der Touristen vor diesen Tieren zurückzuführen und in aller Regel vermeidbar. Während unserer Exkursionen beobachteten wir die unterschiedlichsten Tiere, lernten ihre Fährten und ihre Verhaltensweisen kennen. Regelmäßig führten wir Bestandsaufnahmen von Flora und Fauna durch und konnten im Nachhinein mit Hilfe verschiedener statistischer Verfahren Rückschlüsse auf die Gesundheit der Population und somit auf das ökologische Gleichgewicht des Parks treffen (Abb. 3).

Im Jahr 2007 lebten noch bis zu 4 000 Elefanten in Kamerun. Seit Anfang dieses Jahres ist es bedauernswerter weise zu einem regelrechten Abschlachten dieser Tiere gekommen. In den letzten 4 Monaten sollen im Nationalpark Bouba Ndjidda bis zu 428 Tiere von sudanesischen und tschadischen Reitern mit schweren Waffen gewildert worden sein. Auch wenn der Elefant immer noch auf der Liste A des Washingtoner Artenschutzabkommens steht, also streng geschützt ist, ist die Nachfrage nach Elfenbein in den letzten Jahren in der westlichen Welt, wie auch im asiatischen Raum stark angestiegen. Mittlerweile wurden über 100 Soldaten der kamerunischen Armee zum Schutz der Tiere in die verschiedenen Nationalparks im Norden entsandt. Normalerweise ist es Aufgabe der Wildhüter, die Tiere in den Parks zu schützen und gegebenenfalls mit aller Gewalt gegen Wilderer vorzugehen. In der jetzigen Situation ist das Land allerdings auf die Hilfe der Armee angewiesen. Heutzutage sind die Wilderer nicht mehr mit alten, einläufigen Vorderladern bewaffnet, sondern verfügen in aller Regel über AK 76 Sturmgewehre, und es geht nicht mehr um die Ernährung der Familie, sondern um satte Gewinne im globalen Handel mit illegalen Wildtierteilen (Abb. 4 ).

Um gegen diese Form der Wilderei vorzugehen, ist die paramilitärische Ausbildung ein wichtiger Baustein im Lehrplan der Ecole de Faune. Während der ganzen zwei Jahre wurden wir von einem Hauptmann und einem Oberfeldwebel der kamerunischen Armee begleitet und in den unterschiedlichsten militärischen Fächern unterrichtet Auf dem Lehrplan stand zu allererst der Formaldienst. Uns wurde das korrekte Grüßen und Marschieren beigebracht. Die militärischen Grußformen bzw. der gesamte Formaldienst wird in Kamerun in Anlehnung an die französische Armee gehandhabt. Ein weiterer Pfeiler der militärischen Ausbildung war der Umgang mit den verschiedenen Schusswaffen der kamerunischen Armee. So wurden wir im Ungang mit dem AK 76, dem Colt M16, dem belgischen Fall, der deutschen MP5 und dem österreichischen AUG geschult. Erst lernten wir die verschieden Bauteile und Bedienelemente kennen, um dann die Waffen zu zerlegen und wieder zusammen zu setzen. Später ging es auf den Schießplatz, ein Feld außerhalb von Garoua. Dort wurde uns das Schießen und die Grundlagen des Gefechtsdienstes beigebracht.

Nicht nur, dass wir die militärischen Grundfertigkeiten erlernten, wir sprachen ebenso über die innere Führung. Abschließend wurde das erlernte Wissen in einer schriftlichen Prüfung abgefragt. Hier ein kleiner Auszug aus dieser Prüfung:

1.1. Was muss ein Untergebener tun, wenn er der Meinung ist, von seinem Vorgesetzten einen illegalen Befehl bekommen zu haben?

1.2. Wie muss er sich verhalten, wenn sein Vorgesetzter auf die Ausführung des Befehls besteht?

1.3. Unter welchen Bedingungen ist der Untergebene von der strafrechtlichen Verantwortlichkeit entbunden, wenn er einen illegalen Befehl befolgt hat?

Erstaunlich, in diesen Aussagen sind keine wesentlichen Unterschiede zu der inneren Führung in der Bundeswehr zu erkennen. Auf einer solchen gemeinsamen Basis scheinen mir zukünftige Einsätze bzw. die Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern oder der Afrikanischen Union gut vorstellbar bzw. weiter ausbaubar (Abb. 5).

Im Vergleich zu Europa gibt es in Garoua, wie in großen Teilen Afrikas, keine vier Jahreszeiten. Das Jahr teilt sich hier in eine lange, heiße Trockenzeit von Mitte Oktober bis Mitte Mai mit Temperaturen bis 47 Grad im Schatten, und eine Regenperiode, während der es soviel wie in Deutschland regnen kann. Nicht nur die hohen Temperaturen sind gewöhnungsbedürftig, sondern auch die Umstellung auf die afrikanisches Kost. Sie ist recht exotisch, meist aber sehr wohlschmeckend. Häufig werden die Lebensmittel, darunter auch Fleisch, unter freiem Himmel verkauft. Trotz der gewöhnungsbedürftigen Lebensmittelhygiene gibt es Garoua einen staatlichen Schlachthof, den wir im Zuge unserer Ausbildung besuchten. Hier arbeitet ein staatlicher Amtstierarzt, der für die Schlachtkörperuntersuchung verantwortlich ist. Er allein hat die Möglichkeit ein Schlachttier zu verwerfen. Dementsprechend lebt ein solcher Tierarzt sehr feudal oder nur kurz. Dies kann auf die nicht existierende Tierseuchenkasse zurückgeführt werden. Ist beispielsweise ein Rind systemisch an Tuberkulose erkrankt und der Amtstierarzt verwirft den Schlachtkörper, so steht der Hirte am Rand seiner Existenz. Dies könnte dazu führen, dass sich der Viehhirte an dem Tierarzt rächt. Um beiden Seiten genüge zu tun, hält dieser lieber die Hand auf und das Fleisch landet auf dem Markt. Allerdings wird in Afrika das Fleisch nicht als Ribeye-Steak medium oder englisch verzehrt, sondern stundenlang in den entsprechenden Soßen mitgekocht.

Hat man sich erstmal an die klimatischen und kulturellen Bedingungen gewöhnt, so gestaltet sich das tägliche Leben in Afrika ziemlich normal. Es existieren in Garoua auch ein paar kleine Supermärkte, doch diese sind ziemlich teuer, so dass man seine Einkäufe besser auf einem der Märkte tätigt. Dort ist der Puls Afrikas zu spüren. Es wimmelt nur so von Menschen in bunten Gewändern und auf hunderten von Marktständen türmen sich zahlreiche Obst- und Gemüsesorten. Von geschälten Mangos, über kreischende Hühner bis hin zu Medikamenten aller Art gibt es dort so gut wie alles zu kaufen (Abb. 6).

Ein öffentliches Verkehrsnetz existierte vor Ort nicht, doch werden an fast jeder Straßenecke Mitfahrgelegenheiten auf dem Motorrad, den sogenannten Mototax, angeboten. Nachts sollte bei der Auswahl des Fahrers aufgepasst werden, da es immer wieder vorkommt, anstatt nach Haus, in eine dunkle Ecke gefahren und dort ausgeraubt zu werden. Eines haben alle Afrikaner gemein: die all gegenwärtige und herzliche Gastfreundschaft. Für Gäste auch für Eventuelle wird stets eine Portion Essen mit zubereitet. Demzufolge wird es als unhöflich angesehen, wenn man nicht ordentlich und üppig isst, wenigstens probieren sollte man auf jeden Fall.

Zu meiner Zeit an der Ecole de Faune gestaltete sich die Kommunikation mit der Heimat noch aufwendiger. An Handys und Internet war noch gar nicht zu denken und Festnetztelefone waren eine Seltenheit. Telefonate konnten nur in speziellen „Büros“ durchgeführt werden und wenn eine Leitung nach Europa frei war, kostete die Minute eines Telefongesprächs nach Deutschland 15,- DM. Dementsprechend telefonierte ich nur zu besonderen Anlässen wie Weihnachten oder Geburtstagen mit meiner Familie und hielt ansonsten per Brief den Kontakt mit der Heimat. Mittlerweile gehört dieses Szenario der Vergangenheit an. Schon am Ende meiner Zeit wurden in Garoua Handys eingeführt und seit ein paar Jahren habe ich regelmäßig EMail- Kontakt zu Schulkameraden aus ganz Afrika. Mittlerweile besitzt auch die Ecole de Faune eine eigene Homepage: www.ecoledefaune.org

Ende letzten Jahres grassierte in Kamerun, wie in ganz Westafrika die Cholera, die tausende von Menschen das Leben kostete. Nicht nur die Cholera kommt in Kamerun vor. Kamerun ist ein Hochrisikogebiet für Krankheiten wie die Schlafkrankheit (Trypanosomiasis) oder die Malaria: Bei beiden Infektionserregern handelt es sich um Blutparasiten, die von Insekten übertragen werden. Die Schlafkrankheit wird von der Tst-Tse-Fliege (Glossinidae), welche meist tagsüber stechen, verbreitet. Der Stich dieser Fliege ist sehr schmerzhaft, so dass dieser bewusst wahrgenommen wird. Dies ist für eine eventuelle spätere Diagnostik von Bedeutung, denn von einer Chemoprophylaxe wird abgeraten. Im Gegensatz dazu werden die Malariaparasiten (Plasmodien) von Mücken der Gattung Anopheles übertragen, die in der Dämmerung bzw. der Nacht aktiv sind. Es gibt verschiedene Malariaerreger, wobei der Anteil von Plasmodium falciparum, dem Erreger der gefährlichen Malaria tropica in Kamerun einen Anteil von über 85 % einnimmt. Am Anfang meiner Zeit in Garoua nahm ich täglich Paludrin und einmal wöchentlich Chloroquin als Chemoprophylaxe zum Schutz gegen Malaria ein. An einer Malariainfektion sterben jährlich über 2 Millionen Menschen. Die meisten Todesfälle sind leider auch heute noch auf die meist schlechte medizinische Versorgung und die für viele Menschen zu teure Therapie zurückzuführen. Bei einer rechtzeitigen Diagnose von Malaria, auch eine Malaria tropica, ist die Chance auf eine erfolgreiche Therapie hoch. Ich hörte nach ungefähr zwei Monaten mit der Chemoprophylaxe auf. Mir wurde vor Ort abgeraten, wegen der Teils starken Nebenwirkungen, diese Medikamente für den gesamten Zeitraum meines Aufenthaltes einzunehmen. Ich entschied mich für eine andere Möglichkeit, nämlich für die Notfall- Selbsttherapie oder Stand-by-Therapie. Diese stellt keine Prophylaxe im engeren Sinne dar, sondern bei Auftreten von malariatypischen Symptomen, wie hohes intermittierendes Fieber, wird ein Malariamedikament. Ich erkrankte auch tatsächlich zweimal ein Malaria. Bevor ich mich allerdings selbst behandelte, ließ ich mir im Krankenhaus von Garoua die Malaria bestätigen und anschließend therapieren.

Je nach Aufenthaltsdauer in einem Malariagebiet und nach dem dort vorherrschenden Infektionsrisiko, sollte vor einer medikamentösen Malariaprophylaxe stets eine Nutzenzu- Risiko-Kalkulation durchgeführt werden. Eine Expositionsprophylaxe wie die Nutzung von Moskitonetzen und Repellents sind die wichtigsten Elemente in der Malariavorbeugung. Sie sollten auch in weniger gefährdeten Gebieten genutzt werden, nicht zuletzt um für einen ruhigen Schlaf zu sorgen (Abb. 7).

Neben Malaria gibt es unzählige andere viral, bakteriell oder parasitär bedingte Erkrankungen in Afrika, die bei uns sehr selten sind. Daher ist die Tropenmedizin für die Einsätze der Bundeswehr von besonderem Stellenwert. In diesem Zusammenhang müsste meiner Meinung nach die Veterinärmedizin verstärkt in die Tropenmedizin integriert werden, denn häufig handelt es sich um so genannte Zooanthroponosen, also um Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übergehen, wie z. B. Tollwut, Milzbrand oder Pest.

Nach zwei intensiven und lehrreichen Jahren und den unumgänglichen Abschlussprüfungen an der Ecole de Faune wurde ein großes Fest gefeiert. So beständig und diszipliniert wie meine afrikanischen Kameraden die ganze Zeit über gelernt haben, genauso schön können Sie auch feiern. An dem Tag der feierlichen Übergabe der Diplome wurden wir in grüne Roben gekleidet und ich durfte als Präsident der Schülerschaft die Abschlussrede halten. Auf diesem glanzvollen Fest wurden aber nicht nur Freudentränen vergossen, denn nach dieser Feier verließen wir die Ecole de Faune in Richtung unserer Heimatländer und unseren Familien. Für mich persönlich waren diese zwei Jahre eine sehr prägende Zeit. Ich habe die unterschiedlichsten Menschen kennen gelernt, viele Vorurteile begraben können und bin gestärkt aus Afrika zurückgekehrt.

 

Datum: 01.10.2012

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